Grizzly
Problembär
Der zweite Weltkrieg war ein Speedkrieg – von Adolf Hitler bis Heinrich Böll waren alle auf "Pervitin". An KZ-Häftlingen wurden die Drogen getestet.
Es wirkt sehr schnell. Eben noch müde oder niedergeschlagen, ist man plötzlich wach und heiter. Hunger und Durst sind wie weggeblasen, obwohl man jetzt literweise Rotwein trinken könnte, ohne umzufallen. Das Herz rast, und Wellen wohliger Wärme durchfluten den Körper. Licht wirkt greller.
Jetzt könnte man die Fassade dort hochklettern oder jede andere aberwitzige Aufgabe lösen, spielend, so sehr fliegen einem Kraft, Mut und Geschicklichkeit zu. Das Selbstvertrauen und die Risikobereitschaft steigen in gefährliche Höhen, zumal die Wirkung einfach nicht nachlassen will. Davon möchte man auch anderen Leuten gerne ausführlichst erzählen. ( ... )
Pervitin war der Markenname von N-Methylamphetamin. Heute spricht man, je nach Szene und Zusammensetzung, von Meth, Crystal oder einfach Speed. Im Zweiten Weltkrieg war von "Panzerschokolade", "Stuka-Tabletten" oder "Hermann-Göring-Pillen" die Rede.
Vor allem bei den blitzartigen Feldzügen in Polen 1939 und in Frankreich 1940 hatten es die Gegner der Wehrmacht mit chemisch aufgeputschten Soldaten zu tun. Insgesamt sollen bis 1945 mehr als 60 Millionen Pillen Pervitin an die kämpfende Truppe verabreicht worden sein. Der Zweite Weltkrieg war ein Speedkrieg. ( ... )
Wie beiläufig der Drogenmissbrauch in der Führungsspitze praktiziert wurde, geht aus einem Tagebucheintrag Joseph Goebbels vom Obersalzberg am 6. Juni 1944 hervor: "Professor Morell hilft mir etwas, meinen ein wenig entkräfteten Gesundheitszustand aufzubessern. Er ist auch dem Führer in letzter Zeit gesundheitlich eine große Stütze gewesen. Ich kann das bei meinem Zusammentreffen mit dem Führer feststellen, der blendend aussieht und sich in guter Stimmung befindet."
Es kann angenommen werden, dass Hitlers rapider gesundheitlicher Abbau unter anderem drogeninduziert war. Eine der vielen Langzeitfolgen von Speed sind übrigens paranoide Zustände, die schnell in Wutanfälle umschlagen.
Ganzer Text:
Drogen im II. Weltkrieg: Wach und heiter und so weiter - taz.de
Es wirkt sehr schnell. Eben noch müde oder niedergeschlagen, ist man plötzlich wach und heiter. Hunger und Durst sind wie weggeblasen, obwohl man jetzt literweise Rotwein trinken könnte, ohne umzufallen. Das Herz rast, und Wellen wohliger Wärme durchfluten den Körper. Licht wirkt greller.
Jetzt könnte man die Fassade dort hochklettern oder jede andere aberwitzige Aufgabe lösen, spielend, so sehr fliegen einem Kraft, Mut und Geschicklichkeit zu. Das Selbstvertrauen und die Risikobereitschaft steigen in gefährliche Höhen, zumal die Wirkung einfach nicht nachlassen will. Davon möchte man auch anderen Leuten gerne ausführlichst erzählen. ( ... )
Pervitin war der Markenname von N-Methylamphetamin. Heute spricht man, je nach Szene und Zusammensetzung, von Meth, Crystal oder einfach Speed. Im Zweiten Weltkrieg war von "Panzerschokolade", "Stuka-Tabletten" oder "Hermann-Göring-Pillen" die Rede.
Vor allem bei den blitzartigen Feldzügen in Polen 1939 und in Frankreich 1940 hatten es die Gegner der Wehrmacht mit chemisch aufgeputschten Soldaten zu tun. Insgesamt sollen bis 1945 mehr als 60 Millionen Pillen Pervitin an die kämpfende Truppe verabreicht worden sein. Der Zweite Weltkrieg war ein Speedkrieg. ( ... )
Wie beiläufig der Drogenmissbrauch in der Führungsspitze praktiziert wurde, geht aus einem Tagebucheintrag Joseph Goebbels vom Obersalzberg am 6. Juni 1944 hervor: "Professor Morell hilft mir etwas, meinen ein wenig entkräfteten Gesundheitszustand aufzubessern. Er ist auch dem Führer in letzter Zeit gesundheitlich eine große Stütze gewesen. Ich kann das bei meinem Zusammentreffen mit dem Führer feststellen, der blendend aussieht und sich in guter Stimmung befindet."
Es kann angenommen werden, dass Hitlers rapider gesundheitlicher Abbau unter anderem drogeninduziert war. Eine der vielen Langzeitfolgen von Speed sind übrigens paranoide Zustände, die schnell in Wutanfälle umschlagen.
Ganzer Text:
Drogen im II. Weltkrieg: Wach und heiter und so weiter - taz.de