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Dzeko Interview

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VfL Wolfsburg: Edin Dzeko wehrt sich am liebsten mit Toren - Nachrichten Sport - Fußball - WELT ONLINE

WELT ONLINE: Der FC Schalke 04 stürmt in die Champions League, Ihr VfL Wolfsburg steckt im Mittelmaß fest. Es muss Ihnen doch wehtun zuzusehen, wie die Schalker das Wolfsburger Erbe antreten, Herr Dzeko?

Edin Dzeko: Warum sollte mir das denn wehtun? Wo Felix Magath ist, da ist nun mal der Erfolg. Für mich ist das nichts Neues. Wo auch immer Magath arbeitet, passiert etwas Positives. Das hat er hier in Wolfsburg gezeigt, vorher bei Bayern München und jetzt wieder bei Schalke 04.
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WELT ONLINE: Magath hat Sie für den deutschen Profifußball entdeckt. Können Sie sein Geheimnis erklären?

Dzeko: Da gibt es kein Geheimnis. Es geht einfach nur um harte Arbeit. Dadurch will Magath jeden einzelnen Spieler und damit die ganze Mannschaft verbessern. Ein Beispiel: In meiner ersten Bundesligasaison habe ich mit dem Kopf so gut wie keine Tore gemacht. Also haben wir immer und immer wieder daran gearbeitet, seitdem klappt auch das. Wie man in unserer Meister-Saison gesehen hat: Seine Methode hat in Wolfsburg bei der ganzen Mannschaft geklappt. Und bei Schalke sieht man jetzt, was mit Kevin Kuranyi passiert.

WELT ONLINE: Ihrer Meinung nach gehört Kuranyi also wieder in die Nationalelf?

Dzeko: Natürlich, er hat das verdient. Deutschland braucht einen solchen Spieler bei der Weltmeisterschaft. Kuranyi ist im Moment der beste deutsche Stürmer. Warum sollte ausgerechnet er sich die WM von zu Hause aus angucken? Er muss unbedingt spielen.

WELT ONLINE: Und Sie sind im Moment der beste ausländische Stürmer der Liga?

Dzeko: Die Konkurrenz um die Torjäger-Kanone ist sehr groß. Da sind viele gute Leute unterwegs, Ausländer und Deutsche.

WELT ONLINE: Aber die ganz großen Auftritte in der Bundesliga haben derzeit andere. Und international stecken Sie persönlich in der zweitklassigen Europa League fest.

Dzeko: Tja, natürlich ist das nicht die Champions League. Aber immerhin stehen wir im Viertelfinale. Das ist der bisher größte internationale Erfolg, den Wolfsburg je hatte. Ich finde die Europa League sehr interessant.


WELT ONLINE: Interessant? Bei Ihren Möglichkeiten muss dieser Wettbewerb doch eine Strafarbeit sein.

Dzeko: Wir sind mit dem VfL immer noch Deutscher Meister. Aber wir haben zwischendurch nicht mehr so gespielt. Dass wir in der Champions League ausgeschieden sind, war Pech. Aber letzte Saison Meister zu werden und jetzt im Viertelfinale der Europa League zu stehen, finde ich nicht so schlecht.

WELT ONLINE: Sie werden vor allem in England immer wieder für Ihren Stil gelobt, auch wenn Sie in dieser Woche beim Viertelfinal-Hinspiel in Fulham (1:2) nicht trafen. Demnach passt Edin Dzeko perfekt zum englischen Fußball, oder?

Dzeko: Ob mein Stil perfekt zum englischen Fußball passt, weiß ich nicht. Aber gegen Vereine aus der besten Liga der Welt zu spielen, macht mir schon großen Spaß.

WELT ONLINE: Also ist England besser als Italien?

Dzeko: Wie bitte?

WELT ONLINE: Alle Welt grübelt, ob Sie im Sommer nach England, Italien oder sogar innerhalb der Bundesliga wechseln.

Dzeko: Was im Sommer sein wird, das weiß ich auch noch nicht genau. Aber ich entscheide am Ende selber, zu welchem Verein ich gehe oder ob ich bleibe. Und wenn ich wechsele, werde ich nicht einfach nur wegen des Geldes wechseln.

WELT ONLINE: Aber der AC Mailand, Inter Mailand, der FC Chelsea und der FC Arsenal sollen bereits Schlange für Sie stehen.

Dzeko: Bevor ich ernsthaft nachdenke, muss etwas Konkretes auf dem Tisch liegen. Ob und welche Angebote vorliegen, das gehört nicht in die Öffentlichkeit.

WELT ONLINE: Die Ablösesumme, die Ihren Wechsel möglich macht, beträgt vertragsgemäß 40 Millionen Euro. Macht eine solche Summe stolz oder sorgt sie für Druck, der auf dem Platz stört?


Dzeko: Mich interessiert nicht, um wie viele Millionen es geht. Darüber will ich mir keine Gedanken machen. Dann entsteht nur Druck. Ob ich wirklich so viel Geld wert bin, müssen andere entscheiden. In der letzten Saison haben wir doch alle gesehen, was Fußball für ein großes Geschäft ist. 100 Millionen Euro für Cristiano Ronaldo, 70 Millionen Euro für Kaka. Das ist verrückt, aber eben ein Big Business. So ist das nun einmal.

WELT ONLINE: Insbesondere mit Blick auf die Verhältnisse in Ihrer Heimat Bosnien muss Ihnen eine solche Summe verrückt vorkommen.

Dzeko: Der Krieg dort war sehr traurig, die Menschen haben sehr gelitten. Aber das Ganze ist jetzt schon 15 Jahre her. Ich habe mich als Kind vier Jahre lang immer geduckt, wenn es irgendwo geknallt hat. Mir hätte bei all den Bomben jeden Moment etwas passieren können. Die alltäglichen Sorgen, die es hier in Deutschland gibt, sind im Vergleich dazu für mich keine Sorgen. Die sind dagegen ein Witz. Aber der Krieg ist nicht mehr in meinem Kopf. Ich will lieber in die Zukunft sehen.

WELT ONLINE: Weil auch die Gegenwart im bosnischen Fußball immer noch sehr trist ist, oder?

Dzeko: Die aktuellen Probleme des bosnischen Fußballs ärgern mich. Wenn es so viel Korruption gibt wie dort, dann ist der Fußball nicht mehr interessant. Und das ist neben dem Geld der Grund, warum alle guten bosnischen Fußballer ins Ausland gehen.

WELT ONLINE: Dank des mit Fußball verdienten Geldes können Sie mittlerweile ein Leben voller Luxus führen.

Dzeko: Ich brauche kein luxuriöses Leben. Ich bin ein ganz normaler Mensch und wohne seit zweieinhalb Jahren in Vorsfelde. Hier habe ich viele Freunde: Deutsche und Bosnier. Aber wenn ich zu Hause bin, will ich mich ausruhen und Ruhe haben. Da brauche ich keine Reporter und Autogrammjäger.

WELT ONLINE: Aber am Trainingsplatz erfüllen Sie stets alle Autogrammwünsche und stehen für Schnappschüsse bereit.

Dzeko: Ich bin so aufgewachsen und erzogen worden. Und ich kann nicht Nein sagen.

WELT ONLINE: Sind Sie deshalb nach der Meisterschaft auch noch eine Saison beim VfL Wolfsburg geblieben?

Dzeko: Wir haben mit dem Meistertitel etwas geschafft, das für diesen Verein nicht normal war. Und wir haben gedacht, dass wir etwas Ähnliches noch einmal schaffen. Natürlich waren für mich auch die Spiele in der Champions League ein Grund zu bleiben. Dort zu spielen, ist für mich ein Traum. Ich will da einfach hin.

WELT ONLINE: Selbst Ihr Wolfsburger Sturmpartner Grafite glaubt inzwischen nicht mehr daran, dass Sie noch eine weitere Saison in Wolfsburg bleiben.

Dzeko: Das ist seine Meinung. Nach dieser ist er gefragt worden.

WELT ONLINE: Aber Sie haben die WM-Teilnahme mit Bosnien verpasst. Es wäre deshalb die logische Konsequenz, zu einem großen Verein zu wechseln, um sich im internationalen Fußball zeigen zu können.

Dzeko: Ich habe meine Karriere nicht voll durchgeplant. Es geht um das, was für meine Zukunft als Fußballer am besten ist.

WELT ONLINE: Sind Sie nicht viel zu nett und zu brav für die großen, europäischen Klubs?

Dzeko: Warum? Muss ich da ein Arschloch sein?


WELT ONLINE: Auch wenn der AC Mailand Ihr Lieblingsklub ist: Man muss sich dort gegen mehrere hochkarätige Stürmer durchsetzen und sicher gegenüber Kollegen auch einmal ein Schwein sein.

Dzeko: Vielleicht bin ich auf dem Platz sogar so. Aber wenn, dann nur im positiven Sinn. Ich will immer gewinnen. Aber ich würde nie im Leben einen Gegenspieler absichtlich verletzen. Wenn mich – wie zuletzt im Bundesliga-Spiel bei Mainz 05 – die gegnerischen Fans ohne Grund die ganze Zeit auspfeifen, dann wehre ich mich. In dem Fall mit Toren.

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Magath und Dzeko, hocken auf 'nem Baümchen, halten sich das Händchen, und geben sich ein Küsschen! :lover:
 
Der Krieg dort war sehr traurig, die Menschen haben sehr gelitten. Aber das Ganze ist jetzt schon 15 Jahre her. Ich habe mich als Kind vier Jahre lang immer geduckt, wenn es irgendwo geknallt hat. Mir hätte bei all den Bomben jeden Moment etwas passieren können. Die alltäglichen Sorgen, die es hier in Deutschland gibt, sind im Vergleich dazu für mich keine Sorgen. Die sind dagegen ein Witz
 
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