Cebrail
Top-Poster
Sie haben keine Berechtigung Anhänge anzusehen. Anhänge sind ausgeblendet.
Hüseyin Avni Karslıoglu ist der neue türkische Botschafter in Deutschland.
Hüseyin Avni Karslıoglu ist ein außergewöhnlicher Name. Denn er hat es geschafft in allen Bereichen anders zu sein.“ Der prominente türkische Journalist Metehan Demir zielt mit seiner Charakterisierung des neuen Botschafters der Republik Türkei in Berlin auch auf Äußerlichkeiten. Konkret auf den Ohrstecker des Diplomaten. Und tatsächlich scheint es kein Porträt in der deutschen Medienlandschaft zu geben, das diese optische Besonderheit ausspart. Ebenso wird auf die für einen Spitzendiplomaten eher ungewöhnlichen, schulterlangen Haare Karslıoglus verwiesen.
Doch da ist in der Tat mehr, dass Karslıoglu zu einem besonderen Mann auf dem Botschafterposten in Berlin macht. So ist er der erste türkische Botschafter in Deutschland, der die Landessprache fließend beherrscht. Der 1956 im anatolischen Yozgat geborene Karslıoglu ist zum Teil in den süddeutschen Städten Donaueschingen und Kaiserslautern aufgewachsen. Sein Vater floh nach dem Putsch von 1960 nach Deutschland und arbeitete auch dort als Arzt. Nach der Grundschule kehrte Hüseyin Avni Karslıoglu wieder in seine türkische Heimat zurück. Mit Erinnerungen an schöne Kindheitsjahre in Deutschland, zu denen auch kulinarische Besonderheiten wie „Lebkuchen und Stinkekäse“ zählten.
In Ankara studierte er Politikwissenschaften und entschied sich anschließend für den Staatsdienst. Seine erste Auslandsstation war der Posten als 3. Botschaftssekretär im Iran Mitte der Achtzigerjahre; es folgten unter anderem Stationen in Australien, bei den Vereinten Nationen in New York, in Norwegen und im Kaukasus. Bevor ihn Staatspräsident Abdullah Gül 2008 zum Leiter seines Präsidialamts machte, hatte Karslıoglu sein erstes Botschafteramt in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ausgeübt.
„Werte, die Deutsche und Türken teilen“
Das Verhältnis der beiden Männer wird als sehr harmonisch beschrieben, und Karslıoglus Entsendung nach Berlin als Beweis dafür gewertet, wie wichtig der türkischen Staatsführung der Posten des Botschafters in Deutschland ist. Karslıoglu hat in den ersten Monaten seiner Amtszeit deutlich gemacht, dass ihm das Thema Integration besonders am Herzen liegt.
Ob Türken oder türkischstämmige Mitbürger in Deutschland, viele von ihnen hätten sich bereits bestens integriert, sagt er. Sie alle könnten einen „guten Beitrag“ leisten für die deutsche Gesellschaft. Dennoch möchte Karslıoglu daran arbeiten, dass Deutschland noch „bunter“ wird. Zweisprachige Kindergärten, in denen Deutsch und Türkisch gesprochen wird, könnten helfen, die Integration noch weiter voranzutreiben. Der Botschafter betont das Verbindende zwischen beiden Ländern: „Wir müssen daran arbeiten, dass uns die Werte, die Deutsche und Türken teilen, wie Demokratie und liberale Marktwirtschaft, noch enger zusammenbringen.“
Karslıoglu verhehlt nicht, dass die Mordserie der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU an türkischstämmigen Mitbürgern dem Ansehen der Bundesrepublik geschadet habe. Im Anschluss an die offizielle Gedenkfeier des deutschen Staates für die Mordopfer Ende Februar 2012, hatte der Botschafter Familien und Freunde der Ermordeten zu einem Mittagessen ins Türkische Haus in Berlin eingeladen. Ebenfalls zu Gast war der gerade für das Amt des Bundespräsidenten nominierte Joachim Gauck, der erklärte: „Wir waren einander nah an einem dunklen Tag.“ Auch an diesem Tag betonte Karslıoglu das Verbindende zwischen Türken und Deutschen: „Es ist nun an der Zeit, mit Entschiedenheit und Besonnenheit den Tag abzuwarten, an dem Gerechtigkeit einkehrt, und unseren allernächsten deutschen Freund noch fester zu umarmen.“
Der Botschafter machte bereits deutlich, dass er das Verständnis zwischen Deutschen und Türken auch durch die in Deutschland lebenden türkischen Kulturschaffenden befördern will. Dass ihm zudem wirtschaftliche Fragen wichtig sind, hebt er in seinem Grußwort an die türkische Gemeinschaft in Deutschland hervor: „Zwischen Deutschland und der Türkei, die aufgrund ihrer Produktion stetig wachsen und die größte beziehungsweise sechstgrößte Volkswirtschaft in Europa sind, besteht ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Ich werde die Bemühungen unterstützen, dieses Potenzial durch Schaffung neuer Kooperationsfelder bestmöglich zu nutzen.“
Hüseyin Avni Karslıoglu sieht sich als Diener seines Landes. Und den Ohrstecker, der ihn von vielen Staatsdienern unterscheidet, trägt er aus ebendiesem Grund. Der Botschafter verweist auf Sultan Selim I. (1470 – 1520), der ebenfalls einen Ohrring getragen habe – in einer Zeit, in der Ohrringe als Zeichen der Sklaven galten. „Der Sultan wollte damit zeigen, dass auch er ein Diener ist, Diener seines Volkes und Diener Gottes. Wir Beamten sollten nicht vergessen, dass wir Diener unserer Bürger sind
Anhänge
Sie haben keine Berechtigung Anhänge anzusehen. Anhänge sind ausgeblendet.