in diesem Artikel wird einiges Klar was eine Propaganda anrichten kann dass heute noch das Bild mancher nicht-Albanern (auch im BF) prägt.
Es ist nicht so dass ich an der Vergangenheit hänge, auh nicht dass ich deswegen auf eine Rache plädiere, sondern es soll Aufklärungen geben die einem die Augen für die Zukunft eröffnen sollen
Eine Gruppe von Machos
Erich Rathfelders ist langjähriger Südosteuropa-Korrespondent der „taz“ und der „Presse“. Teile seiner Spurensuche hat er in seinem Buch „Kosovo – Geschichte eines Konflikts“ zusammengetragen.
In der Redaktion der Berliner „taz“ war man verwundert und schockiert zugleich: Was war da nur los, im Süden Jugoslawiens? Im Süden des Landes, dessen Adriastrände jeden Sommer unzählige deutsche Touristen bevölkerten und dessen kommunistisches System in Westeuropa stets sympathischer erschien als das des Warschauer Pakts. Tausende serbische Frauen gingen im Herbst 1987 im Kosovo auf die Straße – um dagegen zu protestieren, dass serbische Frauen massenhaft von Albanern vergewaltigt werden. In der „taz“ war man sich rasch einig: Jemand muss im Kosovo Nachschau halten, muss herausfinden, was da im Süden des sozialistischen Vielvölkerstaates vor sich ging. Also machte sich Erich Rathfelder, zuständig für Osteuropa, auf den Weg. Er begann eine Spurensuche, die ihn in jeden Winkel des ehemaligen Jugoslawien führen sollte und die bis heute nicht abgeschlossen ist.
Erich Rathfelder ist langjähriger Südosteuropa-Korrespondent der „taz“ und der „Presse“. Er berichtete von den Kriegen in Kroatien, Bosnien und Herzegowina, im Kosovo und in Mazedonien. Teile seiner Spurensuche hat er in seinem Buch „Kosovo – Geschichte eines Konflikts“ zusammengetragen.
Nach Zwischenstopps in Slowenien, Kroatien und Serbien traf Rathfelder 1987 im Kosovo ein. Er suchte nach den Organisatorinnen der Protestkundgebungen gegen die albanischen Vergewaltiger. Er wurde fündig. Doch er stieß dabei nicht auf eine Frauenbewegung, sondern auf eine Gruppe bewaffneter Machos, die über einen „Genozid“ an den Serben im Kosovo klagten, und darüber, dass sich die Kosovo-Albaner „wie Kaninchen“ vermehrten. Die Gruppe pflegte Kontakte zu Nationalisten in Serbien.
Ein Journalist mit Haltung
Rathfelder machte den serbischen Nationalismus als hauptverantwortliche Kraft für die Spannungen im Kosovo, die Desintegration Jugoslawiens und die späteren Kriege aus. Er klagt, dass viele im Westen damals die Gefährlichkeit dieser Kraft unterschätzt hätten. Eine Erkenntnis, ja eine Einstellung, die seine jahrzehntelange Berichterstattung über die Region ebenso prägten wie sein Kosovo-Buch. Denn Erich Rathfelder ist ein Journalist, der Position bezieht, der klare Forderungen stellt: etwa, dass Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen müsse, bevor es der EU beitreten dürfe.
Jetzt wurden es drei Jahre, dass der Kosovo seine Eigenstaatlichkeit erklärte. Und der Weg dorthin war lang. Erich Rathfelder zeichnet ihn in reportagehaften Texten penibel nach und lässt alle wichtigen Akteure in Interviews zu Wort kommen: von Veton Surroi über Agim Çeku bis Hashim Thaçi. Erich Rathfelder beschreibt, analysiert und kritisiert.
Auch die sogenannte „internationale Gemeinschaft“ und die neuen Herrscher des Kosovo bleiben nicht von seiner Kritik verschont. Er wirft die Frage auf, ob der Ahtisaari-Plan mit seiner überwachten Unabhängigkeit dem Kosovo tatsächlich volle Eigenständigkeit und Einheit gebracht hat. Und er zitiert einen
albanischen Gesprächspartner, der ein Jahr nach der Unabhängigkeit festgestellt hat: „Erst wenn die EU-Mission Eulex gegen Korruption und Mafia vorgeht, sind wir wirklich frei.“ ■
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2011)
Eine Gruppe von Machos « DiePresse.com
Es ist nicht so dass ich an der Vergangenheit hänge, auh nicht dass ich deswegen auf eine Rache plädiere, sondern es soll Aufklärungen geben die einem die Augen für die Zukunft eröffnen sollen
Eine Gruppe von Machos
Erich Rathfelders ist langjähriger Südosteuropa-Korrespondent der „taz“ und der „Presse“. Teile seiner Spurensuche hat er in seinem Buch „Kosovo – Geschichte eines Konflikts“ zusammengetragen.
In der Redaktion der Berliner „taz“ war man verwundert und schockiert zugleich: Was war da nur los, im Süden Jugoslawiens? Im Süden des Landes, dessen Adriastrände jeden Sommer unzählige deutsche Touristen bevölkerten und dessen kommunistisches System in Westeuropa stets sympathischer erschien als das des Warschauer Pakts. Tausende serbische Frauen gingen im Herbst 1987 im Kosovo auf die Straße – um dagegen zu protestieren, dass serbische Frauen massenhaft von Albanern vergewaltigt werden. In der „taz“ war man sich rasch einig: Jemand muss im Kosovo Nachschau halten, muss herausfinden, was da im Süden des sozialistischen Vielvölkerstaates vor sich ging. Also machte sich Erich Rathfelder, zuständig für Osteuropa, auf den Weg. Er begann eine Spurensuche, die ihn in jeden Winkel des ehemaligen Jugoslawien führen sollte und die bis heute nicht abgeschlossen ist.
Erich Rathfelder ist langjähriger Südosteuropa-Korrespondent der „taz“ und der „Presse“. Er berichtete von den Kriegen in Kroatien, Bosnien und Herzegowina, im Kosovo und in Mazedonien. Teile seiner Spurensuche hat er in seinem Buch „Kosovo – Geschichte eines Konflikts“ zusammengetragen.
Nach Zwischenstopps in Slowenien, Kroatien und Serbien traf Rathfelder 1987 im Kosovo ein. Er suchte nach den Organisatorinnen der Protestkundgebungen gegen die albanischen Vergewaltiger. Er wurde fündig. Doch er stieß dabei nicht auf eine Frauenbewegung, sondern auf eine Gruppe bewaffneter Machos, die über einen „Genozid“ an den Serben im Kosovo klagten, und darüber, dass sich die Kosovo-Albaner „wie Kaninchen“ vermehrten. Die Gruppe pflegte Kontakte zu Nationalisten in Serbien.
Ein Journalist mit Haltung
Rathfelder machte den serbischen Nationalismus als hauptverantwortliche Kraft für die Spannungen im Kosovo, die Desintegration Jugoslawiens und die späteren Kriege aus. Er klagt, dass viele im Westen damals die Gefährlichkeit dieser Kraft unterschätzt hätten. Eine Erkenntnis, ja eine Einstellung, die seine jahrzehntelange Berichterstattung über die Region ebenso prägten wie sein Kosovo-Buch. Denn Erich Rathfelder ist ein Journalist, der Position bezieht, der klare Forderungen stellt: etwa, dass Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen müsse, bevor es der EU beitreten dürfe.
Jetzt wurden es drei Jahre, dass der Kosovo seine Eigenstaatlichkeit erklärte. Und der Weg dorthin war lang. Erich Rathfelder zeichnet ihn in reportagehaften Texten penibel nach und lässt alle wichtigen Akteure in Interviews zu Wort kommen: von Veton Surroi über Agim Çeku bis Hashim Thaçi. Erich Rathfelder beschreibt, analysiert und kritisiert.
Auch die sogenannte „internationale Gemeinschaft“ und die neuen Herrscher des Kosovo bleiben nicht von seiner Kritik verschont. Er wirft die Frage auf, ob der Ahtisaari-Plan mit seiner überwachten Unabhängigkeit dem Kosovo tatsächlich volle Eigenständigkeit und Einheit gebracht hat. Und er zitiert einen
albanischen Gesprächspartner, der ein Jahr nach der Unabhängigkeit festgestellt hat: „Erst wenn die EU-Mission Eulex gegen Korruption und Mafia vorgeht, sind wir wirklich frei.“ ■
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2011)
Eine Gruppe von Machos « DiePresse.com