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Einwanderungsland Türkei

Magnificient

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Einwanderungsland Türkei

Vor allem Frauen aus Osteuropa und Zentralasien finden als Haushaltshilfen ein Auskommen

In der Türkei grassiert trotz Wirtschaftsboom die Arbeitslosigkeit. Viele Türken träumen daher vom Auswandern. Gleichzeitig strömen immer mehr weibliche Arbeitskräfte in die Türkei, um als Kindermädchen oder Putzhilfen ihr Einkommen zu verdienen.

Der junge Elektriker Ali ist ganz aus dem Häuschen. Nächstes Jahr schon will er nach Deutschland gehen und das grosse Geld verdienen, anstatt jeden Morgen wie die anderen Arbeitslosen im Park vor der Moschee auf einer Bank zu sitzen, zuzusehen, wie die Tauben gefüttert werden, und nervös mit der Gebetskette zu spielen. Ali ist mittlerweile kein typischer Fall mehr. Wenn junge Türken ans Auswandern denken, so haben sie nicht mehr Europa, sondern meistens die USA oder Kanada im Sinn. Der türkische Arbeitsmarkt selbst ist trotz einem seit mehreren Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Boom völlig überlaufen. Im Sommer sank die Arbeitslosenquote zwar erstmals etwas unter 9 Prozent, doch im Winter sind wieder 11 Prozent zu erwarten. Gleichzeitig kämpft der Arbeitsmarkt mit strukturellen Problemen: Einerseits drängt mit jedem neuen Jahr ein stärkerer Jahrgang nach, eine Folge des Geburtenüberschusses. Anderseits geht die Beschäftigung in der Landwirtschaft zurück; letztes Jahr um rund eine Million Beschäftigte.

Mehr Zuwanderung als Abwanderung

Trotz diesen Schwierigkeiten ist die Türkei heute ein Land, das erheblich mehr Arbeitskräfte von aussen aufnimmt, als es aussendet. Die Handelskammer von Istanbul (ITO) hat schon vor zwei Jahren, als der Boom der türkischen Wirtschaft erst im Anrollen war, die Zahl der in der Türkei arbeitenden Ausländer auf eine Million Personen geschätzt. Es gibt nur Schätzungen und keine präzisen Zahlen, denn die wenigsten der in der Türkei arbeitenden Ausländer besitzen eine Arbeitserlaubnis. Nach den Recherchen der Handelskammer kommen diese Gastarbeiter aus 163 Ländern. Den weitaus grössten Anteil stellen einige Regionen in der weiteren Nachbarschaft der Türkei, etwa Bulgarien, Rumänien, die Moldau, die Ukraine, der Kaukasus und Zentralasien. Die ausländischen Arbeitskräfte sind vorwiegend Frauen, von denen der grösste Teil im Haushalt arbeitet.

Eine von ihnen ist Gunca. Die Neunzehnjährige ist mit einer grossen Tasche als einzigem Gepäckstück aus Turkmenistan nach Istanbul gekommen. In der Tasche trägt sie neben wenigen Habseligkeiten ihren grössten Schatz, zwei Fotos von ihrer dreijährigen Tochter Rosa, die sie ein ganzes Jahr nicht sehen wird. Gunca hat sich nämlich entschieden, nicht wie andere Zuzügerinnen alle drei Monate auszureisen, um sich ihren Sichtvermerk im Pass erneuern zu lassen. Turkmenistan ist zu weit, der Flug kostet über zweihundert Dollar. Da lohnt es sich, zu bleiben und am Jahresende die dreihundert Dollar Strafe für das abgelaufene Visum zu bezahlen. Das Risiko, dass die Türkei die Strafe in der Zwischenzeit erhöht, nimmt sie in Kauf.


Mutter und Tochter in Istanbul

Eine weniger gute Position auf dem Arbeitsmarkt hat die 26-jährige Georgierin Irina. Sie war in ihrer Heimat als Krankenschwester tätig und hat ausser ihrer Muttersprache nur Russisch gelernt, das ihr in der Türkei nichts nützt. Als sie in Istanbul ankam, konnte sie kein Wort Türkisch. Das ist nicht nur ein entscheidender Nachteil bei der Stellenvermittlung, sondern bedeutet auch, dass sie keine Zeitung und kein Buch lesen kann und ihr vom Fernsehen nur Bilder und Musik bleiben. Irina musste ein zweijähriges und ein sechsjähriges Kind bei ihrer älteren Schwester in Tbilissi zurücklassen und kann sie nur alle drei Monate für zwei Tage besuchen. Das bedeutet nahezu fünf weitere Tage für die Fahrt mit dem Bus hin und zurück, denn einen Flug kann auch sie sich nicht leisten. Der Abschied von den Kindern fällt ihr jedes Mal erneut schwer.
Irina würde es in der Türkei wohl nicht aushalten, würde nicht auch ihre Mutter als Kindermädchen in Istanbul arbeiten. Diese hält sich schon länger im Land auf und hat bereits recht gut Türkisch gelernt - und muss ihrer Tochter beim Gespräch ständig helfen. Die beiden Frauen sind zu einer kleinen Kirche gekommen, die vor Jahrhunderten von georgischen Emigranten vor den Toren von Istanbul erbaut wurde. Mittlerweile liegt sie völlig versteckt im Häusermeer des Stadtviertels Bomonti. Irinas Mutter scheint eine tüchtige Angestellte zu sein. Ihr wurde sogar eine bessere Arbeitsstelle angeboten, doch wechseln konnte sie nicht, denn ihre alten Arbeitgeber wollten ihr den Pass nicht aushändigen. Die Praxis, von den Immigranten bei Stellenantritt sofort den Pass einzufordern, wird von Vermittlern als Schutz vor Diebstahl empfohlen. Doch dadurch sind die Frauen ihren Arbeitgebern auch viel stärker ausgeliefert.

http://www.nzz.ch/2006/10/04/ma/articleEJ7PU.html

Später kommen alle in die Türkei, wenn Holland und andere Länder überflutet woren sind, ihr seit alle herzich Willkommen .))
 
Magnificient schrieb:
Einwanderungsland Türkei

Vor allem Frauen aus Osteuropa und Zentralasien finden als Haushaltshilfen ein Auskommen

In der Türkei grassiert trotz Wirtschaftsboom die Arbeitslosigkeit. Viele Türken träumen daher vom Auswandern. Gleichzeitig strömen immer mehr weibliche Arbeitskräfte in die Türkei, um als Kindermädchen oder Putzhilfen ihr Einkommen zu verdienen.

Warum wird nur das harmlose hingeschrieben?
 
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