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[h=1]Elefant weint, als er nach 50 Jahren befreit wird[/h]Ein halbes Jahrhundert hat ein Elefant in indischer Gefangenschaft gelebt. Bei Nacht wurde Raju nun befreit. Dem Dickhäuter seien Tränen gekommen, als die Retter ihm die Spikeketten abnahmen.
Von Caroline Stern
Foto: @WildlifeSOSDer verwundete Elefant Raju kurz nach seiner Befreiung im Rettungscenter Mathura im indischen Bundesstaat Uttar PradeshBild teilenBild teilen
50 Jahre Tortur hat ein Elefant im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh über sich ergehen lassen müssen, wie die britische Zeitung "Independent" berichtet. An den Beinen war er mit schweren Ketten gefesselt, deren Spikes in sein Fleisch schnitten und Arthrose schürten. Als der Elefantenbulle Raju nun von der Tierschutzorganisation Wildlife SOS befreit wurde, seien ihm Tränen über das Gesicht gelaufen, wie beteiligte Aktivisten sagten. Dieser Ausdruck der Emotion habe sie sehr erstaunt.
Die gewagte Rettungsaktion bei Mitternacht wurde von der indischen Polizei und Staatsbeamten unterstützt. Raju war in die Fänge eines drogenabhängigen Mannes geraten, der ihn jahrelang zum Betteln missbraucht und vernachlässigt hatte. Per Gerichtsbeschluss wurde nun entschieden, dem Quäler das Tier wegzunehmen.
Doch der Besitzer hatte es den Tierschützern nicht leicht gemacht und Raju noch mehr Ketten umgelegt sowie die Straßen blockiert, um die Befreiung mit einem Lkw zu verhindern.
[h=2]Elefantenmagen mit Papier und Plastik gefüllt[/h]Mehrere Stunden sollen die Aktivisten gebraucht haben, um sich dem gepeinigten Elefanten zu nähern und dessen Vertrauen zu gewinnen. Sie fütterten ihn mit Obst und sprachen ihm ruhig zu, wie ein Video zeigt. Bei seinem Vorbesitzer habe der Dickhäuter den Magen mit Papier und Plastik gefüllt bekommen, heißt es laut britischen Medien.
"Wir wussten, er spürt, dass wir ihn befreien", sagte Pooja Binepal von der Tierschutzorganisation. "Elefanten sind hochintelligente Tiere, die erwiesenermaßen auch trauern können. Welch eine Tortur muss dieses halbe Jahrhundert für ihn gewesen sein." Kartick Satyanarayan, Mitbegründer der Vereinigung, sagte: "Es war, als ob er das erste Mal nach sehr langer Zeit Hoffnung empfand."
45 Minuten habe es gedauert, die spitzen Ketten von seinen Knöcheln zu entfernen. Das geschah im Naturschutzzentrum der nordindischen Stadt Mathura, 560 Kilometer entfernt vom Ort der Pein und drei Tage nach der Befreiung mit dem Lastkraftwagen.
[h=2]Als junges Tier in der Wildnis gefangen[/h]Satyanarayan, der sich unermüdlich für den Schutz wilder Tiere in Indien einsetzt, berichtete: "Als wir das letzte Stück Kette mit dem letzten schmerzverursachenden Spike entfernt haben, hatten wir alle Tränen in den Augen." Später seien andere gerettete Elefanten aus dem Zentrum in Mathura gekommen, um den Neuankömmling zu begrüßen.
Raju soll bis zu 30 Besitzer in seinem Leben gehabt haben, nachdem er als junges Tier in der Wildnis gefangen worden war. Ein Jahr vor seiner Befreiung wurde Wildlife SOS auf ihn und seinen schlimmen Zustand aufmerksam. Der drogenabhängige Eigner hatte auf den Straßen verkündet, der Dickhäuter könne Menschen "segnen", wenn sie dafür nur bezahlen.
Jetzt wird Raju gepflegt, die Wunden werden verarztet. Langsam kann er ein neues Leben beginnen, zusammen mit anderen Elefanten.