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Erfand die NSA Zuckerbergs Business-Modell?

Monte-B

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http://www.faz.net/aktuell/feuillet...anke-fuer-die-daten-bei-rtl-geo-12874439.html.
Würden Google und Facebook in ihren Geschäftsbedingungen unsere Seelen fordern, würden wir auch das ungelesen akzeptieren. Ein Film über den Ausverkauf unserer Daten erregt einen schlimmen Verdacht.03.07.2014, von UWE EBBINGHAUS


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Wie Facebook einmal die Privatsphäre abschaffte (Filmausschnitt in englischer Sprache)


Wer einem Dokumentarfilm über den Verlust der Privatsphäre den sperrigen Titel „Terms and Conditions May Apply“ gibt, leidet nicht an mangelndem Selbstvertrauen. Kommerziellen Erfolg hat Regisseur Cullen Hoback diese Namensgebung allerdings nicht beschert. Seine Dokumentation über die Erfindung der oft sittenwidrigen Nutzungsbedingungen in der digitalen Ära bekam zwar gleich zum Erscheinen eine lobende Kritik in der New York Times, konnte sich im Kino aber nicht durchsetzen. Dabei stand der Starttermin im Juli 2013, kurz nach den Snowden-Enthüllungen, eigentlich unter einem günstigen Stern.
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Autor: Uwe Ebbinghaus, Jahrgang 1971, Redakteur im Feuilleton. Folgen:

Hobacks Film erzählt die Geschichte einer Entrechtung vom ersten „Iagree“-Button, den Pizza Hut seinen Online-Bestellern in den frühen neunziger Jahren präsentierte, bis zu ersten kritischen Berichten über den Bau der NSA-Zentrale im Frühjahr 2012. Alles, was danach kam, hat dann Snowden ergänzt, der Hoback zwar gewissermaßen die Show stahl, der ihn andererseits aber erst ins rechte Licht rückte. Auf die Frage dieser Zeitung, inwiefern die Snowden-Enthüllungen seine Sicht auf die Dinge verändert hätten, antwortete Hoback, ihm sei unverständlich, warum nicht schon längst Regierungsvertreter auf der Anklagebank säßen.

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Wie „Gamestation“ einmal 7000 Seelen einsammelte (Filmausschnitt in englischer Sprache)

Die große Stärke dieses Films liegt in der Kunstfertigkeit, mit der das Material zusammengetragen wird. So zeigt Hoback rein dokumentarisch, welch atemberaubende Kehrtwende die einstmals glühenden Datenschutz-Verfechter Barack Obama und John Kerry im Regierungsamt vollzogen haben. Und fast schon unterhaltsam ist es, den Vertretern der großen Online-Konzerne vor diversen Untersuchungsausschüssen beim sinnfreien Schwadronieren über neue soziale Standards zuzusehen. Nur einer sagt fast immer die Wahrheit, Eric Schmidt von Google: Fast alle Datenschutzaushöhlungen, die er in Interviews als möglich, aber höchst unwahrscheinlich darstellte, wurden wenig später Realität.
Nach diesem Film sind bestimmte Internet-Mythen einfach nicht länger haltbar. So wird vorgeführt, wie „schockierend einfach“ die angebliche Anonymisierung von Suchanfragen zu knacken ist. Und ein schwerwiegender Verdacht wird höchst plausibel in den Raum gestellt: „Was wäre, wenn die Sammlung von Daten, die der Patriot Act vorsieht, die Basis für ein ganz neues Business-Modell ist und die Grundlage des modernen Internets, wie wir es kennen?“

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Sie verhaften mich wegen meines Suchprofils? (Filmausschnitt in englischer Sprache)

So mitreißend dieser Film ist – ein Trauerflor des „Zu Spät!“ liegt über ihm. Am Ende sind sich fast sämtliche Experten darin einig, dass die Privatheit im Internet bereits Geschichte ist. Es sind allerdings fast ausschließlich Amerikaner, die hier zu Wort kommen. Dass es in Europa Vorschriften für Nutzungsbedingungen gibt und eine Verschärfung des Datenschutzes im Zuge einer neuen EU-Verordnung kurz vor der Tür steht, quittieren Amerikaner mit großer Bewunderung.


So bleibt Cullen Hoback am Schluss nur eine spektakuläre Pointe. Er findet heraus, wo Mark Zuckerberg wohnt, lauert ihm mit versteckter Kamera auf, spricht ihn an und bekommt von dem fast anrührend bedroht wirkenden jungen Mann in unförmigen Jeans-Hosen ein ungemein erleichtertes Lächeln geschenkt, als er verspricht, die Kamera sofort auszuschalten. Und mit einem Mal wird augenfällig: Auch die größten Verächter der Privatsphäre leiden körperlich unter ihrem Entzug. Kaum jemand, heißt es im Film einmal, ist im Privaten datensparsamer als die professionellen Datensammler. Privatheit ist der neue Luxus.
 
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