Von Martin Riexinger · April 15, 2009
Große Aufregung herrscht momentan im laizistischen Lager in der Türkei über die letzte Durchsuchungs- und Verhaftungswelle im Zuge gegen das sogenannte Ergenekon-Netzwerk, das . Im Mittelpunkt der Ermittlungen stand nun der Çağdaş Yaşamı Destekleme Derneği (Verein zur Förderung des zeitgemäßen Lebensstils). Hierbei handelt es sich um eine vor allem von Frauen getragene Vereinigung des “zivilgesellschaftlichen Kemalismus”. Gegründet wurde der Verein 1989 als Reaktion auf die nach dem Putsch von 1980 begonnene und unter Turgut Özal Förderung des Islams im öffentlichen Leben. Im Gegensatz zum ideologieorientierten Atatürkçü Düşünce Derneği (Verein für kemalistisches Denken) ist der Çağdaş Yaşamı Destekleme Derneği jedoch praxisorientiert. Gefördert werden vor allem Gesundheits- und Bildungsprojekte. Darunter sind Stipendienprogramme, die gezielt eine Alternative zu den Angeboten islamischer Organisationen bieten sollen, und die Spendenkampagne “Papa, schick mich in die Schule“, die Mädchen aus armen Familien den Besuch der Mittelschule ermöglichen soll.
Als besonders skandalös empfunden wird die sechsstündige Hausdurchsuchung bei der an Krebs im Endstadium leidenden Gründerin des Vereins, der Medizinprofessorin Türkân Saylan, die wegen ihres Einsatzes für die Bekämpfung der Lepra internationales Prestige genießt. Allein dies schockierte auch Kommentatoren, die ihre politischen Ansichten nicht teilen. Der Vorgang verdeutlicht, dass die Ergenekon-Ermittlungen einen zunehmend dubiosen Charakter annehmen. Türkân Saylan ist zwar eine entschiedene Gegnerin der AKP-Regierung, weswegen sie vor zwei Jahren zunächst auch in Ankara und Istanbul als Rednerin auf den “republikanischen Manifestationen” (Cumhuriyet mitingleri) auftrat. Von deren Veranstaltern, die offenkundig eine putschfreundliche Stimmung schaffen wollten, wurde sie jedoch abserviert, da sie dort die Devise “ne şeriat, ne darbe” (weder Sharia noch Putsch!) ausgegeben hatte. Bei der Demonstration in İzmir, durfte sie deswegen nicht mehr als Rednerin auftreten. Linksnationalistischen Hardlinern ist sie somit nicht zuzurechnen. Verdächtig erscheint zudem, dass Tijen Mergen, die Koordinatorin der Kampagne “Papa, schick mich in die Schule”, verhaftet wurde. Sie ist eine Mitarbeiterin des Medienkonzerns Doğan (Hürriyet, Milliyet, Radikal, Kanal D), den die AKP mit einer Steuerklage zu bekämpfen versucht.
Dies untermauert den Verdacht, dass gezielt potenzielle Gegner der Regierung ausgeschaltet oder zumindest eingeschüchtert werden sollen. Allerdings reagierten selbst Regierungsvertreter konsterniert. Erziehungsminister Çelik beteuert, dass er Saylan und Mergen für unschuldig hält, Nihat Ergün, der Fraktionsvorsitzende der AKP, vermutet, dass einige Staatsanwälte “wie im Verfahren gegen die AKP” zuviel interpretiert hätten.
Schrecklich schrecklich.......
Große Aufregung herrscht momentan im laizistischen Lager in der Türkei über die letzte Durchsuchungs- und Verhaftungswelle im Zuge gegen das sogenannte Ergenekon-Netzwerk, das . Im Mittelpunkt der Ermittlungen stand nun der Çağdaş Yaşamı Destekleme Derneği (Verein zur Förderung des zeitgemäßen Lebensstils). Hierbei handelt es sich um eine vor allem von Frauen getragene Vereinigung des “zivilgesellschaftlichen Kemalismus”. Gegründet wurde der Verein 1989 als Reaktion auf die nach dem Putsch von 1980 begonnene und unter Turgut Özal Förderung des Islams im öffentlichen Leben. Im Gegensatz zum ideologieorientierten Atatürkçü Düşünce Derneği (Verein für kemalistisches Denken) ist der Çağdaş Yaşamı Destekleme Derneği jedoch praxisorientiert. Gefördert werden vor allem Gesundheits- und Bildungsprojekte. Darunter sind Stipendienprogramme, die gezielt eine Alternative zu den Angeboten islamischer Organisationen bieten sollen, und die Spendenkampagne “Papa, schick mich in die Schule“, die Mädchen aus armen Familien den Besuch der Mittelschule ermöglichen soll.
Als besonders skandalös empfunden wird die sechsstündige Hausdurchsuchung bei der an Krebs im Endstadium leidenden Gründerin des Vereins, der Medizinprofessorin Türkân Saylan, die wegen ihres Einsatzes für die Bekämpfung der Lepra internationales Prestige genießt. Allein dies schockierte auch Kommentatoren, die ihre politischen Ansichten nicht teilen. Der Vorgang verdeutlicht, dass die Ergenekon-Ermittlungen einen zunehmend dubiosen Charakter annehmen. Türkân Saylan ist zwar eine entschiedene Gegnerin der AKP-Regierung, weswegen sie vor zwei Jahren zunächst auch in Ankara und Istanbul als Rednerin auf den “republikanischen Manifestationen” (Cumhuriyet mitingleri) auftrat. Von deren Veranstaltern, die offenkundig eine putschfreundliche Stimmung schaffen wollten, wurde sie jedoch abserviert, da sie dort die Devise “ne şeriat, ne darbe” (weder Sharia noch Putsch!) ausgegeben hatte. Bei der Demonstration in İzmir, durfte sie deswegen nicht mehr als Rednerin auftreten. Linksnationalistischen Hardlinern ist sie somit nicht zuzurechnen. Verdächtig erscheint zudem, dass Tijen Mergen, die Koordinatorin der Kampagne “Papa, schick mich in die Schule”, verhaftet wurde. Sie ist eine Mitarbeiterin des Medienkonzerns Doğan (Hürriyet, Milliyet, Radikal, Kanal D), den die AKP mit einer Steuerklage zu bekämpfen versucht.
Dies untermauert den Verdacht, dass gezielt potenzielle Gegner der Regierung ausgeschaltet oder zumindest eingeschüchtert werden sollen. Allerdings reagierten selbst Regierungsvertreter konsterniert. Erziehungsminister Çelik beteuert, dass er Saylan und Mergen für unschuldig hält, Nihat Ergün, der Fraktionsvorsitzende der AKP, vermutet, dass einige Staatsanwälte “wie im Verfahren gegen die AKP” zuviel interpretiert hätten.
Schrecklich schrecklich.......