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Etihad kauft sich bei Air Berlin im großen Stil ein

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Ya-Smell

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Etihad kauft sich bei Air Berlin im großen Stil ein

19.12.11, 12:48 Uhr



HAMBURG (Dow Jones)--Air Berlin atmet auf. Mit dem geplanten Großeinstieg der arabischen Fluggesellschaft Etihad sichert sich Deutschlands zweitgrößte Airline das Überleben. Denn die künftig mit knapp 30% größte Einzelaktionärin unterstützt die finanziell angeschlagene Air Berlin bis Ende 2016 mit Krediten von bis zu 255 Mio USD. (Foto: Air Berlin)

Außerdem will die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate ihre Aktien zwei Jahre halten. Abhängig ist die Transaktion von der Freigabe der Kartellbehörden. Sie wird innerhalb der nächsten 30 Tage erwartet.

Im Markt kamen diese Nachrichten sehr gut an. Der Kurs der im SDAX notierten Air Berlin legte bis zum Mittag um 9,5% auf 2,53 EUR zu. Dabei dürfte die Anteilsaufstockung niemanden überrascht haben. Seit Jahren wird über ein größeres Engagement von Etihad bei Air Berlin spekuliert.

Aktienhändler reagierten mit eindeutigen Worten. "Das ist der Befreiungsschlag, die Insolvenzgefahr ist bis 2016 vom Tisch", sagte ein Marktteilnehmer. Als gute Nachricht für Air Berlin wertete auch die DZ Bank die Anteilsaufstockung. Etihad sei eine starke Großaktionärin, und die geplante Kapitalerhöhung um rund 73 Mio EUR werde die Liquiditätssituation verbessern. Das Timing und der niedrige Preis für die neuen Aktien seien dagegen als Zeichen der Schwäche zu werten.

Für Deutschlands größte Airline allerdings wird nach Einschätzung von Analysten nun die Luft dünner. "Prinzipiell ist die Nachricht schlecht für Lufthansa", sagte Stefan Kick von Silvia Quandt. Ihr erwachse durch die Kooperation von Etihad und Air Berlin im Bereich Langstrecke zusätzlicher Wettbewerb. Es sei allerdings zu früh, um die langfristigen Folgen abzuschätzen.

Innerhalb Deutschlands sieht Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler keine großen Zusatzbelastungen für die Kranich-Linie. Für Lufthansa seien Frankfurt und München die wichtigen Hubs, bei Air Berlin seien dies Berlin und Düsseldorf. Beide Unternehmen kämen sich also kaum in die Quere.

Pieper zufolge wird es lange dauern, bis die Allianz zwischen Air Berlin und Etihad Früchte trägt. "Der Prozess wird langwierig", ist sich der Analyst sicher. Die Aufstockung der Air-Berlin-Beteiligung durch Etihad bezeichnet er als zweischneidiges Schwert. Zwar sei damit das Überleben der Berliner erst einmal sichergestellt. Allerdings müssten die Aktionäre eine starke Verwässerung ihrer Beteiligung hinnehmen. Auch sei eine Übernahme von Air Berlin durch einen anderen Carrier praktisch vom Tisch.

Etihad stockt im Rahmen einer Kapitalerhöhung ihren Anteil an Air Berlin auf 29,21% von zuvor knapp 3% auf. Diese Beteiligung will sie 2 Jahre lang halten. Der Erwerb weiterer Aktien ist nicht geplant. Ein öffentliches Übernahmeangebot soll es ebensowenig geben.

Der Minderheitsanteil von Etihad Airways setzt sich zusammen aus dem Bezug neuer Aktien (27,03%) und dem bestehenden Anteil von 2,99% (vor Verwässerung). Etihad kauft die Aktien zu einem Preis von 2,31 EUR und legt damit insgesamt 73 Mio EUR auf den Tisch.

Gegenwärtig befinden sich die Anteile von Air Berlin zum überwiegenden Teil im Streubesitz. Zu den größten Aktionären gehört die türkische ESAS Holding mit 16,48%.

Die neue Beteiligungssituation schlägt sich auch personell nieder. Air Berlin erweitert ihren Board of Directors um 3 Mitglieder. Etihad erhält in dem Gremium 2 Sitze. Etihad-CEO James Hogan übernimmt den stellvertretenden Vorsitz des Kontrollgremiums.

Abgesehen von dieser Verflechtung haben die beiden Fluggesellschaften eine Code-Share-Vereinbarung geschlossen. die Partner verknüpfen ihre Streckennetze und Vielflieger-Programme und erweitern ihr Flugangebot auf 239 Destinationen in 77 Ländern.

"Die strategische Partnerschaft mit Etihad Airways eröffnet einzigartige Möglichkeiten für die Zukunft unseres Unternehmens", sagte Air-Berlin-CEO Hartmut Mehdorn. Dies gelte insbesondere für die Marktentwicklung und die Realisierung von Synergien. Als zentrales Element bezeichnete er die Aufnahme von Flugverbindungen nach Abu Dhabi als neues Tor nach Asien und Australien. Mehdorn erwartet aufgrund der operativen Zusammenarbeit bereits im kommenden Jahr Synergien zwischen 35 Mio und 40 Mio EUR.

Trotz des hohen Engagements von Etihad will Air Berlin ihr Sparprogramm "shape & size" fortsetzen und die Flugkapazitäten wie geplant reduzieren. Mehdorn bezeichnete die Umsetzung des Programms als erfolgreich und zeigte sich zuversichtlich, die zugesagten Einsparungen von 200 Mio EUR zu erreichen.

Etihad kauft sich bei Air Berlin im großen Stil ein (Dow Jones Deutschland)
 
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