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Europas Schuldenkrise reißt den Balkan mit
Die Schuldenkrise in der Euro-Zone trifft die Transformations-Staaten des Balkan hart. Die nur schwach entwickelte Exportwirtschaft leidet schwer – wird Slowenien der nächste Rettungskandidat?
In der Krise sind selbst neue Amtsträger mit ihrem Politiker-Latein schnell am Ende. Die Wirtschaftslage Kroatiens sei "extrem schwierig" und werde "noch schlechter" werden, gestand Finanzminister Slavko Linic, der erst seit sieben Monate das Ressort leitet, kürzlich ein. Das Bruttosozialprodukt würde "ständig schrumpfen" und nur die Arbeitslosenquote steige.
"Um unsere Probleme wirklich lösen zu können, müssten wir eigentlich mehr ausgeben, aber wir haben keine andere Wahl, als weiter zu sparen", umschreibt der Sozialdemokrat das Dilemma des Adria-Staats, der 2013 der EU beitreten will. "Wir bräuchten ein Wachstum von jährlich fünf Prozent, um diesen Trend umzukehren."
Doch davon ist das Land weit entfernt: Kroatiens Bruttosozialprodukt ist im ersten Quartal erneut um 1,3 Prozent gefallen.
Kroatien ist kein Einzelfall. Der gesamte Balkan leidet zurzeit heftig unter der Euro-Krise. Denn wenn die EU-Absatzmärkte schwächeln, geht die ohnehin rückständige Region erst recht am Krückstock: Der schwach entwickelte Exportsektor Südosteuropas bekommt jede Konjunkturdelle bei den Abnehmern umgehend zu spüren.
Laut Recherchen des "Economist Intelligence Unit" haben mit Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Rumänien und Serbien die Transformations-Staaten des Balkan am meisten unter der 2008 einsetzenden Krise gelitten – und trotz einer leichten Erholung 2011 nie mehr das Vorkrisen-Niveau erreicht.
Arbeitslosigkeit steigt stark an
Die schwachen Wachstumsraten und eine sinkende Industrieproduktion schlagen sich vor allem auf den Arbeitsmärkten nieder: In Serbien stieg die Arbeitslosigkeit zwischen 2007 und 2011 von 14 auf 24 Prozent.
In Mazedonien liegt die Arbeitslosenquote mittlerweile bei 33 und im Kosovo gar bei 45 Prozent. Eher niedrig bleiben die Raten bei den EU-Mitgliedern Bulgarien (elf Prozent) und Rumänien (7,7 Prozent). Insbesondere die schwere Krise in Griechenland macht den Anrainern zu schaffen.
Zwar reisen viele Griechenland-Urlauber in diesem Sommer verstärkt nach Kroatien oder Montenegro. Doch für die Exportunternehmen in Albanien, Bulgarien und Mazedonien war Griechenland bisher ein wichtiger Absatzmarkt, der nun wegbricht. Gleichzeitig gelten griechische Unternehmen als wichtige Investoren: Allein der Marktanteil der griechischen Banken in Südosteuropa wird auf rund 20 Prozent geschätzt.
Albanien hängt an Griechenland
Was in Griechenland geschieht, hat auch direkte Auswirkungen auf Albanien. Das zumindest beklagt Mustafa Devolli, der Vorsitzende der Handelskammer im südalbanischen Gjirokastra, gegenüber der Agentur "Balkan Insight".
Der Mann weiß aus leidvoller Erfahrung, wovon er spricht. Bis vor kurzem hatte sein 60-Mitarbeiter-Betrieb Uniformen für die griechische Armee gefertigt. Weil die Aufträge wegen des Sparkurses in Athen nun ausbleiben, hat er seinen 1993 gegründeten Betrieb mittlerweile einstellen müssen.
Ein Sinnbild für die Probleme des Landes: Die Industrie-Produktion des ohnehin bitterarmen Mittelmeer-Anrainers ging im ersten Quartal um 19,6 Prozent zurück.
Slowenien wird zum Sorgenkind
Vor dem Krisenbazillus sind selbst vermeintliche Vorbildstaaten nicht mehr gefeit. Lange galt das EU-Mitglied Slowenien als Musterland für seine ärmeren Brüder auf dem Balkan. Doch mittlerweile macht eine tiefe Bankenkrise der Alpenrepublik zu schaffen. Während desImmobilienbooms nach dem EU-Beitritt 2004 hatten die vom Staat dominierten Banken des Landes allzu leichtfertig Kredite vergeben.
Die Zeche für die längst geplatzte Immobilienblase und die angehäuften "faulen" Kredite in Milliardenhöhe hat nun auch der Steuerzahler zu begleichen. Mehrmals schon hat die Regierung in Ljubljana den angeschlagenen Finanzsektor mit dreistelligen Millionenzahlungen unterstützt.
Doch allein kann der Staat die heimischen Krisenbanken angesichts leerer Kassen wohl kaum retten: Das zum Sorgenkind mutierte Slowenien könnte darum der nächste Staat sein, der unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen will.
Gebeutelter Südosten: Europas Schuldenkrise reißt den Balkan mit - Nachrichten Wirtschaft - WELT ONLINE
Naja kaum verwunderlich. Aus geographischer und wirtschaftlich-verstrickter Sicht sind wir auch Europäer.
Die Schuldenkrise in der Euro-Zone trifft die Transformations-Staaten des Balkan hart. Die nur schwach entwickelte Exportwirtschaft leidet schwer – wird Slowenien der nächste Rettungskandidat?
In der Krise sind selbst neue Amtsträger mit ihrem Politiker-Latein schnell am Ende. Die Wirtschaftslage Kroatiens sei "extrem schwierig" und werde "noch schlechter" werden, gestand Finanzminister Slavko Linic, der erst seit sieben Monate das Ressort leitet, kürzlich ein. Das Bruttosozialprodukt würde "ständig schrumpfen" und nur die Arbeitslosenquote steige.
"Um unsere Probleme wirklich lösen zu können, müssten wir eigentlich mehr ausgeben, aber wir haben keine andere Wahl, als weiter zu sparen", umschreibt der Sozialdemokrat das Dilemma des Adria-Staats, der 2013 der EU beitreten will. "Wir bräuchten ein Wachstum von jährlich fünf Prozent, um diesen Trend umzukehren."
Doch davon ist das Land weit entfernt: Kroatiens Bruttosozialprodukt ist im ersten Quartal erneut um 1,3 Prozent gefallen.
Kroatien ist kein Einzelfall. Der gesamte Balkan leidet zurzeit heftig unter der Euro-Krise. Denn wenn die EU-Absatzmärkte schwächeln, geht die ohnehin rückständige Region erst recht am Krückstock: Der schwach entwickelte Exportsektor Südosteuropas bekommt jede Konjunkturdelle bei den Abnehmern umgehend zu spüren.
Laut Recherchen des "Economist Intelligence Unit" haben mit Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Rumänien und Serbien die Transformations-Staaten des Balkan am meisten unter der 2008 einsetzenden Krise gelitten – und trotz einer leichten Erholung 2011 nie mehr das Vorkrisen-Niveau erreicht.
Arbeitslosigkeit steigt stark an
Die schwachen Wachstumsraten und eine sinkende Industrieproduktion schlagen sich vor allem auf den Arbeitsmärkten nieder: In Serbien stieg die Arbeitslosigkeit zwischen 2007 und 2011 von 14 auf 24 Prozent.
In Mazedonien liegt die Arbeitslosenquote mittlerweile bei 33 und im Kosovo gar bei 45 Prozent. Eher niedrig bleiben die Raten bei den EU-Mitgliedern Bulgarien (elf Prozent) und Rumänien (7,7 Prozent). Insbesondere die schwere Krise in Griechenland macht den Anrainern zu schaffen.
Zwar reisen viele Griechenland-Urlauber in diesem Sommer verstärkt nach Kroatien oder Montenegro. Doch für die Exportunternehmen in Albanien, Bulgarien und Mazedonien war Griechenland bisher ein wichtiger Absatzmarkt, der nun wegbricht. Gleichzeitig gelten griechische Unternehmen als wichtige Investoren: Allein der Marktanteil der griechischen Banken in Südosteuropa wird auf rund 20 Prozent geschätzt.
Albanien hängt an Griechenland
Was in Griechenland geschieht, hat auch direkte Auswirkungen auf Albanien. Das zumindest beklagt Mustafa Devolli, der Vorsitzende der Handelskammer im südalbanischen Gjirokastra, gegenüber der Agentur "Balkan Insight".
Der Mann weiß aus leidvoller Erfahrung, wovon er spricht. Bis vor kurzem hatte sein 60-Mitarbeiter-Betrieb Uniformen für die griechische Armee gefertigt. Weil die Aufträge wegen des Sparkurses in Athen nun ausbleiben, hat er seinen 1993 gegründeten Betrieb mittlerweile einstellen müssen.
Ein Sinnbild für die Probleme des Landes: Die Industrie-Produktion des ohnehin bitterarmen Mittelmeer-Anrainers ging im ersten Quartal um 19,6 Prozent zurück.
Slowenien wird zum Sorgenkind
Vor dem Krisenbazillus sind selbst vermeintliche Vorbildstaaten nicht mehr gefeit. Lange galt das EU-Mitglied Slowenien als Musterland für seine ärmeren Brüder auf dem Balkan. Doch mittlerweile macht eine tiefe Bankenkrise der Alpenrepublik zu schaffen. Während desImmobilienbooms nach dem EU-Beitritt 2004 hatten die vom Staat dominierten Banken des Landes allzu leichtfertig Kredite vergeben.
Die Zeche für die längst geplatzte Immobilienblase und die angehäuften "faulen" Kredite in Milliardenhöhe hat nun auch der Steuerzahler zu begleichen. Mehrmals schon hat die Regierung in Ljubljana den angeschlagenen Finanzsektor mit dreistelligen Millionenzahlungen unterstützt.
Doch allein kann der Staat die heimischen Krisenbanken angesichts leerer Kassen wohl kaum retten: Das zum Sorgenkind mutierte Slowenien könnte darum der nächste Staat sein, der unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen will.
Gebeutelter Südosten: Europas Schuldenkrise reißt den Balkan mit - Nachrichten Wirtschaft - WELT ONLINE
Naja kaum verwunderlich. Aus geographischer und wirtschaftlich-verstrickter Sicht sind wir auch Europäer.