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Reaktionen zum Klimakompromiss Das "Desaster" von Kopenhagen
Umweltschützer kritisieren die Beschlüsse von Kopenhagen als "Fehlschlag", Politiker und Experten zeigen sich tief enttäuscht - die Reaktionen auf das Ergebnis des UN-Klimagipfels fallen überwiegend negativ aus.
Am Abend hatte US-Präsident Barack Obama das Ergebnis der Verhandlungen als "bedeutendes und beispielloses Klimaabkommen" bezeichnet - allerdings bereits eingeräumt, es dürfe erst der Anfang weiterer Anstrengungen sein. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich verhalten positiv. Er sprach von einer "wichtigen Etappe". Zwar hätten sich viele Hoffnungen nicht erfüllt, doch "es ist ein Anfang, ein wichtiger Anfang."
Gemischte Gefühle bei Merkel und Röttgen
Bundeskanzlerin Angela Merkel gab zu, dass sie den Inhalt der Erklärung "mit gemischten Gefühlen" sehe. Mit den gleichen Worten beschrieb Bundesumweltminister Röttgen im Interview mit den Tagesthemen sein Empfinden. Der Kompromiss sei Erfolg und Enttäuschung zugleich. "Der Schritt hätte größer sein können", so Röttgen. Weiter gehende Schritte habe vor allem die chinesische Delegation verhindert, erklärte der Minister. Sie habe immer wieder Blockaden herbeigeführt.
Ein "unrühmliches Kapitel"...
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast wertete den Ausgang des Gipfels als "Desaster". "Kopenhagen ist ein unrühmliches Kapitel der internationalen Klimapolitik", sagte Künast. Trotz aller eindringlichen Warnungen der Klimawissenschaft stehe die Weltgemeinschaft klimapolitisch mit leeren Händen da. "Das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels ist damit in weite Ferne gerückt", so Künast. Bundeskanzlerin Merkel trage für dieses Scheitern eine Mitverantwortung. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth regte ein europäisches Bürgerbegehren für ein verbindliches Klimaabkommen zumindest auf EU-Ebene an.
...und ein "schwarzer Tag"
Der frühere deutsche Chef des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, setzte den Minimalkompromiss einem Scheitern gleich. Es müsse nun "klar sein, dass wir nicht dann erst anfangen, die Klimagase zu reduzieren, wenn wir alle gemeinsam einen Vertrag gemacht haben", sagte er dem rbb-Inforadio.
Der Klimaforscher Mojib Latif von der Universität Kiel zeigte sich "maßlos enttäuscht". Im Gespräch mit tagesschau.de sagte er: "Heute ist ein schwarzer Tag für die Klimaforschung."
Nach Ansicht von Wissenschaftlern ist der Klimakompromiss kaum geeignet, den Klimawandel zu stoppen. "Ohne abgestimmte Ziele für die Treibhausgas-Reduzierung ist die Erderwärmung nicht auf zwei Grad Celsius zu begrenzen", sagte der Leiter des Fachbereichs Klimawissenschaften am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, Peter Lemke.
Dossier:
klima.tagesschau.de Wie zeigt sich der Klimawandel weltweit, welche Ziele hatten die Länder in Kopenhagen, und was ist dabei rausgekommen? [mehr]
"Ohrfeige für das Weltklima"
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz nannte das Ergebnis des Kopenhagener Klimagipfels eine "bittere Enttäuschung". Der BUND-Vorsitzende, Hubert Weiger, bezeichnete es als "Bankrotterklärung" der Staats- und Regierungschefs, dass nach jahrelangen Vorverhandlungen am Ende keine ausreichenden Beschlüsse stehen, die "der Dramatik des Klimawandels angemessen" seien. "Das Kopenhagen-Ergebnis ist eine Ohrfeige für das Weltklima und die ärmsten Staaten der Erde, die unter den Folgen des Klimawandels am meisten leiden." Die Bemühungen um mehr Klimaschutz seien um Jahre zurückgeworfen worden, so Weiger.
"Schande für die Industrieländer"
[Bildunterschrift: Greenpeace-Aktivisten beim Klimagipfel in Kopenhagen ]
Die Umweltorganisation Greenpeace sprach von einem "ernüchternden" Ergebnis. Eine historische Chance sei verpasst worden, kritisierte der Klimachef von Greenpeace International, Martin Kaiser. Christoph Bals von Germanwatch bemängelte, die Klimaschutzambitionen seien völlig unzureichend. "Wenn sie nicht nachgebessert werden, wird es die Existenz von Staaten gefährden." Die Substanz des Kompromisses sei "erbärmlich schwach." Die Staatschefs sollten gleich einen neuen Termin vereinbaren.
Als "reine Farce" bewertete das globalisierungskritische Netzwerk Attac den UN-Gipfel. "Kopenhagen war höchstens in Bezug auf das Ausmaß seines Scheiterns ein historischer Gipfel", erklärte Attac-Klimaexperte Chris Methmann
Auch die Kirchen übten scharfe Kritik. "Wir sind leider kaum einen Schritt weiter, der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden", erklärte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Das katholische Hilfswerk Misereor nannte das Ergebnis eine "Schande für die Industrieländer und eine Katastrophe für die Menschen in den Entwicklungsländern". Die Direktorin des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, bemängelte Bundesregierung und EU hätten "viel zu lange taktiert, um die Kosten niedrig zu halten". Ihr Fazit: "Die internationale Klimapolitik steht vor einem Scherbenhaufen".
Umweltschützer kritisieren die Beschlüsse von Kopenhagen als "Fehlschlag", Politiker und Experten zeigen sich tief enttäuscht - die Reaktionen auf das Ergebnis des UN-Klimagipfels fallen überwiegend negativ aus.
Am Abend hatte US-Präsident Barack Obama das Ergebnis der Verhandlungen als "bedeutendes und beispielloses Klimaabkommen" bezeichnet - allerdings bereits eingeräumt, es dürfe erst der Anfang weiterer Anstrengungen sein. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich verhalten positiv. Er sprach von einer "wichtigen Etappe". Zwar hätten sich viele Hoffnungen nicht erfüllt, doch "es ist ein Anfang, ein wichtiger Anfang."
Gemischte Gefühle bei Merkel und Röttgen
Bundeskanzlerin Angela Merkel gab zu, dass sie den Inhalt der Erklärung "mit gemischten Gefühlen" sehe. Mit den gleichen Worten beschrieb Bundesumweltminister Röttgen im Interview mit den Tagesthemen sein Empfinden. Der Kompromiss sei Erfolg und Enttäuschung zugleich. "Der Schritt hätte größer sein können", so Röttgen. Weiter gehende Schritte habe vor allem die chinesische Delegation verhindert, erklärte der Minister. Sie habe immer wieder Blockaden herbeigeführt.
- Bildunterschrift: Bundesumweltminister Norbert Röttgen zum Klimagipfel, tagesthemen 23:25 Uhr
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Ein "unrühmliches Kapitel"...
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast wertete den Ausgang des Gipfels als "Desaster". "Kopenhagen ist ein unrühmliches Kapitel der internationalen Klimapolitik", sagte Künast. Trotz aller eindringlichen Warnungen der Klimawissenschaft stehe die Weltgemeinschaft klimapolitisch mit leeren Händen da. "Das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels ist damit in weite Ferne gerückt", so Künast. Bundeskanzlerin Merkel trage für dieses Scheitern eine Mitverantwortung. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth regte ein europäisches Bürgerbegehren für ein verbindliches Klimaabkommen zumindest auf EU-Ebene an.
...und ein "schwarzer Tag"
Der frühere deutsche Chef des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, setzte den Minimalkompromiss einem Scheitern gleich. Es müsse nun "klar sein, dass wir nicht dann erst anfangen, die Klimagase zu reduzieren, wenn wir alle gemeinsam einen Vertrag gemacht haben", sagte er dem rbb-Inforadio.
Der Klimaforscher Mojib Latif von der Universität Kiel zeigte sich "maßlos enttäuscht". Im Gespräch mit tagesschau.de sagte er: "Heute ist ein schwarzer Tag für die Klimaforschung."
Nach Ansicht von Wissenschaftlern ist der Klimakompromiss kaum geeignet, den Klimawandel zu stoppen. "Ohne abgestimmte Ziele für die Treibhausgas-Reduzierung ist die Erderwärmung nicht auf zwei Grad Celsius zu begrenzen", sagte der Leiter des Fachbereichs Klimawissenschaften am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, Peter Lemke.
Dossier:
klima.tagesschau.de Wie zeigt sich der Klimawandel weltweit, welche Ziele hatten die Länder in Kopenhagen, und was ist dabei rausgekommen? [mehr]
"Ohrfeige für das Weltklima"
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz nannte das Ergebnis des Kopenhagener Klimagipfels eine "bittere Enttäuschung". Der BUND-Vorsitzende, Hubert Weiger, bezeichnete es als "Bankrotterklärung" der Staats- und Regierungschefs, dass nach jahrelangen Vorverhandlungen am Ende keine ausreichenden Beschlüsse stehen, die "der Dramatik des Klimawandels angemessen" seien. "Das Kopenhagen-Ergebnis ist eine Ohrfeige für das Weltklima und die ärmsten Staaten der Erde, die unter den Folgen des Klimawandels am meisten leiden." Die Bemühungen um mehr Klimaschutz seien um Jahre zurückgeworfen worden, so Weiger.
"Schande für die Industrieländer"
[Bildunterschrift: Greenpeace-Aktivisten beim Klimagipfel in Kopenhagen ]
Die Umweltorganisation Greenpeace sprach von einem "ernüchternden" Ergebnis. Eine historische Chance sei verpasst worden, kritisierte der Klimachef von Greenpeace International, Martin Kaiser. Christoph Bals von Germanwatch bemängelte, die Klimaschutzambitionen seien völlig unzureichend. "Wenn sie nicht nachgebessert werden, wird es die Existenz von Staaten gefährden." Die Substanz des Kompromisses sei "erbärmlich schwach." Die Staatschefs sollten gleich einen neuen Termin vereinbaren.
Als "reine Farce" bewertete das globalisierungskritische Netzwerk Attac den UN-Gipfel. "Kopenhagen war höchstens in Bezug auf das Ausmaß seines Scheiterns ein historischer Gipfel", erklärte Attac-Klimaexperte Chris Methmann
Auch die Kirchen übten scharfe Kritik. "Wir sind leider kaum einen Schritt weiter, der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden", erklärte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Das katholische Hilfswerk Misereor nannte das Ergebnis eine "Schande für die Industrieländer und eine Katastrophe für die Menschen in den Entwicklungsländern". Die Direktorin des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, bemängelte Bundesregierung und EU hätten "viel zu lange taktiert, um die Kosten niedrig zu halten". Ihr Fazit: "Die internationale Klimapolitik steht vor einem Scherbenhaufen".