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Gelöschtes Mitglied 13322
Guest
Der neue Film von Fatih Akin befasst sich mit dem Völkermord an den Armeniern im Jahr 1915. Nun drohen Ultranationalisten in der Türkei: "Der Film kommt in kein türkisches Kino."
Eigentlich hatte Fatih Akin, 40, einen Film drehen wollen über den armenischen Journalisten Hrant Dink. Der Chefredakteur der türkisch-armenischen Wochenzeitung "Agos" war 2007 auf offener Straße in Istanbul von einem Teenager erschossen worden. "Aber ich konnte keinen türkischen Schauspieler davon überzeugen, die Rolle von Hrant Dink zu übernehmen", sagte Akin im Interview mit "Agos".
Nachdem sie das Drehbuch gelesen hatten, lehnten alle aus Angst vor den Ultranationalisten ab. Er habe keinen Schauspieler in Gefahr bringen wollen, sagte Akin. "Deshalb musste ich das Vorhaben aufgeben." Fatih Akin, mehrfach preisgekrönter Regisseur und Filmemacher ("Gegen die Wand", "Soul Kitchen") aus Hamburg mit türkischen Wurzeln, entschied sich stattdessen für ein anderes Projekt: In "The Cut" geht es um einen in der südosttürkischen Stadt Mardin lebenden Mann, der im Jahr 1915 die Massenmorde an Armeniern überlebt und sich auf die Suche nach seinen Töchtern macht.
Aber auch dieser Film bringt die Ultranationalisten in der Türkei in Wallung, weil er sich mit dem Thema Armenier befasst. Während des Ersten Weltkriegs töteten die Osmanen nach Darstellung von Armeniern etwa 1,5 Millionen Armenier, sie sprechen daher von Völkermord. Die Türkei lehnt diesen Begriff in diesem Zusammenhang ab und bestreitet, dass so viele Menschen getötet wurden. Demnach seien höchstens eine halbe Million Armenier gestorben, und dies in Kämpfen während des Kriegs und aufgrund von Hungersnot.
"Mit weißer Kappe"
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die Ereignisse in diesem Jahr zum 99. Jahrestag in einer überraschenden Geste der Annäherung jedoch als "unmenschlich" und als "unseren gemeinsamen Schmerz".
Akin sagte, die Türkei sei jetzt "reif" für diesen Film. "Wer auch immer Angst davor hat, dem sage ich: Es ist nur ein Film. Aber ich bin mir sicher, dass die türkische Gesellschaft, deren Teil ich bin, reif ist für diesen Film." Er wird erstmals beim Filmfestival in Venedig Ende August gezeigt.
Nach dem Interview Akins mit "Agos" reagierten die türkischen Rechtsextremisten mit einer Drohung, die sie im Internet veröffentlichten. "Wir drohen der Zeitung 'Agos', den armenischen Faschisten und den sogenannten Intellektuellen", heißt es da. "Dieser Film wird in keinem einzigen Kino in der Türkei gezeigt werden." Man werde die Angelegenheit "mit weißer Kappe" verfolgen - eine Anspielung auf die Kopfbedeckung des Mörders von Hrant Dink, der die Nationalisten gegen sich aufgebracht hatte, weil er den Begriff Völkermord benutzte.
Der Film, schreiben die Nationalisten weiter, sei "ein erster von mehreren Schritten, die Türkei dazu zu bringen, die Lüge vom armenischen Genozid zu akzeptieren". Das wollen die Extremisten offensichtlich nicht hinnehmen. Die Wochenzeitung "Agos" hat angekündigt, nach der Drohung rechtliche Schritte einzuleiten. Fatih Akin ist derzeit im Urlaub und war für eine Reaktion nicht erreichbar. Bei dem Filmprojekt über Hrant Dink hatte Akin darauf bestanden, dass ein Türke die Rolle spielen muss. Es sei ihm wichtig gewesen, "einen türkischen Film" zu machen. "Ein amerikanischer oder französischer Schauspieler hätte Hrant nicht spielen können", sagte er "Agos". "Wir müssen uns selbst mit diesem Thema auseinandersetzen."
Bei "The Cut" allerdings verzichtete Akin darauf, dass ein Türke die Hauptrolle übernehmen muss. Die Rolle des Überlebenden von 1915 spielt Tahar Rahim - ein Franzose mit algerischen Wurzeln.
Fatih Akin von Ultranationalisten bedroht wegen The Cut und Armeniern - SPIEGEL ONLINE
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Wahrscheinlich kommt der >Film. Zu wünschen wärs.
Eigentlich hatte Fatih Akin, 40, einen Film drehen wollen über den armenischen Journalisten Hrant Dink. Der Chefredakteur der türkisch-armenischen Wochenzeitung "Agos" war 2007 auf offener Straße in Istanbul von einem Teenager erschossen worden. "Aber ich konnte keinen türkischen Schauspieler davon überzeugen, die Rolle von Hrant Dink zu übernehmen", sagte Akin im Interview mit "Agos".
Nachdem sie das Drehbuch gelesen hatten, lehnten alle aus Angst vor den Ultranationalisten ab. Er habe keinen Schauspieler in Gefahr bringen wollen, sagte Akin. "Deshalb musste ich das Vorhaben aufgeben." Fatih Akin, mehrfach preisgekrönter Regisseur und Filmemacher ("Gegen die Wand", "Soul Kitchen") aus Hamburg mit türkischen Wurzeln, entschied sich stattdessen für ein anderes Projekt: In "The Cut" geht es um einen in der südosttürkischen Stadt Mardin lebenden Mann, der im Jahr 1915 die Massenmorde an Armeniern überlebt und sich auf die Suche nach seinen Töchtern macht.
Aber auch dieser Film bringt die Ultranationalisten in der Türkei in Wallung, weil er sich mit dem Thema Armenier befasst. Während des Ersten Weltkriegs töteten die Osmanen nach Darstellung von Armeniern etwa 1,5 Millionen Armenier, sie sprechen daher von Völkermord. Die Türkei lehnt diesen Begriff in diesem Zusammenhang ab und bestreitet, dass so viele Menschen getötet wurden. Demnach seien höchstens eine halbe Million Armenier gestorben, und dies in Kämpfen während des Kriegs und aufgrund von Hungersnot.
"Mit weißer Kappe"
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die Ereignisse in diesem Jahr zum 99. Jahrestag in einer überraschenden Geste der Annäherung jedoch als "unmenschlich" und als "unseren gemeinsamen Schmerz".
Akin sagte, die Türkei sei jetzt "reif" für diesen Film. "Wer auch immer Angst davor hat, dem sage ich: Es ist nur ein Film. Aber ich bin mir sicher, dass die türkische Gesellschaft, deren Teil ich bin, reif ist für diesen Film." Er wird erstmals beim Filmfestival in Venedig Ende August gezeigt.
Nach dem Interview Akins mit "Agos" reagierten die türkischen Rechtsextremisten mit einer Drohung, die sie im Internet veröffentlichten. "Wir drohen der Zeitung 'Agos', den armenischen Faschisten und den sogenannten Intellektuellen", heißt es da. "Dieser Film wird in keinem einzigen Kino in der Türkei gezeigt werden." Man werde die Angelegenheit "mit weißer Kappe" verfolgen - eine Anspielung auf die Kopfbedeckung des Mörders von Hrant Dink, der die Nationalisten gegen sich aufgebracht hatte, weil er den Begriff Völkermord benutzte.
Der Film, schreiben die Nationalisten weiter, sei "ein erster von mehreren Schritten, die Türkei dazu zu bringen, die Lüge vom armenischen Genozid zu akzeptieren". Das wollen die Extremisten offensichtlich nicht hinnehmen. Die Wochenzeitung "Agos" hat angekündigt, nach der Drohung rechtliche Schritte einzuleiten. Fatih Akin ist derzeit im Urlaub und war für eine Reaktion nicht erreichbar. Bei dem Filmprojekt über Hrant Dink hatte Akin darauf bestanden, dass ein Türke die Rolle spielen muss. Es sei ihm wichtig gewesen, "einen türkischen Film" zu machen. "Ein amerikanischer oder französischer Schauspieler hätte Hrant nicht spielen können", sagte er "Agos". "Wir müssen uns selbst mit diesem Thema auseinandersetzen."
Bei "The Cut" allerdings verzichtete Akin darauf, dass ein Türke die Hauptrolle übernehmen muss. Die Rolle des Überlebenden von 1915 spielt Tahar Rahim - ein Franzose mit algerischen Wurzeln.
Fatih Akin von Ultranationalisten bedroht wegen The Cut und Armeniern - SPIEGEL ONLINE
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Wahrscheinlich kommt der >Film. Zu wünschen wärs.