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Feral Tribune

Eine Huldigung

Feral Tribune war eine kroatische Satirezeitung, die schon in Jugoslawien Kultstatus hatte und diesen auch während des Krieges und danach behielt. 2008 musst sie leider eingestellt werden.

Gegründet wurde "Feral" (alter Name) 1983 als Beilage der geschätzten "Nedjeljna Dalmacija" aus Split. 1990 war sie dann Teil der "Slobodna Dalmacija", die allerdings im Kriegsjahr 93 unter den Einfluss der HDZ kam. Dadurch änderte sich einiges, aus "Slobodna Dalmacija" wurde eine regierungskonforme Zeitung und die Beilage "Feral", die mehrfach kritische Berichte brachte, passte nicht mehr dazu. Daraufhin gründete sie die "Feral Tribune", beteiligt waren die drei Redakteure Viktor Ivančić, Predrag Lucić und Boris Dezulović. Die Berichte der "Feral Tribune" waren einzigartig in Ex-Yu und unterschieden sich deutlich von der Presse der Ex-Yu-Länder, die sich weitgehend der jeweiligen Staatspropaganda anpasste. Viele Journalisten kamen dazu, darunter auch Bora Ćosić. Im Prinzip schrieben diejenigen für Feral, die ihre Artikel sonst nicht mehr veröffentlichen konnten.



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Viele Berichte handelten vom Krieg. Darunter Recherchen über Vukovar, Mrkonjić Grad, Gospić, Split, Osjek, Sisak, Paulin Dovor, über Korruption und Machtmissbrauch. Nicht selten wurde die kroatische Öffentlichkeit durch die "Feral Tribune" das erste Mal mit den eigenen Verbrechen konfrontiert z. B. die Ermordung von Serben in Pakračka Poljana (280), Gospić (110) oder Slano (13). Diese bericht führten dazu, dass der Polizeikommandeur Tomislav Merčep vor Gericht gestellt werden musste. Bis heute ist es zu keinem Urteil gekommen. Drago Hedl gelang die Enthüllung, dass hinter mehreren Morden an Serben in Osijek Branimir Glavaš. wurde wegen Kriegsverbrechen zu 8 Jahren Haft verurteilt wurde. (Der ganze Fall Glavaš ist ein einziger Krimi). Dass Gotovina ein Juwelendieb ist, hat übrigens auch die "Feral Tribune" aufgedeckt, genau so wie die Tatsache, dass sich nach der Oluja einige aufmachten, um zu plündern. Eine Feral Journalisten saß im gleichen Zug.

Das alles brachte der "Feralt Tribune" viel Ärger ein. Sie wurde von beginn an stark bekämpft und das mit allen Mitteln, es ist alles dabei, von Drohungen, merkwürdige Steuern und letztlich eine Menge an Klagen, die teilweise noch laufen.

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Trotz Hetze und Verfolgung war "Feral Tribune" in Kroatien sehr beliebt, sogar als sie zur teuersten Wochenzeitung Kroatiens werden musste. Die verkaufte Auflage lag zwischen 20.000 bis 30.000 Stück, beachtlich bei einer Einwohnerzahl von ca. 4,5 Millionen.

2008 wurde "Feral Tribune" eingestellt, die Konten waren blockiert und nichts ging mehr.

Heute gibt es im ganzen Ex-Yu Raum keine vergleichbare Zeitung, kein Blatt verfügt über die Glaubwürdigkeit der Feral Tribune.

Im letzen Jahr erschien ein Buch mit den wichtigsten Artikeln aus 25 Jahren Feral Tribune. Eine deutsche Übersetzung ist in Arbeit. Das Buch wurde auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vorgestellt.


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Hier ein Link zu einer Sonderausgabe, die zur Buchmesse Beilage in der Frankfurter Rundschau war
https://www.boell.de/sites/default/f...front_9.10.pdf
 
Ich mochte die Zeitung sehr. "Feral Tribune" hat ihre Ansichten in einer Reihe verschiedener Optionen zum Ausdruck gebracht:

-direkte Berichterstattung: reale Informationen
-Kritische Haltung: ihren eigenen Standpunkt vertreten, egal wie tief sie gegen die derzeitige Regierung und ihren Populismus einen Strich durch die Rechnung machen werden
-Satire: leider diejenigen die diese Art von Satire nicht verstanden haben , empfanden all ihre Berichte als Teil einer Lüge und Verschwörung gegen den kroatischen Staat
-subtile Kritik: beispielsweise das Tagebuch von Zivota Leposavic, wer es gelesen hat weiss was man darunter versteht

Man sollte auch anmerken, dass "Ferals" grosses Vorbild die französische Satire Zeitung "Le Canard Enchaine" war, ein ewiger Kritiker von jedem System und jeder Regierung. Die "Feral" gehörten zu den ersten offenen Kritikern Milosevics, Gazimestan und der sogenannten "Jogurt-Revolution", in einer Zeit wo die kroatische Stimme kaum zu hören war, weswegen es mich verwundert, dass sie heute von gewissen Leuten als kommunistisch-anarchistische Zeitung wahrgenommen wird.
 
die Journalisten sehen wie Kiffer aus. :hurrhurr:

Wieso ist das irgendwie Novi Auto Style. :D
 
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