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Fragen zum Thema "Leben in einer neuen Heimat"

Teamor

Frischling
Hallo Leute,

wie in meinem Vorstellungs-Thread schon angekündigt kommen jetzt meine Fragen, die mir für meinen Roman so durch den Kopf schwirren. Ich habe versucht, sie in ein paar Gruppen einzuteilen.

1. Flucht:
Wer hat Erinnerungen an so eine Situation? Wie hat es geklappt, aus dem Kriegsgebiet herauszukommen? Welche Gedanken, Gefühle gehen einem da durch den Kopf?

2. Das praktische Leben in der neuen Heimat:
Wie lange dauert es, bis man sich eingelebt hat? Was macht es leichter? Was macht er schwer? Wie fühlt ihr euch in der "neuen Heimat"? Zuhause? Oder nur auf der Durchreise? Was schafft Bindungen?
Was war das Schwiegste?

3. Kultur und Religion:
Wieviel Einfluss hat die Kultur, Religion der neuen Umgebung? Wie wichtig ist es euch, eure eigene Tradition/Religion/Kultur für euch zu erhalten? Was ändert sich dadurch, dass ihr in einem anderen Land seid? Wer in der Familie ist am ehesten der "Bewahrer" der Erinnerung an das Geburtsland? Wie wirkt sich das aus?
Da meine Hauptdarstellerin weiblich ist, interessiert mich natürlich ganz besonders die Sicht von jugendlichen Mädchen. Aber genauso interessant sind auch die Meinungen und Gedanken von Eltern!

4. Zwischenmenschliches:
Wie gestaltet sich der Umgang mit den "Einheimischen"? Fühlt ihr euch angenommen, integiriert? Wie zeigt sich das? Wie weit soll eurer Meinung nach die Integration gehen? Habt ihr Ausgrenzung erlebt? Wenn ja, wie? Wie reagiert ihr darauf?
Habt ihr Beziehungen eher "unter euresgleichen" oder mischen sich die Gruppen? Ist das abhängig davon, wie alt ihr seid / wie lang ihr schon im Land seid / wie alt ihr ward, als ihr hergekommen seid?
Gibt es für euch Konflikte innerhalb eurer Familie, die daher kommen, dass ihr verschieden zur "neuen Heimat" steht?

------
Ich mach da jetzt einmal Schluss, sonst wird das Posting unendlich lang :cool:
Jetzt bin ich mal sehr gespannt auf eure Antworten und freu mich auf einen regen Gedankenaustausch! Ich hoffe, meine Neugierde nervt nicht zu sehr und ihr könnt die eine oder andere Frage für mich klären.

Vielen Dank auf jeden Fall für jeden Betrag!
Liebe Grüße
Gabi
 
Hallo Leute,

wie in meinem Vorstellungs-Thread schon angekündigt kommen jetzt meine Fragen, die mir für meinen Roman so durch den Kopf schwirren. Ich habe versucht, sie in ein paar Gruppen einzuteilen.

1. Flucht:
Wer hat Erinnerungen an so eine Situation? Wie hat es geklappt, aus dem Kriegsgebiet herauszukommen? Welche Gedanken, Gefühle gehen einem da durch den Kopf?

2. Das praktische Leben in der neuen Heimat:
Wie lange dauert es, bis man sich eingelebt hat? Was macht es leichter? Was macht er schwer? Wie fühlt ihr euch in der "neuen Heimat"? Zuhause? Oder nur auf der Durchreise? Was schafft Bindungen?
Was war das Schwiegste?

3. Kultur und Religion:
Wieviel Einfluss hat die Kultur, Religion der neuen Umgebung? Wie wichtig ist es euch, eure eigene Tradition/Religion/Kultur für euch zu erhalten? Was ändert sich dadurch, dass ihr in einem anderen Land seid? Wer in der Familie ist am ehesten der "Bewahrer" der Erinnerung an das Geburtsland? Wie wirkt sich das aus?
Da meine Hauptdarstellerin weiblich ist, interessiert mich natürlich ganz besonders die Sicht von jugendlichen Mädchen. Aber genauso interessant sind auch die Meinungen und Gedanken von Eltern!

4. Zwischenmenschliches:
Wie gestaltet sich der Umgang mit den "Einheimischen"? Fühlt ihr euch angenommen, integiriert? Wie zeigt sich das? Wie weit soll eurer Meinung nach die Integration gehen? Habt ihr Ausgrenzung erlebt? Wenn ja, wie? Wie reagiert ihr darauf?
Habt ihr Beziehungen eher "unter euresgleichen" oder mischen sich die Gruppen? Ist das abhängig davon, wie alt ihr seid / wie lang ihr schon im Land seid / wie alt ihr ward, als ihr hergekommen seid?
Gibt es für euch Konflikte innerhalb eurer Familie, die daher kommen, dass ihr verschieden zur "neuen Heimat" steht?

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Ich mach da jetzt einmal Schluss, sonst wird das Posting unendlich lang :cool:
Jetzt bin ich mal sehr gespannt auf eure Antworten und freu mich auf einen regen Gedankenaustausch! Ich hoffe, meine Neugierde nervt nicht zu sehr und ihr könnt die eine oder andere Frage für mich klären.

Vielen Dank auf jeden Fall für jeden Betrag!
Liebe Grüße
Gabi

Ich versuch mal, was zusammenzukriegen.....und bevor ich Unikram mache, ist das hier viiiiiel sinnvoller :biggrin:

1. Erinnerungen daran hab ich kaum noch welche. Eigentlich gar keine, ich war da noch keine 6 Jahre alt. Ich weiß nur noch dass es ne ziemliche Nacht-und-Nebel-Aktion war und sehr plötzlich geschah, Anfang März 92.

2. Einleben ging recht schnell. Ich wurde sofort, also ein Jahr zu früh, eingeschult und nach einem Jahr konnt ich schon besser Deutsch als die deutschen Kinder ^^
Generell ans Einleben hab ich nich so viele Erinnerungen, da ich halt sehr jung war. In der ersten Zeit saß ich halt im Unterricht und hab gar nicht verstanden was da geredet wurde, aber das ging ja, wie gesagt, fix vorbei. Generell verlief Integration bei mir ziemlich einfach. Hier in Deutschland fühl ich mich total wohl, aber Heimat ist es nicht. In Mostar durch die Straßen zu laufen fühlt sich ganz anders an, so als ob das "meins" sei.

3. Religion hat generell keinen großen Einfluss auf mich, weder die meiner Mutter (was dann die in Deutschland übliche wäre) noch meines Vaters. Kultur dagegen schon eher. Ich bin in meinen Wertvorstellungen größtenteils recht westlich, hab aber in einigen, sehr wenigen Dingen dann trotzdem noch recht konservative Ansichten (zb würde ich kein uneheliches Kind haben wollen). Ich versuche trotzdem, mir meine Heimat zu bewahren, indem ich zb Bücher von Autoren ausm ehem. Jugoslawien lese oder indem ich an der Uni im Slavistikinstitut jedes Semester nen Kurs besuche, der mir zusagt. Und halt auch durch dieses Forum hier.
Hier in Deutschland bieten sich mir einfach viel mehr Möglichkeiten, in jeder Hinsicht, wofür ich extrem dankbar bin. Wäre ich in Bosnien großgeworden, wäre mir das natürlich gar nicht bewusst gewesen, dass ich irgendwo anders "lockerer" leben kann, aber da ich den Vergleich hab, weiß ich das echt zu schätzen.
Mein Vater ist in der Familie derjenige, der mich immer wieder dran erinnert, an meinem bosnisch zu feilen ^^ und der mir immer wieder einredet, dass ich in Bosnien beruflich nachm Studium voll durchstarten könnte, er hätte da die entsprechenden Kontakte für mich, blablubb ^^ Auch wenn er manchmal übertreibt, bin ich ihm dankbar dafür. Es ist cool, mal "unsere" Zeitungen zu lesen und "unsere" Sender zu gucken wenn ich daheim bin und mit meinem Vater über die Politik "unten" zu diskutieren, auch wenn er es alles ein bißchen einseitig sieht.

4. In meinem Freundeskreis sind vorwiegend Deutsche, aber auch Ausländer, aber eher keine Jugo-Ausländer. Ich hab nur zwei bosnische Freundinnen, aber da ist mir der Umgang superwichtig, weil ich mit ihnen über Familie etc reden kann und auf ner ganz anderen Ebene verstanden werde als von deutschen Freunden. Mit der einen lauf ich manchmal durch die Fußgängerzone und dann bleiben wir einfach stehen und streiten ganz laut auf bosnisch und fuchteln wild rum, darauf steh ich total :biggrin: Dennoch wünsche ich mir keinen stärkeren Kontakt zu Leuten vom Balkan, da mir die meisten null zusagen. Die beiden eben erwähnten Mädels sind nämlich deswegen so toll, weil sie null klischeehaft sind, sondern eher wie ich: Sich ihrer Herkunft bewusst, aber dennoch westlich. Ich höre keine Jugomusik, gehe nicht in Jugoläden, etc und wenn man das nicht tut, kann man mit den meisten Jugos eh nix unternehmen. Vor allem die Art der Jugofrauen geht mir total ab: Langweilige Tussen, die in ihrem kleinen Kosmos leben und von nix ne Ahnung haben. Ich find meinen Grad der Integration ganz gut, wobei er schon recht weit geht. Also die Hauptsache ist, dass man die Sprache spricht und sich an die Gesetze hält, wobei ich es nicht wirklich toll find, wenn man nur mit Jugos rumhängt und sich von allem Deutschen isoliert, aber ich mein, was solls, muss jeder für sich entscheiden.
Meinem Vater gehts immer total aufn Keks, wenn er hört, dass mein Bruder und ich untereinander Deutsch reden, dann meint er sofort "Das ist ein bosnisches Haus, blablubb" ^^ Ansonsten weiß er, dass ich absolut dazu stehe, Bosnierin zu sein und von daher gibts da keinen Stress in dieser Hinsicht.
 
Ich kann mich nicht erinnern was genau passiert ist, als ich und meine schwangere Mutter geflüchtet sind. Ich kann mich nur erinnern, dass wir in einem vollgestopften Bus bis irgendwo in der Nähe Zagrebs gefahren sind und da in so einer Notunterkunft gelandet sind.
Dort hat mein Vater uns beide und noch eine Frau und deren Kind bis nach Oberösterreich geholt. Zu dieser Zeit war mein Vater schon seit Jahren in Österreich. Mir war damals kaum bewusst, was eigentlich passiert ist und was aus uns werden würde, mich hat eigentlich nur interessiert was die ganzen Zeichentrickfiguren da im Fernseher reden. ;)

Das Einleben war schnell geschafft. Ich war damals als ich nach Österreich kam vier Jahre alt. Im Kindergarten fand ich schnell Freunde und alle waren fasziniert von der merkwürdigen Sprache die ich sprach. :D Es war schon eine schöne und vor allem prägende Zeit für mich. Ich wusste zwar, dass mich eine Kindergartentante nicht mochte (erst später erkannte ich, dass ich anscheinend der Einzige war den sie nicht mochte), aber das war mir egal. Ich hatte Freunde gefunden und war so happy wie es ein kleines Kind nur sein konnte. Bis zu meinen zwölften Lebensjahr lebte ich am Land und hatte nur österreichische Freunde. Das ist wohl auch der Grund wieso ich meine eigene Muttersprache fast verlernt habe und wieso niemand auf Anhieb merkt, dass ich kein Ösi bin.
Ich fühl mich hier sehr wohl, hier ist meine Heimat. Ich weiß zwar, dass ich für viele immer der Tschutsch sein werde, aber das stört mich nicht.

Religion ist für mich unwichtig! Es kommt regelmäßig zu einer heftigen Debatte mit meinen Eltern. Generell bin ich sehr tolerant und westliche eingestellt. Ich halte nichts von den alten Wertvorstellungen oder den aus meinem Heimatland.

Was das Zwischenmenschliche mit den Österreichern angeht, so hab ich gute und hässliche Erinnerungen. Meinen Freunden ist es scheißegal, für sie bin ich einer von ihnen. Fremde dagegen sind oft überrascht, dass ich ein Jugo bin. Die meisten von denen sind aber eh ganz kommot und ihnen ist es egal. Ein paar aber, meinen dann gleich, dass ich ein Bürger zweiter Klasse bin. Die sind der festen Meinung, ich solle auf Knien Gott danken, dass ich hier leben "darf". Das ich aber genauso meinen Beitrag für die Gesellschaft leiste, sehen sie nicht oder wollen es einfach nicht sehen.
 
Hallo Leute,

wie in meinem Vorstellungs-Thread schon angekündigt kommen jetzt meine Fragen, die mir für meinen Roman so durch den Kopf schwirren. Ich habe versucht, sie in ein paar Gruppen einzuteilen.
Einmal vorweg, ich bin schon 1960 geflüchtet. Besser gesagt, 1960 ist meinen Brüdern und mir die Flucht gelungen. Versuche waren schon 1959 vorhanden.
1. Flucht:
Wer hat Erinnerungen an so eine Situation? Wie hat es geklappt, aus dem Kriegsgebiet herauszukommen? Welche Gedanken, Gefühle gehen einem da durch den Kopf?
Ich habe Erinnerungen daran als wir geschnappt wurden. Einmal sah' ich einer Kalaschnikow direkt in den Lauf. Meinen 4. Geburtstag habe ich in einem Gefängnis in Maribor verbracht.
Bevor uns die Flucht gelang, kam mein Vater kam aus Österreich (Ihm gelang die Flucht im August 1959) zurück und wir trafen uns etliche Kilometer vor Maribor. Ca. 50km Fussmarsch durch Wälder, Felder und die Berge bis nach Leibnitz. Erst da fühlte sich mein Vater in Sicherheit. Ich war leider der Älteste. Meine jüngeren Brüder trugen Vater und Mutter und ich durfte mich selber tragen.
2. Das praktische Leben in der neuen Heimat:
Wie lange dauert es, bis man sich eingelebt hat? Was macht es leichter? Was macht er schwer? Wie fühlt ihr euch in der "neuen Heimat"? Zuhause? Oder nur auf der Durchreise? Was schafft Bindungen?
Was war das Schwiegste?
Tja, wir waren zunächst in Traiskirchen untergebracht. Damals ziemlich gut gefüllt mit ungarischen Flüchtlingen. Als ich in die Schule kam, konnte ich zwar serbokroatisch und ungarisch, aber kein Wort deutsch.
Die Sprachschwierigkeiten waren kein Problem und wir wurden in Österreich gut aufgenommen. Deswegen auch ein ganz herzliches Dankeschön an Österreich. Auch wenn die Rechtspopulisten leider die Wahlen gewonnen haben, so hoffe ich doch, dass dieser Schandfleck in absehbarer Zeit wieder unter 5% kommt.
3. Kultur und Religion:
Wieviel Einfluss hat die Kultur, Religion der neuen Umgebung? Wie wichtig ist es euch, eure eigene Tradition/Religion/Kultur für euch zu erhalten? Was ändert sich dadurch, dass ihr in einem anderen Land seid? Wer in der Familie ist am ehesten der "Bewahrer" der Erinnerung an das Geburtsland? Wie wirkt sich das aus?
Da meine Hauptdarstellerin weiblich ist, interessiert mich natürlich ganz besonders die Sicht von jugendlichen Mädchen. Aber genauso interessant sind auch die Meinungen und Gedanken von Eltern!
Da mein Vater Kommunist war und ich mich auch nicht stark zur Religion, weder damals noch jetzt, angezogen fühle, so war's, denke ich kein Problem.
Bewahrer war mein Vater. Er fühlte sich als Jugoslawe und predigte auch immer Jugoslawien. Bis zu den Kriegen in den 90er Jahren. Für ihn ist eine Welt zusammengebrochen, da er für ein Jugoslawien gekämpft hat.
Jetzt versuche ich meine Töchter für Kroatien zu begeistern, die fühlen sich aber mehr als Österreicher. Vielleicht klappt's bei meiner Enkelin besser.
4. Zwischenmenschliches:
Wie gestaltet sich der Umgang mit den "Einheimischen"? Fühlt ihr euch angenommen, integiriert? Wie zeigt sich das? Wie weit soll eurer Meinung nach die Integration gehen? Habt ihr Ausgrenzung erlebt? Wenn ja, wie? Wie reagiert ihr darauf?
Habt ihr Beziehungen eher "unter euresgleichen" oder mischen sich die Gruppen? Ist das abhängig davon, wie alt ihr seid / wie lang ihr schon im Land seid / wie alt ihr ward, als ihr hergekommen seid?
Gibt es für euch Konflikte innerhalb eurer Familie, die daher kommen, dass ihr verschieden zur "neuen Heimat" steht?
Meine Frau ist Österreicherin, also fühle ich mich angenommen und auch integriert. Ich selber habe keine Ausgrenzung erlebt, aber die gab es auch damals. Ich erinnere mich noch an die Plakate "I haaß Kolaric, du haaßt Kolaric, warum songn's zu dir Tschusch?"
Wie ich auf Ausgrenzung reagiere? FPÖ und BZÖ ausgrenzen find ich ok, sonst reagiere ich ziemlich ungehalten darauf.
Ich habe und hatte Beziehungen zu allen Gruppen. Man sollte auch als Migrant danach trachten, sonst grenzt man sich selber aus.

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Ich mach da jetzt einmal Schluss, sonst wird das Posting unendlich lang :cool:
Jetzt bin ich mal sehr gespannt auf eure Antworten und freu mich auf einen regen Gedankenaustausch! Ich hoffe, meine Neugierde nervt nicht zu sehr und ihr könnt die eine oder andere Frage für mich klären.

Vielen Dank auf jeden Fall für jeden Betrag!
Liebe Grüße
Gabi[/quote]
 
Liebe Leute,
dieser "Danke-Button" ist super!
Da kann ich euch gleich sagen, wie viel mir eure Gedanken, Hinweise, Erinnerungen helfen. Für mich sind das alles Stücke eines Puzzles, das sich für mich mit eurer Hilfe immer ein bisschen mehr zusammensetzt. Wenn ich an einem neuen Roman zu schreiben anfange, versuche ich immer zuerst, meine handelnden Personen kennenzulernen. Sobald ich sie vor mir sehe und mich mit ihnen "unterhalten" kann, weiß ich, dass sie in meinem Kopf eingezogen sind.
Eure Posts schenken meinem Roman-Mädchen Stück für Stück Leben :app:
Ich danke euch sehr dafür!

Wenn ich darf, sammle ich noch ein bisschen weiter und schließ dann noch ein paar neue Fragen an, die mir beim Lesen eurer Beiträge eingefallen sind. Und Bambi, darf ich dich noch mit mehr Spezialfragen vom Lernen abhalten? Das, was du erzählst, passt einfach total perfekt :idea1:
Alles Liebe
Gabi
 
Meine Eltern sind ursprünglich als Gastarbeiter anfang der 70er nach Wien gekommen , wollten ursprünglich weiter nach Amerika , sind aber hier hängengeblieben.

Meine Familie hatte schon immer eine beziehung zu Österreich , kämpfte doch mein Großvater im 1WK für Österreich Ungarn , und war bis zu seinem Tod überzeugter Monarchist , während mein Großvater Väterlicherseits
am Ende des 2 WK in Wien festsaß und sich zu Fuß nach Hause in Bosnien machte so etwa 700 km.
Mir Persönlich sieht man nicht an das ich aus Bosnien komme , da ich
perfekt Deutsch spreche , und sogar Grammatikalisch korrekter schreibe
als so mancher Ur Wiener , trotzdem sehen mich manche immer noch als einen Menschen zweiter Klasse an.:rolleyes:
 
Ich wurde schon in Wien geboren, meine Eltern kamen vor meiner Geburt nach Wien. Zuhause fühle ich mich überall (in wien und in Kosovo), aber gleichzeitig auch überall nicht 100% akzeptiert.

Ich bin mit beiden Kulturen aufgewachsen, also quasi bin ich eine Mischung aus albanisch, wienerisch und islamisch. Man kann sagen dass ich kulturell gesehen nur die positiven Eigenschaften beider geerbt habe, also quasi haben die positiven Sachen der einen Kultur die Macken der andren aufgehoben, so sehe ich das zumindest ::lol:
Ich bin für die Österreicher allerdings viel zu konservativ und verklemmt, für die albaner aber viel zu liberal und durchgeknallt. -.- Also mehr so eine zerrissene die nirgendswo wirklich zu 100% dazupasst, aber das ist ok :)
Zwischenmenschlich gesehen habe ich Kontakt zu allen möglichen Leuten, also bunt gemischt. Ich muss aber gestehen, dass ich z.b. mit einer österreichischen Freundin nicht so über probleme reden kann wie z.b. mit einer aus der Türkei, da sie viele Sachen oft nicht verstehen und mir komische Ratschläge erteilen, mit denen ich nix anfangen kann:jester:
Auf Ablehnung bin ich schon oft gestossen vorallem da ich perfekt deutsch kann und nicht wirklich nach Ausländerin aussehe, muss man sich manchmal ziemlich viel müll, (vorallem über moslems anhören). Die meisten sind überhaupt der Meinung dass man generell ruhig sein soll, und froh sein soll dass Österreich einen aufgenommen hat. Dabei vergessen die dass ich genauso hier geboren bin und meinen Beitrag zum Staat leiste, aber wem will man sowas schon klarmachen. :rolleyes: Es gibt aber auch Österreicher die total in Ordnung sind, also ich will hier nicht verallgemeinern. :zombiesmile:
Was die Integration angeht. Also ich finde jeder der nach Österreich kommt, sollte sich bemühen die Sprache zu lernen und sich an die Gesetze hier halten. Ansonsten ist es mir egal, kann kommen wer will gelbe, schwarze, rote...multikulti rulez :jester:
FPÖ und BZÖ find ich mitsamt ihren wählern zum kotzen, und ist auch einer der Gründe wieso ich mich hier nicht zu 100% zuhause fühl.
Achso ja die Kulturbewahrer sind aufjedenfall meine Eltern. Sie sind schon sehr gerne Albaner.^^ Es wurde uns von kleinauf beigebracht dass man ein Albaner ist und man seine Wurzeln nicht vergessen soll. Ich fühl mich auch mehr als Albanerin als eine Österreicherin.
 
Toll, was ich schon alles durch euch erfahren habe! Vielen Dank!
Ein bisschen möchte ich jetzt noch nachhaken:
Bambi, du schreibst:
In meinem Freundeskreis sind vorwiegend Deutsche, aber auch Ausländer, aber eher keine Jugo-Ausländer. Ich hab nur zwei bosnische Freundinnen, aber da ist mir der Umgang superwichtig, weil ich mit ihnen über Familie etc reden kann und auf ner ganz anderen Ebene verstanden werde als von deutschen Freunden.
Kannst du das noch ein bisschen mehr ausführen? (Wenn das nicht zu persönlich ist! Per PN gehts natürlich aus, wenn nicht die ganze Gemeinde mitlesen soll ;-)) Worüber redest du mit deinen engsten Freundinnen? Gibts Tabu-Themen, die du auch mit ihnen nicht besprechen würdest, oder redet ihr über alles?
Und wie ist das mit deinen Eltern? Kannst du mit ihnen über alles reden, was dich bewegt? Fühlst du dich verstanden?
Da dein Vater die Verbindung zu deinem Heimatland darstellt, würde ich gerne wissen, wie er mit deiner (wie ich herausgelesen habe) sehr aufgeschlossenen Lebensart umgehen kann. Gibt es Dinge, die er nicht versteht / nicht mag, dass du sie tust? Wie reagiert er auf deine Freundeswahl? Sagt er dazu etwas? Würde er sich einmischen, wenn du in seinen Augen zu "deutsch" würdest?
Ich hoffe, ich bin nicht zu neugierig! Wenn du was nicht erzählen willst, bin ich natürlich nicht böse!! Danke dir auf jeden Fall für deine Hilfe!

Lance, was du geschrieben hast, hat mich auch sehr interessiert.
Religion ist für mich unwichtig! Es kommt regelmäßig zu einer heftigen Debatte mit meinen Eltern. Generell bin ich sehr tolerant und westliche eingestellt. Ich halte nichts von den alten Wertvorstellungen oder den aus meinem Heimatland.
Kannst du mir davon noch ein bisschen Genaueres sagen? Wie wirken sich diese Debatten mit deinen Eltern aus? Was sagen sie? Worüber streitet ihr manchmal? Wie sind die Wertvorstelleungen deiner Eltern und warum hältst du nichts davon? Was würden sie von dir wollen?
Nehmen sie Einfluss darauf, welche Freunde du hast, wie du deine Freizeit verbringst? Oder versuchen sie es?
Ein paar aber, meinen dann gleich, dass ich ein Bürger zweiter Klasse bin.
Wann ist dir das passiert? Wie haben deine Freunde darauf reagiert? Wie hast du das empfunden?

Lieber Ivo, dir danke ich auch ganz besonders herzlich für deine Schilderung. Du bist ja der Vertreter der "Elterngeneration", die für meine Geschichte natürlich auch sehr wichtig ist. Du schreibst
Jetzt versuche ich meine Töchter für Kroatien zu begeistern, die fühlen sich aber mehr als Österreicher. Vielleicht klappt's bei meiner Enkelin besser.
Welches Gefühl hast du dabei, dass deine Töchter eigentlich mehr Österreicherinnen sind? Kränkt es dich? Stört es dich irgendwie? Was tust du, um sie ihre Wurzeln nicht vergessen zu lassen? Hast du das Gefühl, dass sie manchmal nicht verstehen können, was in dir vorgeht, weil sie eben nicht in deiner Heimat aufgewachsen sind?

Perun, kannst du mir auch noch ein bisschen mehr von dir erzählen?
Mir Persönlich sieht man nicht an das ich aus Bosnien komme , da ich perfekt Deutsch spreche , und sogar Grammatikalisch korrekter schreibe als so mancher Ur Wiener , trotzdem sehen mich manche immer noch als einen Menschen zweiter Klasse an.
Wann ist dir das passiert? Wie reagierst du darauf? Fühlst du dich eher als Wiener oder als Bosnier? Und in welchen Kreisen hältst du dich am liebsten auf / fühlst du dich am wohlsten? Sprechen deine Eltern mit dir über ihre Heimat? Was nervt dich an Österreich? Was magst du?

Und Zahn Si Min, das isteressiert mich total:
Ich muss aber gestehen, dass ich z.b. mit einer österreichischen Freundin nicht so über probleme reden kann wie z.b. mit einer aus der Türkei, da sie viele Sachen oft nicht verstehen und mir komische Ratschläge erteilen, mit denen ich nix anfangen kann
Warum kannst du besser mit einer türlischen Freundin über Prbleme reden? Und welche komischen Ratschläge geben dir Österreicher? Was, meinst du, können Österreichische Freunde nicht verstehen? Und warum?
Es wurde uns von kleinauf beigebracht dass man ein Albaner ist und man seine Wurzeln nicht vergessen soll. Ich fühl mich auch mehr als Albanerin als eine Österreicherin.
Da schreibst du auch was ganz Wichtiges, von dem ich gerne mehr wissen würde. Wie haben dir deine Eltern beigebracht, dass du Albanerin bist? Woran machst du die Unterschiede zwischen ÖSterreich und Albanien fest? Wie wirkt sich das für dichaus, dass du dich mehr als Albanerin, als als Österreicherin fühlst?

Ein paar allgemeine Fragen sind mir auch noch eingefallen.
- Wie ist das mit Freunden von euch? Geht ihr mit denen eher weg, oder trefft ihr euch auch mal zu Hause? Wie reagieren eure Eltern (wenn ihr noch zu Hause wohnt ;)), wenn ihr Freunde nach Hause mitbringt, die z.B. Österreicher oder Deutsche sind? Macht das einen Unterschied, oder ist das egal?

- Kennt ihr jemanden, der schon mal von Abschiebung bedroht war, oder sogar abgeschoben wurde? Was passiert da? Ich kenne solche Fälle nur aus den Medien und die sind ja leider nicht immer sehr objektiv in der Darstellung :(

Habt nochmal ganz vielen Dank für eure rege Beteiligung! Dank eurer Hilfe bin ich schon ein gutes Stück vorangekommen! :hotsun:
Liebe Grüße
Gabi
 
Warum kannst du besser mit einer türlischen Freundin über Prbleme reden? Und welche komischen Ratschläge geben dir Österreicher? Was, meinst du, können Österreichische Freunde nicht verstehen? Und warum?

Weil die einen besser verstehen. Ich kann mit ihnen z.b. über meine Familie, besser reden wenn ich z.b. Probleme mit meinen Eltern habe, da verstehen die mich einfach besser. Ich bin für eine österreicherin einfach zu konservativ, und kulturell zu unterschiedlich. Und wenn man eine andre Kultur hat und ein andres Weltbild dann sind die Probleme auch einfach andere welche eine Österreicherin vielleicht nicht versteht bzw. es für sie vielleicht garkein Problem ist dafür aber z.b. eine Albanerin schon, weil sie sich besser da hineinversetzen kann und eben auch mit denselben Problemen zu kämpfen hat. Also halt mehr so Albanerinnen, Türkinnen, Jugos die verstehen einen besser weil wir untereinander oft ähnlicher sind.


Da schreibst du auch was ganz Wichtiges, von dem ich gerne mehr wissen würde. Wie haben dir deine Eltern beigebracht, dass du Albanerin bist? Woran machst du die Unterschiede zwischen ÖSterreich und Albanien fest? Wie wirkt sich das für dichaus, dass du dich mehr als Albanerin, als als Österreicherin fühlst?

Naja zuerst einmal haben sie uns die albanische Sprache beigebracht, sogar wie man auf albanisch schreibt und wie man die buchstaben liest. Mein Vater hat uns immer Geschichten erzählt was er halt so wusste, also die albanische Geschichte z.b., oder auch geschichten aus Kosovo, albanische Musik, albanische Filme haben wir angeschaut (natürlich nicht nur ;)) Generell haben sie einfach mehr den albanischen Lebensstil beibehalten, was jetzt nicht heisst dass sie nicht intgriert sind oder sowas, aber sie haben sich mehr an albanische Traditionen gehalten und die kriegt man als Kind eben auch mit.
Die Unterschiede zwischen Österreich und Kosovo (ich komm nicht aus albanien) sind die dass man es hier einfach um einiges leichter hat. In Kosovo ist das leben schon schwerer. Wenn man in Wien z.b. ins Flugzeug steigt und in Kosovo aussteigt ist das wie eine völlig andre Welt, also einfacha alles, das land, die Menschen, die landschaft. Und auch die Gesellschaft ist jetzt in Österreich nicht so konservativ, man achtet nicht so stark auf Traditionen wie in Kosovo, was ich von einer Seite gut finde von der anderen seite weniger gut, ist von fall zu fall veschieden.
Wie sich das für mich auswirkt, dass ich mehr albanerin bin?
Ich bin eigentlich nicht besonders patriotisch, deswegen hat das jetzt nicht derart großen einfluss auf mein tägliches leben. Ich weiss halt nur dass meine Wurzeln nicht in Österreich sondern in kosovo sind. Ich fühl mich halt mehr als Ausländer obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin, ich fühl mich nicht zu 100% akzeptiert.

Ein paar allgemeine Fragen sind mir auch noch eingefallen.
- Wie ist das mit Freunden von euch? Geht ihr mit denen eher weg, oder trefft ihr euch auch mal zu Hause? Wie reagieren eure Eltern (wenn ihr noch zu Hause wohnt ;)), wenn ihr Freunde nach Hause mitbringt, die z.B. Österreicher oder Deutsche sind? Macht das einen Unterschied, oder ist das egal?

Naja ich bin nicht so der Ausgehtyp. Feiern geh ich selten, also die Nächte durchfeiern. Aber so was unternehmen tu ich schon alles mögliche. Was für Freunde ich jetzt nachhause bringe ist eigentlich egal. Meine Eltern sagen nicht ich soll nur Albaner oder sowas mit heim bringen, kann mir meine Freunde aussuchen. Ja ich wohne zuhause, meine eltern würden auch nicht wirklich wollen dass ich auszieh, die wollen ihre kinder alle noch bei sich haben obwohl wir schon alle erwachsen sind^^


- Kennt ihr jemanden, der schon mal von Abschiebung bedroht war, oder sogar abgeschoben wurde? Was passiert da? Ich kenne solche Fälle nur aus den Medien und die sind ja leider nicht immer sehr objektiv in der Darstellung :(

Ich kannte einen der war illegal in Österreich. Den haben die erwischt. Naja man hat ihn halt bei der schwarzarbeit verhaftet, ein paar tage im gefängnis behalten und dann nachhause geschickt. Das ist aber alles was ich weiss. War eher ein entfernter bekannter.

Ich hoffe das hat dir geholfen, es ist schon so späte also weiss ich nicht ob ich jetzt mehr blödsinn geschrieben hab als sinnvolles^^
 
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