Hallo liebe Balkanjeros und Balkanjeras,
angeregt durch einen Thread mit dem Thema Balkan Events wurde die Idee eines neuen Themas geboren: Frauen und die Entwicklung einer Emanzipation auf dem Balkan.
Hier soll also über den Verlauf der Geschichte aus der Sicht der Frauen diskutiert werden. Und zwar für den gesamten Balkan; jeder ist willkommen sich daran zu beteiligen. Exemplarisch beginne ich das Thema mal mit einem Beitrag, der die Entwicklung der Frauenrolle im Kosovo seit der Unabhängigkeitserklärung 2008 beleuchtet:
Frauenpower im Kosovo
Das Nachtleben pulsiert. Scharenweise tummeln sich junge Frauen und Männer auf dem Mutter-Teresa-Boulevard, der Fußgängerzone inmitten von Pristina. Sie drängen sich in eines der unzähligen Cafés und Restaurants oder spazieren über den großen Hauptplatz. Nirgendwo sonst in Europa ist der Anteil von Menschen unter 30 an der Gesamtbevölkerung so hoch wie hier im Kosovo. Das sorgt für viele Konflikte. Vor allem junge Frauen, die mit Mom-Jeans, ausgeschnittenen Tops, Goldschmuck und starkem Make-Up in den hippen Lokalen sitzen, einen lässigen Style, eine coole Attitüde und einen westlichen Lebensstil pflegen, leiden unter den traditionellen Gesellschaftsstrukturen.
(...)
(...)
Einer Umfrage des Frauennetzwerk Kosovo aus dem Jahr 2015 zufolge, erlebten mehr als zwei Drittel der weiblichen Bevölkerung in ihrem Leben häusliche Gewalt. 90 Prozent der Fälle wurden nicht angezeigt, schätzen Experten. 2017 äußerten sich Frauen erstmals öffentlich im Fernsehen zu den Vergewaltigungen, die sie im Kosovokrieg zwischen 1998 und 1999 erleiden mussten. Damit brachen sie ein Tabu.
Die Gründe für die verschleppte Entwicklung sieht auch Krasniqi in dem patriarchalen Gesellschaftssystem der Balkanstaaten. Der Kanun, das alte, zunächst mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht der Albaner und Kosovaren, wirke sich auch heute noch stark auf das Leben der Menschen aus: „Eine Frau ist nach ihrer Heirat der Besitz des Mannes“ oder „Ihr Auftrag besteht darin, Kinder zu gebären: Die Frau ist ein Schlauch, in dem die Ware transportiert wird”, heiße es dort etwa. Im ländlichen Raum sei diese Einstellung noch viel stärker verbreitet.
(...)
2018 hielt die kosovarische Menschenrechtsaktivistin Feride Rushiti eine der emotionalsten Reden: Als Direktorin des Kosovo-Zentrums für die Rehabilitation von Folteropfern gab sie mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen tiefe Einblicke in die Schicksale traumatisierter Vergewaltigungsopfer, die während des Kosovokrieges missbraucht wurden. Nichts sei für kosovarische Frauen wichtiger, als dieses Thema endlich offen ansprechen zu können und es damit zu enttabuisieren. Den Opfern solle geholfen, die Täter müssten endlich zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Publikum saßen vor allem junge Frauen, größtenteils Studentinnen und Schülerinnen. Auch einige wenige Männern fanden an diesem Abend her. Betretenes Schweigen herrschte im dunklen Saal des Oda Theaters in Pristina nach Rushitis Auftritt. Die Anwesenden spürten, dass ein Umbruch in greifbare Nähe rücken könnte.
Große Hoffnung verbinden viele von ihnen mit der Europäischen Union. Auch Krasniqi wünscht sich einen EU-Beitritt des Kosovo und, dass die Einwohner des Landes endlich als Europäer wahrgenommen werden. Sie glaubt, dass vor allem die weibliche Bevölkerung nicht nur für ihre eigenen Rechte, sondern auch die ihres Landes kämpfen werde. Deshalb ist sie sich – getreu des diesjährigen FemArt-Mottos „Run The Show“ – sicher, dass es am Ende auch die Frauen sein werden, die den Staat in die EU führen.
Quelle: http://www.erstestiftung.org/de/frauenpower-im-kosovo/
angeregt durch einen Thread mit dem Thema Balkan Events wurde die Idee eines neuen Themas geboren: Frauen und die Entwicklung einer Emanzipation auf dem Balkan.
Hier soll also über den Verlauf der Geschichte aus der Sicht der Frauen diskutiert werden. Und zwar für den gesamten Balkan; jeder ist willkommen sich daran zu beteiligen. Exemplarisch beginne ich das Thema mal mit einem Beitrag, der die Entwicklung der Frauenrolle im Kosovo seit der Unabhängigkeitserklärung 2008 beleuchtet:
Frauenpower im Kosovo
Das Nachtleben pulsiert. Scharenweise tummeln sich junge Frauen und Männer auf dem Mutter-Teresa-Boulevard, der Fußgängerzone inmitten von Pristina. Sie drängen sich in eines der unzähligen Cafés und Restaurants oder spazieren über den großen Hauptplatz. Nirgendwo sonst in Europa ist der Anteil von Menschen unter 30 an der Gesamtbevölkerung so hoch wie hier im Kosovo. Das sorgt für viele Konflikte. Vor allem junge Frauen, die mit Mom-Jeans, ausgeschnittenen Tops, Goldschmuck und starkem Make-Up in den hippen Lokalen sitzen, einen lässigen Style, eine coole Attitüde und einen westlichen Lebensstil pflegen, leiden unter den traditionellen Gesellschaftsstrukturen.
(...)
"Feminismus wird im Kosovo häufig mit Tabus und Missverständnissen verbunden“, sagt Krasniqi. Das traditionelle Frauenbild sei vor allem vor der Unabhängigkeit im Jahr 2008 extrem veraltet gewesen: Der Mann war der Herr im Haus, die Frau sollte sich um den Haushalt und die Kinder kümmern. Junge Mädchen wurden – oft gerade volljährig und gegen ihren Willen – verheiratet. Häusliche Gewalt gegen Frauen stand und steht immer noch auf der Tagesordnung.„Feminismus wird im Kosovo häufig mit Tabus und Missverständnissen verbunden.“
(...)
Einer Umfrage des Frauennetzwerk Kosovo aus dem Jahr 2015 zufolge, erlebten mehr als zwei Drittel der weiblichen Bevölkerung in ihrem Leben häusliche Gewalt. 90 Prozent der Fälle wurden nicht angezeigt, schätzen Experten. 2017 äußerten sich Frauen erstmals öffentlich im Fernsehen zu den Vergewaltigungen, die sie im Kosovokrieg zwischen 1998 und 1999 erleiden mussten. Damit brachen sie ein Tabu.
Die Gründe für die verschleppte Entwicklung sieht auch Krasniqi in dem patriarchalen Gesellschaftssystem der Balkanstaaten. Der Kanun, das alte, zunächst mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht der Albaner und Kosovaren, wirke sich auch heute noch stark auf das Leben der Menschen aus: „Eine Frau ist nach ihrer Heirat der Besitz des Mannes“ oder „Ihr Auftrag besteht darin, Kinder zu gebären: Die Frau ist ein Schlauch, in dem die Ware transportiert wird”, heiße es dort etwa. Im ländlichen Raum sei diese Einstellung noch viel stärker verbreitet.
(...)
2018 hielt die kosovarische Menschenrechtsaktivistin Feride Rushiti eine der emotionalsten Reden: Als Direktorin des Kosovo-Zentrums für die Rehabilitation von Folteropfern gab sie mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen tiefe Einblicke in die Schicksale traumatisierter Vergewaltigungsopfer, die während des Kosovokrieges missbraucht wurden. Nichts sei für kosovarische Frauen wichtiger, als dieses Thema endlich offen ansprechen zu können und es damit zu enttabuisieren. Den Opfern solle geholfen, die Täter müssten endlich zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Publikum saßen vor allem junge Frauen, größtenteils Studentinnen und Schülerinnen. Auch einige wenige Männern fanden an diesem Abend her. Betretenes Schweigen herrschte im dunklen Saal des Oda Theaters in Pristina nach Rushitis Auftritt. Die Anwesenden spürten, dass ein Umbruch in greifbare Nähe rücken könnte.
Große Hoffnung verbinden viele von ihnen mit der Europäischen Union. Auch Krasniqi wünscht sich einen EU-Beitritt des Kosovo und, dass die Einwohner des Landes endlich als Europäer wahrgenommen werden. Sie glaubt, dass vor allem die weibliche Bevölkerung nicht nur für ihre eigenen Rechte, sondern auch die ihres Landes kämpfen werde. Deshalb ist sie sich – getreu des diesjährigen FemArt-Mottos „Run The Show“ – sicher, dass es am Ende auch die Frauen sein werden, die den Staat in die EU führen.
Quelle: http://www.erstestiftung.org/de/frauenpower-im-kosovo/