Gastfreundschaft, Feste feiern - Essen und Trinken bis der Arzt kommt ;-)
Ich bin sehr glücklich darüber, Eltern gehabt zu haben, die mir das Prinzip "open house" vorgelebt haben. Meine Mutter hat immer viel mehr gekocht, als es erforderlich war, weil man nie wissen konnte, ob irgendjmd zu Besuch kommen würde. Und es war völlig selbstverständlich, dass jederzeit jemand zu Besuch kommen konnte, nämlich auch ohne großartige Vorankündigung. Zu den schönsten Erinnerungen aus meiner Kindheit zählen diverse Feste. Wobei ich dazu sagen muss, dass auch der kleinste Anlass dafür ausreichte. Sogar spontane Besuche konnten sehr leicht zu einem Fest "ausarten".
Wenn ich an den Balkan denke, dann steigen in mir immer gleich Bilder von üppigem Essen in rauen Mengen, in einer Vielfalt und einer Qualität von der man hier nur träumen kann. Sogar Suppen und Gemüse schmecken mir dort richtig gut. Aber auch diese großzügige Art, zunächst mal so viel wie möglich aufzutischen und dabei keine Mühe zu scheuen, ist für mich so charakteristisch. Sogar dann, wenn offensichtlich tagelang gekocht wurde, hat man das den Frauen nie angemerkt.
Wenn es etwas gibt, warum ich mich in gewissen Situationen manchmal hier so "fremd" fühle, und dass obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin, dann ist es genau das. Nicht dass ich damit die mangelnde Gastfreundschaft anprangern möchte. Ich erwarte mir gar nichts anderes hier, und das kann ich auch akzeptieren. Aber es kann manchmal auch mühsam werden, wenn man selbst einladet. Ich habe schon mal eine Kollegin erlebt, die nicht einmal ein Glas Wasser wollte, weil sie meinte, sie wolle mir keine Arbeit machen, ich müsse ja dann das Glas abwaschen ](*,) Das Argument mit der vielen Arbeit bekam ich schon öfters zu hören. Manche meinten sogar "Und was das kostet !?!". Abgesehen davon, dass mir das peinlich ist, überhaupt auf das Thema Kosten iZm Einladung angesprochen zu werden (irgendwie fühlt sich das wie ein Tabubruch an), habe ich kA wie man Menschen vermitteln kann, dass es sich nicht als "Viel-Arbeit" anfühlt, wenn man gerne kocht und damit anderen eine Freude machen kann. Es geht mir auch wirklich auf die Nerven, wenn irgendjmd gegen Ende des Abends sein Geschirr vom Tisch zum Geschirrspüler trägt, um es einzuräumen, weil dann alle anderen auch glauben, das machen zu müssen - das ist sooooooo ungemütlich. Und das alles zusammen ist am Balkan geradezu undenkbar!