Sousuke-Sagara
Politisch unkorrekt!
Georgien: „Vor Krieg mit Russland“ « DiePresse.comGeorgien will US-Hilfe im Konflikt mit Sezessionisten. Hintergrund der Krise ist die sezessionistische Bewegung in der Region Abchasien.
BRÜSSEL/TIFLIS(ag). Die Spannungen zwischen Georgien und Russland verschärfen sich rapide: Georgiens Minister für Integration Temur Iakobaschwili sagte am Dienstag bei einem Besuch in Brüssel, sein Land stehe kurz vor einem Krieg mit Russland. „Wir müssen im wahrsten Sinne des Wortes einen Krieg mit Russland abwenden“, so der Minister.
Die Präsidentin des georgischen Parlamentes, Nino Burschandse, wandte sich in diesem Zusammenhang sogar an die USA: Bei einem Besuch in Washington bat sie in der Nacht auf Dienstag die Vereinigten Staaten um Hilfe, um die Probleme in Abchasien und in der ebenfalls abtrünnigen Region Südossetien zu lösen.
Hintergrund der sich seit Wochen zuspitzenden Krise zwischen dem mächtigen Russland und der Kaukasusrepublik Georgien mit ihren etwa fünf Millionen Einwohnern ist die sezessionistische Bewegung in der formell zu Georgien gehörenden Region Abchasien. Das ans Schwarze Meer angrenzende Gebiet mit seinen 200.000 bis 300.000 Bewohnern im Nordwesten Georgiens hatte sich nach der Auflösung der UdSSR zeitgleich mit Südossetien vom ebenfalls neuen Staat Georgien in einem kurzen Krieg losgelöst. 1992 wurde in Abchasien eine Republik mit der Hauptstadt Suchumi ausgerufen, die aber international nicht anerkannt ist; Georgien war bisher nicht in der Lage, die Region mit Gewalt zurückzuführen.
Moskau schickt Soldaten
Russland, das in Abchasien eine Friedenstruppe unterhält und Georgiens Nato-Aspirationen mit Skepsis sieht, hatte jüngst angekündigt, die Beziehungen mit Abchasien zu vertiefen. Derzeit werden die russischen Truppen dort sogar verstärkt – angeblich, um einen Angriff Georgiens abzuwehren. Zuletzt schoss die russische Luftwaffe auch zwei georgische Drohnen ab, die auf Aufklärungsflug über Abchasien waren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2008)
Bleibt für Georgien zu hoffen, dass sie so schnell wie möglich in die NATO kommen.