R
Rehana
Guest
Viel Spass beim Lesen
Taliban
Geschichte:
Schon über viele Jahrhunderte hinweg war Afghanistan ein von vielen Staaten begehrtes Land. Es liegt geostrategisch günstig und da es mitten im fruchtbaren Halbmond liegt, entstanden dort schon früh erste Städte und Kulturen. Immer wieder wechselten in Afghanistan die Machtverhältnisse. Mit ihnen änderte sich auch oft Religion, Sprache, Gesetze und Kultur. Diese vielen Veränderungen führten zu einer Vielfalt von Ethik, Kultur und Religion, sodass es Afghanistan schon immer schwer fiel eine geeinte Nation zu bilden.
Die Stämme der Paschtunen im Süden Pakistans begannen schon im 18 Jh. einen modernen Staat Afghanistan zu gründen. Sie sahen sich als direkte Nachkommen eines Gefährten Mohammeds und damit eines besonderen Auftrags den Islam zu verbreiten.
Immer wiedergab es Kämpfe zwischen verschiedenen Stämmen, bis es einem König gelang die Paschtunenstämme zu vereinigen. Die Monarchie in Afghanistan wurde erst 1973 durch Mohammed Daun Khan abgelöst der sich zur Republik bekannte.
Die Kämpfe, besonders zwischen Ghilzai- und Durrani- Paschtunen gingen währenddessen weiter, auch während der Kämpfe mit der Sowjetunion (SU) und der Machtübernahme der Taliban.
Im 19 Jh. wurde Afghanistan Gegenstand der Machtkämpfe zwischen Großbritannien und Russland. Großbritannien unterstützte die Durranis, sodass Afghanistans Herrscher schwach und von den Engländern abhängig blieben.
Erst 1893 grenzten die Engländer Indien von Afghanistan durch eine offizielle Grenze ab, obwohl sie vorher noch auf eine Herrschaft in Afghanistan gehofft hatten.
Der "eiserne Emir", Abdul Rehman, unterwarf mit Hilfe der Paschtunen und mit Waffenunterstützung der Briten die Haras und Usbeken im Norden des Landes, indem er alle Oppositionellen ausschaltete und sich die Loyalität der Paschtunen sicherte.
Er setzte außerdem eine brutale Geheimpolizei ein um unliebsame Gegner zu vernichten.
Durch Abdul Rehman stabilisierte sich zwar die Situation in Afghanistan, aber es blieben auch viele Spannungen zwischen ethnischen Gruppen, die sich auch noch nach dem Fall Rehmans weiter Kämpfe lieferten.
1919 versuchten die monarchistischen Herrscher einen modernen unabhängigen Staat aus Afghanistan zu machen, was aber sehr schwierig war, da es immer wieder Putsche und Meinungsverschiedenheiten in dem kulturell so unterschiedlichen Land Afghanistan gab.
1933 wurde eine fundamentalistisch- islamische Gruppe niedergeschlagen, die aber weiterhin oppositionelle Unterstützung aus Pakistan erhielt und später die Führung der Mudschaheddin stellte.
Während der Zeit des Kalten Krieges bekam Afghanistan 1,26 Milliarden US- Dollar Unterstützung zur Förderung der Wirtschaft durch die USA und 1,25 Milliarden US- Dollar Unterstützung des Militärs durch die SU.
-1-
Weitere Entwicklungshilfe im Umfang von 355 Millionen US- Dollar wurden von dem Präsidenten Daud Khan (seit 1973 Präsident)nicht nutzbringend eingesetzt, sodass Afghanistan weiterhin ein locker zusammengewürfelter Haufen ohne funktionierende Staatsorgane blieb.
1978 kamen zwei kommunistische Gruppen durch einen Putsch an die Macht.
Es kam erneut zu Streitereien zwischen den Stämmen, da die neue Regierung kein Verständnis für die komplexen Verhältnisse hatte zwischen ihnen hatte.
Die SU marschierte im Dezember 1979 in Afghanistan ein und setzte einen Parcham- Führer als Präsidenten ein. Die Spannung zwischen den USA und der SU erreichte einen neuen Höhepunkt in Afghanistan (Zeit des Kalten Krieges).
Die USA unterstützte die afghanischen Mudschaheddin, eben jene Extremfundamentalisten, die vorher von Pakistan unterstützt worden waren.
Für die Afghanen bedeutete dies jedoch ein erneuter Versuch, diesmal von der SU, sie zu unterwerfen und ihre Religion und Gesellschaftsform durch eine fremde ersetzen zu lassen.
Der sogenannte Heilige Krieg (Dschihad) wurde immer heftiger geführt, da die USA, den Kommunismus bekämpften und die arabischen Stämme den Islam unterstützen, versorgten sie beide die Mudschaheddin mit Waffen.
Erst 1989 zog die SU nach großen Verlusten ab und es konnte eine neue Bewegung entstehen, die sich aus den Mudschaheddin entwickelte. Sie nannten sich die Schüler des Islam (auch: Koranschüler) was in ihrer Sprache Taliban hieß.
Nachdem die SU abgezogen war, begann im ganzen Land der Zerfall einer Nation die schon durch Machtwechsel, Krieg und Unstimmigkeiten untereinander geschwächt war. Lokale Stammesführer kämpften erneut, wurden zu Straßenkämpfern und Räubern. Sie kontrollierten ihre Gebiete, räuberten und legten Straßenzölle an.
Wer sich diesen korrupten Kriegsherren entgegenstellte wurde erschossen.
Die Taliban durch ihre Unbestechlichkeit und Glaubenserfurcht im Sinne des Korans waren jedoch gegen dieses Treiben eingestellt. Sie sorgten daher für Ordnung und Rückkehr der religiösen Moral. Von der Bevölkerung wurden sie daher als Befreier gefeiert. Sie begannen 1996 Kabul zu erobern und von da aus nach und nach ganz Afghanistan.
Doch sie wollten nicht nur politische und wirtschaftliche Macht, sondern einen islamischen Glaubensstaat errichten. Ihre Ideen waren anfangs theoretisch nicht schlecht. Sie wollten aus Afghanistan einen unabhängigen und friedlich- religiösen Staat machen. Um dies zu erreichen gingen sie jedoch keinen friedlichen Weg, da sie keine andere Möglichkeit sahen. Die idealistischen Gedanken, die sie anfangs geprägt hatten, rutschten nach und nach ins Radikale ab.
Sie gingen kompromisslos gegen jegliche Opposition vor und begründeten ihre religiösen Ziele mit dem Koran. Fernsehen, Kino, Unterhaltungsmusik, Bücher (mit Ausnahme des Korans) wurden daher verboten, da sie eine Verfremdung vom Glauben darstellten. Die Taliban führten die Scharia ein, die das religiöse Recht mit der Politik verband. Mörder wurden nach ihren Gesetzen verurteilt und öffentlich hingerichtet. Dieben wurde die Hand abgehackt, Ehebrecherinnen wurden gesteinigt.
Da viele Taliban Paschtunen waren, vermischten sie ihren eigenen Ehren- und Rechtskodex mit der Scharia, sodass die Rechte der Frauen noch stärker als im islamischen Recht eingeschränkt wurden.
-2-
Der schnelle Fall der Taliban wurde nicht allein von den USA und der Nordallianz bewirkt, sondern auch von der Bevölkerung Afghanistans verloren sie schnell jegliche Unterstützung. Auch mittlere und untere Kommandanten schlugen sich sofort auf die andere Seite, da sie mit der strengen Herrschaft der Taliban nicht zufrieden waren.
Mittel zur Etablierung und Haltung der Macht:
Die Bevölkerung, die zuvor dankbar war, dass die Taliban eine neue Ordnung und Gerechtigkeit in Afghanistan einführen wollten, waren anfangs leicht für die Ziele der Taliban zu gewinnen, sodass es kein Problem für sie war sich im Land zu etablieren. Die Einführung des neuen Rechts war letztendlich ein Schritt zur Unterwerfung der Bevölkerung, obwohl sie genauso brutal waren wie ihre Vorgänger, nur dass sie nicht so korrupt und illegal agierten. Auch öffneten die Taliban in bereits eroberten Gebieten durch Beseitigung der Räuberbanden die Straßen dem Verkehr, was eine Senkung der Lebensmittelpreise zur Folge hatte. Auch dies wurde von der hungernden Bevölkerung begrüßt.
Die Taliban bewirkten durch ihre Radikalität, dass sich die Bevölkerung ihnen kaum entziehen konnte. Die Taliban waren Kämpfer, die schon viel Kampferfahrung besaßen durch ihren Kampf gegen die kommunistischen Kämpfer und Splittergruppen verschiedener Stämme und Straßenräuber.
Terroristen aus 34 verschiedenen Staaten, verbunden in dem globalen Netzwerk der Al-Quaida die in Afghanistan Unterschlupf fanden, setzten sich aus Dankbarkeit für die Taliban ein und kämpften auch gleichzeitig für ihre politischen Interessen in vielen Ländern (Bsp: Anschlag auf das World- Trade- Center u.a.).
Seit der Besetzung Kandahars sind ungefähr 20.000 Afghanen und Hunderte pakistanische Madrassa- Schüler über die Grenze gekommen, um sich den Taliban anzuschließen. Sie erfuhren von Lehrern, die selbst kaum lesen und schreiben konnten, die Auslegung des Korans ohne auch nur über die Geschichte Afghanistans oder über den wahren Inhalt des Korans Bescheid zu wissen. Sie hatten nie eine Heimat gekannt und keine Erinnerung an einen friedlichen afghanischen Staat.
So wurde der Krieg ihre einzige Beschäftigung, die sie durch ihren schlichten Glauben und die Fehlleitung ihrer Lehrer in den Koranschulen, als Sinn ihres Lebens ansahen.
Sie hatten weder die Gesellschaft von Frauen gekannt, noch waren sie den Umgang mit ihnen gewöhnt. Sie führten ein raues Soldatenleben und der Umgang mit Frauen verunsicherte sie sehr. Dies war ein weiterer Grund für die Loyalität an die Taliban und deren frauenfeindliche Gesetze.
Durch die anfänglichen großen Erfolge entstand der Mythos der Unbesiegbarkeit der Gotteskrieger, sodass viele sich scheuten sie anzugreifen.
Die Vergehen und Verletzungen gegen ihre Gesetze wurden sofort hart bestraft.
Die Gesetze waren durch ihre Härte eine große Abschreckung für jegliche Opposition.
Auch dass die Todesstrafe öffentlich vollzogen wurde, trug zur Einschüchterung der Bevölkerung bei.
Die Presse- und Versammlungsfreiheit war aufgehoben und das Land nach außen abgeschottet, sodass die Bevölkerung sich auf die Meinung und die Wahrheit der Talibanregierung verlassen musste.
-3-
Auswirkungen des Regimes und Lebensbedingungen
Die materielle Not der Bevölkerung bestand schon lange Zeit vor den Taliban. Zudem hatten zwanzig Jahre Krieg die Bevölkerung des Landes, die Gemeinschafts- und Familienstrukturen, die für ein Leben in solchen schwierigen Verhältnissen wichtig waren, zerbrechen lassen. Afghanistan ging es schon früher schlechter als vielen anderen Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Taliban führten eine Abteilung für die Pflege der guten Sitten und Verhütung von Laster ein.
Dort wurden unter anderem die Regelungen verabschiedet, dass für Frauen elegante Aufmachung, Schmuck, Make-up, das Tragen von hochhackigen Schuhen verboten seien usw.
Obwohl man diese Dinge ohnehin kaum nachprüfen kann, da die Burkha den ganzen Körper der Frau bedecken muss. Frauen ist es auch nicht erlaubt zu arbeiten, weshalb viele Schulen geschlossen wurden, da die Frauen eine große Zahl an Lehrkräften stellten.
Viele sind geflüchtet, um ihren Kindern eine Bildung zu ermöglichen.
Die Männer mussten ihren Bart lang tragen, da sie sonst bestraft wurden. Der Frauensport und das Drachensteigenlassen, vormals eine beliebte Beschäftigung, waren verboten. Das Medienmonopol lag in der Hand der Taliban. Sie schlossen Schulen und Universitäten und verstärkten somit Analphabetismus, Unwissenheit und die Unmündigkeit der Bevölkerung.
Mit Beginn der Macht der Taliban, wurden auch Hilfsorganisationen abgezogen. Die Hungersnot wurde dadurch noch größer und auch die medizinische Versorgung wurde immer schwieriger.
Viele Kinder hatten große Gewalt erlebt und viele ihrer Verwandten verloren. Sie leiden noch heute unter bösen Erinnerungen, Einsamkeit und können keinen Erwachsenen mehr vertrauen. Viele Kinder wurden und werden immer noch als Soldaten eingesetzt, zumal ihnen oft andere Berufsmöglichkeiten nicht offen stehen.
Der Führer der Taliban Mullah Omar, übertrug seine Erfahrungen im Zusammenleben mit Frauen, die er in seinem Dorf gemacht hatte, auf ganz Afghanistan.
Ein amerikanischer Reporter schrieb: "Wer seine Nägel bemalt, einen Freund fotografiert, auf der Flöte spielt, rhythmisch in die Hände klatscht oder einen Ausländer zum Tee einlädt, hat ein Gebot der Taliban gebrochen (S.199) ."
Homosexuelle wurden rigoros bestraft und auch Sodomie hatte unmenschliche Strafen zur Folge.
Auch Künstler flohen, da Unterhaltung, wie Musik, Tanz, Singen, Fernsehen und Kino verboten wurde. Malereien, Fotos und Portraits aufzuhängen war verboten.
Viele Feste, die nichts mit dem Islam zu tun hatten durften nicht mehr gefeiert werden.
Mohnpflanzen zur Herstellung von Heroin, früher eine große Einnahmequelle der Bauern, durften unter dem Talibanregime nicht mehr angebaut werden und führte diese noch tiefer in den Ruin. Sie verloren ihre Arbeit obwohl sie einer vom Westen nicht gewollten Tätigkeit nachgingen.
Die Wirtschaft, die zu 40% von dieser Ernte abhing verlor eine große Einnahmequelle und machte Afghanistan noch ärmer.
-4-
Fazit
Die Bevölkerung musste unerträglich viel Leid ertragen. Nach vielen Jahren Kriegen und Bürgerkriegen ist, durch die Intervention der Russen, durch die Taliban und dann durch die Angriffe der USA das Land so tief am Boden wie schon lange nicht mehr.
Die Fehler liegen durchaus nicht nur an der Bevölkerung Afghanistans.
Ausländische Staaten, die nur ihre eigenen wirtschaftlichen und militärischen Interessen verfolgten und noch heute verfolgen, versorgten die Krieger mit Waffen und ließen somit den Bürgerkrieg nie zu Ende kommen.
Es ist augenscheinlich sehr schwer aus Afghanistan einen neuen modernen Staat zu machen. Die Afghanen und sogar schon ihre Kinder sind desillusioniert, zumal nach Jahrzehnten von Krieg und Bürgerkrieg viele Menschen überhaupt nicht mehr wissen was Frieden ist.
Die Kulturunterschiede in diesem Vielvölkerstaat sind sehr groß, die meisten Menschen Analphabeten und Bildungseinrichtungen nicht mehr vorhanden. Die zunehmenden Globalisierungsprozesse in der Weltwirtschaft beschleunigen sich immer mehr und lassen Randgruppen und arme Staaten hoffnungslos in ihrem Elend zurück.
Daher ist kaum zu erwarten, dass eine wirksame Hilfe von Außen an den wirklichen Bedürfnissen dieses gequälten Landes ansetzt.
Erste wichtige Maßnahmen in und für Afghanistan wären:
· Beseitigung der Kriegsschaden
· Bau und Wiederaufbau der Schulen und Universitäten
· Schaffung einer medizinischen Grundversorgung
· Aufbau einer Infrastruktur für die einfachsten Dinge wie Wasserversorgung
· Herstellung einer funktionierenden Demokratie (bzw. eine funktionierende
Regierungsform, die Freiheit, Frieden Gleichheit und Gerechtigkeit garantiert)
Verwirklichung der Menschenrechte
· Friedenssicherung
· Konstruktive Hilfe von Außen (wenn möglich)
Dies sind Ideale, die erstrebenswert sind und ein Ziel darstellen sollten, auch wenn sie erst einmal nicht verwirklichbar sind.
Quellen:
Taliban
Geschichte:
Schon über viele Jahrhunderte hinweg war Afghanistan ein von vielen Staaten begehrtes Land. Es liegt geostrategisch günstig und da es mitten im fruchtbaren Halbmond liegt, entstanden dort schon früh erste Städte und Kulturen. Immer wieder wechselten in Afghanistan die Machtverhältnisse. Mit ihnen änderte sich auch oft Religion, Sprache, Gesetze und Kultur. Diese vielen Veränderungen führten zu einer Vielfalt von Ethik, Kultur und Religion, sodass es Afghanistan schon immer schwer fiel eine geeinte Nation zu bilden.
Die Stämme der Paschtunen im Süden Pakistans begannen schon im 18 Jh. einen modernen Staat Afghanistan zu gründen. Sie sahen sich als direkte Nachkommen eines Gefährten Mohammeds und damit eines besonderen Auftrags den Islam zu verbreiten.
Immer wiedergab es Kämpfe zwischen verschiedenen Stämmen, bis es einem König gelang die Paschtunenstämme zu vereinigen. Die Monarchie in Afghanistan wurde erst 1973 durch Mohammed Daun Khan abgelöst der sich zur Republik bekannte.
Die Kämpfe, besonders zwischen Ghilzai- und Durrani- Paschtunen gingen währenddessen weiter, auch während der Kämpfe mit der Sowjetunion (SU) und der Machtübernahme der Taliban.
Im 19 Jh. wurde Afghanistan Gegenstand der Machtkämpfe zwischen Großbritannien und Russland. Großbritannien unterstützte die Durranis, sodass Afghanistans Herrscher schwach und von den Engländern abhängig blieben.
Erst 1893 grenzten die Engländer Indien von Afghanistan durch eine offizielle Grenze ab, obwohl sie vorher noch auf eine Herrschaft in Afghanistan gehofft hatten.
Der "eiserne Emir", Abdul Rehman, unterwarf mit Hilfe der Paschtunen und mit Waffenunterstützung der Briten die Haras und Usbeken im Norden des Landes, indem er alle Oppositionellen ausschaltete und sich die Loyalität der Paschtunen sicherte.
Er setzte außerdem eine brutale Geheimpolizei ein um unliebsame Gegner zu vernichten.
Durch Abdul Rehman stabilisierte sich zwar die Situation in Afghanistan, aber es blieben auch viele Spannungen zwischen ethnischen Gruppen, die sich auch noch nach dem Fall Rehmans weiter Kämpfe lieferten.
1919 versuchten die monarchistischen Herrscher einen modernen unabhängigen Staat aus Afghanistan zu machen, was aber sehr schwierig war, da es immer wieder Putsche und Meinungsverschiedenheiten in dem kulturell so unterschiedlichen Land Afghanistan gab.
1933 wurde eine fundamentalistisch- islamische Gruppe niedergeschlagen, die aber weiterhin oppositionelle Unterstützung aus Pakistan erhielt und später die Führung der Mudschaheddin stellte.
Während der Zeit des Kalten Krieges bekam Afghanistan 1,26 Milliarden US- Dollar Unterstützung zur Förderung der Wirtschaft durch die USA und 1,25 Milliarden US- Dollar Unterstützung des Militärs durch die SU.
-1-
Weitere Entwicklungshilfe im Umfang von 355 Millionen US- Dollar wurden von dem Präsidenten Daud Khan (seit 1973 Präsident)nicht nutzbringend eingesetzt, sodass Afghanistan weiterhin ein locker zusammengewürfelter Haufen ohne funktionierende Staatsorgane blieb.
1978 kamen zwei kommunistische Gruppen durch einen Putsch an die Macht.
Es kam erneut zu Streitereien zwischen den Stämmen, da die neue Regierung kein Verständnis für die komplexen Verhältnisse hatte zwischen ihnen hatte.
Die SU marschierte im Dezember 1979 in Afghanistan ein und setzte einen Parcham- Führer als Präsidenten ein. Die Spannung zwischen den USA und der SU erreichte einen neuen Höhepunkt in Afghanistan (Zeit des Kalten Krieges).
Die USA unterstützte die afghanischen Mudschaheddin, eben jene Extremfundamentalisten, die vorher von Pakistan unterstützt worden waren.
Für die Afghanen bedeutete dies jedoch ein erneuter Versuch, diesmal von der SU, sie zu unterwerfen und ihre Religion und Gesellschaftsform durch eine fremde ersetzen zu lassen.
Der sogenannte Heilige Krieg (Dschihad) wurde immer heftiger geführt, da die USA, den Kommunismus bekämpften und die arabischen Stämme den Islam unterstützen, versorgten sie beide die Mudschaheddin mit Waffen.
Erst 1989 zog die SU nach großen Verlusten ab und es konnte eine neue Bewegung entstehen, die sich aus den Mudschaheddin entwickelte. Sie nannten sich die Schüler des Islam (auch: Koranschüler) was in ihrer Sprache Taliban hieß.
Nachdem die SU abgezogen war, begann im ganzen Land der Zerfall einer Nation die schon durch Machtwechsel, Krieg und Unstimmigkeiten untereinander geschwächt war. Lokale Stammesführer kämpften erneut, wurden zu Straßenkämpfern und Räubern. Sie kontrollierten ihre Gebiete, räuberten und legten Straßenzölle an.
Wer sich diesen korrupten Kriegsherren entgegenstellte wurde erschossen.
Die Taliban durch ihre Unbestechlichkeit und Glaubenserfurcht im Sinne des Korans waren jedoch gegen dieses Treiben eingestellt. Sie sorgten daher für Ordnung und Rückkehr der religiösen Moral. Von der Bevölkerung wurden sie daher als Befreier gefeiert. Sie begannen 1996 Kabul zu erobern und von da aus nach und nach ganz Afghanistan.
Doch sie wollten nicht nur politische und wirtschaftliche Macht, sondern einen islamischen Glaubensstaat errichten. Ihre Ideen waren anfangs theoretisch nicht schlecht. Sie wollten aus Afghanistan einen unabhängigen und friedlich- religiösen Staat machen. Um dies zu erreichen gingen sie jedoch keinen friedlichen Weg, da sie keine andere Möglichkeit sahen. Die idealistischen Gedanken, die sie anfangs geprägt hatten, rutschten nach und nach ins Radikale ab.
Sie gingen kompromisslos gegen jegliche Opposition vor und begründeten ihre religiösen Ziele mit dem Koran. Fernsehen, Kino, Unterhaltungsmusik, Bücher (mit Ausnahme des Korans) wurden daher verboten, da sie eine Verfremdung vom Glauben darstellten. Die Taliban führten die Scharia ein, die das religiöse Recht mit der Politik verband. Mörder wurden nach ihren Gesetzen verurteilt und öffentlich hingerichtet. Dieben wurde die Hand abgehackt, Ehebrecherinnen wurden gesteinigt.
Da viele Taliban Paschtunen waren, vermischten sie ihren eigenen Ehren- und Rechtskodex mit der Scharia, sodass die Rechte der Frauen noch stärker als im islamischen Recht eingeschränkt wurden.
-2-
Der schnelle Fall der Taliban wurde nicht allein von den USA und der Nordallianz bewirkt, sondern auch von der Bevölkerung Afghanistans verloren sie schnell jegliche Unterstützung. Auch mittlere und untere Kommandanten schlugen sich sofort auf die andere Seite, da sie mit der strengen Herrschaft der Taliban nicht zufrieden waren.
Mittel zur Etablierung und Haltung der Macht:
Die Bevölkerung, die zuvor dankbar war, dass die Taliban eine neue Ordnung und Gerechtigkeit in Afghanistan einführen wollten, waren anfangs leicht für die Ziele der Taliban zu gewinnen, sodass es kein Problem für sie war sich im Land zu etablieren. Die Einführung des neuen Rechts war letztendlich ein Schritt zur Unterwerfung der Bevölkerung, obwohl sie genauso brutal waren wie ihre Vorgänger, nur dass sie nicht so korrupt und illegal agierten. Auch öffneten die Taliban in bereits eroberten Gebieten durch Beseitigung der Räuberbanden die Straßen dem Verkehr, was eine Senkung der Lebensmittelpreise zur Folge hatte. Auch dies wurde von der hungernden Bevölkerung begrüßt.
Die Taliban bewirkten durch ihre Radikalität, dass sich die Bevölkerung ihnen kaum entziehen konnte. Die Taliban waren Kämpfer, die schon viel Kampferfahrung besaßen durch ihren Kampf gegen die kommunistischen Kämpfer und Splittergruppen verschiedener Stämme und Straßenräuber.
Terroristen aus 34 verschiedenen Staaten, verbunden in dem globalen Netzwerk der Al-Quaida die in Afghanistan Unterschlupf fanden, setzten sich aus Dankbarkeit für die Taliban ein und kämpften auch gleichzeitig für ihre politischen Interessen in vielen Ländern (Bsp: Anschlag auf das World- Trade- Center u.a.).
Seit der Besetzung Kandahars sind ungefähr 20.000 Afghanen und Hunderte pakistanische Madrassa- Schüler über die Grenze gekommen, um sich den Taliban anzuschließen. Sie erfuhren von Lehrern, die selbst kaum lesen und schreiben konnten, die Auslegung des Korans ohne auch nur über die Geschichte Afghanistans oder über den wahren Inhalt des Korans Bescheid zu wissen. Sie hatten nie eine Heimat gekannt und keine Erinnerung an einen friedlichen afghanischen Staat.
So wurde der Krieg ihre einzige Beschäftigung, die sie durch ihren schlichten Glauben und die Fehlleitung ihrer Lehrer in den Koranschulen, als Sinn ihres Lebens ansahen.
Sie hatten weder die Gesellschaft von Frauen gekannt, noch waren sie den Umgang mit ihnen gewöhnt. Sie führten ein raues Soldatenleben und der Umgang mit Frauen verunsicherte sie sehr. Dies war ein weiterer Grund für die Loyalität an die Taliban und deren frauenfeindliche Gesetze.
Durch die anfänglichen großen Erfolge entstand der Mythos der Unbesiegbarkeit der Gotteskrieger, sodass viele sich scheuten sie anzugreifen.
Die Vergehen und Verletzungen gegen ihre Gesetze wurden sofort hart bestraft.
Die Gesetze waren durch ihre Härte eine große Abschreckung für jegliche Opposition.
Auch dass die Todesstrafe öffentlich vollzogen wurde, trug zur Einschüchterung der Bevölkerung bei.
Die Presse- und Versammlungsfreiheit war aufgehoben und das Land nach außen abgeschottet, sodass die Bevölkerung sich auf die Meinung und die Wahrheit der Talibanregierung verlassen musste.
-3-
Auswirkungen des Regimes und Lebensbedingungen
Die materielle Not der Bevölkerung bestand schon lange Zeit vor den Taliban. Zudem hatten zwanzig Jahre Krieg die Bevölkerung des Landes, die Gemeinschafts- und Familienstrukturen, die für ein Leben in solchen schwierigen Verhältnissen wichtig waren, zerbrechen lassen. Afghanistan ging es schon früher schlechter als vielen anderen Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Taliban führten eine Abteilung für die Pflege der guten Sitten und Verhütung von Laster ein.
Dort wurden unter anderem die Regelungen verabschiedet, dass für Frauen elegante Aufmachung, Schmuck, Make-up, das Tragen von hochhackigen Schuhen verboten seien usw.
Obwohl man diese Dinge ohnehin kaum nachprüfen kann, da die Burkha den ganzen Körper der Frau bedecken muss. Frauen ist es auch nicht erlaubt zu arbeiten, weshalb viele Schulen geschlossen wurden, da die Frauen eine große Zahl an Lehrkräften stellten.
Viele sind geflüchtet, um ihren Kindern eine Bildung zu ermöglichen.
Die Männer mussten ihren Bart lang tragen, da sie sonst bestraft wurden. Der Frauensport und das Drachensteigenlassen, vormals eine beliebte Beschäftigung, waren verboten. Das Medienmonopol lag in der Hand der Taliban. Sie schlossen Schulen und Universitäten und verstärkten somit Analphabetismus, Unwissenheit und die Unmündigkeit der Bevölkerung.
Mit Beginn der Macht der Taliban, wurden auch Hilfsorganisationen abgezogen. Die Hungersnot wurde dadurch noch größer und auch die medizinische Versorgung wurde immer schwieriger.
Viele Kinder hatten große Gewalt erlebt und viele ihrer Verwandten verloren. Sie leiden noch heute unter bösen Erinnerungen, Einsamkeit und können keinen Erwachsenen mehr vertrauen. Viele Kinder wurden und werden immer noch als Soldaten eingesetzt, zumal ihnen oft andere Berufsmöglichkeiten nicht offen stehen.
Der Führer der Taliban Mullah Omar, übertrug seine Erfahrungen im Zusammenleben mit Frauen, die er in seinem Dorf gemacht hatte, auf ganz Afghanistan.
Ein amerikanischer Reporter schrieb: "Wer seine Nägel bemalt, einen Freund fotografiert, auf der Flöte spielt, rhythmisch in die Hände klatscht oder einen Ausländer zum Tee einlädt, hat ein Gebot der Taliban gebrochen (S.199) ."
Homosexuelle wurden rigoros bestraft und auch Sodomie hatte unmenschliche Strafen zur Folge.
Auch Künstler flohen, da Unterhaltung, wie Musik, Tanz, Singen, Fernsehen und Kino verboten wurde. Malereien, Fotos und Portraits aufzuhängen war verboten.
Viele Feste, die nichts mit dem Islam zu tun hatten durften nicht mehr gefeiert werden.
Mohnpflanzen zur Herstellung von Heroin, früher eine große Einnahmequelle der Bauern, durften unter dem Talibanregime nicht mehr angebaut werden und führte diese noch tiefer in den Ruin. Sie verloren ihre Arbeit obwohl sie einer vom Westen nicht gewollten Tätigkeit nachgingen.
Die Wirtschaft, die zu 40% von dieser Ernte abhing verlor eine große Einnahmequelle und machte Afghanistan noch ärmer.
-4-
Fazit
Die Bevölkerung musste unerträglich viel Leid ertragen. Nach vielen Jahren Kriegen und Bürgerkriegen ist, durch die Intervention der Russen, durch die Taliban und dann durch die Angriffe der USA das Land so tief am Boden wie schon lange nicht mehr.
Die Fehler liegen durchaus nicht nur an der Bevölkerung Afghanistans.
Ausländische Staaten, die nur ihre eigenen wirtschaftlichen und militärischen Interessen verfolgten und noch heute verfolgen, versorgten die Krieger mit Waffen und ließen somit den Bürgerkrieg nie zu Ende kommen.
Es ist augenscheinlich sehr schwer aus Afghanistan einen neuen modernen Staat zu machen. Die Afghanen und sogar schon ihre Kinder sind desillusioniert, zumal nach Jahrzehnten von Krieg und Bürgerkrieg viele Menschen überhaupt nicht mehr wissen was Frieden ist.
Die Kulturunterschiede in diesem Vielvölkerstaat sind sehr groß, die meisten Menschen Analphabeten und Bildungseinrichtungen nicht mehr vorhanden. Die zunehmenden Globalisierungsprozesse in der Weltwirtschaft beschleunigen sich immer mehr und lassen Randgruppen und arme Staaten hoffnungslos in ihrem Elend zurück.
Daher ist kaum zu erwarten, dass eine wirksame Hilfe von Außen an den wirklichen Bedürfnissen dieses gequälten Landes ansetzt.
Erste wichtige Maßnahmen in und für Afghanistan wären:
· Beseitigung der Kriegsschaden
· Bau und Wiederaufbau der Schulen und Universitäten
· Schaffung einer medizinischen Grundversorgung
· Aufbau einer Infrastruktur für die einfachsten Dinge wie Wasserversorgung
· Herstellung einer funktionierenden Demokratie (bzw. eine funktionierende
Regierungsform, die Freiheit, Frieden Gleichheit und Gerechtigkeit garantiert)
Verwirklichung der Menschenrechte
· Friedenssicherung
· Konstruktive Hilfe von Außen (wenn möglich)
Dies sind Ideale, die erstrebenswert sind und ein Ziel darstellen sollten, auch wenn sie erst einmal nicht verwirklichbar sind.
Quellen: