DZEKO
Besa Bese
Gnadenlose Politik – Abtreibung im achten Monat
Chinesische Beamte setzen die Ein-Kind-Gesetze gnadenlos durch, da sie sonst nicht befördert werden. Im Internet und unter Wissenschaftlern wächst Widerstand.
Pan Chunyan wurde aus ihrem kleinen Lebensmittelladen gezerrt, als sie im achten Monat mit ihrem dritten Kind schwanger war. Männer, die für einen Regionalpolitiker arbeiteten, sperrten sie zusammen mit zwei andern Frauen ein. Nach vier Tagen brachten die Männer die hochschwangere Frau in ein Krankenhaus und zwangen sie, ihren Daumenabdruck unter ein Dokument zu setzen, mit dem sie sich mit einer Abtreibung einverstanden erklärte. Eine Krankenschwester setzte die Injektion.
"Nachdem ich die Spritze bekommen hatte, verschwanden die Kerle", sagt Frau Pan aus der südostchinesischen Provinz Fujian. "Meine Familie holte mich ab. Ich weinte und hoffte, dass das Kind in meinem Bauch überlebt hat." Doch am 8. April kam das Baby tot zur Welt, "vollkommen schwarz und blau", sagt die 31-Jährige.
Jüngste Berichte über Frauen, die von lokalen Beamten zu Abtreibungen in den letzten Schwangerschaftsmonaten gezwungen werden, stellt die Ein-Kind-Politik Chinas an den Pranger. Der Berichterstattung über die Zwangsabtreibungen auf chinesischen Blogs und in den staatlichen Zeitungen nach zu urteilen, wird die Ein-Kind-Politik stärker in Frage gestellt als noch vor einigen Jahren.
Es ist auch ein öffentlicher Aufschrei all jener politischen Berater und Forscher, die der Bestrafung von Familien mit mehr als dem einen erlaubten Kind ein Ende setzten wollen. Auffallend starke Kritik äußerten Forscher und Politikberater bei einer Tagung des Nationalen Statistikamtes an der Universität Peking zur Auswertung der Volkszählung von 2010.
Die Wissenschaftler waren empört über das Leiden von Feng Jianmei, die im Vorfeld der Tagung im siebten Schwangerschaftsmonat zu einer Abtreibung gezwungen wurde. Ihr Fall wurde öffentlich, als ein Verwandter Bilder des toten Fötus ins Internet stellte.
Petition zur Abschaffung des Ein-Kind-Gesetzes
"Meiner Meinung nach ist es das Recht des Bürgers, Kinder zu haben", sagte der Pekinger Universitätsprofessor und Jurist Zhan Zhongle. Er hat eine Petition zur Abschaffung des Ein-Kind-Gesetzes, unterschrieben von führenden Forschern und Unternehmern, an den Nationalen Volkskongress geschickt.
Über die Jahre hinweg hat es Änderungen des Gesetzes gegeben. Schätzungen zufolge gibt es mehr als 22 Möglichkeiten, wie Eltern sich für eine Ausnahme qualifizieren können. Die große Mehrheit der Chinesen bleibt aber daran gebunden. Zeichen, die auf eine Aufhebung deuten, gibt es nicht. Und der Volkskongress, größtenteils ein Abnick-Parlament, wird sich Zhans Petition wohl kaum ohne die Unterstützung der Führungsebene der kommunistischen Partei annehmen.
Dennoch, ehemalige Beamte und Wissenschaftler, die an der Formulierung des Gesetzes beteiligt waren, besuchten ebenfalls die Tagung des Statistikamtes. Sie bestärkten langjährige Kritiker, dass ihre Bedenken auch in der Bevölkerungs- und Familienplanungskommission gehört würden.
Die diplomatische Krise im Frühling um Chen Guangcheng hat die öffentliche Aufmerksamkeit zusätzlich auf das Ein-Kind-Gesetz gelenkt. Chen, ein Autodidakt und Jurist, der jüngst seinem Hausarrest nach New York entfloh, ist der wohl prominenteste Sprecher der Frauen, die zur Sterilisation und zur Abtreibung gezwungen werden. Er wurde zum Opfer des Zorns der herrschenden Politiker in seiner Region.
http://www.welt.de/politik/ausland/...nlose-Politik-Abtreibung-im-achten-Monat.html
Chinesische Beamte setzen die Ein-Kind-Gesetze gnadenlos durch, da sie sonst nicht befördert werden. Im Internet und unter Wissenschaftlern wächst Widerstand.
Pan Chunyan wurde aus ihrem kleinen Lebensmittelladen gezerrt, als sie im achten Monat mit ihrem dritten Kind schwanger war. Männer, die für einen Regionalpolitiker arbeiteten, sperrten sie zusammen mit zwei andern Frauen ein. Nach vier Tagen brachten die Männer die hochschwangere Frau in ein Krankenhaus und zwangen sie, ihren Daumenabdruck unter ein Dokument zu setzen, mit dem sie sich mit einer Abtreibung einverstanden erklärte. Eine Krankenschwester setzte die Injektion.
"Nachdem ich die Spritze bekommen hatte, verschwanden die Kerle", sagt Frau Pan aus der südostchinesischen Provinz Fujian. "Meine Familie holte mich ab. Ich weinte und hoffte, dass das Kind in meinem Bauch überlebt hat." Doch am 8. April kam das Baby tot zur Welt, "vollkommen schwarz und blau", sagt die 31-Jährige.
Jüngste Berichte über Frauen, die von lokalen Beamten zu Abtreibungen in den letzten Schwangerschaftsmonaten gezwungen werden, stellt die Ein-Kind-Politik Chinas an den Pranger. Der Berichterstattung über die Zwangsabtreibungen auf chinesischen Blogs und in den staatlichen Zeitungen nach zu urteilen, wird die Ein-Kind-Politik stärker in Frage gestellt als noch vor einigen Jahren.
Es ist auch ein öffentlicher Aufschrei all jener politischen Berater und Forscher, die der Bestrafung von Familien mit mehr als dem einen erlaubten Kind ein Ende setzten wollen. Auffallend starke Kritik äußerten Forscher und Politikberater bei einer Tagung des Nationalen Statistikamtes an der Universität Peking zur Auswertung der Volkszählung von 2010.
Die Wissenschaftler waren empört über das Leiden von Feng Jianmei, die im Vorfeld der Tagung im siebten Schwangerschaftsmonat zu einer Abtreibung gezwungen wurde. Ihr Fall wurde öffentlich, als ein Verwandter Bilder des toten Fötus ins Internet stellte.
Petition zur Abschaffung des Ein-Kind-Gesetzes
"Meiner Meinung nach ist es das Recht des Bürgers, Kinder zu haben", sagte der Pekinger Universitätsprofessor und Jurist Zhan Zhongle. Er hat eine Petition zur Abschaffung des Ein-Kind-Gesetzes, unterschrieben von führenden Forschern und Unternehmern, an den Nationalen Volkskongress geschickt.
Über die Jahre hinweg hat es Änderungen des Gesetzes gegeben. Schätzungen zufolge gibt es mehr als 22 Möglichkeiten, wie Eltern sich für eine Ausnahme qualifizieren können. Die große Mehrheit der Chinesen bleibt aber daran gebunden. Zeichen, die auf eine Aufhebung deuten, gibt es nicht. Und der Volkskongress, größtenteils ein Abnick-Parlament, wird sich Zhans Petition wohl kaum ohne die Unterstützung der Führungsebene der kommunistischen Partei annehmen.
Dennoch, ehemalige Beamte und Wissenschaftler, die an der Formulierung des Gesetzes beteiligt waren, besuchten ebenfalls die Tagung des Statistikamtes. Sie bestärkten langjährige Kritiker, dass ihre Bedenken auch in der Bevölkerungs- und Familienplanungskommission gehört würden.
Die diplomatische Krise im Frühling um Chen Guangcheng hat die öffentliche Aufmerksamkeit zusätzlich auf das Ein-Kind-Gesetz gelenkt. Chen, ein Autodidakt und Jurist, der jüngst seinem Hausarrest nach New York entfloh, ist der wohl prominenteste Sprecher der Frauen, die zur Sterilisation und zur Abtreibung gezwungen werden. Er wurde zum Opfer des Zorns der herrschenden Politiker in seiner Region.
http://www.welt.de/politik/ausland/...nlose-Politik-Abtreibung-im-achten-Monat.html