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Goethe und der Islam ; Gottes ist der Orient, Gottes ist der Okzident

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Popeye

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Gottes ist der Orient, Gottes ist der Okzident
Goethes Blick auf die Islamische Welt


Kein Germanist hat die enge Beziehung zwischen Goethe und der islamischen Welt so gründlich erforscht und darüber so viel geschrieben, wie Katharina Mommsen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind nicht nur brisant, sondern hoch aktuell. Sie besagen nichts Geringeres, als dass Goethe ohne den Orient nicht Goethe wäre.

Man kann auf der Seite den Vortrag als Video sehen.

Videoserver - TU Clausthal


Eine weitere Facette am "Originalgenie" Johann Wolfgang von Goethe ist nun gründlich ausgeleuchtet. Neben Sturm und Drang und Klassizismus, Farbenlehre und Zwischenkieferknochen, Dichtung und Wahrheit hat Goethe bekanntlich auch die Literatur anderer Nationen und fremder Kulturkreise zugänglich gemacht. Wie intensiv er sich beispielsweise mit dem Islam auseinandergesetzt hat, blieb lange Zeit bloße Ahnung und war bis vor einem Jahrzehnt auch professionellen Goethe-Kennern unbekannt.

Katharina Mommsen hat in einer voluminösen Studie 1988 dieses Verhältnis untersucht. In einer verkürzten Variante liegt diese Arbeit nun als preiswertes Insel-Taschenbuch vor. Auch wenn man so manches aus dem Nachwort des Herausgebers Peter Anton von Arnim nicht unterschreiben mag, ein sehr wertvoller Beitrag für die aufgeheizte Debatte um den Islam ist das Buch allemal. Denn es besagt eines: bei allen üblen Zügen hat der Islam auch eine ungemein faszinierende Seite, eine literarische.

Der "West-oestliche Divan" gilt ja als
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der Beleg für Goethes Interesse am Orient und orientalischer Dichtung. Doch zeigt sich schon an der Komplexität der Gedichtsammlung des Divans, dass Goethe sehr gut mit Islam und arabischer Dichtung vertraut war. Alle Aspekte seines Orientinteresses werden von Frau Mommsen im Detail zusammengetragen und erläutert: von der Begeisterung des jugendlichen Goethe für den Propheten Mohamed bis zur Arbeit am Divan, bei der der Dichter im fortgeschrittenen Alter gleich mehrere Liebhabereien einfließen ließ.

So fanden die getauschten Gedichte mit der großen Liebe Marianne von Willemer darin ihren Niederschlag. Dann die späte Entdeckung des persischen Dichters Hafis, den Goethe sich zum "Zwilling" erkor. Ein weiterer Gegenstand leidenschaftlichen Interesses war ihm der Koran.

Goethe war natürlich auch mit der Bibel sehr gut vertraut, schätzte sie als Sprachkunstwerk und war voll des Lobes für Luthers Übersetzungsleistung. Für sein Religionsverständnis stand ihm aber der Koran näher.

Wenn Goethe sich einmal scherzhaft "Muselmann" nannte, so war er doch weit davon entfernt, zum Islam zu konvertieren. Er glaubte vielmehr im Koran einen welt- und lebensbejahenden Glauben vorzufinden - und wenn ihm etwas nicht gefiel, wie die nachgeordnete Stellung der Frau, das Weinverbot und die Anfeindung der Poesie, dann "korrigierte" er es in entsprechenden Gedichten.

Mommsens Buch ist zweifellos eine germanistische Arbeit, aber bei ihr gehen Gelehrsamkeit und Sprachgefühl so glücklich zusammen, dass das Werk auch für Laien leicht zu lesen ist. Höhepunkt, Zusammenfassung und Schluß ist die Interpretation des Vierzeilers, der da mit "Gottes ist der Orient!" beginnt. Die Quintessenz der geistigen Auseinandersetzung mit dem Islam lägen in diesen Versen: sie seien Friedensprogramm, eine angedeutete Rangordnung und enthielten doch auch eine einheitsstifende Kreuzmetapher. Die der vollständige Vierzeiler:

Gottes ist der Orient! / Gottes ist der Occident! / Nord- und südliches Gelände / Ruht im Frieden seiner Hände.
 
Soweit ich weiss, war Goethe bekennender Atheist und auch in vielen seiner Gedichten in Konflikt mit Gott.

Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass er als Literaturkenner grosses Interesse am Islam gehabt hat bzw. am Koran, da der Koran selber in so einer schönen poetischen Form niedergeschrieben wurde, dass sich Heute noch einige Islamwissenschaftler fragen, wie war das zu dieser Zeit möglich?
 
Soweit ich weiss, war Goethe bekennender Atheist und auch in vielen seiner Gedichten in Konflikt mit Gott.

Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass er als Literaturkenner grosses Interesse am Islam gehabt hat bzw. am Koran, da der Koran selber in so einer schönen poetischen Form niedergeschrieben wurde, dass sich Heute noch einige Islamwissenschaftler fragen, wie war das zu dieser Zeit möglich?

Goethe war kein bekennender Atheist; er war auf seine (freie) Art gläubig. Von dem pietistischen Protestantismus, in dem er aufwuchs, hat er sich abgewendet, sah sich dann als Pantheist und letztlich neigte er dem Islam zu. Konvertiert ist er (äußerlich) nie, aber in seinem Herzen wußte er, dass "Islam" Ergebenheit bedeutet. Nicht umsonst schrieb er im West-Östlichen Diwan

Wenn Islam Gott ergeben heißt, In Islam leben und sterben wir alle
Als er starb, so sagt man, zeichnete er auf seine Brust mehrfach das arabische Zeichen für Allah

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Bei vielen Christen gilt Goethe als "abgefallener Christ"; letztlich war aber Goethe -ebenso wie später Rainer Maria Rilke- im Herzen tief gläubig und ist keinesfalls "Gottlos" gestorben - im Gegenteil...
 
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