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μολὼν λαβέ
Griechenland profitiert vom Balkan-Boom
Athener Börse notiert auf Fünf-Jahres-Hoch - Experten ziehen Parallelen zum österreichischen Aktienmarkt
von Nando Sommerfeldt
Berlin - Es ist irgendwie paradox. Da war in Griechenland jahrelang von einer vorolympischen Börsenrallye die Rede. Doch so richtig wollte sich nicht starten. Erst als das große Ereignis vorbei war, nahm der Leitindex ASE Fahrt auf. Am Mittwoch hat das griechische Börsenbarometer nun den höchsten Stand seit Dezember 2000 erreicht. Selbst die jüngsten Kursverluste an den Weltbörsen gingen an den griechischen Papieren spurlos vorbei.
Für Fondsmanager und Hellas-Kenner Ralph Luther liegt der Grund dafür auf der Hand. "Die Balkan-Phantasie sorgt seit Monaten für steigende Notierungen." Er zieht einen interessanten Vergleich zum österreichischen Aktienmarkt. Denn hier sorgt seit einigen Jahren die Osteuropa-Phantasie für eine Outperformance. Auch sein Kollege Frank Gänsch, Manager des Adig Europa Vision, sieht die griechische Börse auf die Spuren des Alpenlandes. "Die Unterbewertung der Papiere ist inzwischen zwar abgebaut, aber durch die gute Positionierung in Osteuropa und der Balkanregion steht den Unternehmen ein hohes Umsatz- und Gewinnwachstum bevor."
Die Parallele ist in der Tat verblüffend. Denn die österreichischen Unternehmen profitieren seit Jahren von der geographischen Nähe und ihrem starken Engagement in Tschechien oder Ungarn. Auch die griechischen Konzerne haben schon frühzeitig mit Investitionen in Osteuropa begonnen. Gerade in der Türkei, Bulgarien und den ex-jugoslawischen Staaten haben sie inzwischen mehr als nur einen Fuß in der Tür. Griechische Tochtergesellschaften erwirtschaften auf dem Balkan bereits knapp zehn Prozent ihres Gesamt-Nettogewinns. "Doch das ist erst der Anfang. In den kommenden Jahren dürfte dieser Anteil überproportional wachsen, da die Margen hier viel höher sind, als auf dem heimischen Markt", erklärt Luther.
Die starke wirtschaftliche Erholung auf dem Balkan kommt Griechenland als relativ kleiner Volkswirtschaft überproportional zu Gute. Ein Effekt, der auch in Österreich zu beobachten war und ist. Mit dem Unterscheid, daß ausländische Investoren die Balkan-Phantasie lange nicht wahrgenommen haben. Doch das beginnt sich zu ändern. "Inzwischen erkennen immer mehr institutionelle Anleger das hohe Wachstumspotential, und bauen ihre Positionen am Fuße der Akropolis aus", erklärt Fondsmanager Gänsch. Denn auch die einheimischen Rahmendaten lesen sich gut. Das Wirtschaftswachstum liegt derzeit bei 3,6 Prozent und damit in der europäischen Spitzengruppe. Bis 2007 ist eine Unternehmenssteuerreform geplant die das Niveau von derzeit 35 auf 25 Prozent senken soll. Dazu stehen zahlreiche Privatisierungen an, die Investoren in den Markt locken werden.
Angenommen, Geschichte wiederholt sich, dann dürfte der griechische Aktienmarkt in den kommenden Jahren zum absoluten Liebling der Anleger werden. Noch sind die Papiere hierzulande zwar noch nicht sehr liquide, doch das dürfte sich mit dem zunehmenden Interesse bald ändern. Vor allem die Banken haben es den Experten angetan. Denn im Finanzsektor besitzen die Balkanstaaten viel Nachholpotential. So ist beispielsweise überhaupt nur jeder dritte Rumäne Inhaber eines Kontos. "Profitieren werden davon vor allem die großen Institute wie National Bank of Greece oder die Alpha Bank", erklärt Luther. "Beide erzielen derzeit knapp zehn Prozent ihrer Gewinne in der Balkanregion. Dieser Wert wird in den kommenden drei Jahren auf rund 20 Prozent steigen." Diese Aussichten locken auch die ausländische Konkurrenz auf den Plan. Griechische Kreditinstitute werden deshalb in Zukunft begehrte Übernahmeobjekte sein. Aber auch in anderen Branchen macht sich der Balkan-Effekt bemerkbar. Ein Beispiel: Die bulgarische Tochtergesellschaft von Hellenic Telecom berichtete zum zweiten Quartal 2005 über einen 55prozentigen Umsatzanstieg und eine Verdreifachung des Vorsteuergewinns. Von solchen Zahlen können hiesige Mobilfunker nur träumen.
Quelle:
http://www.welt.de/data/2005/11/10/801393.html
Athener Börse notiert auf Fünf-Jahres-Hoch - Experten ziehen Parallelen zum österreichischen Aktienmarkt
von Nando Sommerfeldt
Berlin - Es ist irgendwie paradox. Da war in Griechenland jahrelang von einer vorolympischen Börsenrallye die Rede. Doch so richtig wollte sich nicht starten. Erst als das große Ereignis vorbei war, nahm der Leitindex ASE Fahrt auf. Am Mittwoch hat das griechische Börsenbarometer nun den höchsten Stand seit Dezember 2000 erreicht. Selbst die jüngsten Kursverluste an den Weltbörsen gingen an den griechischen Papieren spurlos vorbei.
Für Fondsmanager und Hellas-Kenner Ralph Luther liegt der Grund dafür auf der Hand. "Die Balkan-Phantasie sorgt seit Monaten für steigende Notierungen." Er zieht einen interessanten Vergleich zum österreichischen Aktienmarkt. Denn hier sorgt seit einigen Jahren die Osteuropa-Phantasie für eine Outperformance. Auch sein Kollege Frank Gänsch, Manager des Adig Europa Vision, sieht die griechische Börse auf die Spuren des Alpenlandes. "Die Unterbewertung der Papiere ist inzwischen zwar abgebaut, aber durch die gute Positionierung in Osteuropa und der Balkanregion steht den Unternehmen ein hohes Umsatz- und Gewinnwachstum bevor."
Die Parallele ist in der Tat verblüffend. Denn die österreichischen Unternehmen profitieren seit Jahren von der geographischen Nähe und ihrem starken Engagement in Tschechien oder Ungarn. Auch die griechischen Konzerne haben schon frühzeitig mit Investitionen in Osteuropa begonnen. Gerade in der Türkei, Bulgarien und den ex-jugoslawischen Staaten haben sie inzwischen mehr als nur einen Fuß in der Tür. Griechische Tochtergesellschaften erwirtschaften auf dem Balkan bereits knapp zehn Prozent ihres Gesamt-Nettogewinns. "Doch das ist erst der Anfang. In den kommenden Jahren dürfte dieser Anteil überproportional wachsen, da die Margen hier viel höher sind, als auf dem heimischen Markt", erklärt Luther.
Die starke wirtschaftliche Erholung auf dem Balkan kommt Griechenland als relativ kleiner Volkswirtschaft überproportional zu Gute. Ein Effekt, der auch in Österreich zu beobachten war und ist. Mit dem Unterscheid, daß ausländische Investoren die Balkan-Phantasie lange nicht wahrgenommen haben. Doch das beginnt sich zu ändern. "Inzwischen erkennen immer mehr institutionelle Anleger das hohe Wachstumspotential, und bauen ihre Positionen am Fuße der Akropolis aus", erklärt Fondsmanager Gänsch. Denn auch die einheimischen Rahmendaten lesen sich gut. Das Wirtschaftswachstum liegt derzeit bei 3,6 Prozent und damit in der europäischen Spitzengruppe. Bis 2007 ist eine Unternehmenssteuerreform geplant die das Niveau von derzeit 35 auf 25 Prozent senken soll. Dazu stehen zahlreiche Privatisierungen an, die Investoren in den Markt locken werden.
Angenommen, Geschichte wiederholt sich, dann dürfte der griechische Aktienmarkt in den kommenden Jahren zum absoluten Liebling der Anleger werden. Noch sind die Papiere hierzulande zwar noch nicht sehr liquide, doch das dürfte sich mit dem zunehmenden Interesse bald ändern. Vor allem die Banken haben es den Experten angetan. Denn im Finanzsektor besitzen die Balkanstaaten viel Nachholpotential. So ist beispielsweise überhaupt nur jeder dritte Rumäne Inhaber eines Kontos. "Profitieren werden davon vor allem die großen Institute wie National Bank of Greece oder die Alpha Bank", erklärt Luther. "Beide erzielen derzeit knapp zehn Prozent ihrer Gewinne in der Balkanregion. Dieser Wert wird in den kommenden drei Jahren auf rund 20 Prozent steigen." Diese Aussichten locken auch die ausländische Konkurrenz auf den Plan. Griechische Kreditinstitute werden deshalb in Zukunft begehrte Übernahmeobjekte sein. Aber auch in anderen Branchen macht sich der Balkan-Effekt bemerkbar. Ein Beispiel: Die bulgarische Tochtergesellschaft von Hellenic Telecom berichtete zum zweiten Quartal 2005 über einen 55prozentigen Umsatzanstieg und eine Verdreifachung des Vorsteuergewinns. Von solchen Zahlen können hiesige Mobilfunker nur träumen.
Quelle:
http://www.welt.de/data/2005/11/10/801393.html