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"Hartz V" geht in die Pilotphase

NickTheGreat

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Peter Hartz will es noch einmal wissen

Jens Berger 31.03.2010
"Hartz V" geht in die Pilotphase. Nun will der Urheber der Hartz-Gesetze aus jedem dritten langzeitarbeitslosen Saarländer einen "Minipreneur" machen
Lange Zeit war es verdächtig ruhig um Peter Hartz. Es wurde gar gemunkelt, der ehemalige VW-Vorstand und Politikberater hätte sich nach Frankreich abgesetzt und würde dort inkognito seinen Lebensabend genießen. Ein Mann wie Peter Hartz verschwindet jedoch nicht sang- und klanglos in der Diaspora.



Wer es gut mit Hartz meint, sieht in ihm einen Idealisten. Wer es jedoch weniger gut mit dem Mann meint, dessen Name untrennbar mit den Arbeitsmarktreformen verbunden ist, die Millionen Menschen in die Armut schickten, sieht in Hartz einen Überzeugungstäter. Abgeschieden von der Öffentlichkeit entwickelte der vorbestrafte Saarländer nun im stillen Kämmerlein ein arbeitsmarktpolitisches Konzept, mit dem er seinen beschädigten Ruf wiederherstellen will. Das Konzept trägt den Namen "Minipreneure" und fängt da an, wo Hartz IV aufhört – bei der Überwindung der Langzeitarbeitslosigkeit.

"Minipreneure" wird nun im Saarland in einem Pilotprojekt getestet. Die Teilnahme ist freiwillig und der Staat hält sich mit finanzieller Unterstützung zurück. Doch Peter Hartz scheitert bei seinem Comeback abermals an seinem kruden Weltbild, nach dem Arbeitslosigkeit gleichbedeutend mit Antriebslosigkeit und sozialer Isolation ist. Sein Konzept krankt zudem an einer mangelnden volkswirtschaftlichen Folgenabschätzung und würde abermals das Lohnniveau im untersten Einkommenssektor unter Druck setzen.

Arbeitslosigkeit als Krankheit

Woran liegt es, dass Millionen Menschen auf Dauer keinen Arbeitsplatz im regulären Arbeitsmarkt bekommen? Könnte es sein, dass die Löhne in den Bereichen, die für Langzeitarbeitslose interessant sind, oft derart erbärmlich ausfallen, dass sich eine Arbeitsaufnahme ökonomisch betrachtet kaum lohnt? Oder könnte es sein, dass es schlichtweg nicht genügend offene Stellen gibt, die auch Arbeitssuchenden, die häufig langjährig in anderen Berufen tätig waren, offenstehen? Folgt man Peter Hartz, scheiden diese beiden offensichtlichen Antworten aus. Anzeige




Es liegt vielmehr am Erwerbslosen selbst. Er sei nach längerer Arbeitsabstinenz physisch und auch psychisch oft gar nicht mehr in der Lage, sich wieder in die Arbeitswelt einzugliedern. Langzeitarbeitslosigkeit wäre demnach vor allem ein mentales Problem. Soziale Immigration und gesellschaftliche Isolation lassen demnach beim Langzeitarbeitlosen ein Phlegma reifen, aus dem er sich aus eigener Kraft nicht befreien kann.

Folgt man Peter Hartz, so kommt man nicht daran vorbei, dass Langzeitarbeitslosigkeit eine Art Krankheit ist, an der Millionen Menschen leiden. Die Therapie lautet "Fördern und Fordern". Während Hartz sich in seinen vorhergehenden Reformpapieren vor allem auf das "Fordern" konzentrierte, rückt er in seinem aktuellen Konzept das "Fördern" in den Mittelpunkt. Das wäre löblich, wenn er das angepeilte Ziel nicht meilenweit verfehlen würde.

Minipreneure – Hartz V mit viel heißer Luft

Um Langzeitarbeitslose fit für den Job zu machen, hat Hartz ein mentales Coaching entworfen, das er mit dem Kunstwort "Polylog" versehen hat. Derartige Neologismen und Euphemismen ziehen sich auch gnadenlos durch die gesamte Konzeptbeschreibung. Schon der Titel "Minipreneure" klingt eigenwillig wolkig – Kleinstunternehmer, gab es das nicht schon bei den Ich-AGs? Erwerbslose in das kalte Wasser der Selbstständigkeit zu werfen, ist allerdings nicht die Kernforderung von Minipreneure. Der Langzeitarbeitslose soll vielmehr Unternehmer in eigener Sache sein und sich in betreuten Selbsthilfegruppen fit für die Reintegration in Arbeit und Gesellschaft machen.

Das klingt nicht nur nach dem Konzept der "Anonymen Alkoholiker", es folgt auch den gleichen Mustern wie die Selbsthilfegruppen für Suchtkranke. Geleitet wird das Kolloquium der "Anonymen Arbeitslosen" von einem der ihren – einem Langzeitarbeitslosen, der die soziale Immigration erfolgreich überwunden hat und seinen "Artgenossen" nun als A-Trainer Hilfestellung gibt, es ihm gleich zu tun. Minipreneure sieht vor, dass Langzeitarbeitslose durch ein erfolgreiches Absolvieren der zwei Jahre dauernden Schulung die Qualifikation erwerben, selbst A-Trainer zu werden.

Welch fantastische Perspektive – Minipreneure als selbsterhaltendes System mit hoch motivierten Coaches, die ihren Gruppenteilnehmern beibringen, selbst einmal ein Coach zu werden, der andere Gruppenteilnehmer motiviert. Solche "Tschaka-Tschaka-Rituale" kennt man ansonsten eher aus dem Bereich des Strukturvertriebs, bei dem die Funktion der künftigen Verkäufer vor allem darin besteht, riskante Anlageformen und Nonsense-Produkte in ihrem näheren Umfeld zu verkaufen.

Was sollen Langzeitarbeitlose eigentlich von Peter Hartz lernen?

Damit die Arbeitslosen nicht unter sich bleiben und auf dumme Gedanken kommen, sollen die Polylogs auch von "gestandenen" Personen aus Wirtschaft und Gesellschaft begleitet werden. Für die Motivation eines Langzeitarbeitslosen sei nichts besser, als das Coaching eines gestandenen Handwerksmeisters. Was aber soll so ein gestandener Handwerksmeister einem Langzeitarbeitslosen denn erzählen? Früh aufstehen, früh zu Bett gehen, die Finger vom Alkohol lassen und so tun, als hätte man Arbeit?

Das hilft dem 55jährigen ehemaligen Straßenbauarbeiter, der aufgrund seines kaputten Rückens keinen Job mehr bekommt, auch nicht weiter. Ein solcher Erwerbsloser weiß nur zu genau, was Arbeit ist – wahrscheinlich sogar besser als Peter Hartz, der die Blüte seines Lebens in weichen Chefsesseln verbrachte.

Ist es für eine ehemalige Friseuse wünschenswert, fest daran zu glauben, sie hätte als Mediengestalterin eine Zukunft, nur weil sie sich ja von Berufswegen mit Farben auskennt? Das Finden verborgener Talente ist eine der Kernaufgaben des Minipreneur-Prinzips. Hartz nennt hier beispielsweise den ehemaligen Konditor, der aufgrund einer Mehlstauballergie seinen Beruf aufgeben musste. Einen möglichen Erfolg der Selbstfindungsgruppe sieht Peter Hartz in diesem Falle in der Erkenntnis, dass unser Konditor aufgrund seines erlernten Berufes über ausgeprägte feinmotorische Fähigkeiten verfügt und sich nun als potentieller Lackierer auf dem Arbeitsmarkt anbietet. Geradeso, als gäbe es keine arbeitslosen Lackierer, die erfolglos eine Bewerbung nach der anderen schreiben.

Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben hochqualifizierte Fachkräfte. Die Vermittlung dieser Qualifikationen ist jedoch ein Bereich, der selbst für anerkannte Bildungsträger ein Problem ist – vor allem dann, wenn die Erwerbslosen aus Bereichen kommen, für die es keine naheliegende Fortbildungsmaßnahme gibt. Diesen Anspruch haben Hartz' Selbsthilfegruppen allerdings auch gar nicht. Wohl wissend, dass die Minipreneure auf dem regulären Arbeitsmarkt fast keine Chance haben, sieht Hartz in der Selbstständigkeit einen Königsweg aus der Arbeitslosigkeit. So schreibt er über selbstständige Subunternehmer in den Handwerksberufen, die einem Handwerksmeister bei Bedarf mit Hilfsarbeiten zur Hand gehen. Die Handwerkskammern und die IG Bau werden sicher vor lauter Freude Luftsprünge machen – "selbstständige" Bauhelfer untergraben nicht nur den Mindestlohn, sie führen auch die Handwerksordnung ad absurdum.

Königsweg prekäre Selbstständigkeit

In einem Punkt sind sich fast alle neoliberalen Vordenker einig – die Rolle der Selbstständigkeit wird in Zukunft zunehmen. Natürlich geht es hierbei nicht um die Schicht der potentiellen FDP-Wähler, sondern um eine neue, prekäre Selbstständigkeit. Schon heute müssen weit über 100.000 Selbstständige und Freiberufler ihr karges Budget durch Aufstocker aus dem Hartz-IV-Topf auffüllen.

Selbstständig und frei – welch schöne Worte. Doch die Kehrseite der Medaille ist alles andere als schön – wer so frei ist, kann sich oft noch nicht einmal die private Krankenkasse leisten, geschweige denn die Beiträge für eine freiwillige Altersversorgung. Wer formal selbstständig ist, genießt auch keinen Kündigungsschutz und ist jenseits jeglicher branchenspezifischer Mindestlöhne. Die prekäre Selbstständigkeit verfolgt somit nur einen Zweck – sie setzt Arbeitnehmer und Gewerkschaften als Dumpingkonkurrenz unter Druck. Warum relativ teure Arbeitnehmer beschäftigen, wenn man dieselbe Arbeit auch von preiswerteren Minipreneuren machen lassen kann – vollkommen ohne Nebenkosten, ohne Kündigungsschutz und ohne Verpflichtungen. Volkswirtschaftlich sind Peter Hartz' Minipreneure eine einzige Katastrophe. Jeder Minipreneur gefährdet einen regulären Arbeitsplatz – so bekämpft man die Arbeitslosigkeit nicht.

Kaum eine Chance auf Verwirklichung

Das Beste an den Minipreneuren ist, dass dieses Konzept kaum eine Chance hat, jemals flächendeckend verwirklicht zu werden. Schon im letzen Jahr lehnten Interessenten dankbar ab, da ihnen das Konzept angeblich zu teuer war. Ob es wirklich das Geld oder doch eher die Person Peter Hartz war, die zu dieser Entscheidung führte – darüber lässt sich lediglich spekulieren. Um nicht vollends zu scheitern, finanziert Peter Hartz das nun gestartete Pilotprojekt im Saarland aus der eigenen Tasche. Träger ist die SHS-Foundation – SHS steht für "Saarländer helfen Saarländern" und ist eine Stiftung, die von Peter Hartz ins Leben gerufen wurde und von ihm finanziert wird.

Diese "Uneigennützigkeit" hat ihren Grund – der Name Hartz ist verbrannt. Politiker meiden die Nähe zu Peter Hartz wie der Teufel das Weihwasser. Der Umstand, dass Hartz aufgrund seiner unrühmlichen Verwicklung in den VW-Lustreisen- und Untreueskandal eine Schlüsselrolle spielte und 2007 zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt wurde, spielt dabei allerdings nur eine Nebenrolle. Peter Hartz steht für Hartz IV, er steht für Armut, für Arbeitslosigkeit, für Sanktionen und für die fehlerhafte Umsetzung seiner Reformen.

Auch wenn Hartz beteuert, nicht für die Umsetzung seines Konzeptes verantwortlich zu sein, so ist dennoch auffällig, dass er sich nie kritisch zu den Fehlern in der Umsetzung geäußert und sich nie öffentlich bei den Opfern der von ihm angestoßenen Arbeitsmarktreformen entschuldigt hat. Ein Politiker, der Peter Hartz eine Carte blanche gibt, braucht bei den nächsten Wahlen gar nicht mehr anzutreten. Das weiß auch Peter Müller, der als enger Vertrauter seines Landsmannes Peter Hartz gilt.

Hartz darf zwar im Saarland seine Minipreneure schulen – jegliche Unterstützung seitens der Landesregierung bleibt ihm allerdings verwehrt. Ob Peter Hartz nach dieser Totgeburt noch die Kraft aufbringt, das Volk weiterhin mit seinen Ideen zu beglücken, ist eher unwahrscheinlich. Der 68jährige Hartz sollte sich wohl besser endlich zurückziehen und seine üppige VW-Pension genießen. Wenn Hartz wirklich etwas lernen will, könnte er sich auch selbst in eine seiner Selbsthilfegruppen setzen. Wenn er über zwei Jahre hinweg engen Kontakt zu zwanzig Langzeitarbeitslosen pflegt, wird vielleicht auch er erkennen, dass Erwerbslose nicht krank, faul oder phlegmatisch sind und der Arbeitsmarkt nicht auf der Angebots-, sondern auf der Nachfrageseite krankt.

Quelle
 
Das ist kein April Scherz Du Freak, aber zum Glück wird Harz V nicht kommen laut dem Artikel...

PS. ich hab auch die Überschrift nur über Copy&Paste gepostet und nichts von mir eingefügt

heise online - IT-News, c't, iX, Technology Review, Telepolis

Langsam reicht es auch mit dem Lustig sein.

Für dich ist jeder Thread, ein April Scherz.

das sollte nicht komisch sein ich meine es ernst!
bei den 1.4. threads hier kann man doch langsam nicht zw. echt und verarsche unterscheiden.

außerdem würde so was schon längst in anderen nachrichtenseiten stehen!
 
das sollte nicht komisch sein ich meine es ernst!
bei den 1.4. threads hier kann man doch langsam nicht zw. echt und verarsche unterscheiden.

außerdem würde so was schon längst in anderen nachrichtenseiten stehen!

Du bist doch blöd Mädchen..Du hast den Artikel mit Sicherheit nicht in 5 Minuten durchgelesen gehabt und postest dann etwas vom 1. April....

Hab Quelle angegeben und nicht mal die hast Du angeklickt wie es mir scheint..

Von was für Nachrichtenseiten redest Du? Meinst Du etwa , dass Heise.de ein unseriöse Seite ist?

Hier

Die Leute da nehmen kein Blatt vorm Mund, denn Sie können sich das leisten..

Gehhhhhh Trottel!
 
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