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Hepatitis-Epidemie unter den Siegern von Bern

Grizzly

Problembär
Was am frühen Abend des 4. Juli 1954 im Berner Wankdorf-Stadion geschah, gilt noch heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, als eines der größten Sportwunder der Nachkriegsgeschichte. Die Faszination dieses verregneten Sonntags, an dem eine als krasse Außenseiterin gehandelte deutsche Fußballelf die Nationalmannschaft Ungarns in einem dramatischen Weltmeisterschaftsendspiel besiegte, bleibt ungebrochen.( ... )

Weithin in Vergessenheit geriet dagegen der Umstand, dass nach der Weltmeisterschaft (WM) ein Großteil des deutschen Aufgebots an einer Hepatitis erkrankte. Zumindest einem, möglicherweise sogar drei Spielern kostete diese Hepatitis das Leben. Diese medizinische Spurensuche geht der Frage nach, an welcher Art der Hepatitis die „Helden von Bern“ erkrankten. ( ... )



Im Oktober 1954 werden die ersten Fälle von Gelbsucht bei deutschen Spielern öffentlich. So berichtet das „Hamburger Abendblatt“ am 18. Oktober 1954, dass mit Fritz Walter, Helmut Rahn, Max Morlock und Ersatztorwart Bernd Kubsch nunmehr vier Nationalspieler an Gelbsucht erkrankt seien. Als wenige Tage darauf mit Otmar Walter ein weiterer Spieler erkrankt, ist das mediale Interesse endgültig geweckt.


Insgesamt 13 Spieler lassen sich auf Initiative des Deutschen Fußballbundes (DFB) am 27. Oktober 1954 bei mehreren Spezialisten in Düsseldorf untersuchen. Diese kommen zu dem Schluss, dass „mehr oder minder die gesamte Nationalelf leichtere Leberschädigungen davongetragen hat“. In dem vom DFB am 8. November 1954 veröffentlichten Gutachten wird eine „Mundinfektion“ vermutet, „was durch das enge Zusammenleben der Mannschaft, durch die ungewöhnlichen körperlichen Anstrengungen und die fehlende Erholungspause nach der Weltmeisterschaft begünstigt wurde“. Allerdings wird eingeräumt, dass „ein Teil der Spieler Vitamin-C-Injektionen erhalten“ habe. Es sei dennoch „unwahrscheinlich, dass es sich . . . um eine ,Spritzen-Gelbsucht‘ handeln könnte“. Aus heutiger Sicht sicher eine Fehldiagnose.

Angesichts des drakonischen Regiments von Bundestrainer Herberger, „der abends durch das Hotel strich, mit dem Ohr an den Schlüssellöchern der Zimmer, und um zu schnuppern, wer noch rauchte“, scheint ein sexueller Übertragungsmodus, der theoretisch bei beiden Entitäten denkbar wäre, äußerst unwahrscheinlich.


In der Tat gibt es viele Zeugenaussagen, die eine parenterale Transmission nahelegen. So berichtet der Spieler Horst Eckel 2004 in einer Fernsehsendung, die den damals schwelenden Dopingvorwürfen nachging (ohne zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen): „Wir haben Traubenzuckerspritzen bekommen, und da war für jeden Einzelnen ja keine Spritze da.“

n derselben Sendung wird auch Mannschaftsarzt Prof. Dr. med. Franz Loogen aus Düsseldorf befragt. Überraschend offen weist der Kollege darauf hin, „dass Rahn von einer Südamerikareise zurückkam und erzählte, dass die Brasilianer alle da Medikamente bekommen hätten, vor dem Spiel. Und so hieß es dann bei uns: Ja, können wir so was denn nicht auch machen? . . . und na ja, dann sind wir auf den Dreh gekommen, Vitamin C den Spielern zu geben . . .“



Loogen zufolge kann es „durchaus sein, dass bei der Injektion ein Krankheitskeim mitinjiziert wurde“. Auskunft über die inadäquate Hygiene bei den Injektionen erteilt Fritz Herkenrath, der Nachfolger des WM-Torwarts Toni Turek. Herkenrath, der Ende 1954 selbst erkrankte, berichtet, es seien auch bei Spielen nach der WM noch Aufbauspritzen gegeben worden: „Der Arzt hat die Spritze kurz in heißes Wasser getaucht – und das war’s.“ Es ist damit aus heutiger medizinischer Sicht hinreichend plausibel, dass die „Helden von Bern“ im Herbst 1954 entweder an einer akuten Hepatitis B oder C erkrankten.



Ganzer Text:
Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Fussballweltmeisterschaft 1954: Die Virushepatitis der „Helden von Bern“" (11.06.2010)

Die Hervorhebungen stammen von mir. Ich finde das ja eine üble Sauerei.
- Grizzly -
 
Es gab Dopingvorwürfe, die schon damals untersucht worden sind und sich nicht bestätigt haben. Schliesslich haben auch Vitaminspritzen gereicht, um ein Desaster herbei zu führen ...
 
Es gab Dopingvorwürfe, die schon damals untersucht worden sind und sich nicht bestätigt haben. Schliesslich haben auch Vitaminspritzen gereicht, um ein Desaster herbei zu führen ...

naja, du weißt aber schon das zu bestimmten dopingmitteln erst nach einer gewissen zeit nachweismethoden vorhanden sind....... natürlich könnten auch vitaminspritzen sein, aber ich bin mir nicht sicher..............
 
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