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Historische Erklärung: Serbien verurteilt Srebrenica-Massaker

E

Emir

Guest
31. März 2010, 06:12

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    Das serbische Parlament hat am Dienstag eine Erklärung angenommen, mit der das von bosnisch-serbischen Truppen im Juli 1995 in Srebrenica angerichtete Massaker "auf das Schärfste" verurteilt wird.



  • Angehörige von Opfern des Srebrenica-Massakers


  • 1269467170974.jpg
    Insgesamt wurden rund 8.000 Bosniaken (Muslime) ermordet.


Nach stundenlanger und heftiger Debatte im Parlament wurde die lange erwartete Erklärung angenommen

Belgrad - Das Parlament Serbiens hat am Dienstag nach einer ganztägigen, zeitweise äußerst heftigen Debatte eine seit Monaten erwartete Erklärung angenommen, mit der das von bosnisch-serbischen Truppen im Juli 1995 in Srebrenica angerichtete Massaker an rund 8.000 Bosniaken (Muslimen) "auf das Schärfste" verurteilt wird. Der strittige Begriff "Völkermord" wurde in der Erklärung, die von 127 von 250 Abgeordneten unterstützt wurde, nicht verwendet.
Gegen die Erklärung stimmten 21 Abgeordnete, einer enthielten sich der Stimme. Abgeordnete der Opposition, der Serbischen Radikalen Partei und der Serbischen Fortschrittlichen Partei, boykottierten die Abstimmung.


"Achtung für die unschuldigen Opfer"
Mit der Srebrenica-Erklärung werde ein tragischer Abschnitt in der jüngsten Vergangenheit abgeschlossen und eine neue Perspektive für die kommenden Generationen eröffnet, sagte Nada Kolundzija, die Klubchefin der regierenden Demokratischen Partei (DS). "Mit unserer Achtung für die unschuldigen Opfer und mit dem Mitgefühl mit ihren Familien nehmen wir den künftigen Generationen die Last ab, welche uns Einzelpersonen hinterlassen haben", unterstrich Kojundzija.
"Serbien steht nicht hinter jenen, die das Verbrechen begangen haben." Auch würde Serbien mit seiner Erklärung das moralische Recht erlangen, zu verlangen, dass die Verantwortung für alle Kriegsverbrechen, auch jene an Serben, zur Rechenschaft gezogen werden. Für Nenad Canak, den Chef der mitregierenden Liga der Vojvodina-Sozialdemokraten, ist Srebrenica eine "serbische Schande", der frühere Militärchef der bosnischen Serben Ratko Mladic ein "Massenmörder".


Kritik von Ultranationalistischen und Notialkonservativen
Besonders heftig wurde die Erklärung seitens der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei (SRS) des Haager Angeklagten Vojislav Seselj und der nationalkonservativen Demokratischen Partei Serbiens (DSS) des früheren Premiers Vojislav Kostunica kritisiert. Nach Ansicht ihrer Abgeordneten würden die Serben durch die Erklärung zum "völkermörderischen Volk" erklärt.
Seitens einiger Oppositionsabgeordneter wurde die Erklärung gar als "schändlich" bezeichnet. Man sprach auch vom "tragischesten Tag" in der serbischen Geschichte seit dem NATO-Bombardement im Jahre 1999, vom "Helden Ratko Mladic", dem flüchtigen ehemaligen Militärchef der bosnischen Serben, unter dessen direkter Kontrolle das Massaker angerichtet wurde. Heftige Debatte wurden auch um die Zahl der Srebrenica-Opfer geführt. Zu hören war zudem die Ansicht, dass die Erklärung eine tiefe Spaltung zwischen Serbien und der bosnischen Republika Srpska verursachen werde.


"Heuchlerische" Erklärung
Die Erklärung zu Srebrenica wurde von 114 Abgeordneten der Regierungskoalition vorgeschlagen. Das Parlament soll wie von Parlamentspräsidentin Slavica Djukic-Dejanovic angekündigt demnächst mit einer anderen Erklärung auch aller serbischen Kriegsopfer gedenken.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker in Bosnien-Herzegowina hat die Parlamentserklärung unterdessen als einen "neuen Schlag" für jene Personen, die das Massaker überlebt haben, bezeichnet. Für Fadila Mamisevic, die Präsidentin der Gesellschaft, sei es "heuchlerisch" , ein Verbrechen "entsprechend dem Urteil des Internationalen Gerichtshofes" zu verurteilen, ohne dabei zu sagen, was in dem IGH-Urteil stehe. (APA)




Serbien verurteilt Srebrenica-Massaker - Bosnien-Herzegowina - derStandard.at ? International




Endlich was positives, es freut micht :app:
 
Irgendetwa stimmt da nicht.
250 Abgeordnete:
127 dafür
21 dagegen
1 Enthaltung
Wo sind die restlichen 101 Abgeordneten abgeblieben?
 
Irgendetwa stimmt da nicht.
250 Abgeordnete:
127 dafür
21 dagegen
1 Enthaltung
Wo sind die restlichen 101 Abgeordneten abgeblieben?

Bei N24 war das eben bei den Nachrichten. 127 dafür, rest dagegen. Ich hab leider keine weiteren Quellen...

Mladics Geschenk

Von Michael Martens


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31. März 2010



Viele haben das serbische Parlament für seine Erklärung zum Verbrechen von Srebrenica gelobt. Außenminister Westerwelle sprach von einem ersten mutigen Schritt, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen. Wirklich mutig wäre es aber gewesen, wenn die Abgeordneten im Namen Serbiens, das in der Region am meisten Grund dazu hat, nun endlich und beispielhaft auch von dem Erzübel des „Ja, aber“ abgerückt wären, das die Debatte über Schuld und Sühne bestimmt.


Ebenso bezeichnend wie verharmlosend ist in der Erklärung von „brutalen bewaffneten Konflikten“ im Jugoslawien der neunziger Jahre die Rede, „in denen alle Völker schwere Leiden davongetragen haben“. Richtig: Auch Serben waren Opfer von Gewalt; und es ist wenig bekannt, dass bei einem der Plünderungszüge „muslimischer“ (bosniakischer) Kämpfer aus Srebrenica am orthodoxen Weihnachtsfest 1993 in dem Dorf Kravica mehrere Dutzend Serben ermordet wurden. Es stimmt auch, dass von Verbrechen an Serben zu Beginn der jugoslawischen Kriege und von der durch Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg genährten Angst der Serben, in einem Staat die Minderheit zu bilden, damals nur wenig berichtet wurde. Doch diese Vernachlässigungen hatten einen Grund: Die Angst, wieder zum Opfer zu werden, geriet schnell in den Schatten einer unauslöschlich monströsen serbischen Täterschaft.





Es ist eine Sache der Historiker, die Details zu erforschen. Wenn aber die Parlamentsmehrheit in Serbien glaubt, der zweifelhaften Mode folgen zu müssen, als historischer Kongress aufzutreten, dann hätte eine schlichte Verdammung der von Serben begangenen Verbrechen in Srebrenica genügt. Stattdessen herrscht weiterhin die alte Leichenaufrechnerei vor, verbunden mit der in Serbien weit verbreiteten Ansicht, die Serben selbst seien die Hauptopfer Milosevics gewesen.


Srebrenica war der letzte, schrecklichste Sieg des Ratko Mladic. Achttausend muslimische Jugendliche und Männer ließ der General ermorden, als sich das Blatt militärisch schon gegen ihn gewendet hatte. Als Mladic in die Enklave einmarschierte, erklärte er deren Eroberung zu einem Geschenk an das serbische Volk. Daran leiden die Beschenkten noch heute. Die Serben werden diese blutige Gabe des Generals nicht verwinden, solange sie sich ihrer Vergangenheit nicht stellen – ohne Wenn, ohne Aber.

Serbien und Srebrenica: Mladics Geschenk - Der Kommentar - Politik - FAZ.NET
 
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