Hallo an alle Interessierten,
wie von LukaPa mit zölibatärer Geduld erwartet, erstelle ich hiermit eine Gesprächsplattform für die historischen Ursachen des Kosovo-Konflikts, der seinen Höhepunkt mit dem Kosovo-Krieg und der NATO-Intervention 1999 fand. Um das Thema nicht in eine bestimmte Richtung zu lenken, halte ich mich in diesem Eingangspost bewusst offen und kurz. Die Themen werden sich aus der Gesprächsdynamik ergeben. Aus Rücksicht vor dem orthodoxen Weihnachtsfest werde ich mich die nächsten Tage auch zunächst zurück halten.
Was sind aus eurer Sicht die wichtigsten historischen Ursachen des Konflikts? Wo sehr Ihr Wendepunkte, die die Geschehnisse in bestimmte Richtungen gelenkt haben? Welche historischen Persönlichkeiten fallen euch ein?
Ich hoffe auf eine konstruktive Diskussion.
Ich finde nicht, dass man sich jetzt wegen Weihnachten zurückhalten muss. Klingt pietätvoll, aber du hast den Thread eröffnet und was wahr ist, muss auch an Weihnachten wahrbleiben
Zum eigentlichen Threadthema der Historie:
Einer der größten Fehler und jüngeren Ursachen war es auf alle Fälle, dass Milosevic Titos Autonomie der Albaner abgeschafft hat. Haradinaj und Thaci sind aber genau so große Arschlöcher wie er.
Was ja auf der Hand liegt, ist dass sich die meisten Wissenschaftler inzwischen darüber einig sind, dass es nie eine serbische Bevölkerungsmehrheit im Kosovo gab – und das trotz Versuchen von serbischer Seite aus, sie durch Umsiedlung herzustellen.
Das Argument, dass die Albaner sich stärker vermehrt haben, hat eigentlich so für sich gesehen in politischen Diskussionen gar nichts zu suchen, die haben nicht gerammelt wie die Karnickel, um das Land zu erobern.
Mich würden sehr wohl die Entwicklungen weit, weit vor dem 2.WK interessieren, ich denke dazu ist der Thread auch da, wobei das vermutlich ohne Dekis Karten schwierig werden wird, endgültig aufzuklären. Hier widersprechen sich ja die Aussagen vieler Historiker der beiden Ethnien hinsichtlich eines ursprünglichen "Anrechts" auf das Stück Land. Das fände ich wirklich spannend, wie sich das alles über die Jahrhunderte entwickelt hat.
Kurz noch zur erwähnten Intervention:
Was selbige angeht, die wohl wegen der absolut unbestrittenen serbischen Gräueltaten auf irgendeine Art und Weise nötig war: Hier wundert es mich, dass eigentlich auf das Argument der äußeren Interessen, welche ja von Clinton wörtlich bestätig wurden, von albanischer Seite aus nie eingegangen wird. Ist doch völlig klar, dass es eine Mischung aus diesen ganzen Faktoren war. Des Weiteren fand ich die Dresden-Nummer nach wie vor unmenschlich, Belgrad zu bombardieren (und nein es war kein Versehen, zig Zivilisten, Botschaften und Krankenhäuser) zu treffen – frag mich nicht wieder, was man sonst hätte machen müssen, ich bin kein Militärexperte, aber vermutlich wären sogar Bodentruppen besser gewesen, um kontrolliert einzugreifen und zivile Ziele zu minimieren. Außerdem immer wieder dieselbe Frage, wenn doch eh genug passiert ist, um zu intervenieren, wieso dann noch so lächerliche Scharping-Geschichten? Laienhafte Theorie: Minimalinvasives Eingreifen hätte gereicht und wäre gerechtfertigt gewesen – um aber einfach eine Stadt brennen zu lassen und das ganze Ding unter Kontrolle zu bekommen, um im Anschluss auch noch UN-Mandate zu übergehen, war die eine oder andere Märchenstunde nötig.
Alles in allem hat aber die Zahn-um-Zahn-Mentalität (und hier zählen die Pogrome von 2004 auch dazu) der beiden Ethnien bis heute zu keinem Ziel geführt und wird (zum Glück noch) diplomatisch fortgesetzt. Einfach mal langsam annähern. Es ist traurig zu sehen, dass die anderen Kriegsparteien zaghafte Schritte in die Richtung unternehmen (letzte Olujafeier, Erdbebenhilfe usw.), Albaner und Serben aber hier nur Rückschritte machen.
Im Grunde genommen sind ja nur noch kleine Zugeständnisse wie z.B. die Gründung einer ZSO nötig, um da weiterzukommen.