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Hochtief AirPort unterzeichnet Konzessionsvertrag für Tirana

Albanesi

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http://www.iw-magazin.de/newsDetails?newsID=1115383895.12&d_start:int=1

http://www.hochtief-airport.com/airport_en/30.jhtml?pager.offset=6


Hochtief AirPort unterzeichnet Konzessionsvertrag für Tirana Airport

Die albanische Regierung und das Konsortium Tirana Airport Partners unter der Führung von Hochtief AirPort haben die Verhandlungen um die Privatisierung des Flughafens Mutter Teresa International erfolgreich abgeschlossen.

Der jetzt in Tirana unterzeichnete Vertrag besiegelt die Flughafenübernahme im Rahmen einer BOOT-Konzession (Build Own Operate Transfer) mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Nach Ratifizierung durch das albanische Parlament soll der Flughafen bereits im kommenden Winter in privatwirtschaftliches Management übergehen.

Für Hochtief AirPort ist Tirana International nach Athen, Düsseldorf, Hamburg und Sydney die fünfte Flughafenbeteiligung. Anders als bisher engagiert sich das Untrnehmen bei diesem Projekt jedoch vorrangig mit seinem Management-Know-How. Dies spiegelt sich auch in der Partnerschaft mit zwei Finanzinvestoren wider: Neben Hochtief AirPort mit 47 Prozent gehören dem Konsortium die DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (31,7 Prozent) und der Albanian American Enterprise Fund (21,3 Prozent) an. Als alleiniger industrieller Partner zeichnet Hochtief AirPort für das gesamte Projektmanagement veranwortlich.

Nach Übernahme des Flughafens wird das private Konsortium alle Einnahmen des Airports erthalten und im Gegenzug eine Konzessionsgebühr an den Staat entrichten. Mit der Konzession gehen zahlreiche Ausbau- und Modernisierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren einher.

Bereits im ersten Betriebsjahr soll mit den Bauarbeiten für ein neues Terminal begonnnen werden.

Tirana Airport ist der einzige internationale Flughafen Albaniens und wird derzeit jährlich von mehr als 600.000 Passagieren genutzt. Hochtief AirPort erhoff sich von dieser Flughafenprivatisierung Impulse für ein weiteres Engagement in der Region: „Dieses Projekt hat in vielerelei Hinsicht Modellcharakter. Wir sind überzeugt, dass dieses Konzessionsmodell für den südosteuropäischen Raum zukunftsweisend sein wird“, so Dr. Reinhard Kalenda, CEO von Hochtief AirPort.
 
Geschäfte im Armenhaus Europas
Ausgerechnet in Albanien engagiert sich der Essener Baukonzern Hochtief mit einem Flughafenbau. Das Unternehmen glaubt an einen Wachstumsmarkt

von Ute Müller

Wer am Flughafen der albanischen Hauptstadt Tirana landet, kann sich des Eindruckes nicht erwehren, einen Ausflug in die ferne Luftfahrtgeschichte unternommen zu haben. Das Hauptgebäude besteht aus einer einzigen kleinen Halle. Es herrscht kaum Betrieb. Das ist auch gut so. Das Gepäck rollt direkt hinter der Paßkontrolle vom einzigen Förderband. Kämen drei Flugzeuge gleichzeitig, bräche alles zusammen. Die Bescheidenheit trägt der Landeplatz auch schon im Namen. Er ist nach der berühmtesten Albanerin der jüngeren Geschichte benannt und heißt Mutter Theresa Flughafen, auf albanisch "Nene Theresa".

Doch mit der Bescheidenheit könnte es bald ein Ende haben. Seit kurzem engagiert sich Hochtief Airport, eine Tochter des größten deutschen Baukonzerns, in dem fast vergessenen Land zwischen dem ehemaligen Jugoslawien und Griechenland. Binnen 24 Monaten soll die Hauptstadt ein neues, modernes Passagierterminal und ein Cargoterminal bekommen.

Es ist nicht unbedingt ein typisches Projekt für den Flughafenbetreiber, der sich bislang maßgeblich mit großen und namhaften Flughäfen wie Athen, Hamburg, Düsseldorf oder Sydney beschäftigt hat. Doch das Unternehmen glaubt an die Zukunft des Landes: "Uns wurde klar, daß wir Südosteuropa, eine Region, deren Bruttoinlandsprodukt überdurchschnittlich wächst, nicht außer acht lassen konnten", erklärt Anduena Stephan, Chefin des Airport-Projektes in Tirana. "Die Länder der Region sind allesamt EU-Kandidaten und haben einen riesigen Nachholbedarf."

Die Chance bot sich, weil Albanien geschafft hat, woran andere Länder in den Region - etwa Bulgarien - gescheitert sind: Es war das erste Land im Balkan, das die Privatisierung eines Flughafens erfolgreich abschloß. Das von den Essenern geführte Konsortium erhielt von der albanischen Regierung die Konzession, 20 Jahre lang den Flughafen zu managen und zu modernisieren und hängte Konkurrenten aus Frankreich, der Türkei und Italien ab. Im Gegenzug für sein Engagement erhält das Konsortium alle Einnahmen aus dem Airport und führt lediglich jährlich Konzessionsgebühren an den albanischen Staat ab. Die ersten Kräne und Bagger sind bereits aufgefahren, denn Anfang Mai fand die Grundsteinlegung statt.

Für Reinhard Kalenda, den Geschäftsführer der Hochtief Airport in Essen gab es jedoch noch eine Reihe von handfesten Gründen, auf Tirana zu setzen. Denn der deutsche Bauriese muß hier nicht gleich einen kompletten Flughafen samt Gelände kaufen, was bei dem kleinen Airport nicht rentabel wäre. Und anders als in Athen, als zwei Mrd. Euro Investitionen geschultert werden mußten, kommen die Essener hier mit Investitionen von knapp 80 Mio. Euro aus. Das Risiko bleibt begrenzt. "Ein neues Konzept, das als Modell für andere Standorte in Südosteuropa dienen könnte", so Kalenda, der wohl schon den Flughafen Skopje im benachbarten Mazedonien im Auge hat, der ebenfalls bald privatisiert werden soll.

Über die erwarteten Einnahmen im ärmsten Land Europas schweigt er sich diskret aus. Das rechne sich über die Zeit, so der Manager. Für die bedarfsgerechte Finanzierung holte die Hochtief Airport sich den Finanzpartner DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft und dem Albanian-American Enterprise Fund mit ins Boot.



Geschäfte im Armenhaus Europas (2)

Das Wachstumspotential stimmt für die Essener in Tirana. Das Passagiervolumen steigt im Land jährlich um 15 Prozent - in Europa sind es im Durchschnitt 3,5 Prozent. Immerhin 650 000 Passagiere fertigte der Flughafen im vergangenen Jahr ab, mit dem neuen Terminal sollen es 1,5 Millionen werden. Ausbaufähig wäre die Infrastruktur bis auf drei Millionen.

Doch Hochtief geht es nicht nur um den Airport alleine, zumal dieser nach Ablauf des Vertrages wieder an den Staat zurückfällt. Der Baukonzern hofft sich mit seiner Präsenz hier eine Vielzahl von Folgeaufträgen zu ergattern, die mit der Modernisierung und der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des Landes einhergehen.

Denn bei den Infrastrukturen ist Albanien ein Dritte-Welt-Land, etwa bei der Müll- und Abwasserentsorgung. Kläranlagen gibt es hierzulande noch nicht, ganz zu schweigen von einem gut ausgebauten Straßennetz durch das gebirgige Land.

Für den Konzern, der so ziemlich die gesamten Baupalette abdeckt, ein ist der Balkanstaat ein großer Zukunftsmarkt. Immerhin bauen die Deutschen im Rahmen des jetzigen Konzessionsabkommens auch schon die Straße vom Flughafen nach Tirana neu. Die hat das nötig: Der Verkehrsweg, der eigentlich der repräsentativste des ganzen Landes sein sollte, ist bislang einspurig, eng, holprig und voller Löcher. Es tummeln sich Eselkarren, die von den Albanern so geliebten Mercedes Benz und alte Lastwagen gleichermaßen. Links und rechts der Straße wechseln sich slumartige Siedlungen mit modernen Häusern ab, dann wieder Brachflächen, gesäumt von schrebergarten-ähnlichen Hütten.

Auch der Tourismus wird sich in wenigen Jahren entwickeln, davon ist Kalenda überzeugt. Zwar wird Albanien bislang so gut wie von keinem deutschen Veranstalter angeboten, "doch die arbeiten sich über Kroatien und Montenegro zielsicher nach unten", so der Manager. "Wir verfolgen die Entwicklung da ganz genau." Schon allein weil Tourismus auch dem Flughafen neues Potential erschließen würde. Sicherheitshalber hat die Hochtief-Tocher Hochtief Development ein integriertes Tourismuskonzept für die Region um Durres und Vlora vorgelegt.

Bis Touristen kommen, dürfte freilich noch eine Zeit vergehen. Die wichtigsten Reisegruppen nach Albanien sind derzeit die Kosovo-Albaner, und die rund 700 000 Auslandsalbaner, die mehrheitlich in Griechenland und Italien leben. Doch immerhin landete schon der erste Low-Cost-Carrier in Tirana. Daneben wird der Flughafen von zwölf weiteren Airlines angeflogen. Die albanische Regierung hofft, das deutsche Engagement möge Modellcharakter für andere Investoren haben. Das Problem sei bislang gewesen, so heißt es, daß zwar jeder das Potential der Region sehe, die nur eineinhalb Flugstunden von Wien oder Zürich entfernt liegt, jedoch kaum einer wagte, hier zu investieren. Die Gründe sind vielfältig: Mangelnde Rechtssicherheit, die verbreitete Korruption auch im Staatswesen, ungeklärte Eigentumsfragen, mangelnde Versorgung mit Kapital sowie Schwierigkeiten, die Verantwortlichen in der Verwaltung ausfindig zu machen, um Lizenzen und Genehmigungen zu bekommen sind nur einige davon.

Hochtief hatte es da gut. Schließlich war es die Regierung, die die Deutschen ins Land geholt hat und sie hat alle Garantien gegeben. Auch Anduena Stephan ist zufrieden.

Sie hat für ihre Firma 80 Flughäfen geprüft, doch der Fall Albanien war besonders kompliziert. "Als ich 2002 das Tirana-Airport Projekt in Essen und Albanien als Investitionsziel vorstellte, haben alle nur gelacht und gemeint, ich mache Witze. Niemand hat an das Land geglaubt. Doch das ist nun Geschichte".

Artikel erschienen am Di, 21. Juni 2005

http://www.welt.de/data/2005/06/21/734819.html?s=1
 
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