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Ibrahim Rugova

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Ibrahim Rugova

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Ibrahim Rugova (1944-2006)


Ibrahim Rugova (* 2. Dezember 1944 in Cerrcë (Großgemeinde Istog); † 21. Januar 2006 in Prishtina) war von März 2002 bis zu seinem Tod Präsident des Kosovo. Er galt im Westen als Symbolfigur des gewaltfreien Kampfes der Kosovaren um die Unabhängigkeit ihres Landes.


Leben [Bearbeiten]

Rugova wurde als Sohn eines wohlhabenden kosovo-albanischen Bauern geboren. Sein Vater Ukë Rugova und sein Großvater Rrustë Rugova wurden der Kollaboration mit Nazi-Deutschland beschuldigt und daraufhin von kommunistischen Partisanen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hingerichtet. So wuchs Rugova bei seiner Mutter Sofë als Einzelkind auf.
Rugova studierte Philosophie und promovierte 1984 in Literatur an der Universität Prishtina. 1988 wurde er Präsident des Schriftstellerverbands des Kosovo. Er war Mitgründer und Vorsitzender der Lidhja Demokratike e Kosovës (LDK), die als Antwort auf die Aufhebung der Autonomie des Kosovo durch Slobodan Milošević 1989 gegründet wurde. Die im Kosovo lebende albanischstämmige Bevölkerung proklamierte am 2. Juli 1990 die Unabhängigkeit des Kosovo. In einer international nicht anerkannten Wahl wurde Rugova am 24. Mai 1992 zum Präsidenten der selbstausgerufenen „Republik Kosova“ der Albaner gewählt und 1998 im Amt bestätigt. Unter Rugovas Führung bauten die Albaner ein paralleles Verwaltungs-, Gesundheits- und Bildungssystem auf, Rugova selbst setzte sich für eine gewaltfreie Lösung des Konflikts mit Serbien und das Prinzip des passiven Widerstandes ein.
1999 kam es nach Operationen von serbischer Armee und Sicherheitskräften gegen die UÇK zu Luftangriffen der NATO auf Jugoslawien (siehe Kosovo-Krieg). Daraufhin wurde Rugova interniert. Er erschien im jugoslawischen Fernsehen im Gespräch mit Slobodan Milošević und äußerte sich in einem Interview gegen die Bombenangriffe der NATO. Er konnte Anfang Mai 1999 nach Italien ausreisen und kehrte nach Beendigung des Krieges Mitte Juli 1999 in das Kosovo zurück.
Bei den 2001 durch die UNO ausgerichteten freien Parlamentswahlen im Kosovo gewann die LDK die Mehrheit, Ibrahim Rugova wurde nach Parteikonflikten aber erst am 4. März 2002 zum provisorischen Präsidenten des Kosovo gewählt. Als solcher verfolgte er eine Politik enger Kooperation mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. 2005 wurde er im Amt bestätigt.
Am 15. März 2005 entging Rugova einem Bombenanschlag unverletzt. Am 5. September 2005 wurde bekannt, dass Rugova, über viele Jahre seines Lebens hinweg sehr starker Raucher, an Lungenkrebs erkrankt war. Während er den Vorsitz der LDK aufgab, führte er sein Präsidentenamt bis zu seinem Tod am 21. Januar 2006 weiter.
Ibrahim Rugova wurde am 26. Januar 2006 in Prishtina unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. An der Trauerfeier nahmen unter anderem die Präsidenten Sloweniens, Kroatiens, Bosniens, Mazedoniens und Montenegros, die Schweizer Bundesrätin und Außenministerin Micheline Calmy-Rey, der albanische Ministerpräsident Sali Berisha und der EU Generalsekretär Javier Solana teil.
Er wird von den meisten Kosovaren als Vater der Nation bezeichnet, sogar auch als der "Gandhi des Balkans". Zu seinem Nachfolger im Amt des Präsidenten wurde sein Vertrauter Fatmir Sejdiu gewählt.

Ibrahim Rugova und die UÇK [Bearbeiten]

Zwar setzte sich Ibrahim Rugova offiziell für die gewaltlose Lösung des Kosovokonflikts ein, hatte aber im Hintergrund sehr wohl Kontakte zu Führern der UÇK, die einem gewaltsamen Aufstand den Weg bereiteten. Nach dem Kosovokrieg ehrte Ibrahim Rugova den 1998 getöteten UÇK-Führer Adem Jashari als Nationalhelden. Allerdings besuchte er niemals die Gräber von UÇK-Kämpfern.

Leben als Intellektueller und Schriftsteller [Bearbeiten]

Ibrahim Rugova beendete seine Grundschule in Istog und seine Mittlere Reife erreichte er 1967 in Pejë. 1971 diplomierte der in dem Bereich der Albanologie in der philosophischen Fakultät in Prishtina, der Hauptstadt des Kosovo. 1976 bis 1977 verbrachte er ein akademisches Jahr in Paris im Ecole Pratique des Hautes Etudes. Er erhielt 1984 in Prishtina den Doktorgrad in Literaturwissenschaft. Viele Jahre war er Vorsitzender des Kosovarischen Schriftstellerverbandes.

Auszeichnungen [Bearbeiten]


 
Kosovo / Kosova

Kosovo

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Gesichtet (+/−) Dies ist die letzte gesichtete Version, (zeige alle), freigegeben am 21. Juli 2008.
Statusgesichtet


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Republika e Kosovës
Република Косово / Republika Kosovo
Republik Kosovo




Flagge Wappen Amtssprache Albanisch, Serbisch [1] Hauptstadt Prishtina/Priština Staatsform Republik Regierungsform Protektorat der UNO/EU/OSZE Staatsoberhaupt Fatmir Sejdiu Regierungschef Hashim Thaçi Fläche 10.887 km² Einwohnerzahl etwa 2.100.000[2] Bevölkerungsdichte 195 Einwohner pro km² BIP 2.711.552.700 € (2006)[3] BIP/Einwohner 1.275 € (2006)[3] Währung Euro1 Unabhängigkeit 17. Februar 2008 Nationalhymne Evropa Nationalfeiertag 17. Februar 2008 Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März–Oktober) Internet-TLD noch nicht vergeben Telefonvorwahl +381 (entspricht der Vorwahl von Serbien) +37744 (entspricht der Vorwahl des Mobilnetzes von Monaco)
Die völkerrechtliche Gültigkeit der Unabhängigkeitserklärung ist international umstritten.
1 siehe Währung
2 Die Unabhängigkeit wurde bislang nur von einzelnen Staaten anerkannt. Ebenso sind Parlament in Priština, die Verfassung, Flagge und Wappen von Serbien und von den serbischen Gemeinden im Kosovo nicht anerkannt.



Der Kosovo (auch das Kosovo oder artikellos;[4] albanisch Kosova oder Kosovë, kyrillisch Косово) ist ein unter Verwaltung der Vereinten Nationen stehendes Territorium in Südosteuropa. Am 17. Februar 2008 erklärte das Parlament in Priština mit der Proklamierung der Republik Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien.
Serbien sieht den Kosovo weiterhin als seine Autonome Provinz Kosovo und Metochien (Autonomna pokrajina Kosovo i Metohija/Аутономна покрајина Косово и Метохија, kurz Kosmet/Космет; albanisch Krahina Autonome e Kosovës dhe Metohisë) an.
International ist die Unabhängigkeit umstritten. Eine Reihe von Staaten (bisher 43) erkennen den Kosovo als souveränen Staat an, andere Staaten lehnen die Anerkennung entschieden ab. Viele Staaten verhalten sich abwartend.
Kosovo kam nach dem Kosovokrieg – unter formeller Wahrung der Zugehörigkeit zu Serbien – durch die UN-Resolution 1244 unter UN-Verwaltung. Die weitere Entwicklung nach der Unabhängigkeitserklärung soll durch die Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union im Kosovo („EULEX Kosovo“) überwacht werden. Diese wird bis auf Weiteres von der UNMIK kontrolliert werden.


Name und Etymologie


Unterteilung Kosovo und Metochien


„Kosovo“ denotiert in der Regel das Gesamtgebiet. Auch im Serbokroatischen wird Kosovo bedeutungsgleich verwendet, obwohl sich insbesondere im Serbischen die Bezeichnung Kosmet, eine Wortkombination aus Kosovo und Metochien, daneben etabliert.

Kosovo

Kos bezeichnet im Serbokroatischen die Amsel. Die Region ist nach Kosovo Polje, dem Amselfeld, bei Priština benannt. Das Wort kosovo ist ein besitzanzeigendes Adjektiv (dt. zur Amsel gehörig) und ist daher ohne zusätzliches polje (dt. Feld) eigentlich unvollständig, hat sich jedoch in dieser Form als Abkürzung eingebürgert.

Metochien

Die serbische Bezeichnung Metohija leitet sich vom griechischen μετοχή (metochí „Gemeinschaft“) ab. Diese Bezeichnung wurde in Jugoslawien von staatlicher Seite seit 1974 nicht mehr gebraucht. Metochien beschreibt eine von vielen Kirchen und überdurchschnittlich vielen Klöstern geprägte Landschaft mit ihren Mönchsgemeinschaften, auf die sich die Bezeichnung ursprünglich bezieht.

Dardanien

Im Oktober 2000 präsentierte Ibrahim Rugova, damaliger Chef der albanischen Demokratischen Liga des Kosovo (LDK) seinen Vorschlag für eine zukünftige Flagge des Kosovo. Auf ihr befand sich ein Spruchband mit der Bezeichnung „Dardania“, die Rugova als Landesnamen eines unabhängigen Kosovos vorschlug. Dardanien ist unter Albanern eine verbreitete Bezeichnung für Kosovo. Er leitet sich vom antiken illyrischen Volk der Dardaner ab, die im Gebiet des heutigen Kosovos lebten.[5]

Geographie


Đeravica, mit 2.656 m höchster Berg des Kosovo.


Der Kosovo liegt in Binnenlage im Zentrum der Balkanhalbinsel. Es grenzt im Südwesten an Albanien, im Nordwesten an Montenegro, im Norden und Osten an Serbien bzw. Zentralserbien und im Südosten an Mazedonien. Tektonisch sind die Einebnungen des Amselfeldes und Metochiens gänzlich von Gebirgen begrenzt. Die Gebirgsgruppen des Prokletije grenzen den Kosovo zu Montenegro und Albanien, der Kopaonik zu Serbien und die Šar Planina zu Mazedonien ab.
Mit 10.877 km² hat Kosovo etwa zwei Drittel der Größe Schleswig-Holsteins und ist mit 195 Einwohnern pro Quadratkilometer vergleichsweise dicht besiedelt. 53 % der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, 41 % sind Waldgebiet und 5 % bebaut bzw. Stadtgebiet.
Durch die räumliche Struktur einer von Hochgebirgen umgebenen Senke war der Kosovo zum einen schon immer eine wichtige ackerbaulich genutzte Region – bekannt ist der Amselfelder Wein – sowie Zentrum der balkanischen Fernweidewirtschaft, in dem insbesondere die Niederung Metochiens als Winterweidegebiet genutzt wurde und noch im 19. Jahrhundert von thessalischen und nordserbischen Wanderhirten aufgesucht wurde. Eine Besonderheit der Viehzucht stellt die zum Teil bis heute andauernde Nutzung von Wasserbüffeln dar.
Siedlungsgeographisch ist das höher gelegene Amselfeld (albanisch: Fushë Kosovë, kyrillisch Косово поље) mit der Hauptstadt Priština, das sich zwischen dem Ibar und der Južna Morava als langgezogen Senke hinzieht, heute die ökonomisch wichtigere Region. Historisch war Metochien (albanisch: Rrafshi i Dukagjinit, serbisch: Metohija/Метохијa) mit den ältesten städtischen Zentren von Prizren, dem alten römischen Verwaltungszentrum und späteren serbischen Kaiserstadt sowie Peć bedeutender. Die Ebenen sind durch ein hügeliges großteils von lockeren Eichenwäldern bewachsenen Mittelgebirgsland voneinander getrennt, was die Kommunikationswege erschwert.
Die Hochgebirgslandschaften an den Grenzen zu Albanien, Montenegro und Mazedonien erreichen durchweg 2.500 m. Höchste Berge sind Gjeravica/Djeravica (in der Großgemeinde Pejë/Peć) 2.656 m Bistra (Ferizaj/Uroševac) 2.640 m Marjash/Marjaš (Pejë/Peć) 2.530 m Luboteni/Ljuboten (Ferizaj/Uroševac) 2.496 m und Koproniku/Koprivnik (Pejë/Peć) 2.460 m. Großteils aus Silikatgesteinen aufgebaut, sind die Gebirge meist auch wasserreich und gut für Viehherdenhaltung geeignet. Aus kreidezeitlichen Kalken sind Karstgebirge wie der Koprivnik sowie die zentralen Teile der Šar Planina mit der Bistra aufgebaut, damit auch weniger zugänglich und wasserärmer.
Durch den Westen des Landes fließt der Weiße Drin, welcher in der Nähe von Peć entspringt. Der Drin ist der wichtigste und mit 122 km der längste Fluss in Kosovo.[6] Einige Seen und Stauseen befinden sich im Landesinneren sowie an den Grenzen zu Serbien und Albanien. Der größte von ihnen ist der Gazivodesee mit 11,9 km², gefolgt von Radonjić-See und Batlava-See.
Zahlreiche Glazialseen finden sich insbesondere in der Šar Planina. Im Metochischen Prokletije sind drei kleine Seen um die Djeravica als Zeugnisse eiszeitlicher Vereisung der Gebirge übriggeblieben.[6]

Klima

Kosovo verfügt über gemäßigtes kontinentales Klima mit ausgeprägten, jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen. Die Temperaturen können im Sommer bis auf 40 °C steigen und im Winter auf unter −20 °C fallen, starke Schneefälle sind dabei keine Seltenheit.[7]

Bevölkerung


Verteilung der Ethnien in Kosovo 1991



Verteilung der Ethnien in Kosovo 2005


Die Bevölkerung des Kosovo wird auf circa 1,9 bis 2,2 Millionen Einwohnern geschätzt. Sie ist sehr jung: 33% sind unter 16 Jahre alt, über die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre, nur 6% über 65 Jahre. Die Geburtenrate übertrifft die Sterberate derzeit deutlich: 23 Geburten pro 1000 Einwohnern standen im Jahr 2003 sieben Todesfälle pro 1000 Einwohner gegenüber, sodass die Bevölkerung wächst. Die kosovarische Bevölkerung hat sich seit 1982 verdoppelt. Die Lebenserwartung für Frauen beträgt 71, die der Männer 67 Jahre. Der Anteil der Landbevölkerung liegt zwischen 60 und 65%. Schätzungsweise 350.000 bis 400.000 Kosovaren leben im Ausland, vor allem in Deutschland, den Vereinigte Staaten, Österreich und der Schweiz.
Die Kosovo-Albaner wuchsen im Laufe des letzten Jahrhunderts zur Mehrheit. Seit 1981 hat sich ihr Anteil von 77,4 % auf 88 % erhöht.[8]

Ethnien

Hauptartikel: Ethnische Minderheiten in Kosovo
Das Kosovo wird mehrheitlich von Kosovo-Albanern bewohnt; Schätzungen der Weltbank aus dem Jahre 2000, denen das statistische Amt von Kosovo bis heute folgt, gehen von 88 % Albanern, 7 % Serben und 5 % der übrigen ethnischen Gruppen aus. Zu letzteren gehören Türken, Bosniaken, Torbeschen, Goranen, Janjevci (Kroaten), Roma, Aschkali und Ägypter.[6]
Die Mehrheit der Kosovo-Albaner sind sunnitische Muslime, die Mehrheit der Serben gehören der serbisch-orthodoxen Kirche an. Es gibt unter den Albanern aber auch Katholiken und Orthodoxe, ebenso gibt es unter den slawischen Ethnien auch Muslime. Der Anteil der Konfessionslosen ist im europäischen Vergleich hoch.

Alphabetisierung

Bei Frauen ist der Anteil an Analphabeten signifikant höher als bei Männern: 13,4 % in ländlichen Gebieten (3,8 % bei Männern) und 10,4 % in städtischen Siedlungen (Männer 2,3 %). Analphabetismus ist nicht nur vom Geschlecht, sondern auch vom Alter abhängig – in der Gruppe bis 39 Jahre liegt die Rate weit unter dem Durchschnitt, bei Frauen zwischen 55 und 59 Jahren sind knapp 20 %, bei Frauen zwischen 70 und 74 Jahren knapp 60 % Analphabeten.

Familie und Wohnung

Das Zusammenwohnen in einer Großfamilie ist in Kosovo weitverbreitet; die Durchschnittsgröße eines Haushalts liegt bei 6,5 Personen. Dies ist auf dem Land deutlich ausgeprägter als in der Stadt.
Die Bewohner von Kosovo sind zu 99 % Eigentümer der Räumlichkeiten, in denen sie wohnen, nur 1 % lebt zur Miete. 10 % der Haushalte verfügen über ein Zimmer, 36 % über zwei, 25 % über drei und 20 % über vier Zimmer. 93 % heizen in der Regel mit einem Holzofen, 3 % in der Regel mit Elektroöfen, nur 4 % mit Fernwärme oder einer Zentralheizung. In den Städten sind 94 % der Haushalte mit fließendem Wasser ausgestattet, in ländlichen Gegenden müssen dagegen 44 % ihr Wasser vom Brunnen holen.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte des Kosovo
Ursprünglich von Illyrern besiedelt (das an einem Seitenzweig der Via Egnatia gelegene römische Theranda (das heutige Prizren) war usrprünglich eine illyrische Siedlung), kam das Gebiet des heutigen Kosovos nach der Zerschlagung des von Königin Teuta regierten Illyrischen Reichs der Labeaten im ersten Illyrischen Krieg 229/228 v. Chr. unter römische Herrschaft. Erst nach weiteren Jahrzehnten militärischer Auseinandersetzungen zwischen Römern und Illyrern wird die Region im Jahre 168 v. Chr. als Protektorat Teil des Römischen Imperiums. Seit 59 v. Chr nominell als Illyrische Provinz bezeichnet wird diese nach den Kriegen Octavians in Illyrien 35-33 v. Chr. offiziell Römische Provinz. Durch weitere Eroberungen der Römer und der Etablierung der Provinz Moesia verbleibt das heutige Gebiet Metohijens Teil Illyricums während das Amselfeld zu Moesia superior zugeschlagen wird. Neben Theranda ist das in der Nähe von Priština gelegene Ulpiana wichtigste römische Siedlung im Gebiet des Kosovo. Durch die Reorganisation des Reiches und der Reichsteilung unter Theodosius I. wird die Region Teil Ostroms.
Mit der Völkerwanderung der Awaren und der Plünderung und Einnahme der wichtigsten byzantinischen Städte in Mösien und Illyrien (Balkanfeldzüge des Maurikios) siedeln sich in deren Gefolge Slawen an. Der nachfolgenden Zugehörigkeit zum Großbulgarischem Reich wird die Region erst wieder unter Basileios II. von den Byzantinern zurückerobert. Die byzantinische Herrschaft dauert danach 200 Jahre an und wird mit der Schlacht bei Sirmium unter Manuel I. Komnenos auch gegenüber Ungarn gefestigt. Die Einbindung des serbischen Großžupans Stefan Nemanja als byzantinischem Vasall und der von Ostrom erfolgten Missionierung und kulturellen Prägung des serbischen Hofes folgt die Bildung des ersten serbischen Reichs auch auf ehemals byzantinischen Gebieten im Kosovo und Mazedonien. Mit Anerkennung der Autonomie durch das Byzantinische Reich nach den katastrophalen Ereignissen des Vierten Kreuzzuges und der resultierenden Vormachtstellung der Nemanjiden im Hochmittelalter auf dem Balkan, dehnen die Serben ihr Imperium (Raszien) zeitweilig bis nach Griechenland und Albanien aus. Mit der Niederlage des serbischen Königreichs in der Schlacht an der Maritza 1371 dringen die Türken endgültig in den Balkanraum ein. Das serbische Reichszentrum im 14. Jahrhundert im Kosovo gelegen, ist 1389 Schauplatz der Schlacht auf dem Amselfeld. Die serbisch-bosnische Allianz unter Lazar Hrebeljanovic wird von den Osmanen geschlagen und die Gegen Ende des 14. Jahrhunderts begonnene Eroberung des heutigen Serbiens sowie Bosnien und Herzegowinas kann im Jahr 1459/1461 unter Mehmet II. vollendet werden. Serbien und Bosnien werden für die folgenden vier Jahrhunderte zu Provinzen des Osmanischen Reiches. Der Mythos der Kosovo-Schlacht begründete das Trauma und die emotionale Bindung der Serben an die heute mehrheitlich von Albanern bewohnte Region. Die unter türkischer Herrschaft islamisierten Albaner rückten in das von Serben verlassene Kosovo-Gebiet nach.[9]
Nach dem 1. Balkankrieg wurde Kosovo 1912 größtenteils Serbien, die Gegend um Peć Montenegro zugeschlagen. In der Zeit zwischen den Weltkriegen gehörte er zum ersten jugoslawischen Staat, nach dem Zweiten Weltkrieg zur Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien als Teil Serbiens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet Albanien zugeschlagen, das zu dieser Zeit ein italienischer Vasallenstaat war. 1963 wurde aus dem zuvor autonomen Gebiet eine autonome Provinz innerhalb Serbiens. Mit der Änderung der jugoslawischen Verfassung 1974 wurden die zuvor schon bestehenden Autonomierechte erheblich erweitert.

Russischer KFOR-Soldat in Kosovo 2001


Die Autonomie wurde 1989 im Rahmen der sogenannten Antibürokratischen Revolution auf Betreiben von Slobodan Milošević durch einen Beschluss des serbischen Parlaments aufgehoben. Schon während der Jugoslawienkriege flohen auch viele Kosovaren, obwohl es im Kosovo selbst nicht zu Kriegshandlungen gekommen war. Die Kosovo-Albaner baten in verschiedenen europäischen Ländern um Asyl, weil ihre Menschen- und Bürgerrechte missachtet wurden. Es gab seit 1989 kein albanischsprachiges Schulwesen mehr, Albaner wurden willkürlich enteignet, ihre Vereine und politischen Parteien waren verboten. Die meisten im Staatsdienst beschäftigten Albaner wurden nach 1989 aufgrund ihrer Nationalität entlassen.
Nachdem die internationale Gemeinschaft die Rückerlangung der Autonomie des Kosovo aus der Friedenskonferenz von Dayton im Jahr 1995 ausgeklammert hatte, verschärften sich die Konflikte zwischen den Volksgruppen weiter und mündeten schließlich in der Forderung nach staatlicher Souveränität. Sezessionistische Gruppen, darunter die Kosovarische Befreiungsliga LDK, errichteten mit der „Republik Kosova“ einen Schattenstaat, dessen Parallelinstitutionen unter anderem Schulbildung und medikamentöse Versorgung der Albaner sicherstellen sollten. Der anfangs gewaltfreie Widerstand ging ab etwa 1996 unter Führung der UÇK in kämpferische Auseinandersetzungen zwischen albanischen Freischärlern und den serbischen Streitkräften über. Bis zum Jahr 1999 vervielfachten sich die Zahlen albanischer Flüchtlinge aus dem jugoslawischen Staatsgebiet [10], besonders in Richtung der Nachbarländer Albanien und Mazedonien sowie in die Europäische Union und die Schweiz [11].
Mit der Begründung, eine humanitäre Katastrophe abwenden zu wollen, begann die NATO nach dem Scheitern der Verhandlungen von Rambouillet am 24. März 1999 mit der Bombardierung strategischer Ziele in Jugoslawien. Im Zuge des Krieges wurde der Kosovo von den internationalen Truppen besetzt und ein UN-Protektorat (UNMIK) errichtet. Während des Krieges stiegen die Flüchtlingszahlen noch einmal sprunghaft an, ebbten anschließend aber ab und viele Kosovaren kehrten in ihre Heimat zurück oder wurden in sie abgeschoben. Die Region wurde militärisch befriedet. Jedoch kam es im März 2004 zu konzertierten Gewalttätigkeiten überwiegend gegen Serben und ihre religiösen Stätten, aber auch gegen Roma und Aschkali; etwa 50.00 Personen nahmen an diesen Gewalttätigkeiten teil, bei denen 19 Menschen getötet, knapp 1.000 verletzt und rund 4.100 vertrieben wurden.[12] Die NATO verstärkte daraufhin ihre Präsenz.
Seit Beginn der UN-Mission im Kosovo stand dessen zukünftiger politischer Status regelmäßig auf der internationalen Tagesordnung. Auch nach dem Scheitern des Versuchs, mit Serbien zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen, und der darauf folgenden einseitigen Unabhängigkeitserklärung des kosovarischen Parlaments vom 17. Februar 2008, ist das Thema noch immer nicht vollständig geklärt. Die Position jener Nationen, die von Beginn an eine Unabhängigkeit des Kosovo befürwortet haben, darunter das Vereinigte Königreich und die USA, wird mittlerweile von einem Großteil der westeuropäischen Staaten mitgetragen. [13] Bereits zuvor hatte die Europäische Union den Start der EULEX-Mission gebilligt, bei der 1.800 Polizisten und Juristen die Aufgaben der bisherigen UN-Verwaltung des Kosovo übernehmen sollen. [14]. Die dauerhaften Sicherheitsrats-Mitglieder Russland, China sowie zahlreiche weitere Staaten, vor allem in Südamerika und Asien, lehnen die Unabhängigkeit des Kosovo ab und unterstützen Serbiens Anspruch auf dessen Wiedereingliederung in das serbische Staatsgebiet.
In den Wochen nach der Ausrufung der Republik Kosovo kam es - überwiegend im mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Landes - erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen, die erst durch ein Eingreifen der KFOR-Truppen beendet werden konnten. [15]

Politik


Anerkennung der Republik Kosovo
haben Republik Kosovo anerkannt
planen Anerkennung
haben sich für neutral erklärt oder die Entscheidung aufgeschoben
sehen die Anerkennung kritisch
lehnen Anerkennung ab
Standpunkt unbekannt


Der völkerrechtliche Status von Kosovo ist umstritten. Nach dem Ende des Kosovo-Krieges kam das Gebiet unter Verwaltung der Vereinten Nationen, blieb aber formell Teil Serbiens. Seit der Unabhängigkeiterklärung vom 17. Februar 2008 ist Kosovo aus Sicht seiner Institutionen ein souveräner Staat. Bis jetzt haben 43 von 192 UNO-Staaten die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt. Andere halten die Unabhängigkeit für rechtswidrig und betrachten Kosovo weiterhin als einen Teil Serbiens, auch wenn die serbische Regierung de facto keine Kontrolle mehr über das Gebiet ausübt.[16] Die Unabhängigkeit soll international überwacht werden, zur Sicherung der Rechtsstaatlichkeit wird die Europäische Union die Mission EULEX Kosovo entsenden.
Vier Monate nach der Unabhängigkeitserklärung trat am 15. Juni 2008 die neue Verfassung des Kosovo in Kraft.[17] Eine Woche zuvor war vom Parlament in Priština bereits eine neue Nationalhymne und die Gründung einer eigenen 2.500 Mann starken Sicherheitsgruppe verabschiedet worden. Die neue Verfassung definiert das Land als demokratisch regierten, laizistischen „Staat aller seiner Bürger“, der die Rechte seiner Minderheiten und die internationalen Menschenrechte respektiert. In der neuen Verfassung werden die Gleichheit der Volksgruppen und die Bedeutung des Minderheitenschutzes besonders hervorgehoben. Autonomierechte werden den serbischen dominierten Regionen zugesprochen.[18] Als „rechtlich nicht existent“ bezeichnete die Verfassung dagegen Serbiens Präsident Boris Tadić.[17]
Die Sicherheit wird von der durch ein UN-Mandat legitimierten Friedenstruppe „Kosovo Force“ (KFOR) unter Führung der NATO garantiert. Die politische Arbeit teilen sich die UN-Mission Kosovo UNMIK und die von ihr gegründeten lokalen „Institutionen der provisorischen Selbstverwaltung“ (PISG). Daneben gibt es in serbischen Enklaven von Kosovo, insbesondere im Norden, von Serbien finanzierte und kontrollierte parallele Verwaltungsstrukturen (Schulen, Gerichte, Behörden). Diese werden von der UNMIK zwar toleriert, aber nicht anerkannt; umgekehrt erkennen die serbischen Verwaltungen ihrerseits nicht die Entscheidungen der UNMIK an.

Nordkosovo

Der überwiegend von Serben bewohnte Nordkosovo entzieht sich de facto der Kontrolle der Institutionen in Priština, da die Einwohner die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen. Am 28. Juni 2008 begründeten serbische Politiker im Kosovo ein von Priština unabhängiges Parlament der Gemeinschaft der Gemeinden der Autonomen Provinz Kosovo und Metochien.[19]

Die Übergangsverwaltungsmission der Vereinten Nationen im Kosovo (UNMIK)


UNMIK-Hauptquartier in Priština



Karte der UNMIK-Stützpunkte


Die UNMIK besteht aus vier Säulen, die von unterschiedlichen internationalen Organisationen gebildet werden:

  • Polizei und Justiz (UN)
  • Selbstverwaltung (UN)
  • Demokratisierung und Wiederaufbau der Institutionen (OSZE)
  • Wiederaufbau und wirtschaftliche Entwicklung (EU).
Wichtige Funktionen sind dem Leiter der UNMIK vorbehalten: Genehmigung des (von der lokalen Selbstverwaltung erstellten und verwalteten) Haushalts, Recht und Ordnung (Internationale UN-Polizei und lokale Kosovo-Polizei), Ernennung von Richtern, Schutz ethnischer Minderheiten, Außenbeziehungen wie der Abschluss von Verträgen mit anderen Staaten oder internationalen Organisationen, Verwaltung des Eigentums der Öffentlichen Hand, Zoll- und Geldpolitik.
Als Leiter der UNMIK und Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs fungiert seit 2006 Joachim Rücker.

Institutionen der provisorischen Selbstverwaltung (PISG)

Repräsentanten der PISG sind der am 10. Februar 2006 vom Parlament gewählte Präsident Fatmir Sejdiu (LDK) und der kosovo-albanische Premierminister Hashim Thaçi (PDK), das Parlament und die lokalen Selbstverwaltungen. Dieser Regierung wird von amnesty international mangelnde Implementation von Minderheitenrechten sowie die Nichtverfolgung an an Serben begangenen Kriegsverbrechen vorgeworfen.[20]. Aufgrund langdauernder Verbindungen zwischen politischem Extremismus und organisierter Kriminalität[21]bestehen enge Beziehungen zwischen Teilen des aus der UÇK hervorgegangenen politischen Establishments und kriminellen Strukturen[22].

Parlament


Das Regierungsgebäude in Priština


Parlamentswahl 2008 Partei
(Nationalität) Prozent Sitze
im Parlament PDK (alb.) 30.83% 37 LDK (alb.) 20,83 % 25 AKR (alb.) 10,83 % 13 AAK (alb.) 10,83 % 13 LDD (alb.) 9,17 % 11 SLS (serb.) 5,83 % 7 7+ (alb.) 5,83 % 7 Ohne Partei (alb. + serb.) 5,83 % 7 Quelle: Kosovarisches Parlament Im 120-köpfigen Parlament sind 10 Sitze für Vertreter der Kosovo-Serben, vier Sitze für Roma, Aschkali und Ägypter, drei für Bosniaken, zwei für Türken und einer für Goranen reserviert.

Parteien

Die Zivilgesellschaft von Kosovo ist entlang ethnischer Linien in die einzelnen Gruppen aufgespalten; dies setzt sich in der kosovarischen Parteienlandschaft fort. Die Parteienlandschaft ist zersplittert, es gibt viele kleine instabile Parteien. Die politischen Parteien von Kosovo, so der UN-Sondergesandte Kai Ede in einem Bericht über die Lage von Kosovo, betrachteten Institutionen und öffentlichen Dienst als ihren Besitz; Politiker fühlten sich nicht der Allgemeinheit verpflichtet; Posten würden auf Grund politischer oder Clan-Zugehörigkeit besetzt.

Problemfelder

Nach einer vom UNDP (United Nations Development Programme) unter den Bewohnern von Kosovo in der zweiten Jahreshälfte 2005 durchgeführten Umfrage bezeichneten die einzelnen ethnischen Gruppen als jeweils größtes aktuelles Problem (Angaben in Prozent der ethnischen Gruppe):
AlbanerArbeitslosigkeit (33,8 %), Ungewissheit über den künftigen Status von Kosovo (28,3 %), Armut (19,4 %), Korruption (4,8 %), das Schicksal der Vermissten (4,3 %), Stromversorgung (3,6 %), Preise (1,2 %) ungelöste Morde (1,0 %). SerbenÖffentliche und persönliche Sicherheit (30,7 %), Armut (15,3 %), Beziehungen zwischen den Volksgruppen (12,9 %), Arbeitslosigkeit (12,4 %), Ungewissheit über den künftigen Status von Kosovo (9,9 %), Organisierte Kriminalität (6,4 %), Schicksal der Vermissten (3,0 %), Stromversorgung (1,5 %). Andere MinderheitenArbeitslosigkeit (43,5 %), Ungewissheit über den künftigen Status von Kosovo (20,4 %), Armut (17,6 %), Stromversorgung (9,3 %), Preise (2,8 %), Beziehungen zwischen den Volksgruppen (2,8 %), Korruption (1,9 %), soziale Probleme und Gesundheitsversorgung (jeweils 0,9 %). In einem Bericht des UN-Sondergesandten Kai Eide werden aus Sicht westlicher Helfer folgende Probleme angesprochen:

  • „Polizei und Justizwesen von Kosovo sind fragile Institutionen. […] Es wird weiterhin die Anwesenheit internationaler Polizisten mit Exekutivgewalt nötig sein.“ Auch internationale Richter und Staatsanwälte seien in den kommenden Jahren unverzichtbar.
  • Korruption und organisierte Kriminalität gehörten zu den größten Gefahren für die Stabilität der Provinz. Die PISG habe nicht genug getan, um Korruption zu bekämpfen. Clan-Solidarität und das Gesetz des Schweigens erschwerten auch für internationale Polizei und Staatsanwälte die Aufklärung von Straftaten.
  • Beim Versuch, eine multiethnische Gesellschaft aufzubauen, sei nur wenig erreicht worden. Die Rückkehr serbischer Flüchtlinge stocke. Serben seien noch immer Übergriffen ausgesetzt. Um ihren Besitz zurückzuerhalten, müssten Rückkehrer langwierige Gerichtsverfahren auf sich nehmen.

Symbole

Viele Kosovo-Albaner verwenden die Flagge Albaniens, während die meisten Serben die Flagge Serbiens bevorzugen. Da Kosovo aber derzeit unter der Verwaltung der Vereinten Nationen steht, wurde bisher bei offiziellen Anlässen die Flagge der Vereinten Nationen verwendet. Seit der Unabhängigkeitserklärung durch das kosovarische Parlament verwendet die Regierung die neue Flagge von Kosovo.
Am 5. Juni 2008 gab der Vorsitzende der Verfassungskommission des kosovarischen Parlamentes Hajredin Kuqi bekannt, dass die Arbeitsgruppe zur Findung der künftigen Nationalhymne sich auf die Komposition "Evropa" ("Europa") von Mehdi Menxhiqi geeinigt hat. Die Nationalhymne ist mit der Verabschiedung der Verfassung des Kosovo am 15. Juni 2008 in Kraft getreten und damit die bisher provisorisch verwendete Europahymne ablösen. Die neue Nationalhymne hat keinen Text.

Verwaltungseinheiten

Kommunale Körperschaften im Kosovo Großgemeinde
(alb./serb.) Zahl
der Einwohner Zahl der
Siedlungen Fläche
in km² Deçan/Dečani 50.500 42 180 Dragash/Dragaš 34.562 37 434 Gjakovë/Đakovica 153.000 85 521 Gllogovc/Glogovac 70.400 36 k. A. Gjilan/Gnjilane 129.690 63 515 Istog/Istok 44.610 51 k.A. Kaçanik/Kačanik 43.009 42 306 Kamenicë/Kamenica 63.000 74 k.A. Klinë/Klina 54.900 53 k.A. Fushë Kosovë/Kosovo Polje 40.000 18 k.A. Leposaviq/Leposavić 18.500 72 750 Lipjan/Lipljan 76.143 71 422 Malishevë/Mališevo 65.520 43 k.A. Mitrovicë/Mitrovica 107.045 49 350 Novobërdë/Novo Brdo 3.751 28 k.A. Obiliq/Obilić 28.653 20 k.A. Rahovec/Orahovac 78.297 35 276 Pejë/Peć 91.112 95 k.A. Podujevë/Podujevo 131.300 78 633 Prishtinë/Priština 564.800 k.A. 854 Prizren/Prizren 221.374 76 k.A. Skenderaj/Srbica 70.414 52 k.A. Shtërpcë/Štrpce 13.633 16 k.A. Shtime/Štimlje 29.000 22 k.A. Suharekë/Suva Reka 80.460 41 361 Ferizaj/Uroševac 143.842 48 345 Viti/Vitina 59.810 k.A. 300 Vushtrri/Vučitrn 102.662 66 344 Zubin Potok/Zubin Potok 14.800 64 335 Zveçan/Zvečan 16.600 45 104 k.A.: keine Angaben
Quelle: OSZE-Regionalberichte 2005
Kosovo ist in 30 Großgemeinden aufgeteilt (siehe Tabelle). Zu den Einwohnerzahlen gibt es derzeit nur Schätzungen oder Fortschreibungen älterer Angaben. Genauere Daten sind derzeit nicht verfügbar.

Wirtschaft


Entwicklung

Innerhalb Jugoslawiens war Kosovo die ärmste Region. Ursache dafür war – neben der allgemeinen Rückständigkeit der Region – auch eine verfehlte Wirtschafts- und Strukturpolitik der Ära Tito: in Kosovo wurde überwiegend rohstofferzeugende und wenig weiterverarbeitende Industrie angesiedelt. Zwar wurde Kosovo von anderen jugoslawischen Republiken subventioniert, trotzdem lagen die Investitionen in den sechziger und siebziger Jahren bei etwa 50 % des jugoslawischen Durchschnitts. Die Subventionen gingen darüber hinaus zu einem guten Teil in den nichtproduktiven Bereich. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf sank so von 44 % des jugoslawischen Durchschnitts im Jahr 1952 auf 27 % im Jahr 1988.[23]
1989 lag das monatliche Durchschnittseinkommen in Kosovo bei 454 Dinar (Slowenien: 1180; Kroatien: 823; Zentralserbien: 784). In den frühen neunziger Jahren wurde die wirtschaftliche Produktivität des Kosovo noch einmal halbiert. Gründe waren der Zerfall des früheren Wirtschaftsraumes Jugoslawien im Gefolge der Bürgerkriege, internationale Sanktionen und mangelnder Zugang zu auswärtigen Märkten und Finanzen. Durch den serbisch-albanischen Konflikt kam es 1998/99 noch einmal zu einem Rückgang von 20 % – auf einem ohnehin schon sehr niedrigen Niveau.
Nach dem Kosovo-Krieg wurden rund 2 Milliarden Euro Hilfsgelder zur Verfügung gestellt. Wiederaufgebaut oder hergestellt wurden bisher 50.000 Häuser, 1.400 Kilometer Straßen sowie Krankenhäuser und Schulen. Dies führte zu einem kurzfristigen Nachkriegsaufschwung in den Branchen Bau, Handel und Öffentliche Verwaltung. Auf einer internationalen Geberkonferenz in Brüssel im Juli 2008 sagten die beteiligten Länder bzw. Organisationen dem Kosovo weitere Hilfen von insgesamt 1,2 Mrd. Euro bis 2011 zu. Davon sollen etwa 500 Mio. Euro von der Europäischen Union kommen, die USA wollen etwa 400 Mio. Dollar beisteuern. Die Vergabe der Mittel wurde an weitreichende Bedingungen zu deren Verwendung, so zum Beispiel auch für die serbische Minderheit, geknüpft.[24]

Struktur

Die Wirtschaft von Kosovo stützt sich zum einen auf kleinbäuerliche Familienbetriebe sowie Privatunternehmen im Handels- und Bausektor, die nach dem Krieg gegründet und teilweise aus Fonds der EU gefördert werden, jedoch oft unterkapitalisiert sind. Die Finanztransfers aus dem Ausland gingen seit 2003 erheblich zurück[25] Daneben gibt es 18 Agrarkombinate, 124 staatliche Unternehmen und 150 genossenschaftliche Betriebe (Stand: 2005)[26]. Diese Unternehmen befinden sich in gesellschaftlichem Eigentum („socially owned“), eine Sonderform des Eigentums im jugoslawischen Selbstverwaltungssozialismus, die nicht mit dem Staatseigentum in den anderen sozialistischen Ländern identisch ist. Nach Aussage des ehemaligen UNMIK-Chefs Michael Steiner weiß niemand, wem diese Betriebe überhaupt gehören[27]. Sie werden seit dem Jahr 2002 von der Kosovo-Treuhandanstalt (KTA/AKM) verwaltet, die der UNMIK untersteht.
Schätzungen des Bruttoinlandsproduktes schwanken zwischen 930 Euro pro Kopf (2003, Angaben der UNMIK), 964 Euro pro Kopf (2004, Angaben der Weltbank), 1.275 Euro pro Kopf (2004, Angaben der EU-Kommission[28]) und 1500 Euro pro Kopf oder ca. 3 Milliarden Euro insgesamt (2007).[29]
Das Wirtschaftswachstum wurde 2002 auf 2,2 %, 2003 auf 3,1 %, 2004 auf 3,2 % und 2005 auf 3,5 % geschätzt. Die Inflation sank im gleichen Zeitraum von 3,6 % (2002) auf 1,1 % (2003) bzw. 1,5 % (2004). 2005 wurde mit −0,5 % sogar ein Preisrückgang registriert.

Industrie

Der industrielle Sektor wird von den Bereichen Bergbau, Chemie, Elektro, Textil, Baustoffe und Holz geprägt. Im Bergbau werden Erz, Kohle, Blei und Zink gefördert.
Der industrielle Sektor ist, dem neuesten Bericht der Weltbank über Kosovo zufolge, sehr schwach.[30]

Landwirtschaft

Angebaut werden Getreide (Weizen, Mais), Sonnenblumen, Raps, Zuckerrüben und Trauben.

Währung

Offizielle Währung ist der Euro. Kosovo ist jedoch kein Mitglied der Europäischen Währungsunion. Die damals bereits als Zweitwährung etablierte D-Mark wurde 1999 von der UNO-Verwaltung als Währung eingeführt und später vom Euro abgelöst. In serbischen Enklaven kann auch mit serbischen Dinar bezahlt werden.

Probleme


Außenhandelsdefizit

2003 wurden Waren im Wert von 985,6 Millionen Euro importiert, der Export (im wesentlichen Pilze, Bauholz und Altmetall) lag lediglich bei 36,3 Millionen Euro – im Ergebnis ein Defizit von rund 950 Millionen Euro. Dieses enorme Außenhandelsdefizit wuchs weiter: 2004 lag es bei rund einer Milliarde Euro, 2005 schon bei 1,13 Milliarden Euro.

Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland

Die Wirtschaft hängt in außerordentlich hohem Maß von Finanzzuflüssen von außen ab (Hilfsgelder, Kapitaltransfers von Emigranten). Nach Angaben des Finanzministeriums von Kosovo sind die Überweisungen durch Gastarbeiter aus dem Ausland höher als die in Kosovo erwirtschafteten Werte. Da die Hilfsgelder zurückgehen und der Zutritt zum EU-Arbeitsmarkt auch für Kosovaren erschwert wird, birgt diese ohnehin ungesunde Struktur erhebliche Risiken. Ausländische Direktinvestitionen werden – angesichts ungewisser politischer Zukunft und problematischer Gesetzgebung bei der Privatisierung – in absehbarer Zeit verschwindend gering bleiben.

Arbeitslosigkeit

Derzeit gibt es bei einer Million arbeitsfähiger Bevölkerung lediglich etwa 325.000 Arbeitsplätze (einschließlich nicht registrierter Schattenwirtschaft). Jährlich kommen weitere 36.000 junge Leute neu auf den Arbeitsmarkt.
Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten Jahren auf hohem Niveau leicht gesunken (2001: 57,1 %, 2002: 55 %, 2003: 49,7 %. Im Jahr 2008 liegt die Arbeitlosigkeit zwischen 42 und 43 %. Die Altersgruppe zwischen 16 und 24 Jahren ist dabei zu 60 % betroffen.[29]
In der Vergangenheit wurde die Kombination zwischen chronischer Unterbeschäftigung und sehr schnellem Bevölkerungswachstum durch Arbeitsemigration vor allem in die Schweiz und nach Deutschland gelöst. Da diese Möglichkeit so nicht mehr gegeben ist, ist mit weiterem Anwachsen der Armut zu rechnen.

Armut

Nach Angaben der Weltbank leben 37 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze (Einkommen unter 1,37 Euro pro Tag und Erwachsener) 15 % unterhalb der Grenze extremer Armut (Einkommen unter 0,93 Euro pro Tag und Erwachsener).
Betroffen sind vor allem Alte, Behinderte, Bewohner kleiner oder abgelegener Städte und Gemeinden sowie die Angehörigen der nicht-serbischen Minderheiten wie Roma oder slawische Moslems (Bosniaken). Die Armut in Kosovo wirkt sich auch auf andere Bereiche aus: der Sektor Erziehung ist unterfinanziert, an den Schulen wird in drei bis vier Schichten unterrichtet. Die Gesundheitsdaten der Bewohner gehören zu den schlechtesten in Südosteuropa.

Perspektiven

Ökonomische Zukunftschancen sehen die Experten der Weltbank vor allem in den Bereichen Energie und Bergbau. An Bodenschätzen sind Braunkohle (eines der größten Vorkommen Europas), Blei, Zink, Nickel, Uran, Silber, Gold, Kupfer oder Magnesit vorhanden. Innerhalb von einer Generation könnte Kosovo ein Energielieferant für die Region sein.[31] Auch die Landwirtschaft gilt bei der Weltbank als möglicher Wachstumssektor.
Die EU-Experten empfehlen eine Strukturreform der Landwirtschaft mit deutlichen Produktivitätssteigerungen und den Aufbau einer heimischen Industrie zunächst in den Branchen Lebensmittel, Kleidung, Möbel und einfacher Maschinenbau.
Als Haupthindernisse gelten schlechte Infrastruktur, Mangel an einschlägig ausgebildeten Fachkräften, unsichere politische Gesamtlage, mangelhafte oder fehlende Wirtschaftsreformen seitens der lokalen Selbstverwaltung.

Infrastruktur


Energie


Braunkohlekraftwerk Kosovo B bei Priština


Die Elektrizitäts-Versorgung ist mangelhaft und unregelmäßig, dies ist eines der wesentlichen Entwicklungshemmnisse. Gesamt Kosovo wird durch die zwei Kraftwerke Kosovo A und B in Obilić sowie durch ein Heizkraftwerk und eine kleineres Wasserkraftwerk mit Elektrizität versorgt.[32] Mit Stand vom Februar 2006 teilten die Elektrizitätswerke von Kosovo (KEK) das Land in drei Zuverlässigkeitskategorien ein, die von der Zahlungsmoral der in den Regionen wohnhaften Menschen abhängt. In Regionen, wo die Zahlungsmoral der Stromkunden hoch (Kategorie A) ist, erhalten den ganzen Tag durch Strom. Regionen mit mittelmäßiger Zahlungsmoral erhalten jeweils für fünf Stunden Strom (Kategorie B), danach folgt eine einstündige Unterbrechung. Regionen mit der niedrigsten Zahlungsmoral (Kategorie C) erhalten keine Stromversorgungsgarantie, es wird aber angestrebt, die Versorgung aufrecht zu erhalten im Rhythmus „zwei Stunden angeschaltet, vier Stunden abgeschaltet“.
Im sehr kalten Januar 2006 war es zu empfindlichen Engpässen gekommen – die Nachfrage lag in der Spitze bei 1.300 Megawatt, bei einer Eigenproduktion von 580 Megawatt. Es gelang nicht, die Lücke durch Importe zu schließen. Daher wurde zeitweise Kategorie A im Rhythmus 4:2 (vier Stunden an-, zwei Stunden abgeschaltet), Kategorie B im Rhythmus 3:3 und Kategorie C im Rhythmus 2:4 versorgt.

Verkehr


Eisenbahn

Kosovo hat – durch die gebirgige Lage und die wirtschaftliche Rückständigkeit bedingt – nur ein kleines Schienennetz von 333 Kilometern für den öffentlichen Nahverkehr. Hinzu kommen 97 Kilometer, die lediglich industriell genutzt werden. Die Eisenbahngesellschaft Hekurudhat e Kosovës/Kosovske Železnice (HK/KŽ) betreibt derzeit einige Strecken, die größere Städte miteinander verbinden. Im vorrangig von Serben bewohnten Nordkosovo hat Anfang März 2008 die serbische Eisenbahngesellschaft Železnice Srbije den Betrieb übernommen.[33]

Straßenverkehr

Es gibt derzeit 1.925 Kilometer Haupt- und Landstraßen, Autobahnen gibt es nicht. Jedoch liegt bereits ein Entwurf für eine Autobahn von Merdare nach Morinë vor, die Kosovo mit Albanien verbinden soll.
Die Hauptverkehrsstraßen sind gut befahrbar. Viele Orte sind nur auf Feldwegen oder Schotterstraßen zu erreichen. Die Zahl der registrierten Fahrzeuge wird mit 215.504 für 2002 angegeben (Pkw, Lkw, Busse, Motorräder und Traktoren inklusive). Damit kämen auf ein registriertes Fahrzeug acht Bewohner. Die Statistik-Behörde von Kosovo nimmt allerdings an, dass die Zahl der tatsächlich in Kosovo verkehrenden Fahrzeuge deutlich höher ist, weil ein großer Teil davon in anderen Ländern angemeldet ist.

Flugverkehr

Der einzige zivile Flughafen von Kosovo ist der Flughafen Priština. Er fertigte im Jahr 2002 insgesamt 844.098 Passagiere ab; in diesem Zeitraum gab es 4171 Flüge von und nach Priština. Zahlreiche Fluggesellschaften aus ganz Europa fliegen Priština an, darunter gibt es aus dem deutschsprachigen Raum Flüge von Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, München und Zürich.

Kultur


Sprachen

Offizielle Sprachen sind Albanisch und Serbisch, in einigen Gemeinden auch Türkisch und Bosnisch.[34]. Unter der UNMIK-Administration hatte auch Englisch offiziellen Status.[35]

Religion

Zum muslimischen Glauben bekennen sich die meisten Albaner, Goranen, Bosniaken und die Angehörigen der türkischen Minderheit. Die Mehrheit der albanischen Muslime sind Sunniten.[36] Die schätzungsweise 60.000 Katholiken sind fast ausnahmslos Albaner, die wenigen gleichfalls katholischen Angehörigen der Janjevci, der kroatischen Minderheit in Kosovo, sind nach dem Krieg fast alle geflohen.
Die Serben gehören der serbisch-orthodoxen Kirche an. Die Gruppen der Roma, Aschkali und Ägypter enthalten Anhänger aller drei Glaubensrichtungen.
Das Verhältnis zwischen islamischen und katholischen Gemeinden von Kosovo gilt als gut, doch beide Gruppen haben wenige bis keine Beziehungen zur serbisch-orthodoxen Kirche.
Kosovo-Albaner definieren ihre ethnische Zugehörigkeit durch Sprache, nicht durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion.[37] Dies lässt sich für die slawischen Volksgruppen nicht sagen: Sowohl bei den zumeist muslimischen Bosniaken als auch bei den serbischen Orthodoxen ist Religion ein Identitätsmerkmal.

Islam

Der Islam in Kosovo hat zwei Organisationsebenen: Die Islamische Gemeinde von Kosovo als offizieller Vertreter aller Muslime und die Organisationen der Derwisch-Orden und Sufi-Bruderschaften. Vor dem Kosovo-Krieg gab es 560 Moscheen und sechzig Tekken der Sufi-Bruderschaften, letztere vor allem in den südlichen Städten wie Pejë, Gjakova, Rahovec und Prizren. Während des Krieges wurden 218 Moscheen und fünf Tekken zerstört.
Der Sufismus in Kosovo gilt als Mischung zwischen den Glaubensrichtungen der Sunniten und Schiiten. Mitglieder des Bektaschi-Ordens, dessen Zentrum seinen Sitz in der albanischen Hauptstadt Tirana hat, waren führend in der albanischen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts. Die Mitglieder der Sufi-Bruderschaften gelten als religiöser und nationalorientierter als die Vertreter des traditionellen Islam in Kosovo.
Die Imame werden an der Fakultät für Islamische Studien in Priština ausgebildet, dort studieren auch angehende Imame aus Albanien, Mazedonien und Montenegro. Ein vergleichsweise aktives religiöses Leben gibt es im Süden und Südosten von Kosovo um die Städte Dragash/Dragaš, Gjilan/Gnjilane und Prizren. In anderen Gebieten haben die Moscheen stark unter Besuchermangel zu leiden.

Katholische Kirche

Es gibt etwa 65.000 katholische Albaner, dazu kommt noch eine kleine Gruppe katholischer Roma und Kroaten. Sie sind in 23 Pfarreien aufgeteilt, in denen 55 Priester arbeiten. Bis zum Jahr 2000 gehörten die katholischen Kosovaren zum Bistum Skopje und Prizren, dann wurde der mazedonische Teil abgetrennt und eine eigenständige Apostolische Administratur Prizren gebildet. Im Gegensatz zu den Muslimen sind die Katholiken in Kosovo politisch aktiv: Katholiken gründeten die Partia Shqiptare Demokristiane e Kosovës PSHDK (Christdemokratischen Partei von Kosovo) die zwei Abgeordnete im Parlament stellt. Allerdings ist auch eine große Anzahl von Muslimen Mitglied der PSHDK. Die meisten katholischen Priester gehören dem Orden der Franziskaner an und wurden in Bosnien-Herzegowina, Kroatien oder Slowenien ausgebildet.

Serbisch-Orthodoxe Kirche

Der Kosovo ist ein wichtiges Zentrum der serbischen Orthodoxie und beherbergt den Erzbischöflichen Sitz des Patriarchat von Peć sowie die Eparchie Raszien-Prizren. Einige der bedeutendsten und ältesten Kirchen und Klöster der Serbisch-Orthodoxe Kirche, insbesondere das Kloster Visoki Dečani, befinden sich in Kosovo (siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Kosovo). Die autokephale Serbisch-Orthodoxe Kirche ist ihrem Selbstverständnis nach Bewahrerin einer serbischen Kultur und Identität. Während der Ära Milošević unterstützten anfangs weite Teile des Klerus dessen serbisch-nationalchauvinistische Politik. Als deren negative Folgen für die Serben selbst immer deutlicher zutage traten, gingen sie auf Distanz. Nach Beendigung der Nato-Luftangriffe wurden 1999 nach Angaben von Vertretern von UNMIK 76 orthodoxe Kirchen, Klöster und Kapellen zerstört. In der Zeit nach dem Einmarsch der KFOR wurden der serbische Bischof Artemije von Raszien und Prizren und der Mönch Sava vom Kloster Dečani zunächst politische Sprecher derjenigen Kosovo-Serben, die eine Zusammenarbeit mit der UNMIK befürworteten. In den letzten Jahren hat der Klerus seine Rolle als Sprecher der Serben allerdings größtenteils an kosovo-serbische Politiker abgetreten. Bei den gewalttätigen Ausschreitungen im März 2004 kam es erneut zu Zerstörungen von serbisch-orthodoxen Kirchen und Klöstern, woraufhin die KFOR den Schutz dieser Gebäude verstärkte.

Feiertage

Gesetzliche Feiertage mit festem Datum sind:

  • der Neujahrstag am 1. Januar (alb.: Viti i ri)
  • Tag der Ashkali am 15. Februar[38]
  • Tag der Erklärung der Unabhängigkeit am 17. Februar (alb.: Dita e Pavarësisë)[38]
  • Tag der Veteranen am 6. März[38]
  • Tag der Roma am 8. April[38]
  • Tag der Türken am 23. April[38]
  • Tag der Arbeit am 1. Mai (alb.: Dita e Punës)
  • Tag der Goranen am 6. Mai[38]
  • Tag Europas am 9. Mai (alb.: Dita e Evropës)
  • Tag des Friedens am 12. Juni[38]
  • Tag der Verfassung am 15. Juni (alb.:: Dita e Kushtetutës)
  • Tag der Bosniaken am 28. September[38]
  • Tag der Albaner am 28. November[38]
  • Weihnachten am 25. Dezember (alb.: Krishtlindja)
Gesetzliche Feiertage mit variablem Datum sind:

 
Kosovaren

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Der Begriff Kosovaren wird uneinheitlich verwendet. Nach der einen Definition umfasst der Begriff alle Bewohner des Kosovos, unabhängig von deren jeweiligen Ethnie, und stellt damit eine geographische Bezeichnung dar.[1] Die andere Definition verwendet Kosovaren als Bezeichnung für Kosovo-Albaner.[2] Am Begriff Kosovaren wird teilweise kritisiert, im Kosovo selbst würde sich niemand so nennen, sondern Albaner, Türke, Serbe oder Roma.[3]
[h2]Inhaltsverzeichnis[/h2]
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Wortbildung [Bearbeiten]

Kosovar (Sg.) ist ein albanisches Wort. Es ist gebildet aus dem Toponym Kosov- und dem im Albanischen sehr produktiven Suffix -ar, das stets Personen bezeichnet.[4]

Begriffsgeschichte [Bearbeiten]

Zum ersten Mal tauchte der Begriff Anfang der 20er Jahre auf. Zu jener Zeit hielten sich zehntausende Flüchtlinge aus dem Kosovo in Albanien auf. Ihre politischen Führer bildeten im Parlament eine eigene Gruppe - die Kosovaren.[5] Je länger die Aufspaltung des albanischen Siedlungsgebiets anhielt, desto mehr bürgerte sich die Bezeichnung Kosovar im albanischen Sprachgebrauch ein.
Als Selbstbezeichnung findet sich der Begriff erstmals 1942 im Untertitel einer von den Partisanen herausgegebenen Wochenzeitung.[6] Als solche war und ist Kosovar unter den Kosovo-Albanern aber umstritten. Nachdem die jugoslawische Verfassung von 1974 Kosovo zur autonomen Provinz erklärt hatte, wurde unter den albanischen Intellektuellen verstärkt über die ethnische Identität der eigenen Volksgruppe debatiert. Die einen meinten, durch die Jahrzehnte lange Trennung von Albanien habe sich eine besondere kosovarische Identität herausgebildet und demnach könne man sich auch als Kosovar bezeichnen. Gleichzeitig sei dies eine Anerkennung der politischen Realität in Jugoslawien, nicht zuletzt käme aber auch der Anspruch zum Ausdruck, Titularnation der autonomen Provinz zu sein. Andere dagegen lehnten die Selbstbezeichnung Kosovar ab, weil dessen Benutzung die Spaltung der albanischen Nation vertiefen würde. Nicht zuletzt, weil der Begriff vor allem in Albanien etabliert wurde, sehen die Gegner darin einen Komplott der toskisch dominierten kommunistischen Regierung Enver Hoxhas, um auf diese Weise die Gegen zu entzweien.[7]
Mit der Verschärfung des serbisch-albanischen Konflikts zu Zeiten Slobodan Miloševićs kam der Begriff Kosovaren in die internationalen Medien. Einige Journalisten und auch die UN übertrugen ihn auch auf die nichtalbanische Bevölkerung Kosovos. Die Serben und auch die anderen Minderheiten im Kosovo haben sich selbst aber nie als Kosovaren bezeichnet.[8] Gleichwohl hat sich die Zuschreibung auf die gesamte Bevölkerung verfestigt[9] und sogar Eingang in den Duden gefunden.[10]
Gegenwärtig ist noch ungeklärt, wie die Staatsbürger Kosovos in den beiden Amtssprachen genannt werden sollen.
 
Illyrer

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Illyrischer Helm aus dem 5.-6. Jahrhundert v. Chr.


Die Illyrer (oder Illyrier) waren eine Gruppe von Stämmen, die in der Antike auf der nordwestlichen Balkanhalbinsel und im südöstlichen Italien, also an der Adriaküste und im zugehörigen Hinterland lebten. Der Wohnraum der Illyrer auf der Balkanhalbinsel wird in der antiken griechischen und römischen Geschichtsschreibung als Illyrien bezeichnet. Von den italischen Stämmen sind den griechischen Autoren nur die Messapier bekannt. Vergleicht man die messapischen Sprachdenkmäler mit den wenigen balkanillyrischen Fragmenten, zeigt sich die Richtigkeit dieser Zuordnung. Die illyrische Sprache ist durch ihre spärliche Überlieferung schwer einzuordnen, aber immerhin als indogermanisch erkennbar.


Begriffsgeschichte [Bearbeiten]

Schon in der Antike wurde der Name „Illyrer“ (lateinisch Illyrii und Illyri, griechisch Ἰλλύριοι, lateinisch etwa illyrioi) uneinheitlich gebraucht, und die Zahl der Stämme, die von antiken Geografen und Historikern zu ihnen gezählt wurden, wuchs im Zuge der Erkundungsfahrten der Griechen entlang der Adria. Erstmals tauchen sie bei Hekataios von Milet (5. Jahrhundert v. Chr.) auf, der (in den erhaltenen Fragmenten) die Japyger, Taulantier, Chelidonier, Sesarether und Abrer zu ihnen zählt. Sein weiteres Wissen über diese Stämme ist nicht überliefert. Herodot nennt in seinen Historien (I 96) das Volk der Ἰλλυριῶν Ἐνετοί (Illyriōn Enetoí) als Nachbarn der Triballer, Dardaner und Makedonen. Diese Lokalisierung macht eine Gleichsetzung mit den oberitalischen Venetern wenig glaubwürdig und hat zu der Annahme geführt, Herodots Ἰλλυριῶν Ἐνετοί seien nur ein Stamm der Makedonen.
Der Periplus des Pseudo-Skylax (4. Jahrhundert v. Chr.) hat nähere Kenntnis von den Illyrern und scheidet sie in Stämme an der Küste und solche im Hinterland. Zu den ersteren zählen der Verfasser die Buliner, Hyller, Hierastammer, Nestäer, Manier, Encheleer, Taulantier, Oriker und Amantier, zu den letzteren die Autariaten, Atiutaner und Dexarer. Dass die Japyger in dieser Aufzählung fehlen, lässt sich mit deren Vertreibung durch die Liburner erklären. Diese Festlegung der Illyrer als Volk an der Adriaküste auf dem Balkan, deren Nachbarn im Norden die Liburner und im Süden die Chaonier waren, galt im griechischen Kulturraum bis zur Zeit der Eroberung durch die Römer, und noch das Geschichtswerk des Pseudo-Skymnos (2. Jahrhundert v. Chr.) hält es so.
In der Römerzeit verwischte diese Schärfe. Durch die Eroberung der Balkanhalbinsel und die Einrichtung der Provinz Illyricum beschleunigte sich die unterschiedlose Verwendung des Namens „Illyrer“. Der römische Historiker Florus zählt die Liburner bereits zu den Illyrern (I 21), Eustathios und Appian (Illyr. 8) die Histrier und Strabon neben diesen die Stämme der Breuni und Genauni in den Alpen (VII 314). Um der Verallgemeinerung entgegenzuwirken, empfehlen Pomponius Mela (II 56) und Plinius der Ältere (in seiner naturalis historia III 144), als Illyer nur die „Illyrii proprie dicti“ (Illyrer im engeren Sinne) zu bezeichnen. Damit bezogen sie sich auf die illyrischen Stämme der mittleren italischen Adriaküste. In den Berichten kaiserzeitlicher Autoren sitzen die Illyrer meist zwischen Donau und Save im Norden und Epirus (Südalbanien) im Süden, von der Adria bis ins Hinterland gelten sie als Nachbarn der Thraker.
Zu den illyrischen Stämmen Italiens gehörten die Daunier, Peuketier, Kalabrer und Japyger sowie drei Stämme, die in Italien neue Namen angenommen hatten: Messapier, Sallentiner und Poediculi. Abgesehen von den etwa 260 messapischen Inschriften blieben von diesem Zweig der Illyrer keine nennenswerten Sprachzeugnisse erhalten.

Geschichte der Illyrer [Bearbeiten]


Illyrische Bronze-Tafel aus Slowenien vom 4. Jahrhundert v. Chr.


Je nach den landschaftlichen Gegebenheiten bildeten Viehzucht oder Ackerbau die ökonomische Basis der eisenzeitlichen Bewohner Illyriens. An der Wende vom 2. zum 1. vorchristlichen Jahrtausend dominierten noch die Hirtenkulturen. In den Gebirgsregionen des westlichen Balkans änderte sich daran wenig, während sich in den Ebenen der Feldbau durchsetzte. Die eisenzeitliche illyrische Gesellschaft war in Sippen- und Familienverbänden gegliedert. Grabfunde belegen beträchtliche soziale Unterschiede.
Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. legten Griechen Kolonien im illyrischen Siedlungsgebiet an. Durch den nicht immer friedlichen Kontakt mit den griechischen Städten übernahmen die Illyrer griechische Kulturelemente. Griechische Luxuswaren wurden Prestigegüter der illyrischen Eliten. In den großen und reich ausgestatteten Sippengrabhügeln im Mati-Tal (Nordalbanien) oder am Ohrid-See fanden sich zahlreiche griechische Importe.
Die verstärkten griechischen Einflüsse zeigen sich besonders in der Entstehung und im Ausbau der befestigten Höhensiedlungen zu städtischen Zentralorten (z. B. Byllis und Berat), was mit bedeutenden Veränderungen in der Wirtschaft und der Gesellschaftsstruktur verbunden war. Städtisches Handwerk und Handel gewannen an Bedeutung, und die Illyrer betrieben nun auch Seefahrt an den Küsten der Adria (Handel und Piraterie). Auf der Basis der Städte entstanden seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. kleinere Fürstentümer. Es kam auch zu meistens recht kurzlebigen Reichsbildungen.
Für das 4. Jahrhundert v. Chr. gibt es vermehrt schriftliche Nachrichten griechischer Historiker über die Illyrer. Häufig war das Königreich Makedonien in jener Zeit in Kriege mit den Illyrern und den Molossern in Epirus verwickelt. Der makedonische König Perdikkas III. fiel im Jahr 359 v. Chr. im Kampf gegen die Illyrer unter deren König Bardyllis.
Sein Nachfolger, König Philipp II. (359–336 v. Chr.) konnte die Illyrer entscheidend schlagen. Sie wurden jedoch nicht in das Reich Alexander des Großen (336–323 v. Chr.) eingegliedert, und im 3. Jahrhundert konnte mehrere illyrische Könige (etwa Glaukias, Agron und Teuta) bedeutende regionale Herrschaften errichten.
Die Illyrer waren zu dieser Zeit auch als Seeräuber berüchtigt. Deshalb unterstellten sich im Jahr 230 v. Chr. einige griechische Kolonien im adriatischen Küstengebiet und auf den vorgelagerten dalmatinischen Inseln dem Schutz Roms. Im anschließenden Ersten Illyrischen Krieg 229–228 v. Chr. errichteten die Römer einen Brückenkopf an der dalmatinischen Küste. Im Zweiten Illyrischen Krieg (219 v. Chr.) gelangte die Region größtenteils unter römische Herrschaft. Der letzte illyrische König Genthios, der in Shkodra residierte, wurde von den Römern 168 v. Chr. besiegt und gefangen nach Rom geführt. Die illyrischen Gebiete wurden in von den Römern abhängige Klientelstaaten aufgeteilt.
Unter Caesar wurde das Gebiet der Illyrer schließlich als Provinz Illyricum in das Imperium eingegliedert. Im Anschluss an einen missglückten Aufstand kurz nach der Zeitenwende setzte eine intensive Romanisierung ein. Mit dem Erreichen der Donaugrenze unter Augustus wurden die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen. Die Truppen des spätrömischen Reiches in dieser Region bestanden zu großen Teilen aus romanisierten Illyrern. Mehrere römische Kaiser kamen aus Illyrien, z. B. Claudius Gothicus, Aurelian, Probus, Diokletian und Konstantin. Nach dem Einfall der Slawen ging die romanisierte illyrische Vorbevölkerung, wie auch die Thraker, im Laufe weniger Jahrhunderte entweder zum großen Teil in den Südslawen auf oder wurden in andere Gebiete verdrängt.

Moderner Illyrismus [Bearbeiten]

Durch ihren halb legendenhaften Charakter eigneten sich die Illyrer gut als Anknüpfungspunkt für nationale Identitätsstiftung. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Bestrebungen im Raum der Balkanhalbinsel, die Herkunft des eigenen Volkes auf antike Völker zurückzuführen.

Südslawischer Illyrismus [Bearbeiten]

Die Vorkämpfer des südslawischen Nationalismus im 19. Jahrhundert behaupteten, dass ihre Völker von den Illyrern abstammen. Besonders verbreitet war diese These bei den Kroaten. Der südslawische Illyrismus postulierte die ethnische Einheit aller Südslawen, die nur in eng verwandte Stämme untergliedert seien. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts spielte die Illyrerthese für die südslawischen Nationalismen keine Rolle mehr, da es klar war dass die Südslawen im 6. Jahrhundert aus dem Norden eingewandert sind. In südslawischen Länder, wie z.B. Slowenien gibt es noch Erinnerungen an die dort damals lebenden Illyrer, wie z.B. die heutige slowenische Stadt Ilirska Bistrica und Gebietsnamen, wie Istrien oder Dalmatien, welche von den damaligen dort lebenden illyrischen Stämmen der Istrer und Dalmatier abgeleitet worden sind.

Illyrer und Albaner [Bearbeiten]

Die Beziehung der antiken Illyrer zu den modernen Albanern ist umstritten, aber denkbar. Vor allem albanische, aber auch nichtalbanische Forscher sind der Meinung, dass die albanische Sprache eine Nachfolgerin des Illyrischen sei. Da es nur sehr wenige Quellen, ausschließlich kurze Inschriften, für die illyrische Sprache gibt, ist eine Beweisführung sehr schwierig. Neben der direkten Abkunft der Albaner von den Illyrern wird auch eine spätere Einwanderung der Albaner in ihren heutigen Sprachraum erwogen, in dem sich noch Illyrer fanden. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass die Illyrer zwar durchaus in einer Beziehung zu den heutigen Albanern stehen, aber dabei nur eines von mehreren Elementen der Ethnogenese darstellen. Einerseits gibt es trotz der schwachen Quellenlage lexikalische Parallelen, z.B. illyrisch rhinós (Nebel), altalbanisch ren, albanisch (Wolke), andererseits gibt es keine glaubhaften alternativen Theorien, welche die Entstehung des Albanischen als gesonderten Zweig der indogermanischen Sprachen erklären können. Die illyrische Sprache ist jedoch nur durch Orts- und Personennamen sowie einigen wenigen hundert kurzen Inschriften, die im heutigen Albanien und den angrenzenden Räumen bis Unteritalien gefunden worden sind, bekannt. Einige Albaner benennen ihre Kinder nach den Namen süd-illyrischer Stämme. So treten zum Beispiel Namen wie Dardan (Stamm Dardaner), der häufig bei Kosova-Albanern verwendet wird, wie auch Namen wie Labeat (Stamm Labeaten), Taulant (Stamm Taulantier), Molos (Stamm Molosser). Weiterhin tritt der Name Ilir häufig als Name bei Albanern auf.

Siehe auch [Bearbeiten]


 
Illyrer

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Illyrischer Helm aus dem 5.-6. Jahrhundert v. Chr.


Die Illyrer (oder Illyrier) waren eine Gruppe von Stämmen, die in der Antike auf der nordwestlichen Balkanhalbinsel und im südöstlichen Italien, also an der Adriaküste und im zugehörigen Hinterland lebten. Der Wohnraum der Illyrer auf der Balkanhalbinsel wird in der antiken griechischen und römischen Geschichtsschreibung als Illyrien bezeichnet. Von den italischen Stämmen sind den griechischen Autoren nur die Messapier bekannt. Vergleicht man die messapischen Sprachdenkmäler mit den wenigen balkanillyrischen Fragmenten, zeigt sich die Richtigkeit dieser Zuordnung. Die illyrische Sprache ist durch ihre spärliche Überlieferung schwer einzuordnen, aber immerhin als indogermanisch erkennbar.


Begriffsgeschichte [Bearbeiten]

Schon in der Antike wurde der Name „Illyrer“ (lateinisch Illyrii und Illyri, griechisch Ἰλλύριοι, lateinisch etwa illyrioi) uneinheitlich gebraucht, und die Zahl der Stämme, die von antiken Geografen und Historikern zu ihnen gezählt wurden, wuchs im Zuge der Erkundungsfahrten der Griechen entlang der Adria. Erstmals tauchen sie bei Hekataios von Milet (5. Jahrhundert v. Chr.) auf, der (in den erhaltenen Fragmenten) die Japyger, Taulantier, Chelidonier, Sesarether und Abrer zu ihnen zählt. Sein weiteres Wissen über diese Stämme ist nicht überliefert. Herodot nennt in seinen Historien (I 96) das Volk der Ἰλλυριῶν Ἐνετοί (Illyriōn Enetoí) als Nachbarn der Triballer, Dardaner und Makedonen. Diese Lokalisierung macht eine Gleichsetzung mit den oberitalischen Venetern wenig glaubwürdig und hat zu der Annahme geführt, Herodots Ἰλλυριῶν Ἐνετοί seien nur ein Stamm der Makedonen.
Der Periplus des Pseudo-Skylax (4. Jahrhundert v. Chr.) hat nähere Kenntnis von den Illyrern und scheidet sie in Stämme an der Küste und solche im Hinterland. Zu den ersteren zählen der Verfasser die Buliner, Hyller, Hierastammer, Nestäer, Manier, Encheleer, Taulantier, Oriker und Amantier, zu den letzteren die Autariaten, Atiutaner und Dexarer. Dass die Japyger in dieser Aufzählung fehlen, lässt sich mit deren Vertreibung durch die Liburner erklären. Diese Festlegung der Illyrer als Volk an der Adriaküste auf dem Balkan, deren Nachbarn im Norden die Liburner und im Süden die Chaonier waren, galt im griechischen Kulturraum bis zur Zeit der Eroberung durch die Römer, und noch das Geschichtswerk des Pseudo-Skymnos (2. Jahrhundert v. Chr.) hält es so.
In der Römerzeit verwischte diese Schärfe. Durch die Eroberung der Balkanhalbinsel und die Einrichtung der Provinz Illyricum beschleunigte sich die unterschiedlose Verwendung des Namens „Illyrer“. Der römische Historiker Florus zählt die Liburner bereits zu den Illyrern (I 21), Eustathios und Appian (Illyr. 8) die Histrier und Strabon neben diesen die Stämme der Breuni und Genauni in den Alpen (VII 314). Um der Verallgemeinerung entgegenzuwirken, empfehlen Pomponius Mela (II 56) und Plinius der Ältere (in seiner naturalis historia III 144), als Illyer nur die „Illyrii proprie dicti“ (Illyrer im engeren Sinne) zu bezeichnen. Damit bezogen sie sich auf die illyrischen Stämme der mittleren italischen Adriaküste. In den Berichten kaiserzeitlicher Autoren sitzen die Illyrer meist zwischen Donau und Save im Norden und Epirus (Südalbanien) im Süden, von der Adria bis ins Hinterland gelten sie als Nachbarn der Thraker.
Zu den illyrischen Stämmen Italiens gehörten die Daunier, Peuketier, Kalabrer und Japyger sowie drei Stämme, die in Italien neue Namen angenommen hatten: Messapier, Sallentiner und Poediculi. Abgesehen von den etwa 260 messapischen Inschriften blieben von diesem Zweig der Illyrer keine nennenswerten Sprachzeugnisse erhalten.

Geschichte der Illyrer [Bearbeiten]


Illyrische Bronze-Tafel aus Slowenien vom 4. Jahrhundert v. Chr.


Je nach den landschaftlichen Gegebenheiten bildeten Viehzucht oder Ackerbau die ökonomische Basis der eisenzeitlichen Bewohner Illyriens. An der Wende vom 2. zum 1. vorchristlichen Jahrtausend dominierten noch die Hirtenkulturen. In den Gebirgsregionen des westlichen Balkans änderte sich daran wenig, während sich in den Ebenen der Feldbau durchsetzte. Die eisenzeitliche illyrische Gesellschaft war in Sippen- und Familienverbänden gegliedert. Grabfunde belegen beträchtliche soziale Unterschiede.
Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. legten Griechen Kolonien im illyrischen Siedlungsgebiet an. Durch den nicht immer friedlichen Kontakt mit den griechischen Städten übernahmen die Illyrer griechische Kulturelemente. Griechische Luxuswaren wurden Prestigegüter der illyrischen Eliten. In den großen und reich ausgestatteten Sippengrabhügeln im Mati-Tal (Nordalbanien) oder am Ohrid-See fanden sich zahlreiche griechische Importe.
Die verstärkten griechischen Einflüsse zeigen sich besonders in der Entstehung und im Ausbau der befestigten Höhensiedlungen zu städtischen Zentralorten (z. B. Byllis und Berat), was mit bedeutenden Veränderungen in der Wirtschaft und der Gesellschaftsstruktur verbunden war. Städtisches Handwerk und Handel gewannen an Bedeutung, und die Illyrer betrieben nun auch Seefahrt an den Küsten der Adria (Handel und Piraterie). Auf der Basis der Städte entstanden seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. kleinere Fürstentümer. Es kam auch zu meistens recht kurzlebigen Reichsbildungen.
Für das 4. Jahrhundert v. Chr. gibt es vermehrt schriftliche Nachrichten griechischer Historiker über die Illyrer. Häufig war das Königreich Makedonien in jener Zeit in Kriege mit den Illyrern und den Molossern in Epirus verwickelt. Der makedonische König Perdikkas III. fiel im Jahr 359 v. Chr. im Kampf gegen die Illyrer unter deren König Bardyllis.
Sein Nachfolger, König Philipp II. (359–336 v. Chr.) konnte die Illyrer entscheidend schlagen. Sie wurden jedoch nicht in das Reich Alexander des Großen (336–323 v. Chr.) eingegliedert, und im 3. Jahrhundert konnte mehrere illyrische Könige (etwa Glaukias, Agron und Teuta) bedeutende regionale Herrschaften errichten.
Die Illyrer waren zu dieser Zeit auch als Seeräuber berüchtigt. Deshalb unterstellten sich im Jahr 230 v. Chr. einige griechische Kolonien im adriatischen Küstengebiet und auf den vorgelagerten dalmatinischen Inseln dem Schutz Roms. Im anschließenden Ersten Illyrischen Krieg 229–228 v. Chr. errichteten die Römer einen Brückenkopf an der dalmatinischen Küste. Im Zweiten Illyrischen Krieg (219 v. Chr.) gelangte die Region größtenteils unter römische Herrschaft. Der letzte illyrische König Genthios, der in Shkodra residierte, wurde von den Römern 168 v. Chr. besiegt und gefangen nach Rom geführt. Die illyrischen Gebiete wurden in von den Römern abhängige Klientelstaaten aufgeteilt.
Unter Caesar wurde das Gebiet der Illyrer schließlich als Provinz Illyricum in das Imperium eingegliedert. Im Anschluss an einen missglückten Aufstand kurz nach der Zeitenwende setzte eine intensive Romanisierung ein. Mit dem Erreichen der Donaugrenze unter Augustus wurden die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen. Die Truppen des spätrömischen Reiches in dieser Region bestanden zu großen Teilen aus romanisierten Illyrern. Mehrere römische Kaiser kamen aus Illyrien, z. B. Claudius Gothicus, Aurelian, Probus, Diokletian und Konstantin. Nach dem Einfall der Slawen ging die romanisierte illyrische Vorbevölkerung, wie auch die Thraker, im Laufe weniger Jahrhunderte entweder zum großen Teil in den Südslawen auf oder wurden in andere Gebiete verdrängt.

Moderner Illyrismus [Bearbeiten]

Durch ihren halb legendenhaften Charakter eigneten sich die Illyrer gut als Anknüpfungspunkt für nationale Identitätsstiftung. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Bestrebungen im Raum der Balkanhalbinsel, die Herkunft des eigenen Volkes auf antike Völker zurückzuführen.

Südslawischer Illyrismus [Bearbeiten]

Die Vorkämpfer des südslawischen Nationalismus im 19. Jahrhundert behaupteten, dass ihre Völker von den Illyrern abstammen. Besonders verbreitet war diese These bei den Kroaten. Der südslawische Illyrismus postulierte die ethnische Einheit aller Südslawen, die nur in eng verwandte Stämme untergliedert seien. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts spielte die Illyrerthese für die südslawischen Nationalismen keine Rolle mehr, da es klar war dass die Südslawen im 6. Jahrhundert aus dem Norden eingewandert sind. In südslawischen Länder, wie z.B. Slowenien gibt es noch Erinnerungen an die dort damals lebenden Illyrer, wie z.B. die heutige slowenische Stadt Ilirska Bistrica und Gebietsnamen, wie Istrien oder Dalmatien, welche von den damaligen dort lebenden illyrischen Stämmen der Istrer und Dalmatier abgeleitet worden sind.

Illyrer und Albaner [Bearbeiten]

Die Beziehung der antiken Illyrer zu den modernen Albanern ist umstritten, aber denkbar. Vor allem albanische, aber auch nichtalbanische Forscher sind der Meinung, dass die albanische Sprache eine Nachfolgerin des Illyrischen sei. Da es nur sehr wenige Quellen, ausschließlich kurze Inschriften, für die illyrische Sprache gibt, ist eine Beweisführung sehr schwierig. Neben der direkten Abkunft der Albaner von den Illyrern wird auch eine spätere Einwanderung der Albaner in ihren heutigen Sprachraum erwogen, in dem sich noch Illyrer fanden. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass die Illyrer zwar durchaus in einer Beziehung zu den heutigen Albanern stehen, aber dabei nur eines von mehreren Elementen der Ethnogenese darstellen. Einerseits gibt es trotz der schwachen Quellenlage lexikalische Parallelen, z.B. illyrisch rhinós (Nebel), altalbanisch ren, albanisch (Wolke), andererseits gibt es keine glaubhaften alternativen Theorien, welche die Entstehung des Albanischen als gesonderten Zweig der indogermanischen Sprachen erklären können. Die illyrische Sprache ist jedoch nur durch Orts- und Personennamen sowie einigen wenigen hundert kurzen Inschriften, die im heutigen Albanien und den angrenzenden Räumen bis Unteritalien gefunden worden sind, bekannt. Einige Albaner benennen ihre Kinder nach den Namen süd-illyrischer Stämme. So treten zum Beispiel Namen wie Dardan (Stamm Dardaner), der häufig bei Kosova-Albanern verwendet wird, wie auch Namen wie Labeat (Stamm Labeaten), Taulant (Stamm Taulantier), Molos (Stamm Molosser). Weiterhin tritt der Name Ilir häufig als Name bei Albanern auf.

Siehe auch [Bearbeiten]


 
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