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Im Gespräch mit Manuel Ochsenreiter: “Der Krieg in Syrien ist ein Stellvertreterkrieg

Kure

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Die Lage in Syrien wird zunehmend ernster. Die USA werfen Syriens Präsident Baschar al-Assad vor, er ließe sein eigenes Volk mit Giftgas beschießen. Assad weist diese Vorwürfe scharf zurück. Wir freuen uns, einen echten Kenner Syriens für ein Interview auf WANUS gewonnen zu haben. Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur des Nachrichtenmagazins ZUERST!, das seit Januar 2010 monatlich erscheint. Er kann aufgrund seiner zahlreichen Reisen nach Syrien auf eigene Eindrücke und Gespräche mit Beteiligten zurückblicken.
Manuel Ochsenreiter bei einer seiner Reisen mit syrischen Soldaten

WANUS: Die Situation in Syrien scheint sich abermals zuzuspitzen. Assad wird vorgeworfen, Giftgas gegen das eigene Volk eingesetzt zu haben bzw. einzusetzen. Der syrische Präsident wies diese Vorwürfe scharf zurück. Was meinen Sie, vormilitärische Interventionspropaganda oder Wahrheit?
Manuel Ochsenreiter: Die Situation ist in der Tat dramatisch. Vor allem die westlichen Medien trommeln seit Tagen gegen die syrische Regierung und für einen Militärschlag gegen Damaskus. Dabei ist klar: Für die syrische Regierung hätte der Einsatz von Giftgas in diesem Krieg weder militärische noch politische Vorteile. Seit einigen Monaten geht die syrische Armee sehr erfolgreich gegen die sogenannten „Rebellen“ vor. Den syrischen Streitkräften ist es gelungen, die Kontrolle über viele strategisch wichtige Gebiete und Städte zurückzuerlangen – ohne den Einsatz von chemischen Kampfstoffen.
Und politisch wäre der Einsatz von chemischen Waffen für Damaskus reiner Selbstmord. Die Seite der sogenannten „Rebellen“ dagegen profitiert von jedem einzelnen mutmaßlichen Giftgas-Opfer in Syrien. Das ist gerade jetzt der Fall. Sämtliche Indizien sprechen zudem dagegen, daß die syrische Armee in Ghouta chemische Kampfmittel eingesetzt hat. Im Gegensatz zu westlichen Politikern und Journalisten raten übrigens Experten zur Vorsicht mit vorschnellen Anschuldigungen.
Die UN-Inspekteure stehen jetzt unter Druck – politisch und moralisch. Vor allem Großbritannien, Frankreich, die USA und die Türkei üben diesen Druck aus – und drohen mit einem Angriff auf Syrien.
WANUS: Sie gelten als Kenner Syriens und des Konfliktes, der dort zwischen Regierung und den sogenannten Rebellen ausgetragen wird. Wen oder was kann man sich unter diesen Rebellen vorstellen und was wollen diese Leute?
Manuel Ochsenreiter: Derzeit kämpfen in Syrien Dschihadisten aus über 25 Ländern der Erde. Alleine aus der Europäischen Union sollen mehr als 1.000 Kämpfer mit EU-Pässen in Syrien sein. Auch aus der Bundesrepublik Deutschland reisen Dschihadisten nach Syrien. Im vergangenen Jahr während der Kämpfe in und um Damaskus sah ich von der Armee getötete Terroristen aus Saudi-Arabien und Afghanistan. In der Gegend um Aleppo sollen derzeit Tschetschenen gegen die syrische Armee kämpfen, die afghanischen Taliban meldeten vor einigen Wochen, daß ihre Krieger nun in Syrien eingetroffen seien. Die extremistischen Dschihadisten und Söldner dominieren die Seite der Rebellen. Die sogenannte „Freie Syrische Armee“ (FSA), die im Westen gerne als „moderate“ Rebellengruppe schöngeredet wird, ist nichts weiter als eine lose Sammlung bewaffneter Milizen, die unter dem Label „FSA“ nach außen auftritt. Es gibt dort aber keiner militärische Strukturen oder Hierarchien. Äußerungen von verschiedenen FSA-„Offiziellen“ widersprechen sich, manche FSA-Gruppen sind gewöhnliche kriminelle Banden, andere wiederum sind selber extremistische Islamisten – wie etwa die „Osama-bin-Laden“-Brigade der FSA.
WANUS: Die Bundesregierung unterstützt mehr oder weniger offen die Rebellen. Warum tut sie das?
Manuel Ochsenreiter in Syrien

Manuel Ochsenreiter: Die Bundesregierung hat sich immer schon – auch vor Ausbruch der Krise im Frühjahr 2011 – an Washington orientiert. Für Berlin wurde der syrische Präsident Baschar al-Assad quasi über Nacht vom interessanten Gesprächspartner zum Schlächter von Damaskus. Vor allem in der Außenpolitik wird die fehlende Souveränität der Bundesrepublik Deutschland sichtbar. Aber es wäre verfehlt, nur die USA für ihre Einflußnahme zu kritisieren. Es sind vor allem die Verantwortlichen in Berlin, die sich gerne als US-Musterschüler geben. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß die Bundesrepublik Deutschland in der anti-syrischen Politik in der Vergangenheit immer wieder die Rolle des Antreibers in Europa spielte – im Falle des Öl-Embargos gegen Damaskus, aber auch im Propagandakrieg gegen Syrien spielen deutsche Politiker und Journalisten eine wichtige Rolle. Deutsche Soldaten stehen zudem mit „Patriot“-Raketensystemen an der türkisch-syrischen Grenze – die Türkei ist unser „NATO-Partner“. Die gesamte Syrien-Politik Berlins dient nicht den deutschen Interessen, wir bedienen die Interessen anderer.
WANUS: Sie haben selbst Bekannte und Freunde in Syrien. Wie ist die Stimmung vor Ort? Wie muss man sich etwa das alltägliche Leben in Damaskus vorstellen?
Manuel Ochsenreiter: Nach zweieinhalb Jahren Krieg haben sich viele Menschen daran gewöhnt – so schrecklich das auch klingt. Fast alle meine Bekannten haben mittlerweile Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen verloren. Manche Viertel werden von sogenannten „Rebellen“ mehr oder weniger nach Zufallsprinzip immer wieder mit Granaten beschossen. Nachts versuchen Terroristen, einzelne Stadtteile zu infiltrieren – man hört immer wieder Schußwechsel. Die Angst vor Entführungen ist außerdem groß. Es gibt mittlerweile ein regelrechtes „Kidnapping-Business“ in Syrien: Kriminelle lokale Gruppen entführen Zivilisten und „verkaufen“ diese dann an Rebellengruppen weiter. Es geht dabei um Lösegeld. Es kann jeden treffen.
Doch in Damaskus ist die Lage noch vergleichsweise gut. Aleppo leidet unter einer Hungerblockade der „Rebellen“. Doch dieser Krieg gegen Zivilisten spielt weder in den westlichen Medien noch bei den Regierungen eine Rolle. In der Stadt ar-Raqqa herrscht ein Terrorregiment islamistischer Milizionäre. Flüchtlinge aus ar-Raqqa nennen die Stadt „Little Kandahar“.
WANUS: Baschar al-Assad warnte die USA vor einem militärischen Eingreifen und prognostizierte, in Syrien drohe den US-Streitkräften ein Fehlschlag wir in Vietnam. Für wie wahrscheinlich halten Sie eine militärische Intervention der USA oder gar europäischer Staaten?
Manuel Ochsenreiter im Gespräch mit einem syrischen Oberstleutnant

Manuel Ochsenreiter: Damit keine Mißverständnisse aufkommen: In Syrien tobt längst ein richtiger Krieg – allerdings ein Stellvertreterkrieg und kein „Bürgerkrieg“. Rebellengruppen werden vom Westen, der Türkei und den Golfmonarchien mit Waffen und Material versorgt. In der Türkei befinden sich Ausbildungslager für durchreisende Dschihadisten und Söldner. Es ist wahrscheinlich, daß diese Milizionäre für die NATO im Falle eines Angriffs die Rolle der „Bodentruppen“ spielen werden, während die Amerikaner, Briten und Franzosen aus der Luft Bodenziele angreifen. Auch die Türkei drängt bereits seit zwei Jahren auf einen konventionellen Krieg gegen Syrien und wird eine solche Angriffsoperation bereitwillig unterstützen.
WANUS: Wenn Sie der deutschen Öffentlichkeit zur besten Sendezeit in ARD und ZDF in wenigen Sätzen erklären müßten, was Sie im Fall Syrien bewegt und wo die Ursachen dieses Konfliktes liegen. Was würden Sie sagen?
Manuel Ochsenreiter: Für die Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Kanäle wäre das wohl ein Schock. Ihnen würde klar werden, daß sie komplett desinformiert werden. Vor allem ARD und ZDF sind nicht nur in Sachen Auslandsberichterstattung – von ganz wenigen Ausnahmen einmal abgesehen – ein Totalausfall. Daher müßte man den Zuschauern sagen:
Liebe Gebühren- und Steuerzahler, in Syrien gibt es weder einen „demokratischen Volksaufstand“ noch eine Revolution. Terroristen aus aller Herren Länder zerstören das Land systematisch. Ziel dieses Krieges ist nicht etwa ein „demokratisches Syrien“, wie unsere Politiker und Journalisten immer wieder behaupten, sondern die Zerstörung des Landes aus geopolitischen Erwägungen: Syrien soll als wichtiger Partner des Iran und der libanesischen Hisbollah „aus dem Spiel“ genommen werden, deshalb unterstützen die USA, Israel, die Golfmonarchien, die Türkei und die sogenannte „westliche Wertegemeinschaft“ – also auch die Bundesrepublik Deutschland – die Aggression gegen Syrien.
WANUS: Herr Ochsenreiter, vielen Dank für das Gespräch!

Quelle:
Im Gespräch mit Manuel Ochsenreiter: "Der Krieg in Syrien ist ein Stellvertreterkrieg"
 
Manuel Ochsenreiter: Damit keine Mißverständnisse aufkommen: In Syrien tobt längst ein richtiger Krieg – allerdings ein Stellvertreterkrieg und kein „Bürgerkrieg“. Rebellengruppen werden vom Westen, der Türkei und den Golfmonarchien mit Waffen und Material versorgt. In der Türkei befinden sich Ausbildungslager für durchreisende Dschihadisten und Söldner. Es ist wahrscheinlich, daß diese Milizionäre für die NATO im Falle eines Angriffs die Rolle der „Bodentruppen“ spielen werden, während die Amerikaner, Briten und Franzosen aus der Luft Bodenziele angreifen. Auch die Türkei drängt bereits seit zwei Jahren auf einen konventionellen Krieg gegen Syrien und wird eine solche Angriffsoperation bereitwillig unterstützen....
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Liebe Gebühren- und Steuerzahler, in Syrien gibt es weder einen „demokratischen Volksaufstand“ noch eine Revolution. Terroristen aus aller Herren Länder zerstören das Land systematisch. Ziel dieses Krieges ist nicht etwa ein „demokratisches Syrien“, wie unsere Politiker und Journalisten immer wieder behaupten, sondern die Zerstörung des Landes aus geopolitischen Erwägungen: Syrien soll als wichtiger Partner des Iran und der libanesischen Hisbollah „aus dem Spiel“ genommen werden, deshalb unterstützen die USA, Israel, die Golfmonarchien, die Türkei und die sogenannte „westliche Wertegemeinschaft“ – also auch die Bundesrepublik Deutschland – die Aggression gegen Syrien.

Österreich wurde von aller Welt (inkl. UNO) hart kritisiert, als es die Blauhelme des österr. Bundesheeres vom Golan abgezogen hat. Ein relativ junger Verteidigungsminister hat (gut beraten) eine - wie sich schnell heraus gestellt hat - richtige Entscheidung getroffen! Dieser Bericht bestätigt dies. Gegen Terrorbanden hat die UNO kein Mandat! So manch Politiker der "westl. Wertegemeinschaft" spielt - bewusst oder unbewusst (beides gleich schlimm) - auf dem Klavier des Terrorismus sehr virtuos...
 
Super Artikel, der Terrorist Bashar al Assad muss weg aber leider leider haben die Heldenhaften FSA Truppen den Krieg verloren !!
 
Zuletzt bearbeitet:
Bruder bleib stabil. Die Eseks wollen dich verwirren.:D

ich kann nicht mehr bruder...

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ich muss zugeben, ich blicke da überhaupt nicht mehr durch. das totale chaos.

Man hat vorher schon erkennen können in welche Richtung dass ganze ging und welche Interessen die Hauptakteure hier verfolgten. Man muss nur aufhören alles aus der Islamistenperspektive zu sehen und das ganze unabhängig von irgendwelchen Gefühlen zu betrachten.. Hier geht es nicht um Demokratie und Selbstbestimmung und auch nicht um die dortigen Konfessionen. Darum ging es auch nie, ausser bei dem Kanonenfutter dass sich aus persönlichen Gefühlen hat damit locken lassen.
 
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