Sehr INteressant der Mensch, Lupo bezeichnet den HErrn DEmaci gerne als Enveristen.. :roll: aber läst selbst und macht euch selbst ein Bild.
Interview mit Adem Demaçi
(Das Interview mit Adem Demaçi führte Max Brym am 3. März 2000 in Prishtinë.)
Adem Demaçi war bis zum 2. März 1999 politischer Sprecher der UÇK. Wegen der Unterschrift der albanischen Delegation unter den Vertrag von Rambouillet trat er von seinem Posten zurück. Demaçi gilt als Mandela Kosovas, da er insgesamt 28 Jahre in jugoslawischen Gefängnissen inhaftiert war. Von 1990 bis 1995 war er Vorsitzender des Menschenrechtsvereins in Prishtinë und erhielt 1991 den Sacharow-Friedenspreis.
Herr Demaçi, in Österreich erschien im Herbst 1999 ein Buch von Wolfgang Petritsch, mit dem Titel: «Kosovo – Kosova», und darin werden Sie als Hardliner bezeichnet, der gegen den Vertrag von Rambouillet war.
Im Vergleich zu den anderen, die bereit waren, alles zu unterschreiben, hatte ich doch entscheidende Kritikpunkte. Ich war nicht bereit, alles zu unterschreiben, vor allem nicht den Verzicht auf die Unabhängigkeit Kosovas. Diese Konferenz hat die Lage der Albaner nicht richtig bewertet. Insofern war ich radikaler als die anderen. Und zum Vorwurf von Herrn Petritsch, nun, ich bin wahrscheinlich radikaler als diejenigen, die unterschrieben haben.
Was hat Sie denn konkret am Vertrag von Rambouillet gestört?
Gestört hat mich erstens, dass in dem Vertragswerk Kosova ein Bestandteil Jugoslawiens beziehungsweise Serbiens bleiben soll, was dasselbe ist. Zweitens dass nach dem Vertragswerk Kosova ein irgendwie gearteter multiethnischer Staat sein sollte, statt ein albanischer Staat bei vollen demokratischen Rechten für alle nationalen Minderheiten. Drittens die Anwesenheit der Jugoslawischen Armee, die das Territorium Kosovas überwachen sollte. Viertens dass 12.000 Angehörige der jugoslawischen Armee in Kasernen in Kosova stationiert bleiben sollten, es sollte also nicht nur die Grenze gesichert werden. Zusätzlich sollten 3.000 jugoslawische Polizisten in Kosova bleiben.
Ebenso wurde in Rambouillet verlangt, dass sich die Befreiungsarmee UÇK bedingungslos entwaffnen sollte und somit ihren Charakter verliert. Stellen Sie sich vor, wie Kosova aussehen würde, wenn Serbien diesen Vertrag unterschrieben hätte. Es wäre für Serbien vorteilhaft gewesen.
Aber Gott sei Dank hat Serbien nicht unterschrieben und jetzt sieht die Lage anders aus.
Wie sehen Sie die heutige Lage Kosovas unter der Verwaltung der UNMIK bzw. der NATO-Truppen?
Die NATO hat objektiv das albanische Volk gegen die Vernichtung verteidigt. Das ist das einzige, was wir von der NATO hatten. Heute führt die NATO und die internationale Gemeinschaft ein Experiment in Kosova durch.
Jedes politische Subjekt fordert die Unabhängigkeit des Kosova. Wie könnten sie sich vorstellen, dass man die Unabhängigkeit erreicht?
Die einzige Möglichkeit, die Unabhängigkeit Kosovas zu erreichen, ist die Durchführung eines Referendums, in dem das ganze Volk seinen freien Willen bekundet.
Vor kurzem schrieb der SPIEGEL, dass die Gefahr eines neuen Krieges zwischen UÇK-Aktivisten und NATO-Truppen besteht, wenn die NATO sich nicht auf die Unabhängigkeit einlässt.
Was der SPIEGEL schrieb, liegt nicht weit von der Wahrheit entfernt. Die Albaner haben gesehen, was die Freiheit bedeutet. Es ist undenkbar, dass die Albaner einen neuen Okkupanten akzeptieren werden. Wenn den Albanern das Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen wird, kann vieles passieren.
In derselben Ausgabe des SPIEGEL wurde Herr Bukoshi zitiert, der sagte, in Kosova herrsche eine kriminelle Struktur. In der Umgebung von Hashim Thaçi befänden sich 200 ehemalige Spezialisten des alten albanischen Geheimdienstes Sigurimi. Bukoshi sprach von der Gefahr des Enverismus in Kosova. Was sagen Sie dazu?
Alles was Bukoshi sagt, hat nur wenig – oder genauer gesagt – gar nichts mit der Wahrheit zu tun.
Kosova kommt momentan in den westlichen Medien vor allem im Zusammenhang mit der Trennung von Mitrovica dem Problem Trepça vor. Wie wichtig ist der Bergwerks- und Industriekomplex von Trepça für ein unabhängiges Kosova?
Trepça mit seinem extremen Rohstoffreichtum, und der ganze Industriekomplex, kann und darf nicht geteilt werden; – genauso, wie man Kosova nicht mehr teilen kann. Es wurde schon genug geteilt.
Ich habe vor kurzem mit dem Vorsitzenden der Bergarbeitergewerkschaft Herrn Xhafer Nuli gesprochen. Er sagte mir genauso, wie der ehemalige Direktor von Trepça Aziz Abrashi, dass Trepça nicht vollständig privatisiert werden darf. Was meinen Sie zur Eigentumsform von Trepça? Sollte die von Jugoslawien durchgeführte Privatisierung anerkannt werden, sollte es anders privatisiert werden, oder sollte es mehrheitlich gesellschaftliches, soziales Eigentum bleiben?
Ich bin kein Gefangener von Schemen. Ich denke, dass es am besten ist, wenn der Komplex Trepça so arbeitet, dass ganz Kosova davon gut leben kann. Ich bin für eine Privatisierung, die jeden Mitarbeiter beteiligt und ihm das Gefühl gibt, Trepça gehört ihm. Ich denke an eine Gesellschaftsform von Trepça, an der alle Mitarbeiter beteiligt sind. Und ich denke, das ist die einzige Möglichkeit, die Albaner zu motivieren, entsprechend zu arbeiten. Bei staatlichem Eigentum besteht das Problem, dass die Arbeitsmotivation gering ausfällt. Jeder Arbeiter sollte das Gefühl haben, Trepça ist ein Teil von ihm, was ihn motiviert, entsprechend zu arbeiten.
Könnte das auch eine Form von Gruppeneigentum sein, kombiniert mit einem Joint Venture?
Da wir zur Zeit kein Kapital haben, ist es möglich, dass wir zusammen mit einem anderen privaten Investor kooperieren, damit die Voraussetzung für den Beginn der Arbeit geschaffen wird.
Heute wird in den westlichen Medien viel über die Verfolgung der Serben und der Roma geschrieben. Dem albanischen Volk wird dabei der Vorwurf gemacht, sich genauso zu verhalten, wie die Serben früher.
Man kann das nicht vergleichen, denn alles was die Albaner erleiden mussten, wurde staatlich organisiert und geplant, die Verfolgung der Albaner wurde von staatlichen Organen durchgeführt. Was heute in Kosova bezüglich der nationalen Minderheiten passiert, sind individuelle Racheakte, durchgeführt von Menschen, die im Krieg sehr viel gelitten haben und die ihre Gefühle leider nicht unter Kontrolle haben. Es gibt eine individuelle Verfolgung von Nicht-Albanern, gegen die ich schärfstens bin, aber man kann es mit dem Vorhergegangenen nicht vergleichen.
Wie könnte diese individuelle Form von Verfolgung beendet werden?
Mit der Zeit wird das zu Ende gehen. Die Albaner haben hundert Jahre gelitten, sie werden dieses Leid vergessen, wenn sie anfangen zu arbeiten. Wenn sie Arbeitsplätze haben, werden sie sich dann nicht mehr mit individueller Rache beschäftigen, sondern über der Beschäftigung wird man vergessen und verzeihen.
Wie soll die Lage der Nicht-Albaner in einem unabhängigen Kosova aussehen, welche Rechte sollten die nationalen Minderheiten haben und welche Pflichten?
Nach meinem Konzept sollten alle dieselben Rechte und Pflichten haben, alle Bewohner, egal welcher Nationalität. Die Möglichkeiten müssen für alle gleich sein, man sollte gemeinsam nach einem gutem Leben streben. Auch sollte das Bewahren der eigenen Kultur, Sprache und Tradition für alle ermöglicht werden. Der Kontakt mit den Mutterländern sollte frei und garantiert sein. Ich verlange sogar von den Minderheiten, dass ihre Kultur eine Brücke zu ihren Ländern wird. Denn mein politisches Konzept ist, dass die nationale Abgeschlossenheit der sogenannten Ethnien überwunden wird, dass die Nationalitäten sich mit der ganzen Welt bekannt machen, also offen sind gegenüber der internationalen Kultur. Denn die provinzielle Philosophie sollte durch eine menschliche internationale Philosophie ersetzt werden.
Wenn ich Sie richtig verstehe, soll es eine Kombination geben aus nationaler und internationaler Kultur?
Das ist für mich eine Symbiose. Es ist eine permanente Notwendigkeit, sich diese internationale Philosophie und Menschlichkeit anzueignen. Es geht darum, unsere Traditionen zu wahren und sie mit den internationalen Traditionen zu verbinden. Auch die zivilisierte Welt braucht die albanische Tradition und Kultur, aber nur die fortschrittlichen und progressiven Züge aus ihr. Der Inhalt dieser Kultur, die es in Kosova zu entwickeln gilt, muss seinem Inhalt nach international sein, die Form jedoch national.
Glauben Sie, dass die internationale Staatengemeinschaft an einer Unabhängigkeit Kosovas interessiert ist?
Wenn sie jetzt daran nicht interessiert ist, so wird sie jeder Tag dazu zwingen, zu verstehen, dass eine Unabhängigkeit des Kosova notwendig ist. Denn wir fordern nicht mehr als andere Nationen, das ist unser demokratisches Recht. Es muss Unabhängigkeit für Kosova geben. Die Befreiung Kosovas wird auch Serbien befreien. Denn auch Serbien schleppt eine hundertjährige Last mit sich herum, von der es sich befreien muss.
Sie meinen, dass sich Serbien nur befreien kann, wenn es sich von den Amselfeld-Mythos befreit?
Beide Probleme sind miteinander verbunden.
In Deutschland hat man sehr viel Sympathie für Herrn Đinđič, er ist oft in den Medien präsent. Was halten sie von der bekannten serbischen Opposition von Đinđič oder Draskovič?
Ich denke, dass es in Serbien zur Frage Kosovas in Wirklichkeit keine Opposition gibt. Die ganzen Kriege, die Milośevič führte, wurden von der Opposition unterstützt. Sie unterstützten alle Milośevič, nur jetzt, wo er den Krieg verloren hat, spielt man Opposition. Sie wollen Milośevič nur ersetzen und seine Politik bezüglich Kosovas fortführen. Sie hatten keine andere Philosophie und andere Tradition als Milośevič selbst, sie wollen nur an die Macht. Die deutschen Medien hängen sich an Đinđič, weil es keine andere Opposition in Serbien gibt. Aber wenn sie denken, Đinđič wäre eine bessere Lösung, machen sie einen großen Fehler.
Interview mit Adem Demaçi
(Das Interview mit Adem Demaçi führte Max Brym am 3. März 2000 in Prishtinë.)
Adem Demaçi war bis zum 2. März 1999 politischer Sprecher der UÇK. Wegen der Unterschrift der albanischen Delegation unter den Vertrag von Rambouillet trat er von seinem Posten zurück. Demaçi gilt als Mandela Kosovas, da er insgesamt 28 Jahre in jugoslawischen Gefängnissen inhaftiert war. Von 1990 bis 1995 war er Vorsitzender des Menschenrechtsvereins in Prishtinë und erhielt 1991 den Sacharow-Friedenspreis.
Herr Demaçi, in Österreich erschien im Herbst 1999 ein Buch von Wolfgang Petritsch, mit dem Titel: «Kosovo – Kosova», und darin werden Sie als Hardliner bezeichnet, der gegen den Vertrag von Rambouillet war.
Im Vergleich zu den anderen, die bereit waren, alles zu unterschreiben, hatte ich doch entscheidende Kritikpunkte. Ich war nicht bereit, alles zu unterschreiben, vor allem nicht den Verzicht auf die Unabhängigkeit Kosovas. Diese Konferenz hat die Lage der Albaner nicht richtig bewertet. Insofern war ich radikaler als die anderen. Und zum Vorwurf von Herrn Petritsch, nun, ich bin wahrscheinlich radikaler als diejenigen, die unterschrieben haben.
Was hat Sie denn konkret am Vertrag von Rambouillet gestört?
Gestört hat mich erstens, dass in dem Vertragswerk Kosova ein Bestandteil Jugoslawiens beziehungsweise Serbiens bleiben soll, was dasselbe ist. Zweitens dass nach dem Vertragswerk Kosova ein irgendwie gearteter multiethnischer Staat sein sollte, statt ein albanischer Staat bei vollen demokratischen Rechten für alle nationalen Minderheiten. Drittens die Anwesenheit der Jugoslawischen Armee, die das Territorium Kosovas überwachen sollte. Viertens dass 12.000 Angehörige der jugoslawischen Armee in Kasernen in Kosova stationiert bleiben sollten, es sollte also nicht nur die Grenze gesichert werden. Zusätzlich sollten 3.000 jugoslawische Polizisten in Kosova bleiben.
Ebenso wurde in Rambouillet verlangt, dass sich die Befreiungsarmee UÇK bedingungslos entwaffnen sollte und somit ihren Charakter verliert. Stellen Sie sich vor, wie Kosova aussehen würde, wenn Serbien diesen Vertrag unterschrieben hätte. Es wäre für Serbien vorteilhaft gewesen.
Aber Gott sei Dank hat Serbien nicht unterschrieben und jetzt sieht die Lage anders aus.
Wie sehen Sie die heutige Lage Kosovas unter der Verwaltung der UNMIK bzw. der NATO-Truppen?
Die NATO hat objektiv das albanische Volk gegen die Vernichtung verteidigt. Das ist das einzige, was wir von der NATO hatten. Heute führt die NATO und die internationale Gemeinschaft ein Experiment in Kosova durch.
Jedes politische Subjekt fordert die Unabhängigkeit des Kosova. Wie könnten sie sich vorstellen, dass man die Unabhängigkeit erreicht?
Die einzige Möglichkeit, die Unabhängigkeit Kosovas zu erreichen, ist die Durchführung eines Referendums, in dem das ganze Volk seinen freien Willen bekundet.
Vor kurzem schrieb der SPIEGEL, dass die Gefahr eines neuen Krieges zwischen UÇK-Aktivisten und NATO-Truppen besteht, wenn die NATO sich nicht auf die Unabhängigkeit einlässt.
Was der SPIEGEL schrieb, liegt nicht weit von der Wahrheit entfernt. Die Albaner haben gesehen, was die Freiheit bedeutet. Es ist undenkbar, dass die Albaner einen neuen Okkupanten akzeptieren werden. Wenn den Albanern das Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen wird, kann vieles passieren.
In derselben Ausgabe des SPIEGEL wurde Herr Bukoshi zitiert, der sagte, in Kosova herrsche eine kriminelle Struktur. In der Umgebung von Hashim Thaçi befänden sich 200 ehemalige Spezialisten des alten albanischen Geheimdienstes Sigurimi. Bukoshi sprach von der Gefahr des Enverismus in Kosova. Was sagen Sie dazu?
Alles was Bukoshi sagt, hat nur wenig – oder genauer gesagt – gar nichts mit der Wahrheit zu tun.
Kosova kommt momentan in den westlichen Medien vor allem im Zusammenhang mit der Trennung von Mitrovica dem Problem Trepça vor. Wie wichtig ist der Bergwerks- und Industriekomplex von Trepça für ein unabhängiges Kosova?
Trepça mit seinem extremen Rohstoffreichtum, und der ganze Industriekomplex, kann und darf nicht geteilt werden; – genauso, wie man Kosova nicht mehr teilen kann. Es wurde schon genug geteilt.
Ich habe vor kurzem mit dem Vorsitzenden der Bergarbeitergewerkschaft Herrn Xhafer Nuli gesprochen. Er sagte mir genauso, wie der ehemalige Direktor von Trepça Aziz Abrashi, dass Trepça nicht vollständig privatisiert werden darf. Was meinen Sie zur Eigentumsform von Trepça? Sollte die von Jugoslawien durchgeführte Privatisierung anerkannt werden, sollte es anders privatisiert werden, oder sollte es mehrheitlich gesellschaftliches, soziales Eigentum bleiben?
Ich bin kein Gefangener von Schemen. Ich denke, dass es am besten ist, wenn der Komplex Trepça so arbeitet, dass ganz Kosova davon gut leben kann. Ich bin für eine Privatisierung, die jeden Mitarbeiter beteiligt und ihm das Gefühl gibt, Trepça gehört ihm. Ich denke an eine Gesellschaftsform von Trepça, an der alle Mitarbeiter beteiligt sind. Und ich denke, das ist die einzige Möglichkeit, die Albaner zu motivieren, entsprechend zu arbeiten. Bei staatlichem Eigentum besteht das Problem, dass die Arbeitsmotivation gering ausfällt. Jeder Arbeiter sollte das Gefühl haben, Trepça ist ein Teil von ihm, was ihn motiviert, entsprechend zu arbeiten.
Könnte das auch eine Form von Gruppeneigentum sein, kombiniert mit einem Joint Venture?
Da wir zur Zeit kein Kapital haben, ist es möglich, dass wir zusammen mit einem anderen privaten Investor kooperieren, damit die Voraussetzung für den Beginn der Arbeit geschaffen wird.
Heute wird in den westlichen Medien viel über die Verfolgung der Serben und der Roma geschrieben. Dem albanischen Volk wird dabei der Vorwurf gemacht, sich genauso zu verhalten, wie die Serben früher.
Man kann das nicht vergleichen, denn alles was die Albaner erleiden mussten, wurde staatlich organisiert und geplant, die Verfolgung der Albaner wurde von staatlichen Organen durchgeführt. Was heute in Kosova bezüglich der nationalen Minderheiten passiert, sind individuelle Racheakte, durchgeführt von Menschen, die im Krieg sehr viel gelitten haben und die ihre Gefühle leider nicht unter Kontrolle haben. Es gibt eine individuelle Verfolgung von Nicht-Albanern, gegen die ich schärfstens bin, aber man kann es mit dem Vorhergegangenen nicht vergleichen.
Wie könnte diese individuelle Form von Verfolgung beendet werden?
Mit der Zeit wird das zu Ende gehen. Die Albaner haben hundert Jahre gelitten, sie werden dieses Leid vergessen, wenn sie anfangen zu arbeiten. Wenn sie Arbeitsplätze haben, werden sie sich dann nicht mehr mit individueller Rache beschäftigen, sondern über der Beschäftigung wird man vergessen und verzeihen.
Wie soll die Lage der Nicht-Albaner in einem unabhängigen Kosova aussehen, welche Rechte sollten die nationalen Minderheiten haben und welche Pflichten?
Nach meinem Konzept sollten alle dieselben Rechte und Pflichten haben, alle Bewohner, egal welcher Nationalität. Die Möglichkeiten müssen für alle gleich sein, man sollte gemeinsam nach einem gutem Leben streben. Auch sollte das Bewahren der eigenen Kultur, Sprache und Tradition für alle ermöglicht werden. Der Kontakt mit den Mutterländern sollte frei und garantiert sein. Ich verlange sogar von den Minderheiten, dass ihre Kultur eine Brücke zu ihren Ländern wird. Denn mein politisches Konzept ist, dass die nationale Abgeschlossenheit der sogenannten Ethnien überwunden wird, dass die Nationalitäten sich mit der ganzen Welt bekannt machen, also offen sind gegenüber der internationalen Kultur. Denn die provinzielle Philosophie sollte durch eine menschliche internationale Philosophie ersetzt werden.
Wenn ich Sie richtig verstehe, soll es eine Kombination geben aus nationaler und internationaler Kultur?
Das ist für mich eine Symbiose. Es ist eine permanente Notwendigkeit, sich diese internationale Philosophie und Menschlichkeit anzueignen. Es geht darum, unsere Traditionen zu wahren und sie mit den internationalen Traditionen zu verbinden. Auch die zivilisierte Welt braucht die albanische Tradition und Kultur, aber nur die fortschrittlichen und progressiven Züge aus ihr. Der Inhalt dieser Kultur, die es in Kosova zu entwickeln gilt, muss seinem Inhalt nach international sein, die Form jedoch national.
Glauben Sie, dass die internationale Staatengemeinschaft an einer Unabhängigkeit Kosovas interessiert ist?
Wenn sie jetzt daran nicht interessiert ist, so wird sie jeder Tag dazu zwingen, zu verstehen, dass eine Unabhängigkeit des Kosova notwendig ist. Denn wir fordern nicht mehr als andere Nationen, das ist unser demokratisches Recht. Es muss Unabhängigkeit für Kosova geben. Die Befreiung Kosovas wird auch Serbien befreien. Denn auch Serbien schleppt eine hundertjährige Last mit sich herum, von der es sich befreien muss.
Sie meinen, dass sich Serbien nur befreien kann, wenn es sich von den Amselfeld-Mythos befreit?
Beide Probleme sind miteinander verbunden.
In Deutschland hat man sehr viel Sympathie für Herrn Đinđič, er ist oft in den Medien präsent. Was halten sie von der bekannten serbischen Opposition von Đinđič oder Draskovič?
Ich denke, dass es in Serbien zur Frage Kosovas in Wirklichkeit keine Opposition gibt. Die ganzen Kriege, die Milośevič führte, wurden von der Opposition unterstützt. Sie unterstützten alle Milośevič, nur jetzt, wo er den Krieg verloren hat, spielt man Opposition. Sie wollen Milośevič nur ersetzen und seine Politik bezüglich Kosovas fortführen. Sie hatten keine andere Philosophie und andere Tradition als Milośevič selbst, sie wollen nur an die Macht. Die deutschen Medien hängen sich an Đinđič, weil es keine andere Opposition in Serbien gibt. Aber wenn sie denken, Đinđič wäre eine bessere Lösung, machen sie einen großen Fehler.