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Jüdische Türken

Chasaren


Die Chasaren (auch Khasaren, Heb. sing. "Kuzari" כוזרי plur. "Kuzarim" כוזרים; Arab. خزر; Türk. sing. "Hazar" plur. Hazarlar; Griech. Χαζαροι; Russ. Хазары; Tat. sing Xäzär plur. Xäzärlär; Pers. خزر; Lat. "Gazari" oder "Cosri") waren ein ursprünglich nomadisches und später halbnomadisches Turkvolk ungeklärter Herkunft in Zentralasien. Der Name "Chasaren" scheint mit einem türkischen Wort für "Umherziehen" ("gezer" in modernem Türkisch) abgeleitet zu sein. Im 7. Jahrhundert nach Chr. gründeten sie ein unabhängiges Khaganat im nördlichen Kaukasus an der Küste des Kaspischen Meeres. Im 8. oder frühen 9. Jahrhundert konvertierten die Chasaren zur jüdischen Religion. Ob diese Konversion auf eine schmale Oberschicht beschränkt blieb oder ob weite Bevölkerungsteile die neue Religion annahmen und praktizierten, ist umstritten. Auf der Höhe ihrer Macht kontrollierten sie weite Teile des heutigen Südrussland, den Westen des späteren Kasachstan, die Ostukraine sowie große Teile des Kaukasus, einschließlich Daghestans, Aserbaidschans, Georgiens sowie die Halbinsel Krim.

Die Chasaren waren wichtige Bundesgenossen des Byzantinischens Reichs gegen das Sassanidenreich und waren auf die Blüte ihrer Machtentfaltung eine bedeutende Regionalmacht. Sie führten eine Reihe erfolgreicher Kriege gegen die arabischen Kalifate, wodurch sie möglicherweise eine arabische Invasion Osteuropas verhinderten. Am Ende des 10. Jahrhunderts wurde ihre Macht durch die aufstrebende Kiewer Rus gebrochen und die Chasaren verschwanden weitgehend aus der Geschichte. Der theoretische chasarische Anteil an den Genen der modernen aschkenasischen Juden, den manche Historiker für möglich halten, ist eine politisch heikle Frage. Aktuelle genetische Untersuchungen zeigen, dass die jüdische Y-DNA dazu tendiert, aus dem Nahen Osten zu kommen, Studien die die mtDNA berücksichtigen zeigen, dass viele jüdische Bevölkerungen in weiblicher Linie mit benachbarten nichtjüdischen Gruppen verwandt sind.[2] Während diese Studien zeigen, dass die Aschkenasim auch nichtjüdische osteuropäische Vorfahren haben, widerlegen sie die Behauptung, dass die Aschkenasim überwiegend Nachkommen der Chasaren seien.


Chasarisches Reich um 850.
Chasaren.jpg



Ursprünge und Vorgeschichte

Der Ursprung der Chasaren ist ungeklärt. Nach ihrer Konversion zum Judentum führten die Chasaren selbst ihre Herkunft auf Kosar, den Sohn Torgamehs zurück. Torgameh wird in der Tora als Enkel Jafets genannt. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass er vor der Einführung der biblischen Tradition in Chasarien als Vorfahr betrachtet wurde.

Einige Historiker haben eine mögliche Beziehung zwischen den Chasaren und den zehn verloreren Stämmen Israels in Betracht gezogen aber die moderne Wissenschaft nimmt allgemein an, dass sie Türken waren, die aus dem Osten eingewandert waren. Wissenschaftler in der UdSSR hielten die Chasaren für ein indigenes Volk des Nordkaukasus. Einige Wissenschaftler, wie D.M. Dunlop sahen eine Verbindung zwischen den Chasaren und einem uigurischen Stamm namens K'o-sa, der in chinesischen Quellen genannt wird. Die Chasarische Sprache scheint jedoch eine oghurische Sprache ähnlich der der frühen Bulgaren gewesen zu sein. Daher wurde auch eine Herkunft von den Hunnen behauptet. Da die Turkvölker niemals ethnisch homogen gewesen sind, müssen sich diese Ideen nicht gegenseitig ausschließen. Es ist wahrscheintlich, dass die chasarische Nation aus ethnisch unterschiedlichen Stämmen zusammengesetzt war, da Steppenvölker üblicherweise die von ihnen unterworfenen Gemeinschaften absorbierten.

Bereits Armenische Chroniken des 2. Jahrhunderts enthalten Hinweise auf die Chasaren. Diese werden zumeist als Anachronismen eingeschätzt und die meisten Wissenschaftler nehmen an, dass sie sich tatsächlich auf die Sarmaten oder Skythen beziehen. Priscus schrieb, dass eine der Nationen der hunnischen Konföderation "Akatziroi" genannt werde. Ihr König hieß Karadach oder Karadachus. Unter Verweis auf die Ähnlichkeit zwischen "Akatziroi" und "Ak-Chasar" (siehe unten) wurde spekuliert, dass die Akatziroi möglicherweise frühe Proto-Chasaren waren.

Dmitri Wasiliew von der Staatlichen Universität von Astrachan stellte die Hypothese auf, dass die Chasaren erst am Ende des 6. Jahrhunderts in die pontische Steppenregion eingewandert seien und ursprüngliche in Transoxanien beheimatet gewesen seien. Nach Wasiliew blieben chasarische Bevölkerungsgruppen in Transoxanien zurück, wo sie unter der Oberherrschaft der Petschenegen oder Oghusen gestanden hätten, wobei sie dennoch den Kontakt mit der ausgewanderten Mehrheit der Bevölkerung hielten.


Stämme

Die chasarische Stammesstruktur ist unklar. Wie viele turkstämmige Nationen waren sie offenbar in "Ak-Chasaren" ("Weiße Chasaren") und "Kara-Chasaren" ("Schwarze Chasaren") unterteil. Gelehrte wie Heinrich Graetz nahmen fälschlicherweise an, dass es sich dabei um rassische Einteilungen gehandelt habe. Tatsächlich hatten solchen Unterscheidungen jedoch keinen Bezug zur körperlichen Erscheinung. Die Weiß-Schwarz-Einteilung ist eine allgemein verbreitete soziale Einteilung bei eurasischen nomadischen Stämmen, wobei die "weiße" Gruppe den Adel, die Kriegerelite und die herrschende Klasse umfasst, während die "schwarze" Gruppe aus dem gemeinen Volk, den Händlern etc. besteht.

Peter Golden spekulierte darüber, dass der chasarische Ethnos eine Mischung aus Oghusen und anderen türkischen Ethnien einschließlich der Sabiren und der nordkaukaischen Hunnen sowie Elementen der Göktürken dargestellt habe.



Die Chasaren und Byzanz

Die chasarische Oberherrschaft über die Krim geht auf das späte 7. Jahrhundert zurück. In der Mitte des 8. Jahrhunderts wurden die aufständigen Krim-Goten unterworfen und ihre Hauptstadt Doros (das heutige Mangup-Kale besetzt. In den 690er Jahren residierte in Cherson ein chasarischer Tudun, obowohl diese Stadt nominell dem Byzantinischen Reich unterstand.

Am Ende des 8. Jahrhunderts waren die Chasaren Bundesgenossen des Byzantinischen Reichs. 704/705 flüchtete der nach Cherson exilierte Kaiser Justinian II. in chasarisches Gebiet und heiratete eine Tocher des Khagans Busir. Mit Hilfe seiner Frau entkam er Busir, der gemeinsam mit dem Ursupator Tiberius III. gegen ihn intrigierte, wobei zwei chasarische Amtsträger getötet wurden. Er floh nach Bulgarien, dessen Khan Tervel ihm zur Wiedergewinnung seines Throns verhalf. Später halfen die Chasaren dem aufständischen General Bardanes, der unter dem Namen Philippikos 711 die Kaiserwürde erlangte.

Der byzantinische Kaiser Leo III. verheiratete seinen Sohn Konstantin (der spätere Konstantin V. Kopronymos) mit der chasarischen Prinzessing Tzitzak (Tochter des Khagans Bihar) im Rahmen einer Allianz zwischen den beiden Reichen. Tzitzak, die auf den Namen Irene getauft wurde, wurde für ihr Hochzeitskleid berühmt. In Konstantinopel wurden daraufhin Männerroben mit der Bezeichnung tzitzakion sehr populär. Ihr Sohn Leo (Leo IV) war besser bekannt unter dem Namen "Leo der Chasare".



Hinwendung zur jüdischen Religion und Beziehungen zum Judentum


Seit klassischer Zeit gab es in den griechischen Städten an der Schwarzmeerküste jüdische Gemeinden. Cherson, Sudak, Kertsch und andere Städte der Krim hatten ebenso jüdische Gemeinden wie Gorgippa und Tmutarakan hatte in den 670er Jahren Quellen zufolge sogar eine jüdische Bevölkerungsmehrheit. Zu den ursprünglichen jüdischen Siedlern kamen Immigrationswellen von Flüchtlingen, die vor der Verfolgung im Byzantinischen Reich, im sassanidischen Persien und später aus der islamischen Welt flohen. Viele jüdische Händler wie etwa die Radhahim betrieben regelmäßig Handel dem dem Chasarengebiet und haben dabei möglicherweise bedeutenden wirtschaflichen und politischen Einfluss ausgeübt. Obwohl ihre Ursprünge und ihre Geschichte im Unklaren liegen, haben auch die Bergjuden in der Nähe des Chasarengebietes gelebt und könnten entweder ihre Bundesgenossen gewesen oder ihrer Oberherrschaft unterstanden haben. Es wäre möglich, dass sie bei der Konversion der Chasaren eine Rolle gespielt haben.

Entweder am Ende des 8. Jahrhunderts oder im frühen 9. Jahrhundert konvertierte das chasarische Herrscherhaus sowie der Adel zur jüdischen Religion und ein Teil der einfachen Bevölkerung vollzog ebenfalls diesen Schritt. Welcher Anteil der Bevölkerung hiervon erfasst wurde, ist Gegenstand historischer Debatten. Früher glaubten die meisten Wissenschaftler, dass ausschließlich die Oberschicht zur jüdischen Religion konvertiert seien, diese These wird durch zeitgenössische islamische Texte gestützt. Neuere archeologische Ausgrabungen haben jedoch weitverbreitete Wandlungen bei Begräbnispraktiken gezeigt. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts begannen die chasarischen Begräbnisse einen dezidiert jüdischen Charakter anzunehmen. Grabbeigaben verschwanden fast vollständig. Die Begräbniskultur spricht dafür, dass der Judaismus um 950 in allen Klassen der chasarischen Gesellschaft weitverbreitet war.


Das Buch Kuzari des spanisch-jüdischen Autors Yehuda ha Leví erläutert moralische und liturgische Gründe für die Konversion, die jedoch von manchen als Moralerzählung eingeschätzt werden. Einige Forscher haben vorgeschlagen, dass eine politische Motivation für die Konversion in dem Wunsch lag, einen hohen Grad an Neutralität zu gewährleisten. Das Chasarenreich lag inmitten wachsender Bevölkerungen, Muslime im Osten und Christen im Westen. Beide Religionen erkannten den Judaismus als ihren Vorgänger an, der eines gewissen Respekts würdig sei. Das genaue Datum der Konversion ist heiß umstritten. Sie könnte bereits um 740 oder erst umd die Mitte des 9. Jahrhunderts stattgefunden haben. Kürzlich entdeckte Münzfunde legen nahe, dass der Judaismus um 830 als Staatsreligion etabliert war, doch als der Slawenapostel Kyrill 861 das Chasarenreich bereiste, erkannte er in den Chasaren keine Juden. Dennoch trug der Khagan dieser Periode, Zacharias, einen biblischen, hebräischen Namen. Einige mittelalterliche Quellen geben den Namen eines Rabbiners, der die Konversion der Chasaren beaufsichtigte, mit Isaak Sangari oder Jitzchak ha-Sangari an.

Der erste jüdische König hieß Bulan, was soviel wie "Elch" bedeutet, doch einige Quellen geben ihm den jüdischen Namen Sabriel. Ein späterer König, Obadiah förderte die jüdische Religion, indem er Rabbiner in das Königreich einlud und Synagogen baute. Jüdische Persönlichkeiten wie Saadia Gaon berichteten positiv über die Chasaren, wohingegen sie die zeitgenössischen Karaim als "Bastarde" verdammten. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Chasaren die Glaubensrichtung der Karaim annahmen, wie von einigen Historikern angenommen wurde.

Die Chasaren genossen enge Beziehungen mit den Juden der Levante und Persiens. Die persischen Juden hofften beispielsweise, dass die Chasaren das Kalifat besiegen würden. Das hohe Ansehen, in welchem die Chasaren bei den Juden des Orients standen zeigt ihre Erwähnung in einem arabischen Kommentar zu Jesaja 48:14, die teils Saadia Gaon, teils Benjamin Nahawandi zugeschrieben wird. Bei Jesaja 48:14 heißt es:

„Versammelt euch, ihr alle, und höret! Welcher unter ihnen hat solches verkündigt: Er, den der HERR liebhat, der wird seinen Willen an Babel vollstrecken und die Chaldäer seinen Arm fühlen lassen? “

Dazu sagt der Kommentar: "Dies bezieht sich auf die Chasaren, die gehen und Babylon zerstören werden."

Gleichzeitig sahen sich auch die chasarischen Herrscher als Beschützer der jüdischen Diasporas und korrespondierten mit jüdischen Führungspersönlichkeiten im Ausland. (Der Briefwechsel zwischen dem chasarischen Herrscher Josef und dem spanischen Rabbi Hasdai ibn Shaprut ist erhalten geblieben. Ibn Fadlan berichtet, dass der Herrscher um 920 Nachricht von der Zerstörung einer Synagoge in Babung im Iran erhalten habe. Daraufhin gab er den Befehl, das Minarett der Moschee in seiner Hauptstadt abzureißen und ihren Muezzin hinzugerichten. Weiterhin erklärte er, dass er alle Moscheen in seinem Land zerstört hätte, hätte er nicht befürchtet, dass die Muslime aus Rache alle Synagogen in ihren Ländern zerstören würden.



Andere Religionen


Neben der jüdischen Religion praktizierten Chasaren möglicherweise das griechisch-orthodoxe, das nestorianische und das monophysitische Christentum, weiterhin den Zoroastrismus wie auch germanische, slawische und finnische heidnische Kulte. Religiöse Toleranz blieb während der mehr als dreihundert Jahre, in denen das Königreich bestand, erhalten. Der Slawenapostel Kyrill hat möglicherweise ohne dauerhaften Erfolg eine Bekehrung zum Christentum versucht. Dennoch konvertierten viele Chasaren zum Christentum und zum Islam


Chazarische Münzen:


Khazar_coin.jpg
 
Es gibt in der Türkei aber auch sephardische Juden, die seit der Ausweisung der Juden aus Spanien Ende des 15. Jh. dort leben. Zur gleichen Gruppe gehören im Prinzip auch die bosnischen Juden.
 
den Beutrag auf der seite mit: Der Koran fordert Demokratie ist auch interessant,po de!!
 
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