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Popeye
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Die Janitscharenmusik (türkisch Mehter Marşı, „Die Mehter Märsche“) war ursprünglich die Militärmusik der Osmanen. Gespielt wurde sie von der "Mehterhane", der Militärkapelle des Reiches, und trägt daher eigentlich die falsche Bezeichnung. Eingesetzt wurde die "Janitscharenmusik" zumeist bei Militärparaden, Truppenbewegungen (zur Unterhaltung und zur Vorgabe des Marschtaktes) und anschließenden Schlachten, wobei die mitreißende Musik jeden einzelnen Kämpfer motivieren sollte. Auch die Heftigkeit eines Angriffes während einer Schlacht wurde durch die Musik gelenkt. Es wurden nach Vorgabe des Befehlshabenden schnellere, mittlere und langsame Stücke zur Differenzierung einzelner Stoßangriffe gespielt.
Verwendung in der europäischen Musik [Bearbeiten]
Die Janitscharenmusik wurde im Zuge der Türkenkriege in Europa, vor allem aber in Österreich bekannt, und unter diesem Begriff, wahlweise aber auch unter der Bezeichnung Türkische Musik, fand sie in der klassischen Musik Verwendung. Meist wurde sie eingesetzt, um einen effektvollen Kontrast zwischen westlich-vertrauten und östlich-exotischen Elementen zu erzeugen.
Die Janitscharenmusik hat oft ein lebhaftes Tempo und ist fast immer eine Art Marschmusik. Wenn sie für Orchester gesetzt wurde, kamen normalerweise Schlaginstrumente zum Einsatz, die sich in der Musik der Klassik ansonsten nicht finden, typischerweise Basstrommel, Triangel und Zimbeln (zil), ähnlich den heutigen Becken. Diese Instrumente wurden tatsächlich in der türkischen Militärmusik benutzt, so dass zumindest die Instrumentierung der Janitscharenmusik authentisch war. Oft wurden dem Orchester auch noch die Piccoloflöte und hohe (z.B. C-) Klarinetten hinzugefügt, deren durchdringender Ton gut zur Freiluftatmosphäre der Musik passt und den Klang der Zurna imitieren sollte.
Mozart
* Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail von 1782 ist das vollkommene Werk der Janitscharenmusik, zumal die ganze Geschichte sich um stereotyp komisch-böse Türken dreht. (Der Pascha wenigstens zeigt sich am Ende großmütig und großzügig.) Die Ouvertüre der Oper sowie die beiden Märsche für den Janitscharenchor sind türkische Musik im eben beschriebenen Sinne.
* Die Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331 von 1778 endet mit dem berühmten Rondo Alla Turca, "im türkischen Stil". Schnelle Arpeggien in der linken Hand imitieren "türkische" Instrumente, wobei die Imitation den Klavieren zu Mozarts Zeiten aufgrund eines Rasselns der Basssaiten, das die lauten Stellen begleitete, vermutlich besser gelang, als dies heutigen Instrumenten möglich ist. Am Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen Klaviere mit "Janitscharenzug", der gleichzeitig Paukenschlag und Schellenbaum imitiert.
* Das Finale des Violinkonzerts Nr. 5 in A-Dur (KV 219) von 1775, manchmal "das türkische Konzert" genannt, enthält einen Abschnitt "türkischer Musik". Mozart übernahm diese Passage aus einem früheren Ballett, "Le gelosie del seraglio" (KV 135a), das er 1772 für Mailand komponierte. Im Konzert werden die Saiten des Cellos und des Kontrabasses mit dem Holz des Bogens (col legno) angeschlagen, um die perkussiven Effekte zu verstärken.
* Auch die Oper Zaide hat das Sujet des „edlen Türken“ zum Inhalt. Das Ensemble L'arte del Mondo und das Pera Ensemble Istanbul führten im Juni 2006 das Programm La Fête du Sérail von Christian Cannabich – einem Zeitgenossen von Mozart – auf und bauten in dieses Programm Arien aus der Oper Zaide und osmanische Musik ein. Kompositionen von Sultan Selim III., Ali Ufki, Shakir Aga wurden durch den Solisten Bekir Ünlüataer gesungen und von Mehmet Yesilcay (Oud), Ihsan Özer (Kanun), Volkan Yilmaz (Ney), Seradar Bisiren (Daire) begleitet.
Haydn
* Haydns Sinfonie Nr. 100, die "Militärsinfonie" von 1794, benutzt türkische Musik im zweiten Satz und in einer kleinen Wiederaufnahme am Ende des Finales.
Haydn hatte eine entfernte persönliche Beziehung zur türkischen Armee – sein Urgroßvater hatte als Zivilist einen schweren Unfall während der Belagerung Wiens von 1683.
Beethoven
* 1811 schrieb Beethoven eine Ouvertüre und Zwischenmusik zu August von Kotzebues Schauspiel Die Ruinen von Athen, Uraufführung in Pest 1812. Ein Element in der Zwischenmusik (Opus 113 Nr. 5) ist ein türkischer Marsch. Beethoven schrieb darüber hinaus Variationen für Klavier zu seinem Marsch (Opus 76).
* Beethovens Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria, auch die Schlachtensymphonie genannt (Opus 91, 1813), gedenkt des britischen Sieges in der Schlacht von Vitoria. Die sich gegenüberstehenden britischen und französischen Armeen marschierten mit Versionen ihrer jeweiligen Schlachtgesänge "Rule Britannia" und "Malbrouck s'en va-t-en guerre" als türkischer Musik in die Schlacht.
* Beethoven kehrte 1824 in seiner 9. Sinfonie zur Janitscharenmusik zurück, obwohl diese zu dieser Zeit bereits unmodern war. Ein Solotenor, unterstützt von den Tenören und Bässen des Chors, singt eine Variation des berühmten Themas, begleitet von türkischer Musik des Orchesters.
Andere
Janitscharenmusik findet man auch in Kompositionen von Jean-Philippe Rameau, Michael Haydn, Gioacchino Rossini, Ludwig Spohr und in zwei Opern von Christoph Willibald Gluck, "Iphigenie auf Tauris" (1764) und "Die Pilger von Mekka" (1779).
Verwendung in der europäischen Musik [Bearbeiten]
Die Janitscharenmusik wurde im Zuge der Türkenkriege in Europa, vor allem aber in Österreich bekannt, und unter diesem Begriff, wahlweise aber auch unter der Bezeichnung Türkische Musik, fand sie in der klassischen Musik Verwendung. Meist wurde sie eingesetzt, um einen effektvollen Kontrast zwischen westlich-vertrauten und östlich-exotischen Elementen zu erzeugen.
Die Janitscharenmusik hat oft ein lebhaftes Tempo und ist fast immer eine Art Marschmusik. Wenn sie für Orchester gesetzt wurde, kamen normalerweise Schlaginstrumente zum Einsatz, die sich in der Musik der Klassik ansonsten nicht finden, typischerweise Basstrommel, Triangel und Zimbeln (zil), ähnlich den heutigen Becken. Diese Instrumente wurden tatsächlich in der türkischen Militärmusik benutzt, so dass zumindest die Instrumentierung der Janitscharenmusik authentisch war. Oft wurden dem Orchester auch noch die Piccoloflöte und hohe (z.B. C-) Klarinetten hinzugefügt, deren durchdringender Ton gut zur Freiluftatmosphäre der Musik passt und den Klang der Zurna imitieren sollte.
Mozart
* Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail von 1782 ist das vollkommene Werk der Janitscharenmusik, zumal die ganze Geschichte sich um stereotyp komisch-böse Türken dreht. (Der Pascha wenigstens zeigt sich am Ende großmütig und großzügig.) Die Ouvertüre der Oper sowie die beiden Märsche für den Janitscharenchor sind türkische Musik im eben beschriebenen Sinne.
* Die Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331 von 1778 endet mit dem berühmten Rondo Alla Turca, "im türkischen Stil". Schnelle Arpeggien in der linken Hand imitieren "türkische" Instrumente, wobei die Imitation den Klavieren zu Mozarts Zeiten aufgrund eines Rasselns der Basssaiten, das die lauten Stellen begleitete, vermutlich besser gelang, als dies heutigen Instrumenten möglich ist. Am Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen Klaviere mit "Janitscharenzug", der gleichzeitig Paukenschlag und Schellenbaum imitiert.
* Das Finale des Violinkonzerts Nr. 5 in A-Dur (KV 219) von 1775, manchmal "das türkische Konzert" genannt, enthält einen Abschnitt "türkischer Musik". Mozart übernahm diese Passage aus einem früheren Ballett, "Le gelosie del seraglio" (KV 135a), das er 1772 für Mailand komponierte. Im Konzert werden die Saiten des Cellos und des Kontrabasses mit dem Holz des Bogens (col legno) angeschlagen, um die perkussiven Effekte zu verstärken.
* Auch die Oper Zaide hat das Sujet des „edlen Türken“ zum Inhalt. Das Ensemble L'arte del Mondo und das Pera Ensemble Istanbul führten im Juni 2006 das Programm La Fête du Sérail von Christian Cannabich – einem Zeitgenossen von Mozart – auf und bauten in dieses Programm Arien aus der Oper Zaide und osmanische Musik ein. Kompositionen von Sultan Selim III., Ali Ufki, Shakir Aga wurden durch den Solisten Bekir Ünlüataer gesungen und von Mehmet Yesilcay (Oud), Ihsan Özer (Kanun), Volkan Yilmaz (Ney), Seradar Bisiren (Daire) begleitet.
Haydn
* Haydns Sinfonie Nr. 100, die "Militärsinfonie" von 1794, benutzt türkische Musik im zweiten Satz und in einer kleinen Wiederaufnahme am Ende des Finales.
Haydn hatte eine entfernte persönliche Beziehung zur türkischen Armee – sein Urgroßvater hatte als Zivilist einen schweren Unfall während der Belagerung Wiens von 1683.
Beethoven
* 1811 schrieb Beethoven eine Ouvertüre und Zwischenmusik zu August von Kotzebues Schauspiel Die Ruinen von Athen, Uraufführung in Pest 1812. Ein Element in der Zwischenmusik (Opus 113 Nr. 5) ist ein türkischer Marsch. Beethoven schrieb darüber hinaus Variationen für Klavier zu seinem Marsch (Opus 76).
* Beethovens Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria, auch die Schlachtensymphonie genannt (Opus 91, 1813), gedenkt des britischen Sieges in der Schlacht von Vitoria. Die sich gegenüberstehenden britischen und französischen Armeen marschierten mit Versionen ihrer jeweiligen Schlachtgesänge "Rule Britannia" und "Malbrouck s'en va-t-en guerre" als türkischer Musik in die Schlacht.
* Beethoven kehrte 1824 in seiner 9. Sinfonie zur Janitscharenmusik zurück, obwohl diese zu dieser Zeit bereits unmodern war. Ein Solotenor, unterstützt von den Tenören und Bässen des Chors, singt eine Variation des berühmten Themas, begleitet von türkischer Musik des Orchesters.
Andere
Janitscharenmusik findet man auch in Kompositionen von Jean-Philippe Rameau, Michael Haydn, Gioacchino Rossini, Ludwig Spohr und in zwei Opern von Christoph Willibald Gluck, "Iphigenie auf Tauris" (1764) und "Die Pilger von Mekka" (1779).