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Jemens brüchige Einheit

Ö

ökörtilos

Guest
Jemen | 15.12.2009

Jemens brüchige Einheit





Im Südjemen mehren sich die Forderungen nach einer Abspaltung vom übermächtigen Norden. Die Regierung geht zunehmend mit Gewalt gegen Proteste vor, um die Einheit des Landes zu bewahren: Menschenrechtler schlagen Alarm.





Für die jemenitischen Staatsmedien sind die Bilder tabu: Demonstranten auf den Straßen von Aden, Sprechchöre gegen die Regierung in Sanaa. Doch im Internet kann sie jeder sehen und hören: Südjemeniten, die gegen die Zentralmacht protestierten, mehr Eigenständigkeit fordern, bis hin zur Abspaltung vom Norden. Obwohl die Soldaten scharf schießen, gewinnen die Proteste weiter an Zulauf. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch appelliert nun an die Regierung, auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten. In einem 73 Seiten umfassenden Bericht werden willkürliche Verhaftungen, Verletzungen der Pressefreiheit und tödliche Schüsse auf unbewaffnete Demonstranten dokumentiert.

Genau wie Deutschland begeht der Jemen 2010 den 20. Jahrestag seiner Vereinigung. Doch im einst sozialistischen Südjemen ist kaum jemandem zum Feiern zumute: Seit Jahren regen sich dort Proteste von Einheitsverlierern und enttäuschten Sozialisten. Viele fühlen sich wirtschaftlich benachteiligt und politisch gegängelt. Die Kluft zwischen den konservativ-islamisch geprägten Stämmen im Norden und den zunächst von den Briten, dann von den Sozialisten regierten Bewohnern des Südens ist groß. Bereits 1994 erklärten die Sozialisten die Abspaltung, vier Jahre nach der Einheit – Auftakt für einen Bürgerkrieg, in dem sich der Norden endgültig durchsetzte.



Schwindender Einfluss

Die sozialistische Partei hat ihre Macht seitdem eingebüßt. Auf die Proteste im Süden habe seine Partei kaum Einfluss, sagt Fraktionschef Aiderus an-Nagib: "Wir Sozialisten haben diese Proteste nicht ausgelöst und wir können sie auch nicht stoppen." Das könne nur die Regierung, sagt Nagib. Sie müsse gegen jene vorgehen, die sich nach dem Bürgerkrieg Land und Immobilien von ehemaligen Bewohnern des Südens unter den Nagel gerissen hätten. "Und sie muss die mehr als 200.000 Beamten und Soldaten entschädigen, die seitdem nicht mehr zur Arbeit gehen dürfen. Sonst fassen die Menschen kein Vertrauen mehr in diese Regierung."

Präsident Ali Abdullah Saleh, der seit drei Jahrzehnten in Sanaa regiert, hat diese Forderungen lange ignoriert. Mit Geld und Ämtern gelang es ihm, Scheichs und Stammesführer einzubinden und das Land zusammenzuhalten. Doch das wird schwieriger, seit es nichts mehr zu verteilen gibt. Der Jemen ist das mit Abstand ärmste Land auf der Arabischen Halbinsel, die letzten Ölvorräte liegen ausgerechnet in den südlichen Provinzen. Das hohe Bevölkerungswachstum frisst jedes Wirtschaftswachstum wieder auf. Und selbst die Vorräte an Grundwasser werden bedrohlich knapp.

Deutsche Unterstützung

Jemens Außenminister Abu Bakr al-Qirbi warb vergangenen Monat in Berlin um Unterstützung. Für seine Regierung ist Deutschland eines der wichtigsten Geberländer. Die Hilfe komme auch dem Süden zugute, versichert al-Qirbi. "Die Regierung hat in den 20 Jahren seit der Vereinigung pro Kopf drei Mal so viel für den Süden ausgegeben wie für den Norden", betont al-Qirbi. "Die Behauptung der Separatisten, der Süden werde vernachlässigt, ist daher weder gerechtfertigt noch wahr."

Mit mehr Souveränität für die Provinzen und einer Direktwahl der Gouverneure versucht Sanaa, den Protesten Sprengkraft zu nehmen. Doch in den Augen vieler Beobachter kommen diese vorsichtigen Reformen zu spät. Die Proteste hätten bereits eine Art Eigendynamik gewonnen, sagt der Politikberater Abdulghani al-Iryani. Jetzt müsse die internationale Gemeinschaft helfen, das fehlende Vertrauen zwischen Nord und Süd wieder herzustellen. "Wenn wir das nicht schaffen, droht der Staatszerfall", warnt Iryani. "Wir können die Einheit nicht einfach rückgängig machen. Die Alternative zu Reformen und nationaler Versöhnung sind Chaos und Bürgerkrieg."

Auswirkungen auf die Region

Das sei gefährlich für die ganze Region, sagt Iryani. "Die Jemeniten könnten die Grenzen zum Oman, zu Saudi-Arabien und in die Emirate zu Hunderttausenden stürmen, wenn sie hungrig sind. Niemand kann sie stoppen." Zumal die Regierung nicht nur mit den Separatisten im Süden kämpft. Auch ganz im Norden schwelt an der Grenze zu Saudi-Arabien seit fünf Jahren ein Bürgerkrieg mit schiitischen Rebellen. Und auch die Islamisten aus dem Umfeld von Al-Kaida halten die Sicherheitskräfte in Atem.

Dennoch übt sich Jemens Außenminister in Zuversicht: Kriege und Krisen seien für sein Land nichts Neues, sagt al-Qirbi und verweist auf die schweren innenpolitischen Konflikte der vergangenen Jahrzehnte. Chaos und Zerfall seien dem Jemen bereits nach der Revolution von 1962 vorausgesagt worden, während der kriegerischen Auseinandersetzungen der beiden Landesteile und im Bürgerkrieg von 1994. "Jemen hat all dies überlebt, und ich glaube, wir werden auch die Schwierigkeiten überstehen, in denen wir jetzt stecken", sagt al-Qirbi. Niemand werde zulassen, dass die Einheit des Landes aufgegeben werde. "Und außerdem sind wir überzeugt, dass die Welt verstanden hat, dass ein vereinter, stabiler und sicherer Jemen von größter Bedeutung ist – nicht nur für die Region, sondern für den Frieden in der ganzen Welt."
 
Die Situation scheint sich verschärft zu haben,da die staatlichen Medien in Sanaa seit einigen Tagen verstärkt Propaganda und Durchhalteparolen ausstrahlen.
 
Ist das nicht die Region in denen die Menschen wahrlich wie im Mittelalter leben und von einem Hegemonen ausgebeutet und Nichtmoslems geköpft werden?
 
Eine instabile Lage mit zwei gegenüberstehenden Parteien bietet sich als Gelegenheit eine Partei zu puschen und sich so eine Marionettenregierung zu verschaffen, mit der man seine Konzerne in das Land bringt
 
Wegen des in Jemen bestehenden erheblichen Risikos terroristischer Anschläge, des ständig hohen Entführungsrisikos sowie der in einzelnen Landesteilen immer wieder aufflammenden Stammeskonflikte wird derzeit von nicht unbedingt erforderlichen Reisen in den Jemen abgeraten.
Vor Einzelreisen über Land und vor Reisen in die Regionen Marib und Sa’ada (einschließlich angrenzender Bezirke), Abyan, Al-Jawf, Shabwa und Hadramaut wird ausdrücklich gewarnt.
Derzeit besteht ein erhöhtes Risiko terroristischer Anschläge in der gesamten Nah- und Mittelostregion. Die länderspezifischen Reise- und Sicherheitshinweise sollten sorgfältig beachtet werden.
Am 12. Juni 2009 wurden mehrere Ausländer, darunter auch Deutsche, in der Region Sa’ada verschleppt. Drei Frauen dieser Gruppe sind brutal ermordet worden, weitere Gruppenmitglieder werden seither vermisst.
Alle Deutschen in Jemen und Reisende nach Jemen werden zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.
Vor den Küsten Somalias und seiner Nachbarstaaten sowie in den angrenzenden Gewässern besteht weiterhin ein sehr großes Risiko von Piratenangriffen und Kaperungen. Inzwischen werden auch Schiffe tief im Indischen Ozean (um die Seychellen und Madagaskar) sowie vor Kenia, Tansania, Jemen und Oman angegriffen und gekapert. Schiffsführern in den vorgenannten Gebieten wird dringend empfohlen, höchste Vorsicht walten zu lassen.
Trotz der internationalen Bemühungen zur Eindämmung der Piraterie bleibt die Zahl der Piratenangriffe unverändert hoch; ein wirksamer Schutz kann nicht garantiert werden.

Wegen des in Jemen bestehenden erheblichen Risikos terroristischer Anschläge, des ständig hohen Entführungsrisikos sowie der in einzelnen Landesteilen immer wieder aufflammenden Stammeskonflikte wird derzeit von nicht unbedingt erforderlichen Reisen in den Jemen abgeraten.
Vor Einzelreisen über Land und vor Reisen in die Regionen Marib und Sa’ada (einschließlich angrenzender Bezirke), Abyan, Al-Jawf, Shabwa und Hadramaut wird ausdrücklich gewarnt.
Reisen im Land
Es wird dringend empfohlen, unabdingbare Reisen nach und in Jemen nur in Kooperation mit und unter Schutz von zuverlässigen und erfahrenen jemenitischen Partnern zu unternehmen, die die Reiseroute mit Sicherheitskräften abstimmen.
Reisenden wird aufgrund der komplexen Sicherheitslage im Land besonders sicherheitsbewusstes Verhalten und das Treffen angemessener Sicherheitsvorkehrungen empfohlen. Besondere Vorsicht sollte bei Menschenansammlungen, beim Besuch staatlicher Einrichtungen und Lokalitäten mit überwiegend westlichen Besuchern (z.B. Kettenrestaurants, Hotels, westliche Markengeschäfte) geübt werden. Sperrungen der Regierung für bestimmte Routen oder Gebiete sind unbedingt zu beachten.
Terrorismus
In Jemen kommt es immer wieder zu terroristischen Anschlägen durch einen regionalen Ableger des Terrornetzwerks Al-Qaida. Wiederholt drohte das Netzwerk im Internet auch mit Entführungen nicht-islamischer Ausländer in Jemen und auf der gesamten arabischen Halbinsel. Westliche Ausländer – darunter nicht zuletzt deutsche Staatsangehörige – sind besonders gefährdet.
Am 15. März 2009 wurden bei einem Selbstmordanschlag, der auf das Terrornetzwerk Al-Qaida zurückgeht, bei Shibam (Provinz Hadramaut) vier Touristen aus Südkorea und ein jemenitischer Reisebegleiter getötet. Bei einem weiteren Selbstmordanschlag in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt Sanaa am 18. März 2009 wurde der Attentäter getötet.
Am 17. September 2008 war die US-Botschaft in Sanaa Ziel eines Anschlages. 17 Menschen, zumeist jemenitische Sicherheitskräfte sowie sieben Angreifer, kamen dabei ums Leben, weitere wurden verletzt. Bereits am 18. März 2008 war die US-Botschaft von Terroristen angegriffen worden.
Am 6. April 2008 wurde ein in einem Vorort von Sanaa gelegener Wohnkomplex, in dem u.a. auch amerikanische Staatsbürger und Bedienstete der US-Botschaft untergebracht waren, mit Mörsergranaten angegriffen; es entstand Sachschaden.
Ein weiterer Anschlag mit Mörsergranaten ereignete sich am 30. April 2008 in der Nähe des Finanzministeriums und des Hauptzollamts in Sanaa.
Am 18. Januar 2008 war es in Wadi Do'an (Gouvernorat Hadramaut) und zuvor am 2. Juli 2007 in Marib zu terroristischen Überfällen auf Touristengruppen mit Todesopfern gekommen.

Interne Konflikte
In der gesamten Region Sa’ada und einzelnen Bezirken des angrenzenden Gouvernorats Amran können immer wieder Kampfhandlungen zwischen Aufständischen und Regierungstruppen aufflammen. Bitte beachten Sie die Reisewarnung für die Regionen Sa’ada, Marib, Abyan, Al-Jawf, Shabwa und Hadramaut.
Entführungen
Immer wieder kommt es in Jemen zu Entführungen ausländischer Staatsangehöriger; auch deutsche Staatsangehörige waren mehrfach betroffen. Bislang hatten Verschleppungen von Ausländern keinen terroristischen Hintergrund. Vielmehr versuchten lokale Stämme damit von der eigenen Regierung Gegenleistungen zu erpressen.
Im Dezember 2008 und im Januar 2009 wurden mehrere deutsche Staatsangehörige in Jemen kurzzeitig entführt. Die Entführungen ereigneten sich in der Nähe der Hauptstadt Sanaa und bei Ataq (Provinz Shabwah).
Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel hat aber wiederholt zu Entführungen aufgerufen; es liegen Hinweise auf konkrete Planungen für Entführungen westlicher Ausländer durch das Terrornetzwerk vor. Entführungen können sich grundsätzlich im ganzen Lande, auch in den Städten, ereignen.
Minengefahr
Bei Reisen in den Süden des Landes wird wegen nicht eindeutig lokalisierter Minenfelder von Fahrten abseits befestigter Straßen abgeraten, auch wenn während der letzten Jahre ein Großteil der Gebiete gesäubert werden konnte. Es verblieben Minen insbesondere entlang der Hauptstraße von Aden nach Sana’a bis Al-Anad, entlang der Küstenstraßen östlich von Aden sowie westlich von Mukalla und um die Hafenstadt Bir Ali. Neue Minenfelder soll es im Bereich der Konfliktgebiete in der Region Sa’ada geben.
Schiffsreisen/ -expeditionen
Von individuellen Schiffreisen vor und in den jemenitschen Küstengewässern wird dringend abgeraten. Aufgrund der militärischen Bedeutung der Inseln im Roten Meer sind diese zum Großteil militärisches Sperrgebiet. Wegen Fischereirechten im Roten Meer treten regelmäßig Konflikte mit Eritrea auf. Im Gebiet Bab al-Mandab und den Somalia vorgelagerten Gewässern werden zunehmend Piraterievorfälle sowie Probleme wegen des Flüchtlingsschmuggels von Somalia nach Jemen gemeldet.
 
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