Krajisnik
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Der zukünftige Status des Kosovo ist noch unklar. Völkerrechtlich gehört die Provinz zu Serbien und Montenegro, derzeit und bis auf weiteres wird der Kosovo von UNO verwaltet. Nach dem Kampf ums nackte Überleben kam der Kampf ums wirtschaftliche Bestehen.
Kosovo, 2005
Nur etwa jeder Zweite hat, den offiziellen Zahlen nach, Arbeit, die Einheimischen reden von bis zu 80 Prozent Arbeitslosigkeit. Besonders den Jungen bietet sich kaum eine Perspektive. Ein idealer Nährboden für Drogensumpf und Kriminalität, könnte man meinen, doch fast im Gegenteil: junge Kosovaren geben sich optimistisch.
Sechs Jahre sind seit dem Krieg, den Verfolgungen und der Nato-Bombardierung vergangen. Der Kosovo ist aus den Schlagzeilen verschwunden.
Spitzenlohn 380 Euro
Lirim Tershani ist 23 Jahre alt. Anfang der 90er Jahre ist seine Familie aus dem damaligen Jugoslawien nach Deutschland geflüchtet. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend, er spricht fließend deutsch. Ein Jahr nach dem Krieg entschieden die deutschen Behörden, dass der Kosovo ab sofort wieder sicher sei, und stellten die Familie Tershani vor die Wahl, freiwillig und gleich zurückzugehen, oder später abgeschoben zu werden. Die Tershanis gingen freiwillig.
Zurück im Kosovo war Lirim, damals erst 18, der einzige in der Familie, der Arbeit hatte. 650 Mark verdiente er damals im Monat, als Sprachmittler bei der KFOR. Jetzt verdient er 380 Euro im Monat, sein Bruder ist inzwischen ebenfalls bei der KFOR beschäftigt. Damit gehören sie zu den Spitzenverdienern im Kosovo. Sag niemals wird nix
Das Gehalt reicht gerade, um die Familie zu ernähren, und das Haus aufzubauen. Über seine Aussichten macht sich Lirim Tershani keine Illusionen: Derzeit reiche es noch nicht, etwas für die Zukunft beiseite zu legen, oder gar an eine eigene Familie zu denken. Doch von Verzweiflung keine Spur, Lirim ist überzeugt, dass es besser werden wird, und ist mit dieser Meinung alles andere als alleine. "Ich versuche, Optimist zu sein. Ich habe eins gelernt, du musst immer optimistisch sein, wenn du was erreichen willst. Wenn du anfängst zu sagen 'wird nix, wird nix', dann wird es auch nie hinhauen.“
Neben dem Alltag läuft der Wiederaufbau der Ruinen.
Gleichberechtigung
Seit Kriegsende hat es einen gesellschaftlichen Umbruch im Kosovo gegeben, erzählt die Studentin Behare Bytyci, vor allem was die Stellung der Frau angeht. Früher, vor dem Krieg und in der Generation ihrer Eltern, sei es undenkbar gewesen, dass die Frau arbeiten gehen würde, oder sich von dem Mann scheiden ließe. Jetzt sei alles anders. Die junge Generation hätte verstanden, dass ein Wiederaufbau des Landes nur dann möglich ist, wenn alle gleichberechtigt miteinander daran arbeiten könnten. Erst, wenn Beruf und Einkommen gesichert sind werde sie an eine Familie denken. Behare Bytyci will beim Fernsehen arbeiten, und ist überzeugt, dass sie das verwirklichen kann. Die meisten ihrer Bekannten sind ähnlich optimistisch: Natürlich wird es für uns Arbeit geben, irgendwann. Erst Unabhängigkeit, dann Aufschwung
Drogen- oder Alkoholprobleme, typische Randerscheinungen von Massenarbeitslosigkeit, gibt es im Kosovo kaum, sagt Lirim Tershani. Zu schaffen machten den meisten eher psychische Probleme: Traumata aus dem Krieg.
Trotzdem sind die meisten zuversichtlich. Ist der Status der Provinz erst einmal geklärt - sprich: ist der Kosovo einmal unabhängig - wird auch der wirtschaftliche Aufschwung kommen, hört man immer wieder. Zu lange, lässt Lirim Tarshani durchblicken, darf das aber nicht auf sich warten lassen. Auch der stärkste Optimismus ist irgendwann erschöpft.
http://oe1.orf.at/highlights/37817.html
Kosovo, 2005
Nur etwa jeder Zweite hat, den offiziellen Zahlen nach, Arbeit, die Einheimischen reden von bis zu 80 Prozent Arbeitslosigkeit. Besonders den Jungen bietet sich kaum eine Perspektive. Ein idealer Nährboden für Drogensumpf und Kriminalität, könnte man meinen, doch fast im Gegenteil: junge Kosovaren geben sich optimistisch.
Sechs Jahre sind seit dem Krieg, den Verfolgungen und der Nato-Bombardierung vergangen. Der Kosovo ist aus den Schlagzeilen verschwunden.
Spitzenlohn 380 Euro
Lirim Tershani ist 23 Jahre alt. Anfang der 90er Jahre ist seine Familie aus dem damaligen Jugoslawien nach Deutschland geflüchtet. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend, er spricht fließend deutsch. Ein Jahr nach dem Krieg entschieden die deutschen Behörden, dass der Kosovo ab sofort wieder sicher sei, und stellten die Familie Tershani vor die Wahl, freiwillig und gleich zurückzugehen, oder später abgeschoben zu werden. Die Tershanis gingen freiwillig.
Zurück im Kosovo war Lirim, damals erst 18, der einzige in der Familie, der Arbeit hatte. 650 Mark verdiente er damals im Monat, als Sprachmittler bei der KFOR. Jetzt verdient er 380 Euro im Monat, sein Bruder ist inzwischen ebenfalls bei der KFOR beschäftigt. Damit gehören sie zu den Spitzenverdienern im Kosovo. Sag niemals wird nix
Das Gehalt reicht gerade, um die Familie zu ernähren, und das Haus aufzubauen. Über seine Aussichten macht sich Lirim Tershani keine Illusionen: Derzeit reiche es noch nicht, etwas für die Zukunft beiseite zu legen, oder gar an eine eigene Familie zu denken. Doch von Verzweiflung keine Spur, Lirim ist überzeugt, dass es besser werden wird, und ist mit dieser Meinung alles andere als alleine. "Ich versuche, Optimist zu sein. Ich habe eins gelernt, du musst immer optimistisch sein, wenn du was erreichen willst. Wenn du anfängst zu sagen 'wird nix, wird nix', dann wird es auch nie hinhauen.“
Neben dem Alltag läuft der Wiederaufbau der Ruinen.
Gleichberechtigung
Seit Kriegsende hat es einen gesellschaftlichen Umbruch im Kosovo gegeben, erzählt die Studentin Behare Bytyci, vor allem was die Stellung der Frau angeht. Früher, vor dem Krieg und in der Generation ihrer Eltern, sei es undenkbar gewesen, dass die Frau arbeiten gehen würde, oder sich von dem Mann scheiden ließe. Jetzt sei alles anders. Die junge Generation hätte verstanden, dass ein Wiederaufbau des Landes nur dann möglich ist, wenn alle gleichberechtigt miteinander daran arbeiten könnten. Erst, wenn Beruf und Einkommen gesichert sind werde sie an eine Familie denken. Behare Bytyci will beim Fernsehen arbeiten, und ist überzeugt, dass sie das verwirklichen kann. Die meisten ihrer Bekannten sind ähnlich optimistisch: Natürlich wird es für uns Arbeit geben, irgendwann. Erst Unabhängigkeit, dann Aufschwung
Drogen- oder Alkoholprobleme, typische Randerscheinungen von Massenarbeitslosigkeit, gibt es im Kosovo kaum, sagt Lirim Tershani. Zu schaffen machten den meisten eher psychische Probleme: Traumata aus dem Krieg.
Trotzdem sind die meisten zuversichtlich. Ist der Status der Provinz erst einmal geklärt - sprich: ist der Kosovo einmal unabhängig - wird auch der wirtschaftliche Aufschwung kommen, hört man immer wieder. Zu lange, lässt Lirim Tarshani durchblicken, darf das aber nicht auf sich warten lassen. Auch der stärkste Optimismus ist irgendwann erschöpft.
http://oe1.orf.at/highlights/37817.html