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Kanada listet USA als Folterstaat
In einer Reihe mit den Erzfeinden Iran und Syrien: Kanada hat die USA und Israel in einem offiziellen Diplomaten-Handbuch als potentielle Folterstaaten gelistet. Nun versucht sich die Regierung in Ottawa eilig vom Inhalt des Dokuments zu distanzieren.
Ottawa - Wie erkenne ich, dass ein Häftling gefoltert wurde? Eine Antwort auf diese Frage sollen kanadische Diplomaten in einem vom Außenministerium herausgegebenen Handbuch finden. Pikant: Unter den Staaten, in denen Gefangene mit brutaler Behandlung rechnen müssen, listet das Regierungsdokument einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge auch die USA und Israel auf. Die beiden Staaten befinden sich in schlechter Gesellschaft: Sie stehen dort in einer Reihe mit Iran, Syrien, China und Afghanistan.
AP
Gefangenenlager Guantanamo: Folterstaat USA?
Für die konservative Regierung in Ottawa dürfte die Enthüllung unangenehm sein. Schließlich gelten die Kanadier als enge und treue Verbündete der Amerikaner und Israelis. Eine Sprecherin der US-Botschaft sagte heute gegenüber Reuters, man prüfe das Dokument. Bei der israelischen Botschaft war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Unter anderem wird in dem Handbuch auf das US-Gefangenenlager Guantanamo Bay verwiesen. Dort würden Verhörtechniken wie "erzwungene Nacktheit, Isolierung und Schlafentzug" eingesetzt. In Guantanamo Bay ist auch ein Kanadier inhaftiert. Omar Khadr wird vorgeworfen, 2002 einen US-Soldaten getötet zu haben. Damals war er 15 Jahre alt. Menschenrechtsgruppen setzen sich dafür ein, dass Khadr nach Kanada zurückgebracht wird. Die Regierung in Ottawa lehnt dies jedoch ab.
Ein Sprecher des kanadischen Außenministeriums versuchte heute, die Regierung von dem Dokument, das im Rahmen eines Diplomaten-Lehrgangs eingesetzt wird, zu distanzieren. "Das Trainings-Handbuch ist kein Dokument zur Politik, und es spiegelt nicht die Ansichten der Regierung wider", sagte er.
Das Diplomaten-Training zur Foltererkennung wurde laut Reuters eingeführt, nachdem Ottawa wegen seines Umgangs mit dem Fall des im Jahr 2002 in Syrien inhaftierten kanadischen Ingenieurs Maher Arar in die Kritik geraten war. Arar hatte mehrfach Vorwürfe erhoben, er sei in Gefangenschaft in Damaskus gefoltert worden. Bei einer Untersuchung stellte sich heraus, dass kanadische Diplomaten nie darin unterrichtet worden waren, wie sie mögliche Folterspuren erkennen können.