R
Rehana
Guest
ras. Wenn gleich zwei Titel aus dem Verlagshaus der Zürcher Tamedia in derselben Woche zum selben Schluss kommen, muss es gewiss stimmen: «Gott lebt - Die Indizien der Wissenschaft», meldete «Facts» am Gründonnerstag in leuchtend weissen Buchstaben auf dem Titelblatt. «Gott lebt - Die Renaissance des Glaubens», echote das «Magazin» am Samstag darauf, ebenfalls auf der Titelseite. Als Blickfang diente ein grosses Bild von Bundesrat Couchepin. Die Assoziation ist rein zufällig. Ironie ist unter Blattmachern bei derartigen Themen verpönt.
Die Frage, ob Gott vor allem in Bern wohnt, mag hier offen bleiben; ebenso die Frage, ob man nach der Lektüre der Artikel noch Zweifel haben darf oder soll. Verstörend ist allerdings die Nachricht, die das Konsumentenmagazin «K-Tipp» der Leserschaft vorsetzte: «Dicke Luft im Gotteshaus. K-Tipp-Stichprobe: Viel Feinstaub wegen Kerzen und Weihrauch». Diese frohe Botschaft wurde ebenfalls in der Osterwoche überbracht. Das ist medientaktisch logisch, denn eine Information zählt ohne aktuellen Aufhänger nur halb so viel. Darum hatte auch der «Tages-Anzeiger» just am letzten Weihnachtstag getitelt: «In die Kirche - nur noch mit Atemschutz». Anlass der beiden redaktionellen Warnungen war eine holländische Studie, wonach es in Kirchen eine exorbitant hohe Luftbelastung mit gefährlichem Feinstaub gebe.
Der «K-Tipp» errechnete nun, dass selbst an den meistbefahrenen Strassen in Zürich viel tiefere Werte gemessen werden. Einem Mönch sei gar aus gesundheitlichen Gründen verboten worden, Kerzen anzuzünden. Soll also der gesundheitsbewusste Gläubige um jede Kirche einen grossen Bogen machen und einen besinnlichen Spaziergang auf einer vielbefahrenen Strasse bevorzugen? Eine solche lebensverlängernde Massnahme scheint sich aufzudrängen. Denn der hienieden um ein ewig jugendliches Leben ringende Medienkonsument musste bereits unter Schweissausbruch zur Kenntnis nehmen, dass die Benutzung von Weihwasser brandgefährlich ist. Es drohen nämlich Fieberschübe: In den Wasserbecken lauern laut Laboranalysen, veranlasst von journalistischen Schnüfflern, eine Unzahl von Bakterien.
In historischer Perspektive muss man sich geradezu wundern, dass das katholische Kirchenvolk unter diesen Umständen überhaupt 2000 Jahre überstehen konnte. Vielleicht werden die Bakterien im Weihwasser durch den Weihrauch unschädlich gemacht, und vielleicht vermag das Wasser die unseligen Staubpartikel irgendwie aus der Luft abzuziehen. Wer weiss. Ein Wissenschafter wird solche heilenden Prozesse sicher nachweisen können. Die katholische Kirche wiederum, die bereits die weltanschauliche Aufklärung überlebte, dürfte auch die konsumentenschützerisch gewendete Aufklärung verkraften. Aber mit den immer unerbittlicheren Gesundheitsämtern wird sie sich arrangieren müssen. Wir wagen die Prognose, dass in zwanzig Jahren über jedem Gotteshaus in dicker, pechschwarzer Schrift stehen wird: «Der Genuss von Kirchen-Atmosphäre kann Ihre Gesundheit gefährden.»
Die Frage, ob Gott vor allem in Bern wohnt, mag hier offen bleiben; ebenso die Frage, ob man nach der Lektüre der Artikel noch Zweifel haben darf oder soll. Verstörend ist allerdings die Nachricht, die das Konsumentenmagazin «K-Tipp» der Leserschaft vorsetzte: «Dicke Luft im Gotteshaus. K-Tipp-Stichprobe: Viel Feinstaub wegen Kerzen und Weihrauch». Diese frohe Botschaft wurde ebenfalls in der Osterwoche überbracht. Das ist medientaktisch logisch, denn eine Information zählt ohne aktuellen Aufhänger nur halb so viel. Darum hatte auch der «Tages-Anzeiger» just am letzten Weihnachtstag getitelt: «In die Kirche - nur noch mit Atemschutz». Anlass der beiden redaktionellen Warnungen war eine holländische Studie, wonach es in Kirchen eine exorbitant hohe Luftbelastung mit gefährlichem Feinstaub gebe.
Der «K-Tipp» errechnete nun, dass selbst an den meistbefahrenen Strassen in Zürich viel tiefere Werte gemessen werden. Einem Mönch sei gar aus gesundheitlichen Gründen verboten worden, Kerzen anzuzünden. Soll also der gesundheitsbewusste Gläubige um jede Kirche einen grossen Bogen machen und einen besinnlichen Spaziergang auf einer vielbefahrenen Strasse bevorzugen? Eine solche lebensverlängernde Massnahme scheint sich aufzudrängen. Denn der hienieden um ein ewig jugendliches Leben ringende Medienkonsument musste bereits unter Schweissausbruch zur Kenntnis nehmen, dass die Benutzung von Weihwasser brandgefährlich ist. Es drohen nämlich Fieberschübe: In den Wasserbecken lauern laut Laboranalysen, veranlasst von journalistischen Schnüfflern, eine Unzahl von Bakterien.
In historischer Perspektive muss man sich geradezu wundern, dass das katholische Kirchenvolk unter diesen Umständen überhaupt 2000 Jahre überstehen konnte. Vielleicht werden die Bakterien im Weihwasser durch den Weihrauch unschädlich gemacht, und vielleicht vermag das Wasser die unseligen Staubpartikel irgendwie aus der Luft abzuziehen. Wer weiss. Ein Wissenschafter wird solche heilenden Prozesse sicher nachweisen können. Die katholische Kirche wiederum, die bereits die weltanschauliche Aufklärung überlebte, dürfte auch die konsumentenschützerisch gewendete Aufklärung verkraften. Aber mit den immer unerbittlicheren Gesundheitsämtern wird sie sich arrangieren müssen. Wir wagen die Prognose, dass in zwanzig Jahren über jedem Gotteshaus in dicker, pechschwarzer Schrift stehen wird: «Der Genuss von Kirchen-Atmosphäre kann Ihre Gesundheit gefährden.»