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KKroatien: Vom Minenopfer zum Minenräumer

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Kroatien: Vom Minenopfer zum Minenräumer



20 Jahre nach Kriegsbeginn erobern kroatische Minensuchgeräte die Welt. Die von Dok-ing entwickelten Hightech-Roboter kommen auch im Bergbau, Brand- oder Katastrophenschutz zum Einsatz.



Zagreb. Auch 20 Jahre nach Beginn des Kroatien-Krieges prangen die Warnschilder mit dem Totenkopf auf Feldern, in Wäldern und selbst in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten. Vor allem in den einst heftig umkämpften Gebieten Slawoniens und Dalmatiens werden Anwohner noch stets zu Opfern der unter der Grasnarbe lauernden Todesbringer. Mehr als zwei Millionen noch zu entschärfende Minen dürfen noch in Kroatien liegen. Bis heute sind Landminen einer der größten Plagen des EU-Anwärters geblieben.


Wie von Geisterhand gesteuert durchwühlt ein gepanzertes Raupenfahrzeug unbeeindruckt von Explosionen das verminte Feld. Die wuchtige Entminungsmaschine „MV4“ wird von seinem Chauffeur aus sicherer Entfernung gesteuert. Die Minensuchgeräte müssten stark genug sein, um auch in einem Gelände mit dichter Vegetation eingesetzt werden zu können, erläutert Vjeskoslav Majetic, der Chef des Zagreber Entminungsunternehmens „Dok-ing“. „Aber sie müssen trotzdem leicht genug sein, um ins Einsatzgebiet geschafft werden zu können.“

Krieg habe „noch nie irgendjemandem Gutes gebracht“, sagt Majetic. Vor fast zwei Jahrzehnten hat sich der 56-jährige Ingenieur die Entwicklung von Minensuchgeräten daher zur Lebensaufgabe gemacht. Allein in Kroatien seien mithilfe der Dok-ing-Maschinen 250.000 Minen geräumt worden, „ohne jedes Todesopfer“, berichtet der Firmengründer stolz.

Doch auch auf internationalen Märkten hat sich seine Firma, die mitten im Krieg 1992 in einer Zagreber Garage gegründet wurde, zu einer den innovativsten in Sachen Entminung gemausert. Ferngesteuerte Maschinen aus Kroatien wühlen sich im Sudan, Irak und in Afghanistan durch Minenfelder. Die von Dok-ing entwickelten Hightech-Roboter kommen auch im Bergbau, Brand- oder Katastrophenschutz zum Einsatz.


Jeder Roboter ein Unikat

„Schicke keinen Menschen, wenn eine Maschine den Job tun kann“, lautet die Losung der 250 Mitarbeiter-Firma. Ob Flachraupen für unzugängliche Stollen südafrikanischer Metallminen oder Löschfahrzeuge für den russischen Katastrophenschutz – jedes Kettenfahrzeug ist ein Unikat nach Kundenwunsch. Für eine Serienproduktion seien die Stückzahlen zu klein.

Jährlich nehme der mittlerweile auf 280 Mio. Kuna (27 Mio. Euro) gewachsene Umsatz um ein Fünftel zu. Obwohl Dok-ing inzwischen selbst Elektroautos für den Stadtverkehr fertigt, macht die Entminung noch 80 Prozent des Geschäfts aus: Außer den Maschinen bietet Europas größtes privates Entminungsunternehmen auch komplette Entminungen mit eigenem Personal an. Der erste Kunde war einst Kroatiens Armee, mit einem Auftrag für schwedische UN-Missionen begann Ende der 1990er das internationale Geschäft. Inzwischen gehen 98Prozent der Maschinen in den Export, größter Abnehmer ist die US-Armee.

Derzeit brütet Tüftler Majetic, durch dessen Hände noch jede neue Maschine geht, an einem ferngesteuerten Löschgerät für Tunnelbrände. Ständige Innovationen und deren Umsetzung in die kommerzielle Produktion seien der Schlüssel zum Erfolg, doziert der Firmenvater: „Ohne Innovation und neue Produkte kann man sich nicht behaupten.“
 
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