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Knalleffekt in Belgrad: Serbiens "Pate" verhaftet
Am Sonntag gab sich Miroslav Miskovic vor der Presse in Belgrad noch jovial. Drei Tage später kam er in U-Haft.
Untersuchungshaft über Miroslav Miskovic verhängt
Er galt als unantastbar und als graue Eminenz aller bisherigen serbischen Regierungen seit dem Zerfall Jugoslawiens: Am Mittwoch wurde Miroslav Miskovic unter dem Vorwurf illegaler Bereicherung im Zuge von Privatisierungen verhaftet.
Zuerst wurde Miroslav Miskovic (67) zweimal zur Belgrader Kriminalpolizei vorgeladen. Als der reichste Serbe dann nach den "Informationsgesprächen" am Mittwoch samt seinem Sohn Marko und weiteren sieben Personen inhaftiert und vom Staatsanwalt für das organisierte Verbrechen verhört wurde, war die Sensation komplett: Der "Unantastbare" , der "Pate", die "graue Eminenz aller bisherigen serbischen Regierungen" soll "bis zu 48 Stunden" in Untersuchungshaft verbringen.
Die Kriminalpolizei teilte lapidar mit, dass sich Miroslav und Marko Mis kovic sowie der Geschäftsmann Milo Djuraskovic als Miteigentümer der einst staatlichen und später privatisierten Straßenbaufirma Nis unberechtigt um rund 30 Millionen Euro bereichert hätten. Infolgedessen hätten mehrere kleinere Tochterfirmen Konkurs gemacht.
Die konkreten Anklagepunkte gegen Miskovic & Sohn interessieren jedoch kaum jemanden in Serbien. Die unzähligen Verbindungen zwischen Dutzenden von Firmen, Tochterfirmen, Offshore-Firmen, die dubiosen Privatisierungen, mit denen sich Medien beschäftigen, sind kaum durchschaubar. Eines steht jedoch für die meisten fest: Wer in Serbien reich geworden sei, müsse in kriminelle Geschäfte verwickelt sein. Die Verhaftung von Miskovic gilt vielen als Beweis dafür, dass es zum ersten Mal eine serbische Regierung mit dem Kampf gegen die Korruption ernst meint. Leute wie Miskovic oder Milo Djuraskovic werden von Millionen Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze leben, für ihre Misere verantwortlich gemacht.
Djuraskovic, Eigentümer des Unternehmens Nibens grupa, ist im Privatisierungsprozess einer der größten Spieler im serbischen Straßenbaugeschäft geworden. Miskovic hat nach dem Zerfall Jugoslawiens ein Geschäftsimperium aufgebaut. Seine Firma Delta Holding beschäftigte über 20.000 Menschen und soll fast ein Zehntel des serbischen BIP erwirtschaftet haben. Im Jahr 2005 verkaufte er 75 Prozent seiner Delta Bank an die italienische Banca Intesa für 277,5 Millionen Euro. Im Vorjahr veräußerte Miskovic seine Supermarktkette Maxi, die Monopolstellung in Serbien hat, an den belgischen Einzelhandelskonzern Delhaize für 932,5 Mio. Euro.
Die Verhaftung von Miskovic hat allerdings etwas von einer Reality-Show. Der Kampf des Staates gegen Korruption wird auf den Kampf von Vizepremier und Verteidigungsminister Aleksandar Vucic gegen den " mächtigsten Serben" zugespitzt. Über seine "Mission" berichtet Vucic laufend auf Twitter und Facebook. Die dem Vizepremier nahestehenden Boulevardblätter Informer und Kurir nehmen Personen ins Visier, bevor Vucic eine Aktion gegen sie startet. Laut dem TV-Sender B92 soll Mis kovic gedroht haben, dass Vucic "den Tag nicht überleben wird". Miskovics Anwälte dementierten, die Sicherheitsmaßnahmen um Vucic wurden erhöht. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, 13.12.2012)
Am Sonntag gab sich Miroslav Miskovic vor der Presse in Belgrad noch jovial. Drei Tage später kam er in U-Haft.
Untersuchungshaft über Miroslav Miskovic verhängt
Er galt als unantastbar und als graue Eminenz aller bisherigen serbischen Regierungen seit dem Zerfall Jugoslawiens: Am Mittwoch wurde Miroslav Miskovic unter dem Vorwurf illegaler Bereicherung im Zuge von Privatisierungen verhaftet.
Zuerst wurde Miroslav Miskovic (67) zweimal zur Belgrader Kriminalpolizei vorgeladen. Als der reichste Serbe dann nach den "Informationsgesprächen" am Mittwoch samt seinem Sohn Marko und weiteren sieben Personen inhaftiert und vom Staatsanwalt für das organisierte Verbrechen verhört wurde, war die Sensation komplett: Der "Unantastbare" , der "Pate", die "graue Eminenz aller bisherigen serbischen Regierungen" soll "bis zu 48 Stunden" in Untersuchungshaft verbringen.
Die Kriminalpolizei teilte lapidar mit, dass sich Miroslav und Marko Mis kovic sowie der Geschäftsmann Milo Djuraskovic als Miteigentümer der einst staatlichen und später privatisierten Straßenbaufirma Nis unberechtigt um rund 30 Millionen Euro bereichert hätten. Infolgedessen hätten mehrere kleinere Tochterfirmen Konkurs gemacht.
Die konkreten Anklagepunkte gegen Miskovic & Sohn interessieren jedoch kaum jemanden in Serbien. Die unzähligen Verbindungen zwischen Dutzenden von Firmen, Tochterfirmen, Offshore-Firmen, die dubiosen Privatisierungen, mit denen sich Medien beschäftigen, sind kaum durchschaubar. Eines steht jedoch für die meisten fest: Wer in Serbien reich geworden sei, müsse in kriminelle Geschäfte verwickelt sein. Die Verhaftung von Miskovic gilt vielen als Beweis dafür, dass es zum ersten Mal eine serbische Regierung mit dem Kampf gegen die Korruption ernst meint. Leute wie Miskovic oder Milo Djuraskovic werden von Millionen Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze leben, für ihre Misere verantwortlich gemacht.
Djuraskovic, Eigentümer des Unternehmens Nibens grupa, ist im Privatisierungsprozess einer der größten Spieler im serbischen Straßenbaugeschäft geworden. Miskovic hat nach dem Zerfall Jugoslawiens ein Geschäftsimperium aufgebaut. Seine Firma Delta Holding beschäftigte über 20.000 Menschen und soll fast ein Zehntel des serbischen BIP erwirtschaftet haben. Im Jahr 2005 verkaufte er 75 Prozent seiner Delta Bank an die italienische Banca Intesa für 277,5 Millionen Euro. Im Vorjahr veräußerte Miskovic seine Supermarktkette Maxi, die Monopolstellung in Serbien hat, an den belgischen Einzelhandelskonzern Delhaize für 932,5 Mio. Euro.
Die Verhaftung von Miskovic hat allerdings etwas von einer Reality-Show. Der Kampf des Staates gegen Korruption wird auf den Kampf von Vizepremier und Verteidigungsminister Aleksandar Vucic gegen den " mächtigsten Serben" zugespitzt. Über seine "Mission" berichtet Vucic laufend auf Twitter und Facebook. Die dem Vizepremier nahestehenden Boulevardblätter Informer und Kurir nehmen Personen ins Visier, bevor Vucic eine Aktion gegen sie startet. Laut dem TV-Sender B92 soll Mis kovic gedroht haben, dass Vucic "den Tag nicht überleben wird". Miskovics Anwälte dementierten, die Sicherheitsmaßnahmen um Vucic wurden erhöht. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, 13.12.2012)