J
Jehona_e_Rahovecit
Guest
Korruption kommt Konzerne teuer zu stehen
Der Daimler-Konzern hat mit Korruptionsvorwürfen aus den USA zu kämpfen. Das Justizministerium fällt ein vernichtendes Urteil über die Geschäftspraktiken der Deutschen. Das ist nicht nur schlecht fürs Image, sondern schmerzt auch wirtschaftlich. Großkonzerne lernen jedoch aus den Sünden der Vergangenheit: Ein breites Umdenken hat begonnen – auch bei Daimler.
© Getty Images
Daimler-Chef Dieter Zetsche
Daimler-Chef Dieter Zetsche
Der Vorwurf lastet schwer, der wirtschaftliche Schaden ist groß. Der Daimler-Konzern will 185 Millionen Euro für die Beilegung des Korruptionsverfahrens mit den US-Behörden zahlen. Zwar bestätigt Daimler die Summe nicht, doch eine schnelle Einigung gilt als sicher, hieß es am Mittwoch in Justizkreisen.
Anzeige
Das US-Justizministerium hatte am Dienstagabend schweres Geschütz gegen den in New York gelisteten Autobauer aufgefahren: Daimler soll über Jahre in 22 Ländern der Welt kräftig geschmiert und bestochen haben. Die Zahlungen sollten "dabei helfen, Verträge mit Regierungskunden abzuschließen“, heißt es in der Klageschrift. Dabei sei es um Daimler-Fahrzeuge im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar gegangen.
USA werfen Daimler Korruption vor
Nach jahrelangen Ermittlungen werfen die US-Justizbehörden dem Autokonzern Daimler weitreichende Korruption vor
Daimlers langjährige Verletzungen des Anti-Korruptionsgesetzes führt das US-Justizministerium unter anderem auf "nicht ausreichende Kontrollen", "eine Firmenkultur, die Bestechungsgelder toleriert und gefördert hat", sowie auf eine sehr dezentrale Vertriebsstruktur zurück. Die Klageschrift schildert ein Geflecht von kleinteiligen, systematischen Bestechungspraktiken. Es geht um Überweisungen, Barzahlungen, vorgetäuschte Beratungsverträge und andere Dienste.
So soll Daimler etwa zwischen 2000 und 2005 dem Sohn eines chinesischen Regierungsvertreters und seiner Freundin Praktika und später Jobs im Unternehmen verschafft haben. Der Autobauer soll dem Sohn zudem einen Mercedes zur Verfügung gestellt haben und ihm und seiner Freundin dabei behilflich gewesen sein, Studentenvisa in Deutschland zu bekommen.
Die Liste ist lang: Es geht um Zahlungen an die Polizei in Nigeria, Busverkäufe nach Nordkorea und an das türkische Innenministerium. Daimler hofft nun, mit der Millionenzahlung das Problem schnell aus der Welt schaffen zu können. Einem Vergleich muss aber noch ein Richter zustimmen. Die Verhandlung ist für den 1. April angesetzt.
Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch die Aussage eines früheren Chrysler-Buchprüfers. In seiner Kündigungsschutzklage hatte er behauptet, Politiker in Asien, Afrika und Osteuropa seien aus Geheimkonten bedient worden. Danach wurden zahlreiche schwarze Konten entdeckt. Zusätzlich deckten die Ermittler systematische Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe bei Auslandsmitarbeitern auf. Bereits im Geschäftsbericht für das Jahr 2005 hatte Daimler über Gewinnminderungen in zweistelliger Millionenhöhe berichtet, die auf Schmier- und Bestechungsgelder zurückgehen könnten. Der Steuerhinterziehung sei durch die Selbstanzeige ihre Spitze genommen worden, urteilten Juristen.
Die Erfahrungen des Stuttgarter Autobauers haben auch schon andere gemacht. Auch Siemens hatte nach Bekanntwerden des eigenen Schmiergeldskandals insbesondere die Konsequenzen in den USA befürchtet. Der Technologiekonzern ist wie Daimler an der US-Börse notiert – das verschaffte den US-Ermittlern freie Hand, obwohl keine Schmiergeldzahlungen in den USA selbst bekannt wurden.
Vorwürfe gegen Daimler: Korruption kommt Konzerne teuer zu stehen | Wirtschaft | ZEIT ONLINE
Der Daimler-Konzern hat mit Korruptionsvorwürfen aus den USA zu kämpfen. Das Justizministerium fällt ein vernichtendes Urteil über die Geschäftspraktiken der Deutschen. Das ist nicht nur schlecht fürs Image, sondern schmerzt auch wirtschaftlich. Großkonzerne lernen jedoch aus den Sünden der Vergangenheit: Ein breites Umdenken hat begonnen – auch bei Daimler.
© Getty Images
Daimler-Chef Dieter Zetsche
Daimler-Chef Dieter Zetsche
Der Vorwurf lastet schwer, der wirtschaftliche Schaden ist groß. Der Daimler-Konzern will 185 Millionen Euro für die Beilegung des Korruptionsverfahrens mit den US-Behörden zahlen. Zwar bestätigt Daimler die Summe nicht, doch eine schnelle Einigung gilt als sicher, hieß es am Mittwoch in Justizkreisen.
Anzeige
Das US-Justizministerium hatte am Dienstagabend schweres Geschütz gegen den in New York gelisteten Autobauer aufgefahren: Daimler soll über Jahre in 22 Ländern der Welt kräftig geschmiert und bestochen haben. Die Zahlungen sollten "dabei helfen, Verträge mit Regierungskunden abzuschließen“, heißt es in der Klageschrift. Dabei sei es um Daimler-Fahrzeuge im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar gegangen.
USA werfen Daimler Korruption vor
Nach jahrelangen Ermittlungen werfen die US-Justizbehörden dem Autokonzern Daimler weitreichende Korruption vor
Daimlers langjährige Verletzungen des Anti-Korruptionsgesetzes führt das US-Justizministerium unter anderem auf "nicht ausreichende Kontrollen", "eine Firmenkultur, die Bestechungsgelder toleriert und gefördert hat", sowie auf eine sehr dezentrale Vertriebsstruktur zurück. Die Klageschrift schildert ein Geflecht von kleinteiligen, systematischen Bestechungspraktiken. Es geht um Überweisungen, Barzahlungen, vorgetäuschte Beratungsverträge und andere Dienste.
So soll Daimler etwa zwischen 2000 und 2005 dem Sohn eines chinesischen Regierungsvertreters und seiner Freundin Praktika und später Jobs im Unternehmen verschafft haben. Der Autobauer soll dem Sohn zudem einen Mercedes zur Verfügung gestellt haben und ihm und seiner Freundin dabei behilflich gewesen sein, Studentenvisa in Deutschland zu bekommen.
Die Liste ist lang: Es geht um Zahlungen an die Polizei in Nigeria, Busverkäufe nach Nordkorea und an das türkische Innenministerium. Daimler hofft nun, mit der Millionenzahlung das Problem schnell aus der Welt schaffen zu können. Einem Vergleich muss aber noch ein Richter zustimmen. Die Verhandlung ist für den 1. April angesetzt.
Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch die Aussage eines früheren Chrysler-Buchprüfers. In seiner Kündigungsschutzklage hatte er behauptet, Politiker in Asien, Afrika und Osteuropa seien aus Geheimkonten bedient worden. Danach wurden zahlreiche schwarze Konten entdeckt. Zusätzlich deckten die Ermittler systematische Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe bei Auslandsmitarbeitern auf. Bereits im Geschäftsbericht für das Jahr 2005 hatte Daimler über Gewinnminderungen in zweistelliger Millionenhöhe berichtet, die auf Schmier- und Bestechungsgelder zurückgehen könnten. Der Steuerhinterziehung sei durch die Selbstanzeige ihre Spitze genommen worden, urteilten Juristen.
Die Erfahrungen des Stuttgarter Autobauers haben auch schon andere gemacht. Auch Siemens hatte nach Bekanntwerden des eigenen Schmiergeldskandals insbesondere die Konsequenzen in den USA befürchtet. Der Technologiekonzern ist wie Daimler an der US-Börse notiert – das verschaffte den US-Ermittlern freie Hand, obwohl keine Schmiergeldzahlungen in den USA selbst bekannt wurden.
Vorwürfe gegen Daimler: Korruption kommt Konzerne teuer zu stehen | Wirtschaft | ZEIT ONLINE