skenderbegi
Ultra-Poster
Kosovo ist überall
Unerwartete Dankbarkeit in Philadelphia
Peter Winkler, Philadelphia
Es wird rasch kühl. Die Sonne vermag schon länger nicht mehr in die Strassenschluchten der Center City hineinzustrahlen und der Bise etwas von ihrer scharfen Kante zu nehmen. Der Sechsjährige gibt klar zu erkennen, dass die Stadtbesichtigung für heute zu Ende ist; nicht einmal ein Schokoladen-Donut im einschlägigen Fast-Food-Café kann ihn noch bei Laune halten.
Zugegeben: Die Schlange ist lang gewesen vor der Independence Hall, wo neben vielen anderen geschichtsträchtigen Ereignissen am 4. Juli 1776 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung ratifiziert wurde. Schon bald wird klar, dass der Heimweg zu einer Tortur wird, falls man am ursprünglichen Plan, nach Lust und Laune durch die Strassengevierte zu mäandern, festhalten will. Müdigkeit und Kälte sind nicht nur für Kinder ein wirksames Gift gegen Ferienstimmung. Den öffentlichen Verkehr nun noch dechiffrieren zu wollen, wo man doch extra ein Hotel gebucht hatte, um alles zu Fuss machen zu können, verbietet sich auch. Schnellere Abhilfe ist gefordert. Also bleibt nur der Wink am Strassenrand, um ein Taxi anzuhalten.
Bereits der erste Wagen hält an, die Frau macht es sich mit ihren beiden Söhnen auf der Sitzbank im Wagenfond bequem. Die Adresse wird genannt, und der Fahrer fädelt sich wieder in den Verkehr ein. Dann eine kurze Schrecksekunde: Man hat kein Bargeld, aber das ist doch sicher kein Problem? Schliesslich erstaunt es in Amerika auch niemanden, wenn man einen Kaffee für zwei Dollar mit der Kreditkarte bezahlt. Nein, der Fahrer kann leider keine Kreditkarten verarbeiten, aber vielleicht kann man an einem der Bancomaten, die an jeder Ecke stehen, etwas Bargeld abheben?
Sein Blick fällt auf die Schweizer Identitätskarte, die zufällig, aber sichtbar neben den Kreditkarten in der Brieftasche steckt. «Sind Sie aus der Schweiz?» – «Sie kennen das Land?» – «Natürlich. Ich bin Kosovo-Albaner, und ihr Schweizer habt viele von uns aufgenommen, als wir Hilfe brauchten. Machen Sie sich keine Sorgen; diese Fahrt ist gratis.»
Kosovo ist überall: Unerwartete Dankbarkeit in Philadelphia - International Nachrichten - NZZ.ch
nette geschichte.....
Unerwartete Dankbarkeit in Philadelphia
Peter Winkler, Philadelphia
Es wird rasch kühl. Die Sonne vermag schon länger nicht mehr in die Strassenschluchten der Center City hineinzustrahlen und der Bise etwas von ihrer scharfen Kante zu nehmen. Der Sechsjährige gibt klar zu erkennen, dass die Stadtbesichtigung für heute zu Ende ist; nicht einmal ein Schokoladen-Donut im einschlägigen Fast-Food-Café kann ihn noch bei Laune halten.
Zugegeben: Die Schlange ist lang gewesen vor der Independence Hall, wo neben vielen anderen geschichtsträchtigen Ereignissen am 4. Juli 1776 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung ratifiziert wurde. Schon bald wird klar, dass der Heimweg zu einer Tortur wird, falls man am ursprünglichen Plan, nach Lust und Laune durch die Strassengevierte zu mäandern, festhalten will. Müdigkeit und Kälte sind nicht nur für Kinder ein wirksames Gift gegen Ferienstimmung. Den öffentlichen Verkehr nun noch dechiffrieren zu wollen, wo man doch extra ein Hotel gebucht hatte, um alles zu Fuss machen zu können, verbietet sich auch. Schnellere Abhilfe ist gefordert. Also bleibt nur der Wink am Strassenrand, um ein Taxi anzuhalten.
Bereits der erste Wagen hält an, die Frau macht es sich mit ihren beiden Söhnen auf der Sitzbank im Wagenfond bequem. Die Adresse wird genannt, und der Fahrer fädelt sich wieder in den Verkehr ein. Dann eine kurze Schrecksekunde: Man hat kein Bargeld, aber das ist doch sicher kein Problem? Schliesslich erstaunt es in Amerika auch niemanden, wenn man einen Kaffee für zwei Dollar mit der Kreditkarte bezahlt. Nein, der Fahrer kann leider keine Kreditkarten verarbeiten, aber vielleicht kann man an einem der Bancomaten, die an jeder Ecke stehen, etwas Bargeld abheben?
Sein Blick fällt auf die Schweizer Identitätskarte, die zufällig, aber sichtbar neben den Kreditkarten in der Brieftasche steckt. «Sind Sie aus der Schweiz?» – «Sie kennen das Land?» – «Natürlich. Ich bin Kosovo-Albaner, und ihr Schweizer habt viele von uns aufgenommen, als wir Hilfe brauchten. Machen Sie sich keine Sorgen; diese Fahrt ist gratis.»
Kosovo ist überall: Unerwartete Dankbarkeit in Philadelphia - International Nachrichten - NZZ.ch
nette geschichte.....