B
benutzer1
Guest
Serben werfen Deutschland wegen Kosovo-Politik Sadismus vor - SPIEGEL ONLINE[h=2]Kosovo-Politik: Serbischer Historiker wirft Deutschland Sadismus vor[/h] "Schlimmer als 1914", "Viertes Reich", "demokratischer Faschismus": In Serbien werfen Historiker und Politiker Deutschland Erpressung und Sadismus vor. Grund für den Ärger ist die Kosovo-Politik. Zeitgleich verteufelt ein wichtiger serbisch-orthodoxer Bischof die EU - und bittet Gott um die Auflösung der Nato.
Belgrad - Eine der einflussreichsten serbischen Zeitungen ist mit der Politik Deutschlands gegenüber dem Balkanland ins Gericht gegangen. "Erpressung und Ultimatum für Serben auch im 21. Jahrhundert" stellten "die Kontinuität der germanischen Politik gegenüber unserem Land" dar, schrieb die Belgrader Zeitung "Novosti" am Sonntag auf ihrer Titelseite. Das Blatt zitiert heimische Historiker, die Forderungen Deutschlands an Serbien zur Lösung der Kosovo-Krise seien schlimmer als das Ultimatum des Habsburger Reiches an Serbien im Jahr 1914, das den Ersten Weltkrieg auslöste.
"Der Sadismus begleitet die 15-jährige Quälerei Serbiens, ohne das Angebot eines ernsthaften Kompromisses", sagte Cedomir Antic, einer der bekanntesten Historiker des Landes, der Zeitung mit Blick auf Deutschland. Mit diesem Sadismus wolle Berlin "seine Frustrationen aus dem 20. Jahrhundert überwinden". Der Parlamentsabgeordnete Sinisa Kovacevic wird mit den Worten zitiert: "Das ist demokratischer Faschismus!" und "Dieses Europa ist das Vierte Reich". "Ihre Beziehung zu den Serben ist erniedrigend und unter jedem Niveau", schlug der Bürgermeister der serbischen Gemeinde Zvecan in Nordkosovo in die gleiche Kerbe.
"Novosti" bebildert am Sonntag ihre Attacke gegen Berlin mit einer Karikatur: Der Deutsche am Verhandlungstisch mit dem Serben besitzt keinen Kopf, sondern dort ist eine geballte Faust aufgepflanzt, die auf den Tisch haut. In anderen Zeichnungen erscheinen die Deutschen als Zuchtmeister und ewige Besserwisser.
Bischof betet für Auflösung der Nato
Bischof Amfilohije (bei der Osterfeier 2009): "Eroberungstrieb wie bei den Kreuzzügen"
Zugleich griff der bekannteste serbisch-orthodoxe Bischof Amfilohije die EU und die Nato an. "Europa hat durch die Bombardierung Serbiens 1999 wieder mal seinen Eroberungstrieb gezeigt, wie wir ihn von den Kreuzzügen und den habsburgischen und faschistischen Märschen kennen", sagte der Metropolit nach Darstellung der Belgrader Zeitungen vom Sonntag. Zuvor hatte er Gott angerufen, dass die Nato aufgelöst werde. Amfilohije, der nach dem Patriarchen der einflussreichste Bischof der Serbisch-Orthodoxen Kirche ist, beschuldigte die EU, das Kosovo beherrschen zu wollen. "Europa verfolgt die Fortsetzung der Tyrannei von Sultan Murat und der 500-jährigen Herrschaft der Osmanen", schimpfte der Geistliche. Das mittelalterliche serbische Reich war in der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 durch ein osmanisches Heer unter Sultan Murat I. zugrunde gegangen. Die Osmanen herrschten ununterbrochen bis ins 19. Jahrhundert.