Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Kosovo: Vorurteile, Wahrnehmung und Wirklichkeit

marksman

Vino
Kosovo leidet unter einem schweren Image-Problem.In Europa zeichnet das Wort "Kosovo" ein Bild von ethnischen Konflikten, politischer Kriese und organisierter Kriminalität. Die führenden europäischen Zeitungen, vor allem aus Ländern mit den größten albanischen Diasporagemeinschaften, bezeichnen Kosovo als Mafiastaat, sicheren Hafen für Kriminelle und
Drogenhändler, mit schwachen Institutionen, der in den Händen von mafiösen Familienclans liegt.

Betrachten wir uns das ganze genauer entdecken wir eine breite Kluft zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit über diesen Staat. Kosovo ist nicht mehr das Land das vom Konflikt beherrscht wird, die Mordrate ist etwa die gleiche wie in Schweden, und es gibt pro Kopf mehr Polizisten in Kosovo als in Singapur.
Zum Vergleich: Nordirland hat 960% mehr Gewaltverbrechen als Kosovo.
Eine UNDP-Studie hat gezeigt, dass nur 15 Prozent der Befragten ihre Bewertung über die Korruption in Kosovo auf persönliche
Erfahrungen beziehen,
Der Europarat hat festgestellt das die meisten Prostitutierten auf dem Balkan heute freiwillig arbeiten und mit 18 Schusswaffen pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu 69 in Finnland, fragt man sich, warum Kosovo und nicht Finnland als Mafiastaat und Paradies für Verbrecher angesehen wird.Denn faktisch ist Kosovo und die gesammte Balkan-Region eine der
sichersten in Europa.

Illegale Waffen

Die oft wiederholte und nur selten in Frage gestellte magische Zahl von 300000 illegalen Waffen machten uns neugierig.
Auf der Suche nach ihrer Herkunft, kamen wir an eine Studie des UNDP aus dem Jahr 2003 mit dem Titel ""Kosovo and the Gun".
Laut dieser Studie gibt es heute schätzungsweise 330000 bis 460000 Waffen in Kosovo. Das Vier-Personen-Team dieser Studie
geht nach der Ausarbeitung davon aus, dass 60-70 Prozent der Haushalte im Kosovo im Durchschnitt 1,4 - 1,7 Waffen zu Hause haben. Die Quelle für diese Zahlen wird so beschrieben:
"Nach Informationen und Schätzungen von Menschen aus den verschiedenen Zweigen des Sicherheits-Sektors im Kosovo."
Der Bericht schweigt darüber, wer diese Informanten sind, aber kommt zu dem Schluss, dass Waffen ein Teil der Kultur in Kosovo geworden sind.
Ein anderer Bericht, veröffentlicht Anfang diesen Jahres vom UNO-Büro für Drogen-und Verbrechensbekämpfung, bestätigt uns
ebenso, dass Kosovo keine Konfliktreiche Gesellschaft mehr ist, in der jeder eine illegale Waffe unter seinem Kopfkissen hat.
Nach Angaben der UNODC Studie ist die Waffenanzahl pro Kopf in Südost-Europa nach wie vor niedriger als in vielen
westeuropäischen Ländern. Mit 18 Schusswaffen pro 100.000 Bewohner schneidet Kosovo tatsächlich besser ab als viele EU-Mitgliedstaaten, insbesondere Finnland und Schweden.

Drogenhandel

Ein kürzlich veröffentlichter UN-Bericht durch das Amt für Drogen-und Verbrechensbekämpfung beschreibt die albanischen
Heroin-Händler als das Balkan-berüchtigste Phänomen der organisierten Kriminalität.
Der Europa Rat warnt 2005 in einem Bericht über die organisierte Kriminalität, dass kriminelle albanische Gruppen eine erhebliche Bedrohung für die EU wegen ihrer Beteiligung an dem Drogenhandel sind.Kriminelle albanische Gruppen sind auch die einzigste nationale Gruppe die in einem Bericht der 2006 von Europol veröffentlicht wurde genannt wird.

Österreichische Behörden berichteten, dass Kriminelle Gruppen ethnischer Albaner, weiterhin die hauptverantwortlichen für den
Transport von Heroin aus Kosovo nach Österreich sind.
Allerdings sind nur drei von 660 Festnahmen die aufgrund von Heroin-Handels gemacht wurden Albaner und seit 2001 wurden nicht
mehr als drei Albaner wegen Heroin-Handel verhaftet.
In Deutschland waren im Jahr 2006, von 7819 wegen Heroin-Handels verhaftete kriminelle nur 15 Albaner und 164 "Jugoslawen"
Davon ergibt sich eine Menge von 12kg von insgesammt 879kg des sichergestellten Heroins in Deutschland.
Die überprüfungen dieser Behauptungen stellen fest, dass das Bild von der gut organisierten und brutalen albanischen
Drogenmafia, die den Drogenmarkt des Balkans kontrollieren, durch amtliche Zahlen aus den wichtigsten Zielländern nicht bestätigt werden kann.

Selbst in Ländern wie Slowenien und Ungarn, ohne albanische Diaspora-Gemeinschaften, herrscht eine negative Wahrnehmung über die albanischen Drogenhändler.In Sloweniens Kriminalitätsbewertung, die dem UN-Büro für Drogen-und Verbrechensbekämpfung vorgelegt wurden, wird behauptet, dass Organisierte kriminelle Banden der ethnischen Albaner eines der grössten Probleme zu sein scheinen. Dies ist überraschend, angesichts der Tatsache das von allen 51 Verhaftungen die wegen Drogenhandels getätigt wurden nicht ein einziger ein Albaner ist.
Von diesen verhafteten, waren nur 2 Prozent Jugoslaven- Ein Begriff, der Albaner und Menschen anderer Ethnien beschreibt, die in Kosovo, Montenegro und Serbien leben und den Jugoslavishen Pass besitzen.
Die unagrischen behörden erklären das die albanische Staatsangehörigkeits-Gruppe nach wie vor die führende Rolle im illegalen
Drogenhandel ausmachen. Es wurden jedoch in den Jahren 2005 und 2006 keine Albaner in Ungarn verhaftet.

Was ist also die Wahrheit wenn es um die Rolle der ethnischen Albaner im Drogenhandel geht? Eine Studie aus dem Jahr 2004 über den Drogenhandel in den 15 wichtigsten europäischen Länder hat den Schluss gezogen, dass höchstens 6 Prozent der Drogenhändler die verhaftet wurden "ethnische Albaner" sind - einschließlich der Albaner aus Albanien sowie die Kosovo-Albaner und andere die ausserhalb von Albanien leben. Die kennzeichnung "albanische Kriminalität" macht keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Staatsangehörigkeiten.

Die Studie aus dem Jahr 2004 bewertet insgesamt 18.749 Verhaftungen, aus den wichtigsten Drogenmärkten, die in Zusammenhang
mit Drogenhandel stehen einschließlich Italien, Deutschland oder den Niederlanden. Sie kommt zu dem Schluss, dass die
aufgrund von Heroin-Handel Festgenommenen zu 68% West-Europäer, 2% Serben/Montenegriner/Mazedonier, 4% Albaner, 4% Türken, 10% Afrikaner und 12% andere sind.Nehmen wir sogar an das alle Heroin-Händler aus Serbien, Montenegro oder Mazedonien möglicherweise etnische Albaner sein könnten, selbst dann wären nur insgesamt 6% der verhafteten Drogenhändler ethnische Albaner.
Das ist wirklich sehr weit entfernt von dem wahrgenommenen Bild der "albanischen Drogenmafia" die angeblich die Kontrolle der westeuropäischen Drogen-Märkte hat.

Korruption

Im Jahr 2007 wird Kosovo von Transparency International als das viert-korrupteste Land auf der Welt bezeichnet.
Korruption wird in der Regel durch Bürgerumfragen gemessen, aber die Ergebnisse dabei sind sehr unterschiedlich.
Was vergessen wurde, war die Tatsache, dass die gleiche Institution, nur ein Jahr zuvor festgestellt hat, dass nur 12 Prozent
der befragten Bürgerinnen und Bürger aus Kosovo Bestechungsgeld gezahlt haben.Das Transparency International Global Corruption Barometer 2006 platzierte Kosovo zwischen Ländern wie Bulgarien, Luxemburg, Kroatien und Hong Kong.Dabei hat Transparency International nie die enorme Diskrepanz erklärt die seine eigenen Umfragen ergeben.
Lokale und internationale Medien waren froh mit solchen Überschrifften gefüttert zu werden.Das Negative Bild Kosovos als das
viert-korrupteste Land auf der Welt schien in Stein gemeißelt auch wenn verschiedene Umfragen zwischen 2001 und 2007 Kosovo schon unter den besten in der Region gezählt haben

In einer Studie von USAID aus dem Jahr 2003 schneidet Kosovo am besten unter den neun Ländern in der Region ab.
Die Studie kommt zu dem Schluss, das die Korruption in Kosovo offenbar nicht so weit verbreitet ist.Forderungen von Schmiergeld der öffentlich bediensteten sind niedriger und das Ausmaß der Einbindung der Bürger in korrupte Geschäfte sind auch weniger als in den Nachbarländern.
In der umfassenden Studie über Korruption im Auftrag von UNDP aus dem Jahr 2004 findet man auffällige Diskrepanzen zwischen der Wahrnehmung und den tatsächlichen Erfahrungen der Korruption. Laut dieser Studie haben nur 15 Prozent der Befragten auf der Grundlage ihrer Bewertung der Korruption in öffentlichen Institutionen reale persönliche Erfahrung.
Um die Bedeutung der Korruption für die öffentlichkeit deutlich zu machen, wandte auch Kosovo sich an die Frühwarn-Berichte, die regelmäßig seit 2001 vom UNDP erstellt werden.
Im Laufe der Jahre, auf die Frage, was die größten Probleme Kosovos sind, haben im Durchschnitt aber nur 5 Prozent der Befragten die Korruption genannt.

Gewaltverbrechen

Ethnische Gewalt ist mit Abstand eines der heikelsten Fragen im Nachkriegs-Kosovo.Der Schutz der Minderheiten, vor allem der
Serben die ca. 7% der Bevölkerung Kosovos ausmachen ist heute praktisch der alleinige Daseinszweck der UNMIK.
Die Internationalen Anerkennungen der Unabhängigkeit von Kosovo hängen aber auch an den Institutionen Kosovos und ihrer Wahrung und Verpflichtung zu einer multi-ethnischen Gesellschaft. Angesichts der Bedeutung der ethnischen Gewalt und ethnischen Beziehungen, ist es erstaunlich, wie wenig wir eigentlich wissen.

Trotz dieser Unstimmigkeiten, gibt es eine Reihe von Fakten, die wir sicher Wissen.Alle Daten bestätigen, dass Morddelikte seit dem Jahr 2000 regelmässig und drastisch gesunken sind. Die Rate der Tötungsdelikte hat um zwei Drittel abgenommen, von noch 226 Morde im Jahr 2000 auf 65 Morde im Jahr 2007. Wir wissen auch, dass Granaten, Minen und andere explosive Angriffe sich um 93 Prozent über den Zeitraum von 2000 bis 2007 verringert haben. Diebstahl von Kraftfahrzeugen ging im selben Zeitraum um 90 Prozent zurück. Diese dramatischen Verbesserungen spiegeln die normalisierung Kosovos nach dem Krieg wieder.2006 hat es in Kosovo im Durchschnitt 3 Morde pro 100.000 Bürger gegeben im Vergleich dazu- 2,4 Morde in Schweden, 4 pro 100.000 Bürger in Bulgarien und 5,5 Morde in den USA.

Wenn wir Kosovos statistiken über Gewaltverbrechen mit denen von NordIrland vergleichen gibt es in Nordirland 960% mehr vorkommnisse.
In Kosovo geschehen tatsächlich weniger Morde, Raubüberfälle und Kfz-Diebstähle als in den meisten Länder in West-Europa.Kosovo ist nicht mehr das Land das vom Konflikt beherrscht wird.Insgesamt hat Kosovo eine sehr geringe Kriminalitätsrate, die Hälfte des europäischen Durchschnitts.

Sicherheit

Eines ist sicher, es gibt keinen Mangel an Polizei im Kosovo.Pro-Kopf, hat Kosovo eine höhere Anzahl von Polizeibeamten als Singapur. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen-und Verbrechensbekämpfung schätzt das Kosovo wahrscheinlich die höchste Konzentration von Sicherheitspersonal in der Welt hat. Derzeit gibt es insgesamt 26.233 Sicherheitskräfte im gesamten Gebiet des Kosovo, darunter 15.900 Soldaten der KFOR, UNMIK-Polizei 1499 und 8834 Kosovo-Polizisten. In anderen Worten, es gibt für jeden 22. erwachsenen männlichen Einwohner einen Sicherheitsbeauftragten.

Die größte Bedrohung für die Sicherheit und die Stabilität in der Region ist jedoch das völlige Fehlen der Rechtsstaatlichkeit nördlich des Ibar Fluss. Nach der Unabhängigkeit verweigern sich die serbischen Polizisten immernoch mit Prishtina zusammenzuarbeiten. In den serbisch-besiedelten Gebieten operieren weiterhin heimlich Polizeibeamte des serbischen Innenministeriums (MUP). Derzeit hat MUP eine geschätzte Stärke von 375 Beamte und 160 Reserve Offiziere im Kosovo.
Weitere 130 serbische Offiziere gibt es in Kosovo die auch für MUP arbeiten, darunter hochrangige Offiziere mit Zugang zu
Geheimdiest-Aufzeichnungen. Dies bietet MUP ein hohes Maß an Kontrolle über große Teile des Kosovo und weitreichende Informationen über die aktivitäten der KOsovo-Police

Kosovo muss handeln und sein Image-Problem ernst nehmen. Rhetorik und PR ist einfach nicht genug. Darüber hinaus fordern wir die Freunde und Partner Kosovos in Europa um Hilfe bei der Bekämpfung von Vorurteilen die nicht mehr den Realitäten entsprechen. Vieles ist geschehen seit den 1990er Jahren, es ist an der Zeit, dass das Bild KOsovos und seine dramatischen Veränderungen und positiven Entwicklungen der letzten Jahre im Ausland wahrgenommen werden.

Dieser Artikel ist aus der Studie Image Matters!, von der Kosovo-Stability Initiative (IKS) und wird gefördert durch das Forum 2015, ein Projekt der Kosovo Soros-Stiftung und Riinvest Institut. Sehen Sie die vollständige Studie hier auf English und auf Albanisch und Serbisch
 
Zuletzt bearbeitet:
für den bericht «Polykrimineller Multifunktionsraum» gibts bereits nen eigenen thread, drum hab ich ihn hier rausgelöscht.
 
Deutschland waren im Jahr 2006, von 7819 wegen Heroin-Handels verhaftete kriminelle nur 15 Albaner und 164 "Jugoslawen"


Jaja wie hiess es dank den Albanern aus dem Kosovo hat serbien einen schlechten ruf.....

Welch eine Ohrfeige für die labertaschen aus Beogradi....
 
.
In Sloweniens Kriminalitätsbewertung, die dem UN-Büro für Drogen-und Verbrechensbekämpfung vorgelegt wurden, wird behauptet, dass Organisierte kriminelle Banden der ethnischen Albaner eines der grössten Probleme zu sein scheinen. Dies ist überraschend, angesichts der Tatsache das von allen 51 Verhaftungen die wegen Drogenhandels getätigt wurden nicht ein einziger ein Albaner ist.

Dreister geht es nicht von den Alpenserben.

traurig traurig.
 
Tja das ist halt das Problem. Wenn man erst mal den Ruf weg hat, dann hat man ihn einfach.
Da kann es in anderen Ländern so viel mehr Gewaltverbrechen geben wies will. Wenn man erst mal ein bestimmtes Bild von ner Nation oder nem Land hat, dann kriegt man ihn meist nicht mehr so schnell los.
Ist natürlich echt scheisse. Es verlangt ein langer Prozess, bis man in einigermaßen gutem Licht scheint.
 
Zurück
Oben