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kosovos exporte am boden.

Novak

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Neben der Blockadepolitik Serbiens hemmt nun auch die uneinige EU-Politik die Entwicklung des Exportsektors des Staatenneulings. Das ausgelaufene Abkommen zum zollfreien Handel mit der EU konnte nicht erneuert werden.

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Rahovec. Über den Rebstöcken auf den Hügeln westlich von Rahovec (Orahovac) strahlt die Februar-Sonne. Doch in den kühlen Keller-Katakomben des Weinproduzenten „StoneCastle“ huscht ein eher bitteres Lächeln über das Gesicht von Shani Mullabazi, wenn der Kosovo-Albaner auf die Probleme seiner Firma zu sprechen kommt. Als Exportunternehmen in Kosovo könne man leider „keine normalen Geschäfte in einem normalen Umfeld“ tätigen, klagt der Geschäftsführer des größten Weinproduzenten Südosteuropas.



Keine Exporte nach Serbien

Ausgerechnet die lang ersehnte Eigenstaatlichkeit des Kosovo 2008 sollte dem Vorzeigeunternehmen mit einer Jahresproduktion von damals zwölf Mio. Litern einen Knick in der Erfolgsbilanz bescheren. Nicht nur die Folgen der Weltwirtschaftskrise und die hoch subventionierte EU-Konkurrenz machten „StoneCastle“ in den letzten beiden Jahren auf den hart umkämpften Exportmärkten zu schaffen. Da Belgrad die Zollstempel der Exprovinz nicht anerkennt, bleibt Kosovos schwach entwickeltem Exportsektor nicht nur der Absatzmarkt des früheren Mutterlands, sondern auch der Transit durch Serbien verwehrt. Zuvor habe StoneCastle jährlich rund zwei Mio. Liter in Serbien abgesetzt, „jetzt null“, berichtet Mullabazi. Die Transportkosten nach Mitteleuropa hätten sich durch die serbische Blockade um 40 Prozent vergrößert: „Wir müssen nun über Mazedonien oder Montenegro exportieren – und das kostet uns eine Menge Geld.“

Obwohl Kosovos Exporte 2010 leicht angezogen sind, machen sie noch immer nur 13,9 Prozent der Importe aus. Die faktische Handelsblockade Serbiens und Bosnien-Herzegowinas habe seit der Unabhängigkeit „eher zu einer Verschlechterung als Verbesserung“ der wirtschaftlichen Lage Kosovos geführt, berichtet Rudina Heroi, Ökonomin am GAP-Institut in Prishtina. Neben dem Ausbleiben neuer Auslandsinvestoren, die politische Komplikationen genauso abschrecken wie der träge Privatisierungsprozess und die Korruption, machen dem Land vor allem die steigende Arbeitslosigkeit zu schaffen, die auf 44 Prozent geklettert ist.

Kopfschüttelnd mustert der stoppelbärtige Hassan auf dem Wochenmarkt in Prizren seine selbst gefertigten Töpfe. Seit sieben Uhr morgens warte er auf den ersten Käufer „und nun ist es fast schon Mittag“, erzählt er. „Ich verkaufe nichts, weil die Leute keine Arbeit und kein Geld haben.“

Zumindest in der prosperierenden Hauptstadt findet sich kaufkräftige Klientel. Modische Ledersofas harren in den neuen Verkaufsräumen des serbischen Möbelherstellers „Simpo“ am Stadtrand von Prishtina auf ihre Käufer. Nein, die Kunden hätten keine Probleme damit, dass die Möbel in Serbien gefertigt seien, versichert die Verkäuferin. Die Geschäfte liefen gut, eine zweite Niederlassung sei eröffnet: „Die Leute wissen unsere Qualität zu schätzen.“



Bilaterale Handelsabkommen

Serbien setzt jährlich Güter im Wert von 350 Mio. Euro im Kosovo ab, „während uns der Zugang zu den serbischen Märkten verwehrt wird“, erregt sich StoneCastle-Manager Mullabazi. Das GAP-Institut empfiehlt inzwischen, Kosovos Mitgliedschaft in der Balkan-Freihandelszone der CEFTA zu überdenken. „Wenn auch noch Kroatien nach dem EU-Beitritt aus der CEFTA ausscheidet und zwei von vier verbliebenen Mitgliedern unsere Waren blockieren, macht ein Verbleib in der CEFTA kaum Sinn“, so Rudina Heroj: „Dann sind wir mit bilateralen Handelsabkommen besser bedient.“

Statt Hilfe im Zollkonflikt mit Belgrad zu bieten, hat die EU dem Staatenneuling seit Jahresbeginn ein neues Problem eingebrockt. Das nach zehn Jahre ausgelaufenes Abkommen zum zollfreien Handel mit der EU konnte von Brüssel aus technischen Gründen bislang nicht erneuert werden. Da fünf der 25 EU-Mitglieder Kosovo nicht anerkannt haben, ist noch immer nicht klar, unter welcher Landesbezeichnung die Verlängerung des Vertragswerks abgesegnet werden kann. Kosovos Weine seien verzollt nicht mehr konkurrenzfähig, wenn gleichzeitig Weine aus Mazedonien oder Serbien zollfrei in die EU importiert werden können, seufzt Mullabzi: „Die EU versichert zwar, dass ein neues Freihandelsabkommen unterzeichnet wird. Aber niemand weiß, wann das passieren wird.“


AUF EINEN BLICK

Die Unabhängigkeit des Kosovo, die mittlerweile drei Jahre alt ist, hat wirtschaftlich einen hohen Preis: Die Exporte nach Serbien sind unmöglich geworden, auch der Transit durch Serbien ist verboten. Die Handelsbilanz des Kosovo ist also tiefrot. Die Arbeitslosigkeit in dem Land ist daher mittlerweile auf 44 Prozent geklettert.

Kosovos Exporte liegen am Boden « DiePresse.com
 
Das schlimme daran ist doch, dass die Arbeitslosigkeit alle Ethnien betrifft und niemand von den Blockaden profitiert.
 
alkohol ist sowieso haram.

kosovo sollte zuerstmal seine binnen-wirtschaft ankurbeln bevor sie versuchen die welt zu erobern.^^
 
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