Y
Yunan
Guest
"Krieg der Listen" setzt Präsident Anastasiades unter Druck
[h=2]Krise in Zypern: "Krieg der Listen" setzt Präsident Anastasiades unter Druck[/h]Von Georgios Christidis, Thessaloniki
Reedereien, Energieriesen, Staatsunternehmen: Eine Liste mit 132 Firmen, die rechtzeitig vor der Zwangsabgabe Millionen Euro von ihren Konten geräumt haben sollen, sorgt für politischen Unmut in Zypern. Präsident Anastasiades wird verdächtigt, Verwandte mit Informationen versorgt zu haben.
Nikos Anastasiades (l.), Kirchenoberhaupt Chrysostomos(r.): Präsident unter Verdacht
Es ist eine neue Enthüllung - nur wenige Tage nach Veröffentlichung einer Liste mit Namen von Unternehmen und prominenten Politikern, deren Kredite von zyprischen Banken angeblich großzügig erlassen wurden. Es tobt ein "Krieg der Listen", wie lokale Medien schreiben.
Die aktuelle Aufzählung, am Wochenende von zyprischen und griechischen Nachrichtenmedien veröffentlicht, enthält nun 132 Namen von Firmen und Einzelpersonen, die bis zu 700 Millionen Euro von ihren Konten abgehoben haben sollen - nur wenige Tage bevor die Banken geschlossen wurden. Auf der Liste finden sich Reedereien und Energie-Unternehmen ebenso wie juristische Kanzleien und sogar staatliche Unternehmen.
Die Überweisungen wurden allesamt in der ersten Märzhälfte getätigt, also genau in der kritischen Phase vor dem Krisengipfel der Euro-Länder am 15. März. Griechenlands auflagenstarke Sonntagszeitung "Proto Thema" schlussfolgert, dass es "berechtigen Verdacht geben muss, dass einige dieser Leute Insider-Informationen über die zu erwartenden Beschlüsse der Euro-Zone hatten".
Besonders pikant: Eine der Firmen auf der Liste gehört Verwandten des zyprischen Staatspräsidenten Nikos Anastasiades. Das betreffende Unternehmen habe angeblich mehrere Millionen Euro auf ein Konto in London überwiesen.
Präsident unter Verdacht
Anastasiades, der am Sonntag im Interview mit der Tageszeitung "Fileleftheros" noch recht staatstragend nach Wegen aus der Krisesuchte, gerät nun ins Kreuzfeuer dieses Listenkriegs. Einem Bericht der zyprischen Zeitung "Haravgi" zufolge, die der kommunistischen AKEL-Partei nahesteht, habe die Firma, die dem Vater von Anastasiades' Schwiegersohn gehört, am 12. und 13. März Einlagen von insgesamt 21 Millionen Euro von der zyprischen Laiki Bank abgehoben. Die Hälfte des Geldes wurde an die zu jener Zeit als sicher betrachtete Bank von Zypern überwiesen, die andere Hälfte nach London.
Das Treffen der Euro-Länder, bei dem die empfindlichen Zwangsabgaben auf umfangreiche zyprische Bankeinlagen final beschlossen wurde, fand nur zwei Tage später statt. In der Folge blieben Zyperns Banken für zwei Wochen geschlossen, bevor sie am vergangenen Donnerstag mit der strikten Maßgabe, dass nur geringe Summen pro Tag abgehoben werden dürfen, wieder eröffnen durften. Nicht versicherte Anleger der Laiki Bank, Zyperns größtem Kreditinstitut, deren Portfolio mehr als 100.000 Euro beträgt, sehen sich mit herben Verlusten von bis zu 60 Prozent ihres Vermögens konfrontiert. Gleiches gilt für die Kunden der Bank von Zypern.
Präsident Anastasiades wehrt sich gegen den Verdacht, Informationen weitergegeben zu haben. In einem schriftlichen Statement erklärte er, die Berichte seien der Versuch, von den wahren Verantwortlichen für den Bankrott Zyperns abzulenken. Vor Journalisten rechtfertigte er sich am Sonntag: "Weder wusste ich im Voraus etwas über die Beschlüsse, noch wäre es mir möglich gewesen, bis zum frühen Samstagmorgen eine Schlacht mit den Euro-Ländern zu schlagen und gleichzeitig Informationen weiterzugeben."
Das betroffene Unternehmen gibt ebenfalls an, nichts Illegales getan zu haben. Die Überweisungen seien aus geschäftlichen Gründen erfolgt, außerdem habe die Firma noch immer Millionen Euro in Zypern angelegt.
Selbst Anhänger des Präsidenten sind jedoch schockiert über die Anschuldigungen und fordern Aufklärung. "Während gewöhnliche Zyprer an Suppenküchen Schlange stehen und ihren Stolz überwinden, weil sie keine andere Wahl haben als Bettler zu werden, muss jeder, insbesondere die politische Führung des Landes, beweisen, dass er über jeden Zweifel erhaben ist", schrieb die konservative, also tendenziell regierungsnahe Zeitung "Fileleftheros" am Montag in einem Kommentar. Die Aussagen, die bisher in der Angelegenheit von Anastasiades und der Firma seines Angehörigen getätigt wurden, seien "nicht zufriedenstellend".
Der "Krieg der Listen" und die näheren Umstände des zyprischen Staatsbankrotts werden nun einen von der Regierung eingesetzten Untersuchungsausschuss beschäftigen. Das Komitee, aus hochrangigen Richtern zusammengesetzt, wird am Dienstag vereidigt. Präsident Anastasiades sagte zu, sich den Ermittlungen nicht entziehen zu wollen. Auch die zyprische Staatsanwaltschaft will die Vorwürfe gründlich prüfen. "Uns steht viel Arbeit bevor", sagte ein Sprecher am Sonntag.
Mit Material von dpa
- - - Aktualisiert - - -
Diese Bastarde sind alle gleich.
[h=2]Krise in Zypern: "Krieg der Listen" setzt Präsident Anastasiades unter Druck[/h]Von Georgios Christidis, Thessaloniki
Reedereien, Energieriesen, Staatsunternehmen: Eine Liste mit 132 Firmen, die rechtzeitig vor der Zwangsabgabe Millionen Euro von ihren Konten geräumt haben sollen, sorgt für politischen Unmut in Zypern. Präsident Anastasiades wird verdächtigt, Verwandte mit Informationen versorgt zu haben.
AP/dpa
Es ist eine neue Enthüllung - nur wenige Tage nach Veröffentlichung einer Liste mit Namen von Unternehmen und prominenten Politikern, deren Kredite von zyprischen Banken angeblich großzügig erlassen wurden. Es tobt ein "Krieg der Listen", wie lokale Medien schreiben.
Die aktuelle Aufzählung, am Wochenende von zyprischen und griechischen Nachrichtenmedien veröffentlicht, enthält nun 132 Namen von Firmen und Einzelpersonen, die bis zu 700 Millionen Euro von ihren Konten abgehoben haben sollen - nur wenige Tage bevor die Banken geschlossen wurden. Auf der Liste finden sich Reedereien und Energie-Unternehmen ebenso wie juristische Kanzleien und sogar staatliche Unternehmen.
Die Überweisungen wurden allesamt in der ersten Märzhälfte getätigt, also genau in der kritischen Phase vor dem Krisengipfel der Euro-Länder am 15. März. Griechenlands auflagenstarke Sonntagszeitung "Proto Thema" schlussfolgert, dass es "berechtigen Verdacht geben muss, dass einige dieser Leute Insider-Informationen über die zu erwartenden Beschlüsse der Euro-Zone hatten".
Besonders pikant: Eine der Firmen auf der Liste gehört Verwandten des zyprischen Staatspräsidenten Nikos Anastasiades. Das betreffende Unternehmen habe angeblich mehrere Millionen Euro auf ein Konto in London überwiesen.
Präsident unter Verdacht
Anastasiades, der am Sonntag im Interview mit der Tageszeitung "Fileleftheros" noch recht staatstragend nach Wegen aus der Krisesuchte, gerät nun ins Kreuzfeuer dieses Listenkriegs. Einem Bericht der zyprischen Zeitung "Haravgi" zufolge, die der kommunistischen AKEL-Partei nahesteht, habe die Firma, die dem Vater von Anastasiades' Schwiegersohn gehört, am 12. und 13. März Einlagen von insgesamt 21 Millionen Euro von der zyprischen Laiki Bank abgehoben. Die Hälfte des Geldes wurde an die zu jener Zeit als sicher betrachtete Bank von Zypern überwiesen, die andere Hälfte nach London.
Das Treffen der Euro-Länder, bei dem die empfindlichen Zwangsabgaben auf umfangreiche zyprische Bankeinlagen final beschlossen wurde, fand nur zwei Tage später statt. In der Folge blieben Zyperns Banken für zwei Wochen geschlossen, bevor sie am vergangenen Donnerstag mit der strikten Maßgabe, dass nur geringe Summen pro Tag abgehoben werden dürfen, wieder eröffnen durften. Nicht versicherte Anleger der Laiki Bank, Zyperns größtem Kreditinstitut, deren Portfolio mehr als 100.000 Euro beträgt, sehen sich mit herben Verlusten von bis zu 60 Prozent ihres Vermögens konfrontiert. Gleiches gilt für die Kunden der Bank von Zypern.
Präsident Anastasiades wehrt sich gegen den Verdacht, Informationen weitergegeben zu haben. In einem schriftlichen Statement erklärte er, die Berichte seien der Versuch, von den wahren Verantwortlichen für den Bankrott Zyperns abzulenken. Vor Journalisten rechtfertigte er sich am Sonntag: "Weder wusste ich im Voraus etwas über die Beschlüsse, noch wäre es mir möglich gewesen, bis zum frühen Samstagmorgen eine Schlacht mit den Euro-Ländern zu schlagen und gleichzeitig Informationen weiterzugeben."
Das betroffene Unternehmen gibt ebenfalls an, nichts Illegales getan zu haben. Die Überweisungen seien aus geschäftlichen Gründen erfolgt, außerdem habe die Firma noch immer Millionen Euro in Zypern angelegt.
Selbst Anhänger des Präsidenten sind jedoch schockiert über die Anschuldigungen und fordern Aufklärung. "Während gewöhnliche Zyprer an Suppenküchen Schlange stehen und ihren Stolz überwinden, weil sie keine andere Wahl haben als Bettler zu werden, muss jeder, insbesondere die politische Führung des Landes, beweisen, dass er über jeden Zweifel erhaben ist", schrieb die konservative, also tendenziell regierungsnahe Zeitung "Fileleftheros" am Montag in einem Kommentar. Die Aussagen, die bisher in der Angelegenheit von Anastasiades und der Firma seines Angehörigen getätigt wurden, seien "nicht zufriedenstellend".
Der "Krieg der Listen" und die näheren Umstände des zyprischen Staatsbankrotts werden nun einen von der Regierung eingesetzten Untersuchungsausschuss beschäftigen. Das Komitee, aus hochrangigen Richtern zusammengesetzt, wird am Dienstag vereidigt. Präsident Anastasiades sagte zu, sich den Ermittlungen nicht entziehen zu wollen. Auch die zyprische Staatsanwaltschaft will die Vorwürfe gründlich prüfen. "Uns steht viel Arbeit bevor", sagte ein Sprecher am Sonntag.
Mit Material von dpa
- - - Aktualisiert - - -
Diese Bastarde sind alle gleich.