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Schein-Welt: Kroatien: Auf den Spuren des Marders - Nachrichten Print - WELT AM SONNTAG - Finanzen - WELT ONLINE
Es scheint klar: Der Name "Kuna" kommt von Krone, schließlich haben auch viele andere Länder ihre Währung so benannt, und Tschechiens Version ("Koruna") klingt ja ganz ähnlich. Manch Kroatien-Urlauber hat sich so den Namen des Geldes schon erklärt. Doch leider ist dieser so naheliegende Schluss falsch.
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Kuna heißt auf Kroatisch vielmehr "Marder". Und das ist nicht etwa ein Versehen oder ein Zufall, sondern dahinter steht eine lange Historie. Denn bis ins zwölfte Jahrhundert wurden in weiten Teilen Osteuropas Tierfelle als Währung benutzt. Dazu gehörten Pelze von Eichhörnchen, Hermelin, aber eben auch von Mardern. Als später Silbermünzen geprägt wurden, entsprach ihr Wert zunächst einer festen Anzahl von Fellen. Im Reich der Kiewer Fürsten gab es daher den Begriff "Griwna Kun" - Griwna hieß eine Silbermünze. Die Ukraine hat danach ihre heutige Währung benannt.
In Kroatien hießen die Silbermünzen im 13. Jahrhundert dagegen Banovac. Allerdings war auf sie ein Marder geprägt, und auch im Wappen Kroatiens ist heute noch ein Marder zu sehen. Zur Zeit des Ustas{cech}a-Regimes zwischen 1941 und 1945 gab es dann erstmals eine Währung des Namens Kuna, die jedoch mit der Gründung des sozialistischen Jugoslawiens wieder verschwand.
Nach der Unabhängigkeit Kroatiens 1991 galt dann zunächst drei Jahre lang der kroatische Dinar. Er verlor jedoch in Windeseile an Wert. Ende 1994 wurden daher 1000 Dinar durch eine Kuna ersetzt. Der heutige Umtauschkurs zum Euro liegt etwa bei eins zu sieben - was manchen an den früheren Umtauschkurs zwischen Deutscher Mark und österreichischem Schilling erinnern mag.
So jung der moderne kroatische Staat und dessen Währung auch sind, die Kuna-Scheine sollen das Bild einer jahrhundertealten kulturellen und staatlichen Tradition vermitteln. Dazu werden auf der Vorderseite Persönlichkeiten dargestellt, die sich im Lauf der Jahrhunderte, als es keinen kroatischen Staat gab, um kroatische Sprache, Kultur oder Nation verdient machten. Dazu gehören der Barock-Dichter Ivan Gundulic oder Stjepan Radic, der 1905 die kroatische Bauernpartei gründete und sich nach dem Ersten Weltkrieg gegen eine Vereinigung Kroatiens, Sloweniens und Serbiens zum Königreich Jugoslawiens aussprach.
Auf den Rückseiten zeigen die Scheine Ansichten verschiedener kroatischer Städte, wie Rijeka, Pula, Dubrovnik, Zagreb oder auch die vom Unabhängigkeitskrieg zu Beginn der 90er-Jahre besonders getroffenen Städte Osijek und Vukovar. Auch hier wird jedoch gern auf die Geschichte Bezug genommen. So wird auf dem 1000-Kuna-Schein die Statue von König Tomislav gezeigt, die in Zagreb steht. Er war im 10. Jahrhundert erster kroatischer König.
Noch weiter zurück blickt der 20-Kuna-Schein, der auch wieder auf die Tierwelt Bezug nimmt. Allerdings geht es nicht um Marder oder andere Pelzträger, vielmehr ist die sogenannte Vuc{cech}edol-Taube zu sehen. Dabei handelt es sich um ein jungsteinzeitliches Tongefäß aus der Zeit von 2800 bis 2500 vor Christus, das der Vuc{cech}edol-Kultur zugeschrieben wird. Sie soll im Gebiet des heutigen Kroatiens beheimatet gewesen sein. Sicher ist jedoch, dass sie ganz sicher nicht in einer historischen Linie mit dem heutigen Kroatien steht.