Leverkusen98
legend...
Wie ein Team aus dem Kosovo versucht, die Kluft zwischen Serben und Albanern spielend zu überspringen.
Kosovska Mitrovica. Wenn am Balkan das Auto eines Sportfunktionärs in die Luft fliegt, denkt man zunächst an einen mafiosen Hintergrund. Kein Wunder, in den vergangenen zehn Jahren wurden ja gleich mehrere serbische Fußballklubpräsidenten Opfer ihrer Unterweltverstrickungen. Bei Miomir Dasic, der zum Zeitpunkt der Detonation nicht im Wagen saß, war die Mafia ausnahmsweise unschuldig.
Der Trainer des Basketballklubs "Bambi" aus dem serbisch dominierten Norden Kosovos hatte sich vielmehr eines "unserbischen Verhaltens" schuldig gemacht. Und die Explosion war letztlich als ultimative Warnung zu verstehen: Denn "Bambi" spielt seit Oktober als einziger serbischer Klub in der ersten Kosovo-Liga, in der es sonst nur Vereine der Kosovo-Albaner gibt. In den Augen von Hardlinern betreibt er "Verrat". Und zwar am eigenen Volk.
Die zu 90 Prozent von Albanern bewohnte südserbische Provinz Kosovo wird seit dem Krieg 1999 von der UNO verwaltet und ist seither de facto der Regierungsgewalt Belgrads entzogen, auch wenn sie rein völkerrechtlich doch noch ein Teil Serbiens ist. 2007 wird der Wunsch der Kosovo-Albaner in Erfüllung gehen: die Unabhängigkeit, zumindest als "light-Version".
Wenn "Bambi" also in der Kosovo-Liga spielt, ist das ein hochpolitisches Wagnis. "Die serbische Politik kann das einfach nicht akzeptieren", meint Dasic im "Presse"-Gespräch. "Dabei geht es mir einzig und allein um den Sport." Folgerichtig sieht er seine "Bambis" auch nicht als serbischen Verein. Denn derzeit bestehe der Kader zwar nur aus Serben und Bosniaken, aber wenn alles gut geht, stößt bald ein Albaner zum Team, das derzeit auf Platz sechs der Zehnerliga liegt. "Feinde" lancierten freilich umgehend Vorwürfe, er habe Geld genommen, um zu PR-Zwecken für die UNO multiethnische Normalität im Kosovo vorzutäuschen.
Mit Spannung war im Herbst das erste Spiel in der Kosovo-Hauptstadt Pristina erwartet worden. Würde es Zwischenfälle geben? Würde man das Spiel abbrechen müssen? Nichts dergleichen, ganz im Gegenteil: 1000 Kosovo-Albaner jubelten ihren serbischen Spielern zu. "Und das war einfach schön", freut sich Dasic. Ein Spiel im serbischen Norden der geteilten Stadt Kosovska Mitrovica ist hingegen undenkbar: "Wenn wir hier gegen einen Albaner-Verein spielen, das wäre wie Hiroshima." Sprich: die Folgen wären unabsehbar. Auch ein Spiel im albanischen Süden der Stadt musste kurz vor Anpfiff abgesagt werden, als sich Fans schon in der Sporthalle eingefunden hatten. Zu groß war die Angst der UN-Verwaltung vor einem Gewaltausbruch.
Die vielen Widerstände innerhalb seiner eigenen Volksgruppe haben es bisher nicht geschafft, Dasic zu entmutigen. Nicht der Ausschluss aus dem Sportverband Mitrovicas, nicht die dauernden Drohungen, auch gegen die Spieler und schon gar nicht die Explosion seines Wagens. Er hat nur Angst um seine Familie, nicht um sich selbst, wie er klar und deutlich mit balkanischem Pathos bekundet. Er mache weiter, auch auf die Gefahr hin, dass bald seine Todesanzeige in einer Zeitung zu lesen sein könnte. Unter der Rubrik Volksheld . . ?
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=s&ressort=jd&id=607286
Kosovska Mitrovica. Wenn am Balkan das Auto eines Sportfunktionärs in die Luft fliegt, denkt man zunächst an einen mafiosen Hintergrund. Kein Wunder, in den vergangenen zehn Jahren wurden ja gleich mehrere serbische Fußballklubpräsidenten Opfer ihrer Unterweltverstrickungen. Bei Miomir Dasic, der zum Zeitpunkt der Detonation nicht im Wagen saß, war die Mafia ausnahmsweise unschuldig.
Der Trainer des Basketballklubs "Bambi" aus dem serbisch dominierten Norden Kosovos hatte sich vielmehr eines "unserbischen Verhaltens" schuldig gemacht. Und die Explosion war letztlich als ultimative Warnung zu verstehen: Denn "Bambi" spielt seit Oktober als einziger serbischer Klub in der ersten Kosovo-Liga, in der es sonst nur Vereine der Kosovo-Albaner gibt. In den Augen von Hardlinern betreibt er "Verrat". Und zwar am eigenen Volk.
Die zu 90 Prozent von Albanern bewohnte südserbische Provinz Kosovo wird seit dem Krieg 1999 von der UNO verwaltet und ist seither de facto der Regierungsgewalt Belgrads entzogen, auch wenn sie rein völkerrechtlich doch noch ein Teil Serbiens ist. 2007 wird der Wunsch der Kosovo-Albaner in Erfüllung gehen: die Unabhängigkeit, zumindest als "light-Version".
Wenn "Bambi" also in der Kosovo-Liga spielt, ist das ein hochpolitisches Wagnis. "Die serbische Politik kann das einfach nicht akzeptieren", meint Dasic im "Presse"-Gespräch. "Dabei geht es mir einzig und allein um den Sport." Folgerichtig sieht er seine "Bambis" auch nicht als serbischen Verein. Denn derzeit bestehe der Kader zwar nur aus Serben und Bosniaken, aber wenn alles gut geht, stößt bald ein Albaner zum Team, das derzeit auf Platz sechs der Zehnerliga liegt. "Feinde" lancierten freilich umgehend Vorwürfe, er habe Geld genommen, um zu PR-Zwecken für die UNO multiethnische Normalität im Kosovo vorzutäuschen.
Mit Spannung war im Herbst das erste Spiel in der Kosovo-Hauptstadt Pristina erwartet worden. Würde es Zwischenfälle geben? Würde man das Spiel abbrechen müssen? Nichts dergleichen, ganz im Gegenteil: 1000 Kosovo-Albaner jubelten ihren serbischen Spielern zu. "Und das war einfach schön", freut sich Dasic. Ein Spiel im serbischen Norden der geteilten Stadt Kosovska Mitrovica ist hingegen undenkbar: "Wenn wir hier gegen einen Albaner-Verein spielen, das wäre wie Hiroshima." Sprich: die Folgen wären unabsehbar. Auch ein Spiel im albanischen Süden der Stadt musste kurz vor Anpfiff abgesagt werden, als sich Fans schon in der Sporthalle eingefunden hatten. Zu groß war die Angst der UN-Verwaltung vor einem Gewaltausbruch.
Die vielen Widerstände innerhalb seiner eigenen Volksgruppe haben es bisher nicht geschafft, Dasic zu entmutigen. Nicht der Ausschluss aus dem Sportverband Mitrovicas, nicht die dauernden Drohungen, auch gegen die Spieler und schon gar nicht die Explosion seines Wagens. Er hat nur Angst um seine Familie, nicht um sich selbst, wie er klar und deutlich mit balkanischem Pathos bekundet. Er mache weiter, auch auf die Gefahr hin, dass bald seine Todesanzeige in einer Zeitung zu lesen sein könnte. Unter der Rubrik Volksheld . . ?
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=s&ressort=jd&id=607286