Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

M. Weithmann, "Balkan-Chronik": Makedonien

Schiptar

Geek
Aus Michael W. Weithmanns Buch "Balkan-Chronik": http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/01_0198.html
(...für diejenigen, die auch Bücher lesen können, und nicht nur Internetseiten...)

Kap. "Die nationale Wiedergeburt", S.230f.:

Makedonien

Gibt es auch einen makedonischen Nationalismus? Von Nationalismus zu sprechen, ist hier vielleicht nicht zutreffend, eher von einer „makedonischen Identität". Im Vorkriegs-Jugoslawien bildete Makedonien eine serbische Provinz (Neu- oder Südserbien; ab 1929 Vardar-Departement, der Name Makedonien wurde vermieden). Während des Zweiten Weltkriegs war das Land zum großen Teil von Bulgarien besetzt. Erst unter Tito wurde Makedonien 1945 als eigene Teilrepublik aus der Taufe gehoben und das „Makedo-Slawische" als Amts- und Schriftsprache akzeptiert (mit einem dem Serbischen ähnlichen kyrillischen Alphabet). Tito verfolgte damit ein politisches Ziel: Serbien sollte durch die Abtrennung Makedoniens nicht mehr den dominanten Einfluß in dem neuen jugoslawischen Bundesstaat ausüben, wie vor dem Krieg, und gleichzeitig konnten damit bulgarischen „makedonischen" Ansprüchen der Wind aus den Segeln genommen werden.

Inwieweit die von der Tito-Regierung geförderten Projekte der makedonischen Akademie der Wissenschaften in Skopje, über die Jahrhunderte hinweg, beginnend mit Zar Samuel von Ohrid Ende des 10. Jahrhunderts (s. S. 70), eine eigene makedonische Geschichte (die unabhängig von Bulgarien und Serbien verlaufen sei) zu konstruieren, bei der Bevölkerung ein makedonisches nationales Geschichtsbild hervorgerufen haben, läßt sich noch schwer beurteilen. Eher hat die 1967 erfolgte Trennung einer eigenen makedonischen Kirche vom serbischen Patriarchat (von diesem nie anerkannt!) das makedonische Eigenständigkeitsbewußtsein gefördert. Die makedonische orthodoxe Kirche betrachtet sich seitdem als autokephal. Neue Überlegungen nationalmakedonischer Kirchenkreise gehen dahin, das mittelalterliche Patriarchat Ohrid Wiederaufleben zu lassen. Wir müssen beachten, daß die Republik Makedonien ethnisch nicht homogen ist. Die Makedo-Slawen, heute etwa 67 Prozent, stehen allein 20 Prozent Albanern gegenüber, deren Bevölkerungszahl erst nach dem Krieg hier so sprunghaft angewachsen ist und weiter wächst. Denkbar ist, daß sich in Makedonien eine Art „Abwehr-Nationalismus" gegen den serbischen Druck von außen (das Großserbentum sieht in den Makedoniern kein eigenes Volk, nur von Tito entnationalisierte Serben!) und den wachsenden albanischen Einfluß im Inneren herausbildet.

Mit der Eigenständigkeit der Republik Makedonija (1991) traten auch nationalistische Gruppen auf den Plan, die ein Groß-Makedonien mit Einschluß Salonikis fordern und auf die historische slawische Besiedlung in Griechisch-Makedonien und die dort noch existierende slawische Minderheit hinweisen. Dies, sowie Vereinnahmungen der antiken Make-donen - Alexander den Großen miteingeschlossen - durch die slawischen Makedonier haben zu einer scharfen Konfrontation mit Athen geführt, wobei sich beide Seiten geschichtlicher Argumente bedienen. Griechenland führt seine kleine slawische Minderheit statistisch als „slavophone Griechen". In Bulgarien ist, trotz der raschen Anerkennung Skopjes durch Sofia, weiterhin die Meinung vorherrschend, Makedonien sei ein historischer Teil Bulgariens und das Makedonische ein westbulgarischer Dialekt. Deshalb genießen die im bulgarischen Pirin-Gebiet lebenden Makedonier auch keinen besonderen Minderheitenstatus.
 
Kap. "Die Balkankriege 1912-1913", S.317-320:

Streitobjekt Makedonien

Schauen wir uns die Ländereien, die dem Osmanischen Reich nach 1878 in Europa verblieben waren, und um die es jetzt geht, etwas genauer an: Die bulgarische Hoheit über Makedonien war nur ein ephemeres Zwischenspiel nach dem Diktat von San Stefano 1878 gewesen. Der Berliner Kongreß hatte wiederum die uneingeschränkte osmanische Herrschaft über ganz Makedonien (Binnenmakedonien um Skopje, und Küstenmakedonien um Thessaloniki) bestätigt. Ein breiter türkischer Riegel, bestehend aus Albanien, Makedonien mit der gesamten nördlichen Ägäisküste, und Thrakien, trennte weiterhin die Balkanhalbinsel in eine slawische Nordhälfte und in eine griechische Südhälfte. Es war jedoch klar gewesen, daß die Osmanen dieses latent im Aufruhr liegende Gebiet nicht lange würden halten können. Denn hier werden sich wie unter einem Brennglas die gegenseitigen Ansprüche der Serben, Bulgaren und der Griechen, und der sich nun auch zu Wort meldenden Albaner, treffen und das Pulverfaß Balkan zum ersten Mal überregional explodieren lassen!

Makedonien: Das Vardar-Tal, nackter Karst, Schluchten, Hochebenen, Seen, Sümpfe und das Meer. Erst im 19. Jahrhundert taucht der antike Landesname wieder aus der geschichtlichen Versenkung auf, als der Besitz dieses Kernlands des Balkans und der nördlichen Ägäisküste entscheidend wird für die territoriale Vorherrschaft auf dem ganzen Balkan.

Makedonien ist uns im Verlauf der Balkan-Geschichte schon oft begegnet, - immer als Zankapfel, als umkämpftes Gebiet. Früher war es macht- und kirchenpolitisch umstritten, doch im Zeitalter des Nationalismus versuchen die Anrainerstaaten, die Einwohner mit allen Mitteln auf ihre Seite zu ziehen. Aber diese Einwohnerschaft Makedoniens ist denkbar ungeeignet für nationalistische Propaganda. Den Hauptteil bilden slawische Bauern. Sind es Serben, Bulgaren? Sie selbst - Analphabeten - wissen es nicht. Eine einheitliche Sprachform existiert nicht. Ihre Vielzahl von Dialekten gibt auch keine Auskunft darüber. Der Anklang ans Bulgarische aber ist wohl deutlicher und die hauchdünne Intelligenzschicht, auch die Geistlichkeit, tendiert nach Bulgarien. In den Kirchenchroniken ist die Erinnerung an das altbulgarische Kulturzentrum Ohrid und an den unglücklichen Zaren Samuel wachgehalten worden. Das altbulgarische Zarenreich und auch die Fiktion von San Stefano haben Makedonien miteingeschlossen. Historische Ansprüche aber kommen auch aus Serbien: Makedonien war das Kernland des Zarenreiches Stefan Dusans, Skopje seine Krönungsstadt. Auch Griechenland meldet historische Anwartschaften - wie heute! - an. Nicht gerade mit Hinweis auf Alexander den Großen, aber auf die Herrschaft von Byzanz. Die Makedo-Slawen gelten für Athen als slawisierte Griechen.

Neben den Slawen existieren dominante Minderheiten: Griechen an der Ägäisküste und in den Städten, Aromunen und Albaner bzw. Arnauten in den Bergen, sowie Türken in den Städten und Festungen. Man schätzt für das Jahr 1900 etwa 4 Millionen Einwohner in Makedonien: 2 Millionen Slawen, 600000 Griechen, 400000 Albaner, 100-150000 Aromunen, 120000 Juden (in Thessaloniki), 50000 Türken und eine unbekannte Zahl Sinti und Roma. Thessaloniki ist eine internationale Stadt, 1912 leben in ihr Griechen, Türken und, als volkreichster Teil, sephardische Juden. Sie waren die Nachkommen der im 15. und 16. Jahrhundert aus Spanien („Sepharda") vertriebenen Judenschaft, die von den osmanischen Sultanen mit offenen Armen aufgenommen worden waren. Aus Thessaloniki hatten sie ein blühendes Handels- und Handwerkszentrum gemacht. Das Hinterland der Stadt war dagegen rein slawisch besiedelt. Einen gewissen Vorteil in der Makedonienfrage hatten die Bulgaren wegen der kirchenrechtlichen Einbeziehung des Landes in ihr Exarchat (seit 1870) erreicht.

Das Land kam nicht zur Ruhe: Makedonien wird nach 1878 zur glimmenden Lunte im „Pulverfaß Balkan". In der zeitgenössischen europäischen Presse werden die „Makedonischen Zustände" zum sprichwörtlichen Sinnbild für Chaos, Anarchie und Terror. Die gegenseitigen Territorialansprüche Serbiens, Bulgariens und Griechenlands führten zu einem permanenten Kleinkrieg, zu Infiltrierung und zum Untergrundkampf der Rivalen auf makedonischem Boden. Zahlreiche militante Geheimgesellschaften, sogenannte „Komitees", greifen türkische Stützpunkte an und versuchen durch Terror Einfluß auf die Landbevölkerung zu gewinnen. Bulgarische, serbische, griechische und arnautische Freischärler, die sogenannten „Komitatschi", bekämpfen sich bis aufs Messer. Griechische „Andarten" agieren im Süden, serbische „Cetniks" im Norden, und sie versuchen, der terrorisierten einheimischen Bevölkerung jeweils ihr Nationalbekenntnis aufzuzwingen. Terror provoziert Gegenterror. Der Bandenkrieg mit nationalem Hintergrund vermengt sich bald mit dem Treiben ordinärer Räuberbanden. Die Türken sehen sich zu einem permanenten Kriegs- und Ausnahmezustand gezwungen. Die Komitatschi beherrschen ganze Gebiete und wechseln, je nach Geldzahlungen, die Fronten. Die nationalistische Wühlarbeit und die Guerilla nehmen Formen an, deren Zielsetzung in Europa nicht mehr durchblickt wird. Klare Trennungslinien, etwa nach Religion oder Nationalität, sind in der archaischen Stammes- und Clangesellschaft von außen nicht erkennbar. Vermutlich wurde in vielen Fällen nationale Propaganda nur zum Vorwand genommen, um alten Rechnungen und Blutfehden zu begleichen. Für europäische Beobachter vermittelte sich der Eindruck eines unentwirrbaren Kampfes aller gegen alle. Klare Fronten waren nicht mehr zu erkennen.

Für griechische Ziele kämpft die Geheimgesellschaft „Hellenismos" und die Terrororganisation „Unsichtbares makedonisches Komitee" (besonders gegen die Aromunen s. S. 284), serbische Ziele versucht die Sveti-Sava-Gesellschaf t zu erreichen. Bei den albanischen Attentaten und Überfällen sind keine eindeutigen Pläne zu entdecken. Vermutlich dienten sie der Absicherung der Clans und der Großfamilien. Auch eine „Makedonische revolutionäre sozialistische Gruppe" hatte sich formiert. In ihren Aufrufen ist vom „makedonischen Volk" die Rede, das sich mit dem bulgarischen vereinigen sollte. Eine kleine anarchistische Splittergruppe „Gemidzi" (Matrosen) erregte durch die Sprengung der „Ottoman Bank" in Thessaloniki großes Aufsehen.

In Bulgarien, wo sich der „Groß-Bulgarische Traum von San Stefano" zur Nationalideologie verfestigte, entstand als Geheimorganisation die „Innere Makedonische Revolutionäre Organisation" (IMRO), die den Anschluß Makedoniens an Bulgarien gewaltsam „nationalrevolutionär" herbeibomben wollte.

Der bulgarisch-serbisch-griechische Bandenkrieg führte bei der einheimischen slawischen Bevölkerung Makedoniens rasch zu der Einsicht, daß ihr nationales Heil nicht im Anschluß an einen der Nachbarstaaten lag, sondern in einem Autonomie-Status, eventuell sogar in der Unabhängigkeit.

Als die wirren „Makedonischen Zustände" im Jahr 1903 in einem von der IMRO organisierten Aufstand gegen die Türken kulminierten, war auch die Parole „Makedonien den Makedoniern" präsent. Kurzzeitig etablierte sich die unabhängige „Republik von Kruševo", bis sie dem türkischen Gegenschlag und der Hilfsverweierung der IMRO zum Opfer fiel. Die Ausrufung des Aufstandes am Elias-Tag (makedonisch „Ilinden") 1903 markiert für das makedonische nationale Selbstverständnis die erste moderne Manifestation des makedonischen Unabhängigkeitswillens. Der 2. August, der „Ilinden", ist seitdem der makedonische Nationalfeiertag. Die brutalen Kampfhandlungen und die Repression des Aufstands durch die Türken bewirkten eine Internationalisierung des Streits. Die beiden großen Balkan-Konkurrenten Rußland (das hinter Serbien stand) und Österreich-Ungarn (das Bulgarien stützte) einigten sich 1903 in Mürzsteg auf ein vages „Reformprogramm", das die Osmanen in Makedonien durchführen sollten.

Die gegenseitige Blockade der Großmachtansprüche Wiens und Sankt Petersburgs bewirkten aber praktisch die Aufrechterhaltung des weiter umstrittenen Status-quo Makedoniens. Müßig zu sagen, daß diese halbherzige europäische Intervention nur alles verschlimmerte und die Anarchie weiter anwachsen ließ!

Und um dieses tumultuöse Landgebilde streiten sich nun - 1913, nach dem 1. Balkankrieg - die ehemaligen Partner der Balkan-Liga!
 
Kap. "Ungelöste Nationalitätenfragen", S.475-478:

Makedonien

Der in der Zwischenkriegszeit „Südserbien" bzw. ab 1929 „Vardar-Departement" genannte jugoslawische Landesteil war 1941 bis 1943 in eine bulgarische und im Westen in eine kleinere italienische Besatzungszone geteilt worden. Im Anschluß an die italienische Kapitulation 1943 übernahmen die Deutschen das Regiment und riefen nach der bulgarischen Waffenniederlegung im August 1944 die Selbständigkeit Makedoniens aus, um die Besatzung aufrechterhalten zu können. Nach dem Rückzug der Wehrmacht im November 1944 war diese Option vorbei. Mehr Erfolg war dem makedonischen Selbständigkeitsstreben unter kommunistischem Vorzeichen beschieden, hatte doch die Komintern bereits 1920 und 1924 ein unabhängiges Makedonien (mit Einschluß des griechischen Ägäis-Makedoniens) proklamiert. In den Gründungsstatuten für das kommunistische föderative Jugoslawien in Bihać 1942 und in Jajce 1943 wurden die Makedonier als eigene jugoslawische Nation definiert. Am 2. August 1944 erfolgte die Gründung der Volksrepublik Makedonien mit der Hauptstadt Skopje als gleichberechtigte Teilrepublik des zukünftigen jugoslawischen Bundesstaates.

Das Makedonien-Problem, das uns in diesem Buch wie ein balkanischer Alptraum seit dem 10. Jahrhundert verfolgt, behielt auch nach 1945 seine zwischennationale Stellung von hoher Sprengkraft.

Der bulgarische KP-Chef Dimitrov war 1945 jedoch nur unter der Bedingung bereit, auf das Land zu verzichten, falls durch eine bulgarisch-jugoslawische Konföderation dieser Streitpunkt überhaupt aus der Welt geschafft werden würde. Wie wir gesehen haben, ist es auf Stalins Einspruch hin nicht zu jener Balkanföderation und damit zu keinem Versuch einer einvernehmlichen Lösung auf diesem Weg gekommen. Im Gegenteil, im Streit Titos mit Moskau wurde der bulgarische Vasall vom Kreml nach 1948 in Abständen ermuntert, diese alte Territorialfrage aufs Tapet zu bringen und dabei mehr oder weniger unverblümt Revisionsforderungen zu stellen, mit dem Ziel, den Tito-Staat zu demontieren. Moskau setzte seinen „makedonischen Hebel" an: Nach Dimitrovs Tod während eines Besuchs im Kreml 1949 mutierte die Volksrepublik Bulgarien zum allertreuesten und angepaßtesten Vasallen Moskaus in Südosteuropa. Periodisch ermunterte nun der Kreml seinen bulgarischen Satelliten, die Makedonische Frage provokativ auf die Tagesordnung zu setzen. Immer dann, wenn sich der Konflikt zwischen Moskau und Belgrad krisenhaft zugespitzt hat, - 1948 beim Ausbruch der Differenzen, bei der sowjetischen Intervention in Ungarn 1956 und in der Tschechoslowakei 1968, - waren aus Sofia historische Revisionsforderungen hinsichtlich Makedoniens und Säbelrasseln zu vernehmen. Die Leugnung einer eigenen makedonischen Nationalität durch Sofia hat die Normalisierung der jugoslawisch-bulgarischen Beziehungen während der Tito-Ära verhindert. Nach Kräf-ten hat das kommunistische Moskau aus Großmachtkalkül diesen balkanischen Gegensatz gefördert. Das war Moskaus makedonische Karte! In Titos Jugoslawien stach sie freilich nicht besonders. Denn die Makedonier verfügen zwar über ein starkes antiserbisches Ressentiment, das von den Serbisierungsversuchen seit 1913 herrührt, das aber nicht unbedingt mit einer probulgarischen Haltung einhergeht. Auch die bulgarischen Besetzungen während der Weltkriege hinterließen Wunden, so daß sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein profilierter Unabhängigkeitsdrang breitgemacht hatte. Und dieser wurde von Tito in der föderativen Verfassung von 1946 gegen den national-serbischen Widerstand weitgehend berücksichtigt.

Nicht nur erhielten die 1,3 Millionen Einwohner Makedoniens eine eigene Teilrepublik mit der Hauptstadt Skopje, sondern auch eine eigene Nationalität zuerkannt. Nur die unangefochtene Autorität Titos und seine totalitäre kommunistische Staatspartei konnte die Selbständigkeit Makedoniens gegen den latenten großserbischen Nationalismus verordnen. Mit Energie ging man nun daran, die verwaltungsmäßige Unabhängigkeit auch nationalideologisch zu untermauern. Zum ersten Mal wurde die makedonische Schriftsprache kodifiziert, und das „Makedonische" als eigenständige südslawische Sprache (nicht Dialekt!) festgelegt. Die westliche Slawistik (die Wissenschaft der slawischen Sprachen und Literaturen) ist dem weitgehend gefolgt, so daß heute in der internationalen Sprachwissenschaft Makedonisch (oder „Makedo-Slawisch" oder „Slawo-Makedonisch") allgemein als eigene slawische Sprache anerkannt ist. Auch eine eigene Nationalgeschichte des „makedonischen Volkes" wurde konstruiert. In dem Fall freilich überwiegen die Konstrukte und Anleihen aus anderen Balkangeschichten und -ideologien. Besonders die bulgarische Geschichtswissenschaft reagierte (und reagiert) darauf sehr heftig, denn der alten Theorie aus Sofia von der bulgarischen Geschichte, Kultur und Sprache Makedoniens, die keineswegs aus der Luft gegriffen ist, sollte dadurch in Makedonien selbst buchstäblich der Boden entzogen werden.

1967 erfolgte mit der Gründung einer eigenen autokephalen Makedonisch-Orthodoxen Kirche sozusagen der letzte Schritt der makedonischen Nationswerdung. Verbunden damit war aber die Loslösung vom serbischen Patriarchat. Dies hat die Serbisch-Orthodoxe Kirche nie anerkannt. Bis heute schwelt dieser innerorthodoxe Kirchenstreit, hinter dem natürlich eminente nationale Interessen stehen!

Wir dürfen aber heute feststellen, daß das durch den titoistischen Staatsgedanken geförderte, von Serben wie Bulgaren gleichermaßen unabhängige makedonische Sprach-, Geschichts- und Nationalbewußtsein bei den slawischen Einwohnern Makedoniens fruchtbaren Boden vorgefunden hat. Eindeutig dominiert ab den 70er Jahren in Makedonien das nationale Eigenbewußtsein, und nicht mehr wie früher die Hinwendung nach Bulgarien oder nach Serbien. Tito und sein Staatssystem war in Skopje immer sehr populär. Bis heute steht der jugoslawische Staatsgründer in Makedonien in hohem Ansehen, - ganz im Gegensatz zu Serbien, wo Tito heute als Serbenfeind beschimpft wird.

Trotz der von Belgrad in der Tito-Ära in die Wege geleiteten Umverteilung vom „reichen Norden" (Slowenien, Kroatien) in den „armen Süden" (Serbien, Bosnien, Montenegro, Kosovo, Makedonien) blieb Makedonien ökonomisch ein unterentwickeltes Land. Einen schweren Rückschlag hatte der mühsame wirtschaftliche Aufbau zudem durch das verheerende Erdbeben im Jahr 1963 erlitten, das ganz Skopje in einen Trümmerhaufen verwandelt hatte.

Auch das Verhältnis Belgrads zu Athen wurde durch die Ausrufung und ideologische Festigung einer eigenen makedonischen Nation aufs schwerste belastet. Schon die jugoslawische Unterstützung für die kommunistischen Partisanen während des griechischen Bürgerkriegs von 1946 bis 1949 und niemals dementierte latente Ansprüche Jugoslawisch-Makedoniens auf Saloniki hatten für tiefe Irritationen gesorgt. In den 60er Jahren wurden indessen die griechisch-jugoslawischen Beziehungen zumindest offiziell normalisiert.
 
Kap. "Die Europäische Union und die Jugoslawien-Krise", S.508-513:

Land zwischen vier Feuern: Makedonien

In der südlichen Teilrepublik Makedonien war unter Tito mit Erfolg ein eigenes makedonisch-slawisches Eigenständigkeitsbewußtsein propagiert worden. Die „bulgarische Option", das heißt eine mögliche Hinwendung zu Sofia, wie in der Vergangenheit öfters geschehen, spielt seitdem keine einflußreiche Rolle mehr im Land. Dagegen änderte sich das demographische Bild der Republik in den letzten 30 Jahren. Binnen-Makedonien, bis zum Zweiten Weltkrieg noch ein vorwiegend slawisch besiedeltes Land, wurde durch das überproportionale Anwachsen der islamischen Minderheiten zu einem Vielvölkerstaat. Von den 2,1 Millionen Einwohnern wurden 1989 67 Prozent slawische Makedonier, 2 Prozent Serben, 20 Prozent muslimische Albaner und fast 5 Prozent Türken gezählt (die Zahl der Roma - meist Muslims - dürfte 6 Prozent betragen).

Den ab 1987 aggressiver werdenden Konfrontationskurs Miloševićs und die Sezessionspolitik der nördlichen jugoslawischen Republiken erwiderte Makedonien mit einem vorsichtigen Unabhängigkeitskurs. Ausschlaggebend dafür waren die nationalistischen Töne aus Belgrad, die von Makedonien als von einer „perfiden titoistischen Erfindung" sprachen und die 1945 gegründete Teilrepublik als künstliches Staats- und Nationsgebilde bezeichneten, mit deren Gründung Tito den serbischen Einfluß im jugoslawischen Bund niederhalten wollte. Nach Möglichkeit sollte die Republik im Rahmen einer jugoslawischen Konföderation verbleiben. Unter diesem Aspekt fanden im November 1990 die ersten freien Parlamentswahlen statt. Die stärkste relative Mehrheit errang die antikommunistische nationalistische „Demokratische Partei für die makedonische nationale Einheit", die sich IMRO nennt. An zweiter Stelle stand die alte kommunistische Staatspartei, die gewendeten „Reformkommunisten", gefolgt von der Interessenvertretung der makedonischen Albaner. Größere ernstzunehmende Kräfte, die den Anschluß an Bulgarien oder an Serbien propagierten, existieren offenbar nicht. Republikspräsident wurde der Reformkommunist Kiro Gligorov, ein Politiker des gemäßigten Flügels, der aus seiner Partei und einer kleineren sozialistischen Partei ein Kabinett bildete. Die Wahlen im Oktober 1994 bestätigten ihn erneut.

Der Ausbruch des serbisch-slowenischen und serbisch-kroatischen Krieges im Juni 1991 machte alle Optionen auf eine jugoslawische Konföderation endgültig zunichte. Seitdem setzt die Führung in Skopje auf die volle staatliche Souveränität. Regierungsdirektiven aus Belgrad wurden ab 1991 zurückgewiesen. Eine Volksbefragung über die volle Unabhängigkeit am 8. September 1991 ergab eine deutliche Befürwortung von 74 Prozent der Wähler. Allerdings: Ein böses Omen war der fast geschlossene Boykott des Referendums durch die Albaner! In einem eigenen Plebiszit am 12. Januar 1992, das von der Regierung in Skopje als illegal und sezessionistisch bezeichnet wurde, erklärten sich im Gegenzug 90 Prozent der Albaner in Makedonien für die Autonomie ihrer Siedlungsgebiete (autonomes Gebiet „Illyria"). Trotz Gligorovs Ausgleichspolitik bestimmt der albanisch-makedonisch-(slawische) Antagonismus die Innenpolitik der Republik. Am 20. November 1991 erklärte das makedonische Parlament in Skopje die Unabhängigkeit der Republik. In der Verfassung wurde der EG-Kriterienkatalog zur Anerkennung (Unveränderlichkeit der Grenzen; Minderheitenschutz) berücksichtigt. Trotzdem wird das Gesuch um Anerkennung in Brüssel seit 1992 auf die lange Bank geschoben. Was ist der Grund? Sehen wir uns das aktuelle außenpolitische Umfeld der neuen Republik an: Es gleicht einer Lage zwischen „vier Feuern".

Miloševićs Serbien macht wenig Hehl aus seiner Ablehnung einer eigenen makedonischen Nation. Zwar war die serbisch kontrollierte „Jugoslawische Bundesarmee" bis April 1992 aus Makedonien abgezogen, doch nur, weil sie nun auf dem von Belgrad in Szene gesetzten neuen Kriegsschauplatz in Bosnien benötigt wurde.

In Bulgarien hatte sich die traditionelle Ansicht von Makedonien als „West-Bulgarien" und als Teil der bulgarischen Nation über die kommunistische Ära gerettet. Diese Ansicht gibt auch weiter den Ton in Sofia an, - allerdings ohne expansive Beitöne. Man scheint sich im postkommunistischen Bulgarien von heute mit der Existenz eines makedonischen Staates abgefunden zu haben, beharrt aber doch weiter darauf, daß die makedonische Geschichte ein integraler Teil der bulgarischen Nationalgeschichte sei. Dies hat jedoch zur Folge, daß Sofia zwar den makedonischen Staat nicht in Frage stellt, jedoch eine makedonische Nation nach wie vor nicht anerkennt.

Eine den Westen irritierende Rolle hat das NATO- und EG-Mitglied Griechenland mittlerweile auf dem Balkan eingenommen. Auf die Unabhängigkeitserklärung Makedoniens antwortete Athen mit diplomatischen Protestnoten und einer demonstrativen freundschaftlichen Hinwendung zum nationalistischen kriegführenden Serbien. Die Zusammenarbeit Athens mit Belgrad ging soweit, daß das im Juni 1992 von der UNO gegen Serbien und Montenegro verhängte Embargo von Griechenland aus offensiv und mit offenkundiger Duldung der Athener Behörden gebrochen wurde, und daß die EG-Sanktionen von Griechenland aus ostentativ unterlaufen wurden. Makedonien, über dessen Transitstrecke der illegale Warenverkehr verläuft, ist dabei der militärischen Erpressung von serbischer Seite und der wirtschaftlichen Erpressung von griechischer Seite (durch die Drohung einer totalen Blockade) schutzlos ausgeliefert.

Und das „vierte Feuer"? Dies ist Albanien, zu dem die starke albanische Minderheit tendiert. (Sie selbst gibt ihren Bevölkerungsanteil in Makedonien mit über 30 Prozent an). Tirana vermeidet aber jeden unfreundlichen Ton gegen Skopje und scheint sich eher auf die Anerkennung und auf entspannte nachbarliche Beziehungen vorzubereiten. Als gemeinsamer Gegner wird der serbische Expansionismus angesehen.

Im Frühjahr 1991 fanden trilaterale Gespräche zwischen den Regierungen Serbiens, Griechenlands und Bulgariens statt. Das Thema hieß Makedonien. In gemeinsamen Statements hieß es, daß „in Makedonien nur Serben, Bulgaren und Griechen leben", was bedeutet, „daß es eine makedonische Nation nicht gibt." Dies ist die gemeinsame Plattform der drei größeren Nachbarstaaten Makedoniens! Es ist somit kein Wunder, daß im Westen des öfteren über geheime Aufteilungspläne spekuliert worden ist, an welchen besonders Belgrad und Athen interessiert seien. Die überraschend enge Zusammenarbeit Griechenlands mit Serbien läßt auf jeden Fall den Schluß einer „stillschweigenden Übereinkunft" hinsichtlich einer Destabilisierung und Teilung des makedonischen Staatswesens zu. Auch Albanien hätte letztlich nichts gegen eine Auflösung Makedoniens, weil darin die Chance läge, die dortigen albanischen Siedlungsgebiete an den Kosovo - mit Fernziel Albanien - anzuschließen. Welche Rolle Bulgarien in der Geheimdiplomatie hinsichtlich Makedonien spielt, ist unklar. Es steht aber zu vermuten, daß man in Sofia die Existenz eines unabhängigen Makedonien als „Pufferstaat" gegen Serbien favorisiert. Das also sind die „vier Feuer", zwischen denen sich Makedonien eingekeilt sieht: Es sind seine unmittelbaren Nachbarn Serbien, Griechenland, Albanien, Bulgarien. Und auch die Türkei wird sich an der Beantwortung der „Makedonischen Frage" beteiligen. Die Stationierung von UN- und US-Truppen ab Mitte 1992 an den Grenzen Makedoniens konnte Provokationen bis heute (1995) verhindern.

Gravierend ist, daß Griechenland bis heute aufgrund seines Vetorechts in der Europäischen Gemeinschaft die formelle Anerkennung Makedoniens verhindert hat. Der Druck aus Brüssel bewirkt zwar, daß Athen offiziell seine Nordgrenze nicht in Frage stellt, er konnte aber nicht verhindern, daß ein für westliche Augen kurioser „Namensstreit" um den Begriff Makedonien ausbrach. Mit Hinweis auf Alexander den Großen und das antike hellenische Makedonia und die hellenistische Kontinuität ebendort beansprucht Griechenland diesen Namen in historischer, kultureller, politischer und geographischer Hinsicht allein für sich, bzw. für seine Nordprovinz. Eine Medienkampagne wurde in Gang gesetzt, die den Griechen allen Ernstes suggerieren soll, die armselige Republik Makedonija wolle Griechisch-Makedonien annektieren. Die Usurpation des hellenischen Namens und damit der hellenistischen Tradition durch die Slawen Makedoniens sei ein Zeichen für deren Ansprüche auf Gesamt-Makedonien. Deshalb besteht Athen hartnäckig auf dem Staatsnamen „Republik Skopje" und auf dem Namen „Skopianer" für die Einwohnen dieses Staates. Nicht mehr der Staat an sich steht zur Disposition, sondern der Name! Die „Skopianer" sind nach griechischer Auffassung übrigens zu einem Teil slawisierte Griechen. Die Existenz einer makedonischen Nation lehnt Athen genauso vehement ab wie Sofia und Belgrad! Die Voraussetzung für das Einverständnis Griechenlands in die vorgesehene EG- (bzw. EU-) und damit KSZE-Anerkennung Makedoniens ist also die Namensänderung der neuen Republik in „Skopje".

Allerdings kann sich Athen bei seiner antimakedonischen Haltung durchaus auf einige Argumente stützen, die nicht von der Hand zu weisen sind. So gibt es in der Republik Makedonien tatsächlich Parteien und Stimmen (wenn auch nicht in der gegenwärtigen Regierung), die ein slawisches Groß-Makedonien bis zur Ägäis einschließlich „Solun" im Auge haben. Entsprechende Landkarten kursieren im Lande. Die nationalistischen Parteien Makedoniens, die starke „Demokratische Partei für die makedonische nationale Einheit" (IMRO) und die etwas schwächere „Bewegung für die all-makedonische Aktion'' haben zweifelsohne die Vereinigung „aller Makedonier" aufs Panier geschrieben. Wobei sowohl der Begriff „alle Makedonier" wie auch der Begriff „Vereinigung" bewußt unklar gehalten wird. Provozierend auf Griechenland muß in jedem Fall die Abbildung des „Weißen Turms zu Thessaloniki" auf einem makedonischen Wertpapier wirken. Und wer kann es den Griechen verdenken, wenn sie allergisch darauf reagieren, daß die slawischen Makedonier die antiken Makedonen und damit Alexander den Großen in ihren Vorfahren- und Heldenkanon einreihen und den antiken makedonischen „Stern von Vergina", das Herrschersymbol Philipps II., in ihre Staatsflagge übernehmen?!

Realpolitisch gesehen hat die brüske Reaktion Griechenlands einen tieferen Hintergrund: Nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems sieht sich Griechenland einer völlig neuen Situation gegenüber. Das NATO-Mitglied Türkei, dessen EG-Beitritt Athen bis jetzt auch durch das Veto verhindert hat, wird an politischem und wirtschaftlichem Gewicht - auch ohne EG-Mitgliedschaft - erheblich zunehmen. Der Westen wird eine überregionale Schlüssel- und Machtstellung der laizistischen antifundamentalistischen (und zudem antirussischen) Türkei in Nahost und in Mittelasien im eigenen Interesse fördern. Und Ankara wird versuchen, wieder auf dem Balkan Fuß zu fassen. Auf die pauperisierten Länder des Balkans übt die moderne Türkei bereits jetzt einen starken wirtschaftlichen Anreiz aus. Griechenland fürchtet, daß die Türkei über die dominante türkische Minderheit in Bulgarien (gut 10 Prozent) und über die traditionell nach Istanbul orientierte albanische Minderheit in Makedonien (bis 30 Prozent) sowie über den albanischen Kosovo und über Albanien selbst einen „neo-osmanischen" Sperriegel quer durch den Balkan errichten könnte, der Griechenland von Westeuropa isolieren würde. Ankara könnte somit Druck auf Griechenland wegen der ungelösten Zypernfrage und Druck auf Serbien wegen Bosnien ausüben. Diese Konstellation erklärt auch das Zusammengehen Griechenlands mit Serbien.

Am 8. April 1993 wurde Makedonien als souveräner Staat von der UNO anerkannt. Den griechischen Bedenken trug die Weltgemeinschaft insofern Rechnung, als der offizielle Name des neuen Staats „vorläufig" mit „Frühere Jugoslawische Republik Makedonien" (Former Yugoslavian Republic of Macedonia = FYROM) angegeben wurde. Nachdem auch die europäischen Staaten und die USA zu Beginn des Jahres 1994 das Balkanland anerkannt hatten, reagierte Griechenland mit der Sperrung des Hafens Saloniki für den Verkehr mit Skopje. Durch diesen von Brüssel nicht verhinderten schweren Affront haben sich die Spannungen um Makedonien weiter verschärft. Die Anerkennung seitens der EU und damit die Gewährung umfassender Hilfe aus Brüssel für das wirtschaftlich am Boden liegende Land hat das EU-Mitglied Athen bisher durch sein Veto zu verhindern vermocht.
 
Kap. "Die dunklen Jahrhunderte", S.71f.:

[...] Küsten-Makedonien mit Thessaloniki bleibt unzweifelhaft ein Teil des oströmischen Imperiums, aber ab dem 7. Jahrhundert mit starkem slawischen Bevölkerungsanteil bis in die neueste Zeit herein. Binnenmakedonien mit Ohrid bildet im 10. Jahrhundert das Herzstück des bulgarischen Reiches. Und Anfang des 11. Jahrhunderts wird Makedonien unter Zar Samuel sogar kurzzeitig unabhängig.

Die moderne Geschichtsschreibung der beteiligten Nationen hat damit so ihre Probleme: Sind die slawischen Einwohner Makedoniens mit ihrer reichen frühmittelalterlichen Kultur nun Bulgaren, Serben, ein eigenständiges südslawisches Volk (Makedo-Slawen), oder gar slawisierte Griechen? Die bulgarische Geschichtsbücher bezeichnen Samuels Herrschaft als „Westbulgarisches Reich". In jugoslawischen Geschichtswerken wird es als eigene „makedo-slawische" Reichsbildung betrachtet und der Name „Bulgaren" peinlich vermieden. Bekanntlich ist Makedonien im Jahr 1945 als eigener jugoslawischer Teilstaat gegründet worden. Durch eine selbständige „makedo-slawische Geschichte" hat man sodann versucht, eine eigene geschichtliche Tradition zu konstruieren. Im wesentlichen ist dieses unter Tito initiierte makedonische Geschichtsbild von den Apologeten der makedonischen Eigenstaatlichkeit in die 1991 ausgerufene Republik Makedonija übernommen worden (s. S. 230).

Der geopolitische Begriff Makedonien war übrigens bis ins 19. Jahrhundert völlig ungebräuchlich. Erst damals ist von europäischen Reisenden dieser ursprünglich antike Landschaftsnamen auf das seit dem frühen Mittelalter slawische Gebiet um Skopje und Ohrid wieder rück-übertragen worden.

Letztlich krankt aber das Makedonien-Problem, wie fast alle balkanischen Nationalitätenkonflikte, an der Unmöglichkeit, unseren heutigen Nationalbegriff auf das Mittelalter anzuwenden. Ein Nationalbewußtsein im modernen Sinne kennt das Mittelalter nicht. Die Sprache gab zwar einen Anhaltspunkt auf eine gemeinsame Herkunft (das bedeutet das lateinische „natio"), doch waren religiöse Zusammenhänge und feudale Abhängigkeiten für den mittelalterlichen Menschen weitaus wichtiger für sein Selbstverständnis.

Die sprachliche Definition kann für das makedonische Problem auch keinen entscheidenden Lösungsbeitrag liefern. Denn die Sprache in diesem Gebiet zeigt heute sowohl Anklänge an die bulgarische wie serbische Schriftsprache, weshalb Streitigkeiten bestehen, ob es sich um eine eigene Sprache, oder aber um einen bulgarischen oder serbischen Dialekt handeln soll. Je nach politischer Lage wird das eine oder andere betont. Nach aktueller Interessenslage der beteiligten Staaten (z.B. Ablenkung von inneren Schwierigkeiten) könnte der latent vorhandene Konflikt jederzeit abgerufen werden. Das macht ihn in der instabilen Lage des Balkans heute wieder brandgefährlich (s. S. 508).

Im 10. Jahrhundert waren die Sprachen der Slawen in Südosteuropa noch nicht so genau geschieden, um eine nationalsprachliche Entscheidung treffen zu können. Fest steht jedenfalls, daß das fragliche Gebiet im bulgarischen Reichsverband stand und mit ihm zusammen unterging. Aber auch das ist natürlich kein Kriterium, um Makedonien geschichtlich Bulgarien zuordnen zu können. Die Geschichte in diesem Raum wird noch turbulent genug werden.
 
Kap. "Das weihrauchverhangene Mittelalter", S.96:

Makedonien mit Skopje wird auch von den Bulgaren beansprucht. Im Jahr 1330 aber werden sie von den Serben bei Velbužd (heute Kjustendil) geschlagen. Damit ist Makedonien mit Skopje und den alten Kulturstätten Ohrid und Prespa für Serbien gewonnen. Und hier beginnt - neben dem ethnisch-sprachlichen Makedonienproblem, das wir schon erwähnt haben - das politische. Denn Serbien hat erst gegen das griechische Kaiserreich, dann gegen das bulgarische Zarenreich Makedonien gewaltsam erobert. Bulgarien dagegen hält in seiner Geschichtsschreibung seine Rechte auf Makedonien für wesentlich legitimer und führt sie auf Zar Samuels „Westbulgarisches Reich" des 11. Jahrhunderts zurück. Für die serbische Nationalgeschichte jedoch war Samuels Reich ein eigenes „Makedonisches Reich", dessen legitime Nachfolge die Serbenkönige des 14. Jahrhunderts angetreten hätten. Nicht nur im Mittelalter, - nach wie vor ist dieser Streit um Binnen-Makedonien im Gange. Vorerst noch in den Geschichtsbüchern und in der nationalistischen Presse der beteiligten Länder. Schlachten haben selten positive Ergebnisse gebracht, - und die serbisch-bulgarische Schlacht bei Velbužd von 1330, bei der auch der bulgarische Zar Michael III. Schischman ums Leben kam, markiert den Beginn des bis in unser Jahrhundert dauernden bulgarisch-serbischen Gegensatzes über Makedonien.
 
Historische Ansprüche aber kommen auch aus Serbien: Makedonien war das Kernland des Zarenreiches Stefan Dusans, Skopje seine Krönungsstadt

Kommisch ich dachte Kosova war ihr Kernland..................... :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Ich glaube mit diesem Satz hatt sich das erledigt, wie wahrscheinlich es wahr, das Kosova ihr Kernland war nähmlich zu 0 %.
 
Albaner bzw. Arnauten in den Bergen


Wieder ein Beweis an die Serben, dass wir nicht aus Albanien kommen, sondern schon immer in den Bergen Kosovas und Mazedoniens zurückgezogen gelebt haben. (Ist ja auch eine Illyrische taktik :D )

Ich hoffe shiptar ich mache dein Thread nicht Kaputt, aber hier ist einfach das El dorado an beweisen, dass meine Behauptungen auch bestätigen. Und wieder kommen hier die Lügen der Serben und Griechen heraus...............

:!:
 
Zurück
Oben