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Mafia oder al-Qaida – Rätselraten über das Motiv

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Bloody

Guest
Indien ist Experten zufolge zum weltweiten Terrorziel Nummer Eins geworden. Allein in diesem Jahr sind Hunderte Menschen zahllosen Bombenanschlägen zum Opfer gefallen. Doch wer steckt hinter den Attentaten von Bombay? Unter Verdacht stehen mehrere Organisationen, auch die Mafia.

Sie näherten sich im Dunkel der Nacht, waren offenbar mit Booten bis an die Hafenmauer herangerudert, direkt hinter dem historischen Wahrzeichen der indischen Finanzmetropole, dem Gateway to India. Wie Schatten schlichen sie sich an die hell erleuchteten Prachtgebäude heran, das traditionelle Taj-Mahal Palace and Tower Hotel, das Trident Oberoi, eben all die prachtvollen Fünf-Sterne-Luxusherbergen, in denen Präsidenten und Könige, Showgrößen und reiche Geschäftsleute absteigen. Dann eröffneten sie das Feuer, ihre AK-47 spuckten Tod und heillose Panik. Eine konzertierte Aktion, über zwanzig Terroranschläge, minutiös geplant und fast zeitgleich ausgeführt von zu allem entschlossenen Militanten: Bombays Nacht des Schreckens.

Indien ist inzwischen Experten zufolge zum weltweiten Terrorziel Nummer Eins geworden. Allein in diesem Jahr sind über 300 Menschen den zahllosen Bombenanschlägen überall in den indischen Metropolen zum Opfer gefallen. Sprengsätze auf Märkten, in Theatern und in der Nähe von Moscheen schufen eine Atmosphäre von Unsicherheit und Chaos. Doch die Bombayer Bombennacht stellt alles Vorherige in den Schatten.
Wer aber steckt hinter dieser beispiellos blutigen Terrorwelle? Eine unbekannte Islamistengruppe namens „Deccan Mudschaheddin“ hat sich in einer Email an die indische Presse zu der Anschlagserie bekannt. So gut wie nichts ist über diese Gruppe bekannt, „Deccan“ ist der Name einer Ebene südlich des Ganges, „Mujaheddin" ist die Pluralform von Muslimen, die an einem Dschihad teilnehmen. Unmöglich, glauben Sicherheitskräfte und Terrorexperten einhellig, daß eine so namenlose kleine Gruppe eine so perfekt organisierte, schwer bewaffnete Anschlagserie allein geplant und durchgeführt haben können – auch wenn „Deccan Mudschaheddin“, wie manche glauben, einfach der neue Name einer altbekannten Gruppe, der „Indischen Mujaheddin“ ist.

Diese haben offenbar eine wichtige Basis in Bombay: nach den Attacken Ende Juli in der westindischen Stadt Ahmedabad, bei denen über 45 Menschen starben, waren die Bekennerschreiben auf einen Computer in Bombay zurückverfolgt worden. In diesen Emails waren außerdem bereits Anschläge in Bombay selber angekündigt worden.

Ein indischer TV-Sender, Times Now, zitierte anonyme Geheimdienstquellen, die davon ausgehen, die Attentäter kämen aus Pakistan. Dagegen spricht allerdings, daß die Männer mehreren Augenzeugenberichten zufolge Hindi sprachen. Schuldzuweisungen gen Pakistan sind in Indien Gang und Gäbe. Nur sehr schleppend gehen die Friedensbemühungen zwischen den beiden Atommächten voran. Immer wieder hat Indien seinem Nachbarland in der Vergangenheit vorgeworfen, grenzüberschreitenden Terrorismus zu unterstützen, vor allem im Zusammenhang mit dem schwelenden Konflikt um Kaschmir. Zahlreiche Anschläge auf indischem Boden wurden pakistanischen Terrorgruppen angelastet. Berüchtigt ist vor allem die Gruppe Lashkar-e-Toiba, die für den Anschlag auf das Parlament in Neu Delhi Ende 2001 verantwortlich gemacht wird. Am Donnerstag, nur ein paar Stunden vor der Terrorwelle in Bombay, war der pakistanischen Außenminister Shah Mahmood Qureshi in Delhi gelandet, um die Friedensverhandlungen wieder anzukurbeln. Wollten Terroristen diese Verhandlungen stören, um die Region weiter zu destabilisieren? Ein mögliches Motiv.
[h3]Intime Kenntnisse nötig [/h3]

Und trotzdem: Besonders intime Kenntnisse der Stadt Bombay waren nötig, ein lokales Netzwerk innerhalb der Finanzmetropole, um so infam und präzise zuschlagen zu können, wie in der Nacht zum Donnerstag. Und deshalb verdächtigen Kenner der Szene eine Verstrickung der Bombayer Mafia. Verschiedene Puzzleteilchen deuten auf eine solche Verbindung hin.
Die Mafia in Bombay war bereits mehrfach in Terroranschläge verwickelt. Das organisierte Verbrechen ist hier stark islamisch dominiert – und die Verbindung zu islamistischen Gruppen hat bereits Tradition. Nach den Hindu-Attacken auf Moslems in den Jahren 1992 und 1993 erschütterte schon einmal eine Anschlagserie die Stadt Bombay, ein monströser Rachefeldzug gegen Hindus. Damals starben mehr als 250 Menschen, und es stellte sich heraus, dass der Terror damals mithilfe von Mafia-Logistik durchgeführt worden war.

Just am Mittwoch stand nun Abu Salem, die Nummer Zwei des organisierten Verbrechens von Bombay, wegen jener Bombenserie von 1993 vor Gericht in der Hauptstadt Delhi. Zufall oder ebenfalls ein Motiv? Abu Salem ist die rechte Hand des obersten Mafiabosses Dawood Ibrahim, der in Dubai sitzt und von dort aus die Fäden zieht. Auch Dawood hat kein Interesse an indisch-pakistanischer Annäherung, da er in Pakistan eine verlässliche Operationsbasis besitzt und verhindern möchte, dass die indischen und pakistanischen Sicherheitskräfte gemeinsam gegen ihn vorgehen könnten. Auch dies könnte ein Teilchen im Mosaik der Motive sein.

Derzeit schießen in Indien die islamistischen Gruppen wie Pilze aus dem Boden: sogenannte „homegrown terrorists“, junge Inder, die zunächst oft einfach nur wütend über politische Strukturen, Korruption oder behördliche Ungerechtigkeiten sind. Wut und Frust der jungen Moslems wird von Fundamentalisten ausgenutzt und in militante Bahnen gelenkt. Die ständigen religiösen Zusammenstöße zwischen Hindus und Moslems in Indien gießen Öl in diese Feuer – die meisten Anschlagswellen in der Vergangenheit waren Rachefeldzüge der einen gegen die andere Religionsgruppe.

Bombay hat in den vergangenen Jahren viele Terroranschläge erlebt, seit 1993 ist die Stadt sechs Mal angegriffen worden. Doch bisher waren stets „unbemannte“ Sprengsätze platziert worden. Selbstmordattentäter sind eine neue, gefährliche Steigerung der Terrorstrategie. Möglich, daß die örtliche Mafia die Infrastruktur stellte, während Islamistengruppen, lokale oder pakistanische oder womöglich beide, koordiniert oder gar dirigiert von einer größeren Gruppe wie der Lashkar-e-Toiba, die Täter stellte: entschlossene, strenggläubige Männer, die bereit waren, ihr Leben hinzugeben. Und wenn nun tatsächlich gezielt gegen US-Bürger, Briten und sogar Juden vorgegangen wird, wie Nachrichtenagenturen berichten, dann wurde hier aus dem lokalen ein globaler Dschihad - mit der Agenda der al-Qaida."

Bombay-Attentate: Mafia oder al-Qaida - Rätselraten über das Motiv - Nachrichten Politik - WELT ONLINE
 
Vielleicht beides?

Die Kommunisten im Zarenreich betrieben auch Schutzgelderpressung Gross-Industrieller, um ihre Aktivitäten zu finanzieren...

Wer nicht zahlte wurde gebombt.



Es hält sich hartnäckig das Gerücht das Dubai Schutzgeld an die Al Qaida zahlt, in Dubai gab es noch nie einen Anschlag.
 
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