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Massaker an Demonstranten

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Massaker an Demonstranten



Eine Protestkundgebung vor dem Weißen Haus in Washington.


Bereits 173 Tote bei Protesten gegen Regime - Scharfschützen schießen auf Oppositonelle

Tripolis - Die Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Libyen werden immer gewalttätiger. Bei Protesten gegen Machthaber Muammar Gaddafi kamen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge in den vergangenen Tagen 173 Menschen ums Leben, allein am Samstag sollen es 90 gewesen sein. Am Sonntag versammelten sich in der Hafenstadt Benghasi erneut Zehntausende Menschen, um an Trauermärschen teilzunehmen. Einwohner sprachen von einem Massaker. Die Reaktionen aus dem Ausland waren zunächst zurückhaltend. Libyen ist ein wichtiger Energielieferant. Für Demokratie und soziale Reformen wurde am Wochenende auch in Marokko, Algerien, dem Jemen, in Bahrain, Oman und Kuwait sowie im Kleinstaat Dschibuti am Horn von Afrika demonstriert.


Massaker

Weil Journalisten nicht in die Stadt Benghasi dürfen, ist die Lage unklar. Berichte von Einwohnern deuteten auf eine Gewaltspirale hin. "Es gab letzte Nacht ein Massaker hier", sagte ein Einwohner der Nachrichtenagentur Reuters. Die Sicherheitskräfte hätten schwere Waffen eingesetzt. Viele Soldaten und Polizisten hätten sich den Demonstranten angeschlossen. Einwohnern zufolge feuerten Scharfschützen von einer Einsatzzentrale aus. Ein Zeuge berichtete, die Sicherheitskräfte hätten sich in ihre Kasernen zurückgezogen und keine Gewalt mehr über die Stadt. Nach Angaben von Human Rights Watch kamen bei den viertägigen Protesten 173 Menschen ums Leben. Die Regierung in Tripolis äußerte sich nicht zu den Unruhen.

50 führende muslimische Geistliche aus Libyen forderten die Behörden in einem gemeinsamen Appell auf, das Blutvergießen zu beenden. "Bringt nicht Eure Brüder und Schwestern um. Stoppt das Massaker jetzt", hieß es in einer an Reuters geschickte Erklärung. Ein Italiener berichtete der Agentur Ansa aus der Stadt, dass Regierungs- und Verwaltungsgebäude sowie eine Bank niedergebrannt worden seien. "Die Rebellen haben geplündert und alles zerstört", sagte der Augenzeuge. Nirgendwo sei Polizei zu sehen. Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben gab es nicht. Mobilfunkverbindungen brachen oft ab. Die Internetzugang wurde gekappt.

Experten halten es für unwahrscheinlich, dass die Proteste zum Sturz Gaddafis führen könnten. Im Osten des Landes, wo die Stadt Benghasi liegt, ist die Unterstützung für den Machthaber von jeher geringer als in anderen Landesteilen. In der Hauptstadt Tripolis demonstrierten bis Sonntagmorgen Tausende Menschen für Gaddafi, der das Land seit Jahrzehnten im Griff hat.

Großbritannien rief Libyen am Sonntag zur Einhaltung von Menschenrechten auf. Die Reaktion der Behörden auf die Proteste sei entsetzlich, sagte Außenminister William Hage im Fernsehsender Sky News. Libyen verfügt über Öl- und Gasvorkommen. Westliche Konzerne wie BP, Exxon Mobil oder ENI sind in dem Land aktiv. (Reuters)
 
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