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Merry Christmas - ein Weihnachtsantikriegsfilm

Grizzly

Problembär
Einen sehr anrührenden Film habe ich heute auf SAT1 gesehen:

1914 liegen sich die Soldaten dreier Nationen in Frankreich in Schützengräben gegenüber. Die Soldaten sind des Tötens und des Krieges leid. Es ist Weihnachten, und auf kaiserliche Anordnung hin wird die Front mit bereits geschmückten Weihnachtsbäumen beliefert. Den vom zähen Stellungskrieg zermürbten, durchfrorenen, verdreckten und von Läusen befallenen Soldaten kommt der allerdings wie ein schlechter makabrer Witz vor. Eigentlich hatte man ihnen versprochen, sie sollten schon längst wieder zu Hause bei ihren Familien sein.

Unter den deutschen Frontsoldaten befindet sich auch der junge Tenor Nikolaus Sprink - dessen Gesang ist Heiligabend der Auslöser für eine spontane Waffenruhe. Als Sprink "Stille Nacht, heilige Nacht" anstimmt, spricht er nicht nur die eigenen Kameraden an, sondern rührt auch die Gemüter der Feinde, sodass sich schließlich Franzosen, Briten und Deutsche im Niemandsland treffen, um gemeinsam das Weihnachtsfest zu feiern. Für einen frommen Moment scheint es, als habe die Menschlichkeit über die Unbarmherzigkeit des Krieges gesiegt und die Feinde in christlicher Andacht vereint. Zusammen zelebrieren die Soldaten die heilige Messe, tauschen Geschenke aus und spielen sogar eine Partie Fußball.

Als die Generalität jedoch von der friedfertigen Stimmung zwischen den Schützengräben erfährt, kehrt nur allzu schnell der Krieg zurück.
Quelle: Merry Christmas | Sat.1 Filme | Filme & Serien | www.sat1.de

Wie diese Männer nach den beeindruckenden Gemeinschaftserlebnissen sich wieder gegenseitig totschiessen sollen, ist ihnen allen nicht klar. Haben sie sich doch eben noch gegenseitig vor Artilleriebeschuss der eigenen Seite gewarnt und dann jeweils Unterschlupf im gegenerischen Schützengraben gefunden.

Die Heeresführung sowohl der Deutschen als auch der Briten/Franzosen tauscht darum die betroffenen Truppen aus, was allerdings nicht zum längeren Überleben der Soldaten führt - denn die Franzosen müssen nach Verdun, wo 1916 eine der schlimmsten Schlachten des ganzen Krieges tobte, mit über 300.000 Toten, die Deutschen nach Ostpreussen, um dort in vorderster Front an der Offensive gegen die russische Armee "verheizt" zu werden.
 
Tatsächlich fasst dieser Film eine Reihe von ähnlichen Begebenheiten zusammen, die man u.a. als Weihnachtsfrieden bezeichnet.

Der Weihnachtsfrieden (engl. Christmas Truce „Weihnachtswaffenstillstand bzw. Weihnachtswaffenruhe“) war ein von der Befehlsebene nicht autorisierter Waffenstillstand während des Ersten Weltkrieges am 24. Dezember 1914 und an den folgenden Tagen. Er fand an weiten Teilen der Westfront statt, vor allem zwischen Deutschen und Briten, aber auch an Teilen der Ostfront. Der Weihnachtsfrieden des Jahres 1914 bezeichnet heute vor allem die Ereignisse an der Front zwischen Messines und Neuve Chapelle, an der sich Deutsche und Briten gegenüberstanden.
Ähnliches soll manchmal auch noch im 2. Weltkrieg stattgefunden haben, z.B. habe ich irgendwo (die Quelle finde ich leider nicht mehr) gelesen, dass sich Deutsche und Engländer 1943 bei der Schlacht um Monte Cassino gegenseitig bei der Verwundetenbergung geholfen haben, indem sie sich z.B. Tragen ausliehen.

Die Ereignisse des Jahres 1914 sind vor allem in der britischen kollektiven Erinnerung gespeichert und werden oft in einer romantischen Verklärung, verkürzt und ungenau, überliefert. Die Realität kann nicht mehr so einfach wiedergegeben werden. Berichte der Geschehnisse sind oft unzusammenhängend oder widersprechen sich, manche Überlieferungen wurden im Laufe der Zeit ausgeschmückt und die offiziellen Stellen ergeben kaum verwertbare Informationen. Einen grundlegenden Gedanken der am Waffenstillstand teilnehmenden Soldaten kann man heute jedoch immer noch nachvollziehen: die Suche nach Gemeinschaft und Humanität im Spannungsfeld zwischen einem der wichtigsten christlichen Feste und einem menschenverachtenden Krieg.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsfrieden_(Erster_Weltkrieg)#Tradition_zwischen_den_Gr.C3.A4ben

Für die heutigen Kriegsschauplätze, z.B. in Afghanistan oder im Irak, erscheint mir das ziemlich unvorstellbar.
 
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