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Militärreform in Russland geht voran: Klasse statt Masse - „Wedomosti“
14:39|30/ 12/ 2009
MOSKAU, 30. Dezember (RIA Novosti). Die in der Armee begonnenen Reformen sind trotz des Grolls der Militärs unumkehrbar, schreibt die Zeitung „Wedomosti" vom Mittwoch.
Die geplante Reform, die Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow im Herbst 2008 angekündigt hatte, wurde 2009 schnell Realität.
Im Laufe des Jahres wurden mehr als 1500 Truppenteile bei Waffenlagern, in denen einige Soldaten und Offiziere auf die Kriegtechnik aufpassten, aufgelöst.
Mehr als 80 Brigaden, die in den Landstreitkräften übrig geblieben sind, haben komplette Personalstärke und Ausrüstung nach neuen Richtlinien. Die Landstreitkräfte sind nicht mehr in Divisionen und Armeen gegliedert. Statt den Divisionen wurden Brigaden geschaffen, die mehreren Dutzenden Operationskommandos unterstellt sind. Statt den Fliegerregimentern gibt es jetzt Fliegerstützpunkte, in denen intakte Maschinen stationiert werden. Nach dem Übergang der Armee auf das neue Planstellensystem sollen 2000 Flugzeuge und 15 000 Panzer liquidiert werden.
Rund 50 000 Offiziersposten sind abgeschafft worden. Insgesamt sollen 200 000 Offiziersposten bis 2012 abgebaut werden. Vor allem werden Oberoffiziere in den Ruhestand geschickt. Es geht um Oberstleutnants und Oberste, die früher fast zahlreicher waren als Leutnants und so gut wie keine Untergesetzten hatten. Die Struktur des Offizierskorps soll fortan einer Pyramide ähneln. Die Ausbildung von Berufssergeanten hat gerade begonnen.
Somit ist die erste Phase der Reform abgeschlossen: Der Abbau der alten Armee nach sowjetischem Modell. Jetzt muss eine neue Armee aufgebaut werden.
Der Umbau soll die russische Armee bis 2016 den meisten westlichen Armeen ähnlich machen, die kleine Reservekomponenten haben. 2016 soll die Armee in Friedenszeiten eine Million, in Kriegszeiten 1,7 Millionen Soldaten zählen. Bis 2020 soll sie neu bewaffnet werden. Sie ist nicht für Konflikte mit den Armeen der NATO oder Chinas gedacht, die übrigens auch nicht auf Masse konzipiert sind, sondern in erster Linie für Operationen im postsowjetischen Raum.
Die Kehrseite des radikalen Umbruchs ist die massenhafte, wenn auch versteckte Unzufriedenheit des Offizierskorps. Dieses wird im Moment genauso massiv gekürzt wie Anfang der 1990er. Die Offiziere bekommen Unteroffiziersposten angeboten.
Die Reformer versprechen, alle Entlassenen, denen es zusteht, mit Wohnungen und Entlassungsgeld zu versorgen und bei der Arbeitssuche zu helfen. Doch in der Realität werden die Rechte dieser Menschen massiv verletzt. Das wird aber die Reform nicht stoppen können. Die schwachen Widerstandsversuche der Generäle und der Duma-Abgeordneten im Frühjahr endeten erfolglos.
14:39|30/ 12/ 2009
MOSKAU, 30. Dezember (RIA Novosti). Die in der Armee begonnenen Reformen sind trotz des Grolls der Militärs unumkehrbar, schreibt die Zeitung „Wedomosti" vom Mittwoch.
Die geplante Reform, die Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow im Herbst 2008 angekündigt hatte, wurde 2009 schnell Realität.
Im Laufe des Jahres wurden mehr als 1500 Truppenteile bei Waffenlagern, in denen einige Soldaten und Offiziere auf die Kriegtechnik aufpassten, aufgelöst.
Mehr als 80 Brigaden, die in den Landstreitkräften übrig geblieben sind, haben komplette Personalstärke und Ausrüstung nach neuen Richtlinien. Die Landstreitkräfte sind nicht mehr in Divisionen und Armeen gegliedert. Statt den Divisionen wurden Brigaden geschaffen, die mehreren Dutzenden Operationskommandos unterstellt sind. Statt den Fliegerregimentern gibt es jetzt Fliegerstützpunkte, in denen intakte Maschinen stationiert werden. Nach dem Übergang der Armee auf das neue Planstellensystem sollen 2000 Flugzeuge und 15 000 Panzer liquidiert werden.
Rund 50 000 Offiziersposten sind abgeschafft worden. Insgesamt sollen 200 000 Offiziersposten bis 2012 abgebaut werden. Vor allem werden Oberoffiziere in den Ruhestand geschickt. Es geht um Oberstleutnants und Oberste, die früher fast zahlreicher waren als Leutnants und so gut wie keine Untergesetzten hatten. Die Struktur des Offizierskorps soll fortan einer Pyramide ähneln. Die Ausbildung von Berufssergeanten hat gerade begonnen.
Somit ist die erste Phase der Reform abgeschlossen: Der Abbau der alten Armee nach sowjetischem Modell. Jetzt muss eine neue Armee aufgebaut werden.
Der Umbau soll die russische Armee bis 2016 den meisten westlichen Armeen ähnlich machen, die kleine Reservekomponenten haben. 2016 soll die Armee in Friedenszeiten eine Million, in Kriegszeiten 1,7 Millionen Soldaten zählen. Bis 2020 soll sie neu bewaffnet werden. Sie ist nicht für Konflikte mit den Armeen der NATO oder Chinas gedacht, die übrigens auch nicht auf Masse konzipiert sind, sondern in erster Linie für Operationen im postsowjetischen Raum.
Die Kehrseite des radikalen Umbruchs ist die massenhafte, wenn auch versteckte Unzufriedenheit des Offizierskorps. Dieses wird im Moment genauso massiv gekürzt wie Anfang der 1990er. Die Offiziere bekommen Unteroffiziersposten angeboten.
Die Reformer versprechen, alle Entlassenen, denen es zusteht, mit Wohnungen und Entlassungsgeld zu versorgen und bei der Arbeitssuche zu helfen. Doch in der Realität werden die Rechte dieser Menschen massiv verletzt. Das wird aber die Reform nicht stoppen können. Die schwachen Widerstandsversuche der Generäle und der Duma-Abgeordneten im Frühjahr endeten erfolglos.